Überstunden auszahlen lassen!?

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Norbert
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Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Norbert »

Hallo und allen einen schönen dritten Advent.

Bei uns in der Anstalt wird zur Zeit verstärkt damit geworben das man sich doch die Überstunden auszahlen lassen kann.
Eine Umwandlung in freie Tage ist ehrlich gesagt nicht in Sicht.
Viele von uns haben über 200 Stunden angesammelt, ich bin aktuell bei +-300.

Der Bruttosatz beträgt aktuell 14,21€ in der Besoldungsgruppe A7/A8.

Hat sich schonmal eine/r 100 Stunden auszahlen lassen und kann berichten wieviel netto ihm geblieben ist?
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Hauseltr
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Hauseltr »

Ich meine:

Monatliche steuerpflichtige Bezüge + 1421,00 €, ergibt den steuerpflichtigen Bezug für den laufenden Monat.

https://lohnsteuertabelle.com.de/Besond ... abelle.php

Allerdings kann sich in der Einkommensteuererklärung für das Auszahlungsjahr das Ganze relativieren.
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Baumschubser
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Baumschubser »

Ich hab mir dieses Jahr mal 50 Stunden auszahlen lassen (Sachsen, A8). Wir haben einen Satz von 13,79€ brutto, machte also 689,50€ brutto, wovon dann netto bei mir 407,08€ ausgezahlt wurden. Ich hab das nur gemacht, weil ich das Geld mal nebenher für eine Anschaffung gut gebrauchen konnte. Ansonsten ist das ein reines Verlustgeschäft und es wäre mir egal, ob da 500 Stunden stehen würden. Ich kann bis zur A8 nur davon abraten, bei A9 gibts dann schon deutlich mehr.
Norbert
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Norbert »

Danke schonmal für eure Antworten. @Baumschubser, darf ich fragen welche Steuerklasse du hast? Ich hab aktuell die „vorteilhafte“ 3.
Torquemada
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Torquemada »

Norbert hat geschrieben: 17. Dez 2018, 20:21 Danke schonmal für eure Antworten. @Baumschubser, darf ich fragen welche Steuerklasse du hast? Ich hab aktuell die „vorteilhafte“ 3.
Das ist doch völlig irrelevant, weil im Jahr darauf mittels Einkommensteuerbescheid korrekt abgerechnet wird. Gerade bei der Kombination III/V kommt es dann oft zu deutlichen Rückforderungen seitens des Finanzamtes.
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Baumschubser
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Baumschubser »

Norbert hat geschrieben: 17. Dez 2018, 20:21 Danke schonmal für eure Antworten. @Baumschubser, darf ich fragen welche Steuerklasse du hast? Ich hab aktuell die „vorteilhafte“ 3.
Ich hab Steuerklasse 4, meine Abzüge sind also da drauf recht hoch.
Hanswurst I.
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Hanswurst I. »

Die Steuerklasse gibt nur an, welche Vorauszahlungen man unterm Jahr zu leisten hat. Abgerechnet wird dann erst am Jahresende bzw. mit der Steuererklärung.

Es wird ja ganz gern immer rumgejammert "da wird soviel abgezogen, das lohnt sich nicht". Ist ja durchaus nachvollziehbar wegen der hohne vorläufigen Versteuerung als Einmalzahlung, aber irgendwie erschließt sich mir der Sinn trotzdem nicht ganz. Was soll das im Gegenzug bringen dafür 300 oder gar 500 Stunden auf der Uhr zu haben die man anscheinend aber auch nicht abbauen kann? Dann nehm ich doch lieber 14€ pro Stunde und fertig. Bei 300 ausgezahlten Stunden sind das auch mal eben 4200€, also selbst bei großzügig abgezogenen 50% Steuervorauszahlung immerhin noch 2100€. Dazu gibt's durch die Steuererklärung ja ebenfalls nochmal was raus. Pi mal Daumen geht man aus der Geschichte wohl mit 3000€ netto raus würde ich schätzen.

Wenn man die Stunden eh nicht nehmen kann oder will, dann spricht doch nichts gegen eine Auszahlung? Ich sitze ab 1.1. auf 73 Urlaubstagen und "nur" 65 Überstunden. Ich wäre nicht unglücklich wenn mit mein AG mit einem Angebot 43 Urlaubstage gegen Kohle kommen würde weil ich jetzt schon nicht weiß, wie ich die irgendwann loswerden soll. Und ja, ich fahr natürlich auch in Urlaub, aber die Tage nur nehmen damit sie genommen sind, am besten noch in den wettermässig beschissensten Zeiten Februar oder November sehe ich dann auch nicht ein. Dann lieber Zaster. Aber bietet mir ja keiner an. *grummel*
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Baumschubser
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Baumschubser »

Mit den Urlaubstagen gehst du aber ein hohes Risiko ein. Sofern du die nicht irgendwann nehmen kannst, sind die weg, sofern du pro Jahr die 20 Tage gesetzlichen Mindesturlaub hattest. So passiert einer Kollegin hier, die ihre Urlaubstage (5 pro Jahr) über einige Jahre angespart hatte. Sie wurde dann aber krank und ist bis zur Pensionierung nicht mehr wieder gekommen. Der Urlaub war futsch.

Überstunden hingegen können sogar vererbt werden, sofern du vorzeitig ins Gras beißt. Und mit 300 Überstunden gehst du halt einige Wochen eher in Pension, fertig ist die Laube. Und wenn du dort krank wirst, müssen die Stunden am Ende ausbezahlt werden.
Hanswurst I.
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Hanswurst I. »

Naja, der Urlaub juckt dann im Falle eines ungeplanten Todes ja auch nicht mehr wirklich... ;)

Es ist halt immer so ein "Hinterhergerenne", erstmal wieder den angesparten Urlaub nehmen der in dem Jahr am Ende verfallen würde und dann nochmal mindenstens 15 Tage vom aktuellen da nur der 15 übersteigende Anteil (in dem Fall auch 15 von insgesamt 30) angespart werden kann.

Ich denke, ich werde 2019 mal einige freie Montage oder Freitage nehmen um den Berg bisschen abzutragen. Mit dem "großen" Urlaub im Sommer gehen gerade mal 16 Tage weg, davon 14 vom sonst verfallenden angesparten, 2 vom aktuellen und dann will ich mal im Frühjahr ein, zwei Wochen und vielleicht klappt auch mal nächstes Jahr über Weihnachten, wobei bei mir aufgrund IT und ständigen Personalwechseln die Monatsenden bei mir momentan kaum beurlaubbar sind. Zum Glück erlaubt mir meine Tätigkeit eine sehe hohe Spontanität bei sowas, bis halt auf die Monatsenden. Aber es gibt Schlimmeres und mit einer Auszahlung kann ich ohnehin nicht rechnen.
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Hauseltr
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Hauseltr »

Ha­ben Be­am­te in­fol­ge mehr­jäh­ri­ger Krank­heit kei­nen Ur­laub neh­men kön­nen, steht ih­nen Ur­laubs­ab­gel­tung zu, wenn sie in den Ru­he­stand tre­ten: Eu­ro­päi­scher Ge­richts­hof, Ur­teil vom 03.05.2012, Rs. C-337/10 (Nei­del gg. Frank­furt)

An­ders als die Ar­beits­ge­rich­te hiel­ten die meis­ten deut­schen Ver­wal­tungs­ge­rich­te aber trotz des Schultz-Hoff-Ur­teils dar­an fest, dass es für langjährig er­krank­te Be­am­te kei­ne Ur­laubs­ab­gel­tung bei Ein­tritt in den Ru­he­stand ge­ben könne. Da­bei be­rie­fen sie sich auf die deut­schen Be­am­ten­ge­set­ze, de­nen zu­fol­ge das Be­am­ten­verhält­nis mit dem Ein­tritt in den Ru­he­stand nicht en­det, so­wie auf die gu­te so­zia­le Ge­samt-Ab­si­che­rung von Be­am­ten. Die­se Auf­fas­sung steht aber auf wack­li­gen Füßen, da die Richt­li­nie 2003/88/EG un­zwei­fel­haft auch Be­am­te er­fasst.

https://www.hensche.de/Urlaubsabgeltung ... eidel.html
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Baumschubser
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Baumschubser »

Hanswurst I. hat geschrieben: 19. Dez 2018, 07:04 Naja, der Urlaub juckt dann im Falle eines ungeplanten Todes ja auch nicht mehr wirklich... ;)
Für dich ist das egal, für die Hinterbliebenen ist das bares Geld, was vielleicht dringend benötigt wird.
Dienstunfall_L
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Dienstunfall_L »

Hallo

Der Link von Hauseltr ist von 2012.
­... Die­se Auf­fas­sung steht aber auf wack­li­gen Füßen, da die Richt­li­nie 2003/88/EG un­zwei­fel­haft auch Be­am­te er­fasst.
https://www.hensche.de/Urlaubsabgeltung ... eidel.html
und m.W. ist die Frage der Urlaubsabgeltung inzw. klar geregelt. Bei Suchergebnissen zum Thema "Urlaubsabgeltung" rate ich, auf Aktualität zu achten.

Das Thema ist nicht Urlaub(sabgeltung), sondern Überstunden.
Urlaubsabgelltung (bestimmter Zeiten rückwirkend) ist ein Sonderfall, wenn man Urlaub nicht nehmen kann/konnte und in Ruhestand versetzt wird.
Klaus1717
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Klaus1717 »

14 € Brutto quasi 9 € plus minus Netto....Sorry ....erbärmlich wenig.
Seltsamerweise ab A9 direkt um 20 € Begründung : Wegen der Pilze
Da nehme ich mir lieber frei und spare auch noch den Sprit zum Dienst
Genau so eine Verars....wie 3 € / Std für einen Sonntag......
Hanswurst I.
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Hanswurst I. »

Baumschubser hat geschrieben: 19. Dez 2018, 17:57 Für dich ist das egal, für die Hinterbliebenen ist das bares Geld, was vielleicht dringend benötigt wird.
Drum sollte man bei XXXXXXX vielleicht nicht die billigste Lebensversicherung auswählen. ;) Name eines kommrziellen Vergleichsportals entfernt - mod
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Baumschubser
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Re: Überstunden auszahlen lassen!?

Beitrag von Baumschubser »

Hanswurst I. hat geschrieben: 27. Dez 2018, 06:46
Baumschubser hat geschrieben: 19. Dez 2018, 17:57 Für dich ist das egal, für die Hinterbliebenen ist das bares Geld, was vielleicht dringend benötigt wird.
Drum sollte man bei XXXXXXX vielleicht nicht die billigste Lebensversicherung auswählen. ;) Name eines kommrziellen Vergleichsportals entfernt - mod
Das ist doch wieder was ganz anderes und hat mit dem Thema nichts zu tun. Kein Mensch wird Überstunden als Altersabsicherung ansparen.
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