Wir können so weitermachen wie bisher. Bis zur nächsten noch größeren Finanzkrise oder zur Übernächsten. Auf lange Sicht ist aber auf diesem Wege die Demokratie gefährdet. Wenn die Massen verarmen passiert das, was vor 80 Jahren schon einmal geschah. Die Radikalen bekommen Zulauf. Die vorausgegangenen Finanzkrisen betrafen noch die Peripherien des Weltfinanzsystems (Russland-, Asien-, Südamerika-, Mexikokrise). Die Spannungen und Ungleichgewichte im Finanzmarkt sind seither größer geworden. Seit der dotcom-Bubble im Jahr 2000 aber sind die im Zentrum angekommen.
Die Welt und die einzelnen Staaten darin sind auf dem Weg zu einer Finanzdiktatur zu verkommen. Nicht von Staats wegen. Die Diktatoren sind die großen Player und Superbanken mit den Milliarden. Die können mit ihrem Geld bestimmen was gespielt wird. Sie handeln dabei nicht verschwörerisch, sondern allein gewinnorientiert. Die Billionen von Kapital die um den Erdball schießen, sind immer auf der Suche nach der größten Rendite. Letztes Jahr waren Rohstoffe vielversprechend, wir erinnern uns sicher noch. Das in den letzten Jahrzehnten angesammelte Vermögen bei wenigen, wird zur Geißel der großen Mehrheit der anderen. Zu diesen anderen gehören alle, die auf Arbeit und Umsatz angewiesen sind genauso wie die Staaten und deren Regierungen.
Allein das Finanzvermögen der reichsten 8,7 Millionen Menschen weltweit (berücksichtigt sind alle mit einem Vermögen ab einer Million Dollar aufwärts) beträgt zusammen 33 Billionen Dollar in 2005. Zur selben Zeit hatten betrugen alle Staatsschulden global fast dieselbe Höhe, nämlich 32 Billionen Dollar. Da Geld durch Kredit entseht (ist weltweit so) kann man es auch so ausdrücken: Alle Staaten auf der Welt zusammen sind bei diesen 8,7 Millionen verschuldet.
Das Vermögen dieser Millionäre und Milliardäre wuchs von 2001 von einer Zahl von 7,1 Millionen Millionären und Milliardären mit einem Vermögen von zusammen 26 Billionen Dollar um gut 7 Billionen Dollar die sich in 2005 auf eben diese 8,7 Millionen Millionäre und Milliardären verteilen.
In derselben Zeit wuchsen die globalen Staatsschulden von 20 Billionen um 12 Billionen auf die genannten 32 Billionen Dollar. Somit ist sozusagen der größte Teil der globalen Neuverschuldung in Dollar als Vermögenszuwachs bei diesen 8,7 Millionen reichsten Bürgern der Welt gelandet. (Alle Zahlen aus World Wealth Report)
Und meint jetzt noch jemand, gegen diese Summen ist noch eine vernünftige Politik zum Wohle des Staates und des einzelnen Bürgers zu machen? Welche Partei soll das bewerkstelligen?
Was wir brauchen ist eine Krise, die genau diese Vermögen vernichtet. Ohne Kollateralschäden bei den andern Milliarden Erdenbewohnern und den Volkswirtschaften. Nur verläuft die Finanzkrise nicht so. Oder einen weltweiten Kapitalschnitt und einen Neubeginn (eher nicht zu erwarten).
Oder man versucht es mit einem geänderten Finanzsystem. Es bringt nichts Banken zu privatisieren (Linke), es bringt auch nichts einfach allgemein die Steuern senken zu wollen (FDP). Oder von allem ein bisschen (CDU und Sozis). Das Finanzsystem muss endlich geändert werden.
Dazu braucht es aber die Erkenntnis wo die eigentlichen Ursachen liegen und den politischen Willen etwas zu ändern. Beides kann ich derzeit nicht erkennen.
Die Politik kann doch wenn sie will. Das 480 Mrd. Rettungspaket im letzten Herbst war innerhalb einer Woche durch die Gesetzgebung. Oder die Verstaatlichung der HRE, die wurde auch durchgezogen.
Vor Jahresfrist hatte ich die Möglichkeit mit Finanzminister a.D. Herrn Hans Eichel ca. 20 Minuten lang zu telefonieren (Kontakt einfach herstellbar, da er ein M.d.B. ist). Auf mein vorausgegangenes Schreiben zum Thema multiple Geldschöpfung kam die Reaktion: „Das stimmt so nicht“.
Vor kurzem habe ich Herrn Dr. Edgar Most die Frage gestellt, wie die Geldschöpfung funktioniert, ob die umlaufende Geldmenge tatsächlich alles nur vergebene Kredite sind. Wieder die gleiche Reaktion.
http://www.amazon.de/F%C3%BCnfzig-Jahre ... 841&sr=8-1
Dabei wird in einschlägigen Werken die Geldschöpfung lang und breit erklärt. Unter anderem in Ottmar Issings Buch „Einführung in die Geldtheorie“ und in Broschüren der Bundesbank (Die Banken als Geldproduzenten). Andererseits fragt man sich, wer uns eigentlich regiert. Wie wollen die Herrschaften in den Führungspositionen die anstehenden Probleme lösen, wenn grundlegendes Wissen zur Geldordnung fehlt?
Ansätze und Ideen zu Reformen gibt es. Zum einen wären da die Freiwirtschafler (z.B.
www.inwo.de ) oder die Geldreformer um Prof. Bernd Senf (
www.liebeangelamerkel.de und
www.monetative.org ). Leider sind die sich auch nicht einig. Es tobt eine erbitterte Schlacht um das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein der Geldschöpfung. Die Freiwirtschaftler lehnen deren Existenz als Märchen ab. Wer da mal mitlesen will:
http://liebeangelamerkel.foren-city.de/ ... ozess.html
Die Freiwirtschaftler sind m.E. schon ein seltsamer Haufen. Ihre Theorien auf Silvio Gesell beruhend betrachten sie gern als allumfassend und Kritik daran als Blasphemie.
Zitat eines Freiwirtschaflers: „Zu den größten und bedeutendsten Werken des menschlichen Geistes gehören die Allgemeine Relativitätstheorie (Albert Einstein, 1915) und die Natürliche Wirtschaftsordnung (Silvio Gesell, 1916). Das erstgenannte Werk mag irgendwann verbessert werden, so wie Einstein Newton verbesserte, und das Zweitgenannte kann nicht mehr verbessert werden, weil es über die absolute Gerechtigkeit hinaus keine weitere Gerechtigkeit mehr gibt. Doch während selbst hochbegabte Menschen den größten Respekt vor Einstein haben, glauben viele Mittelmäßige, sie könnten Gesell verbessern.“
Ohne Worte.
Fazit: Geld ist auch heute noch ein Mythos. Jeder nutzt es aber wenige wissen, wie es funktioniert. Selbst die Gelehrten und Ökonomen streiten sich. Dabei handelt es sich nicht etwa um einen Vorgang aus der Natur, Physik oder dergleichen den es zu begreifen und zu erfassen gibt, sondern um ein vom Menschen selbst geschaffenes Konstrukt, das offensichtlich nicht begriffen wird. Unfreiwillig kommt einen da Goethes Zauberlehrling in den Sinn. Es sollte wohl bereits in der Schule dazu grundlegendes Wissen vermittelt werden. Könnte mir aber vorstellen, dass es gewissen Kreisen ganz Recht ist, das dies nicht geschieht.
So long