Die derzeitige Krise wird etwas verständlicher wenn die Funktionsweise unseres Geldsystems genauer unter die Lupe genommen wird.
Sicher doch Geld, also richtiges Geld wird gedruckt. Aber wie kommt es unter die Leute, und woher kommt das ganze Buchgeld, kommen die ganzen Zahlen auf unseren Kontoauszügen?
Das grundlegende Wesen von Geld hat sich verändert. Früher war Papiergeld tatsächlich eine Quittung, die man bei der Zentralbank gegen Gold oder Silber eintauschen konnte. Heute kann man so eine Papierwährung nur gegen eine andere solche Papierwährung eintauschen. Früher gab es privat geschaffene Kredite nur in Form privater Banknoten (Schuldquittungen), die andere Leute als Zahlungsmittel ablehnen konnten, so wie wir heute private Schecks ablehnen können. Heutzutage ist privat geschaffener Kredit direkt tauschbar in „Fiat-Währung“ der Regierung. Die Euros, Pfund, Dollars, die heutzutage gewöhnlich unser Geld darstellen sind diese „Fiat-Währung“. Sie heißen deshalb so, weil sie durch Regierungs-Fiat (Erlass) dazu gemacht geworden sind und Gesetze besagen, dass wir sie als Zahlungsmittel akzeptieren müssen.
Geld entsteht heute überwiegend durch Kredit. Die Geldschöpfung durch Kredit erfolgt ausschließlich durch die Banken (Zentralbanken und Geschäftsbanken). ALLE Banken machen Geld.
Nehmen wir zum Beispiel an, ihr geht zu eurer Hausbank und leiht euch dort 10.000 Euro. Dann entstehen 10.000 Euro, die es vorher noch nicht gegeben hat. Die Bank erschafft das Geld extra für euch, und zwar im Handumdrehen mit einem Mausklick - aus dem Nichts. Wenn ihr jetzt meint, das geht doch nicht, die Bank könne euch doch nur etwas leihen, dass sie schon besitzt, das es also schon gibt. Weit gefehlt, Banken verleihen Geld, das es noch nicht gibt. Sie erschaffen es erst, und zwar genau mit dem Akt der Kreditvergabe. Geld kommt also quasi aus dem Nichts. Es bleibt so lange, wie der Kredit besteht. Und es verschwindet wieder im Nichts, wenn ihr den Kredit tilgt.
Wenn man das einmal verstanden hat, ist das schon die halbe Miete. Normale Bürger und Unternehmen können auch tatsächlich nur solches Geld als Kredit hergeben, das wir schon besitzen. Bei solchen Kreditgebern entsteht kein Geld. Nur Banken machen das Geld, das sie verleihen erst selbst. Gäbe es die Banken und ihre Kredite nicht, gäbe es auch kein Geld. Nur durch sie kommt Geld auf diese Welt.
Wie geht das jetzt vor sich? Bei der Geldschöpfung durch Kredit schreibt die Bank 10.000 Euro auf eurem Konto gut, das ist alles. Die 10.000 Euro kommen allerdings nirgendwo her, sondern die Bank hat einfach aus "Null" die Zahl "10.000" gemacht. Damit ist das neue Geld geboren. Die Zahl "10.000" wird damit zu Buchgeld. Buchgeld ist völlig frei von Materie, nur noch eine Information. Somit wird die einfache Zahl "10.000" zu Geld, mit dem man überall bezahlen kann. Wie kommt es aber dazu, dass jedermann die Zahl "10.000" als Geld akzeptiert? Der Grund liegt im Vertrauen, dafür Waren und Dienstleistungen zu bekommen. Nur dieses Vertrauen macht Geld zu dem, was es ist.
Aber worauf vertrauen wir konkret beim Geld unserer Banken? Zuerst einmal darauf, dass wir dafür jederzeit BARGELD bekommen. Das Vertrauen ist auch der Grund, warum wir der Bank unser Geld anvertrauen. Bargeld ist nämlich anderes Geld als das Geld, was eure Bank erschafft. Bargeld kann man anfassen, es ist real und es wird von der Zentralbank ausgegeben. Hinter der Zentralbank steht der Staat und damit "Sicherheit". Dem Zentralbankgeld wird noch größeres Vertrauen entgegengebracht, als dem Geld der Geschäftsbanken. Deshalb wollen ja auch alle Kunden das Zentralbankgeld haben, wenn einmal das Vertrauen in eine Bank schwindet. Dann rennen sie dieser Bank die Bude ein und räumen ihre Konten leer.
Nun ist es aber noch wichtig zu wissen, dass die Zentralbank ihr Geld auf die gleiche Weise erschafft. Durch Mausklick aus dem Nichts. Und trotzdem gilt Zentralbankgeld als etwas Besonderes. Das sieht man auch daran, dass es das einzige Geld ist, das die Geschäftsbanken untereinander akzeptieren. Wenn also eine Bank an eine andere etwas zu zahlen hat, braucht sie es gar nicht erst mit ihrem selbst produzierten Geld zu versuchen. Die andere Bank will auf jeden Fall Zentralbankgeld haben. Banken untereinander zahlen sich nicht ihr eigenes erschaffenes Geld.
Die Banken können ihr eigenes Geld erst über den Umweg der Zentralbank universell einsetzten. Wenn ihr mit euren frisch geschaffenen 10.000 Euro etwas per Überweisung bezahlen wollt, dann sagt ihr der Bank: „Die 10.000 Euro bitte auf das Konto X bei der Bank Y.“ Der Kontoinhaber des Konto X bekommt die 10.000 Euro aber erst, wenn dessen Bank die 10.000 Euro in Form von Zentralbankgeld bekommt. Also muss jetzt erst mal Zentralbankgeld geschaffen werden. Von wem? Natürlich von der Zentralbank, denn nur das Geld, das sie herstellt, ist Zentralbankgeld. Und wie wird es erzeugt? Natürlich durch Kredit, den eure Bank dort aufnimmt. Mit dem Kredit schafft die Zentralbank also nun ihrerseits 10.000 Euro per Mausklick und schreibt sie dem Konto gut, das eure Bank dort hat. Die Bank Y von Kunde X hat ebenfalls ein Konto bei der Zentralbank. Eure Bank sagt dann zur Zentralbank: „Die Zehntausend bitte aufs Konto X bei Bank Y“. Und so wandert das Geld durch einfaches Umbuchen auf das andere Konto. Sobald die Bank Y die 10.000 Euro auf ihrem Zentralbankkonto hat, schreibt sie es dem Kontoinhaber des Konto X gut. Beim Kunden X ist es dann allerdings kein Zentralbankgeld mehr, dessen Bank hat daraus wieder ihr eigenes Geld gemacht.
Wird der Transfer zwischen euch und Kunde X in Bar abgewickelt läuft es ähnlich. Auch dann muss eure Bank erst einen Kredit bei der Zentralbank aufnehmen. In diesem Fall lässt Sie sich die 10.000 Euro allerdings nicht auf dem Konto gutschreiben, sondern in Form von Geldscheinen auszahlen. Danach könnt ihr euch die Scheine bei eurer Bank abholen, indem ihr das Geld vom Konto abhebt. Auch Bargeld kommt also genauso wie das Geld auf dem Konto durch Kredit in Umlauf.
Grundsätzlich entsteht sämtliches Geld durch Kredite. Und Kredite sind es auch, die das Geld am Leben erhalten. Sobald nämlich ein Kredit getilgt wird, verschwindet der durch ihn erzeugte Geldbetrag wieder im Nichts. Das bedeutet: Jeder Euro auf eurem Konto und in eurem Portmonee - selbst der, den ihr zum Beispiel als Gehalt überwiesen bekommt, ist durch Kredit geschaffen worden. Und er lebt nur durch Kredit weiter, auch wenn er in der Zwischenzeit mehrmals den Besitzer wechselt. Gäbe es keinen Kredit mehr, gäbe es auch kein Geld.
MERKSATZ: Geld kommt überwiegend als Kredit in Umlauf. Das Vorhandensein von Geld ist an Kredit gebunden. Ohne Kredit gibt es kein Geld. Wird ein Kredit getilgt, verschwindet dieses so geschaffene Geld wieder.
Nun können die Banken aber noch viel mehr Geld machen, als sie sich bei der Zentralbank leihen müssen. Hier kommen wir zur multiplen Geldschöpfung. Da das meiste Geld heute in Form von Buchgeld gebraucht wird, ist es überhaupt nicht erforderlich, die gleiche Menge Zentralbankgeld zu leihen wie die Banken Kredite vergeben. Es wollen ja in normalen Zeiten nie alle Kunden gleichzeitig ihr Geld haben. Es reicht in normalen Zeiten völlig aus, weniger als 10% der vergebenen Kredite in Form von Zentralbankgeld bei der Bank zu unterlegen. Das heißt also, nicht einmal zehn Prozent des Geldes, das die Banken produzieren, sind mit Zentralbankgeld unterlegt - mit dem Geld also, dem die Leute am meisten vertrauen.
Warum machen sie das dann? Warum produzieren sie mehr Geld, als sie sich gleichzeitig bei der Zentralbank beschaffen können? Sie könnten sich doch beschränken. Klar könnten sie das. Aber der Clou ist, Banken verdienen gerade daran sehr gut, dass sie mehr produzieren. Sie vergeben ein Vielfaches der mit Zentralbankgeld unterlegten Summe als Kredit und verdienen daran. Sie schöpfen also ein Vielfaches von eigenem Geld aus einer bestimmten Summe Zentralbankgeld. Das ist die multiple Geldschöpfung. In der EU gilt ein Mindestreservesatz von 2 %, d.h. Geschäftsbanken können das 50fache ihrer Zentralbankgeldguthaben als Kredite in Form von Buchgeld vergeben.
Zitat: „Das moderne Bankwesen stellt Geld aus dem Nichts her. Der Vorgang ist vielleicht der verblüffenste Taschenspielertrick, der jemals erfunden wurde. Das Bankwesen wurden ersonnen im Frevel und geboren in Sünde. Bankiers besitzen die Welt. Nimm sie ihnen und lass ihnen die Macht, Geld zu erschaffen, und mit einem Federstrich werden sie genug Geld haben, um sie wieder zurückzukaufen. Nimm ihnen diese gewaltige Macht und alle großen Vermögen wie meines werden verschwinden, und sie sollten auch verschwinden, denn es wäre dies eine bessere und fröhlichere Welt. Aber wenn du weiterhin Sklave der Banken sein willst und den Preis deiner eigenen Versklavung bezahlen willst, dann lass die Bankiers weiterhin Geld erschaffen und Kredite kontrollieren.“ - Sir Josiah Stamp, Direktor der Bank of England 1928-41
Wie nun genau die multiple Giralgeldschöpfung funktioniert, dafür findet ihr ein anschauliches Beispiel weiter unten.
Nun stellt sich die Frage, wenn Banken und Regierungen gleichermaßen Geld erschaffen können, wie viel Geld gibt es dann? In der Vergangenheit war die tatsächliche Menge des Geldes begrenzt durch die tatsächlich physisch vorhandene Menge an Dingen die als Geld benutzt wurden. So brauchte man, um neues Gold- oder Silbergeld in Umlauf zu bringen Gold oder Silber dazu. Das musste man erst einmal finden und schürfen. Das ist heutzutage völlig anders. Geld wird durch Kredit geschaffen, wo immer jemand durch Unterschrift einen Kredit von der Bank nimmt. Das Ergebnis ist, das die Menge des Geldes, welches so geschaffen werden kann, nur durch einen einzigen Parameter beschränkt ist: Dem kompletten Maß der Verschuldung! Dieses Limit auf die vorhandene Geldmenge wird zusätzlich von den Regierungen durch ein gesetzliches Limit beschränkt. Diese Limits sind von Land zu Land unterschiedlich. Früher war ein Limit von 1:10 üblich, also Gold im Wert von einer Währungseinheit als vorhandene Deckung für 10 ungedeckte Währungseinheiten zu haben. Heute gelten nicht mehr die Grenzwerte Verhältnis Gold zu Geld, sondern für das Verhältnis von bereits vorhandenem Schuldgeld zu neuem Schuldgeld. Deshalb bestehen heutzutage die Reserven einer Bank aus der Menge an Bargeld (Zentralbankgeld), die Banken bei der Zentralbank eingelegt haben und der Menge an bestehendem Schuldgeld, die die Bank selbst als Einlagen hat. Heutzutage gelten in den Ländern Beschränkungen für ein Verhältnis von 20:1 oder auch 30:1 und für manche Finanzprodukte auch überhaupt keine Mindestreserve. Dieser Fakt der multiplen Geldschöpfung ermöglicht einer Bank, Zinsen von einer Geldmenge zu beziehen, die die Bank nie besaß. Banken verleihen Geld, das sie nicht haben.
MERKSATZ: Banken nehmen Geld, welches ihnen nicht gehört, schaffen damit Geld, welches nicht existiert und kassieren dafür Zinsen.
MERKSATZ: Banken können so viel Geld erschaffen und dafür Zinsen kassieren, wie wir nur leihen können.
Gewöhnlich macht das von der Regierung geschaffene Zentralbankgeld, also unser Bargeld in Scheinen und Münzen nur etwa 5% der umlaufenden Geldmenge aus. Also sind 95% der umlaufenden Geldmenge als Buchgeld der Geschäftsbanken im Umlauf, weil jemand seine Unterschrift unter einem Kreditvertrag gesetzt hat, um sich von einer Bank Geld zu leihen und diese dann Giralgeld geschöpft hat. Und sogar die 5% Bargeld als Zentralbankgeld gibt es nur, weil es irgendwann einmal die Geschäftsbanken als Kredit bei der Zentralbank nachgefragt haben.
Banken können dieses Geldsystem nur betreiben, wenn die Regierungen kooperieren. Dazu erlassen Regierungen Gesetze, die eine Währung als gesetzliches Zahlungsmittel etablieren. Dann erlauben Regierungen den Banken, Kredite in dieser Währung als Bargeld auszuzahlen. Staatliche Gerichte setzen Schuldforderungen um. Zuletzt schaffen Regierungen Regelungen, um die Funktionalität und die Glaubwürdigkeit dieses Geldwesens in den Augen der Öffentlichkeit zu sichern, während Regierungen rein gar nichts tun, um die Menschen darüber zu informieren, woher unser Geld eigentlich kommt.
Zitat: „Erlaubt mir, das Geld eines Staates auszustellen und zu kontrollieren und es ist mir egal, wer seine Gesetze macht.“ - Mayer Anselm Rothschild, Bankier
Banken verleihen Geld, es stammt weder aus ihren eigenen Einnahmen, noch aus den von ihr verwalteten Guthaben, sondern unmittelbar aus dem Versprechen eines Kreditnehmers es zurückzuzahlen. Die Wahrheit ist,
- sobald wir auf dem Kreditvertrag unterschreiben, um einen Kredit zu erhalten,
- unsere Verpflichtung ihn zurückzuzahlen,
- abgesichert durch die Güter, die wir als Sicherheit angeben und im Falle unserer Zahlungsunfähigkeit abgeben müssen,
das wirklich einzig Wertvolle an diesem Handel darstellt.
Für jeden, der glaubt, dass wir unserer Verpflichtung zur Rückzahlung nachkommen werden, stellt dieser Vertrag ein handliches, tauschbares und verkäufliches Stück Papier dar. Ein Schuldschein, der einen echten Wert darstellt und daher eine Art Geld ist.
In der künstlichen Welt des Geldes, darf das Versprechen einer Bank, Geld zurückzuzahlen, dass sie nicht hat, als Geld verbreitet werden und wir akzeptieren es als solches. Ohne den Schuldvertrag eines Kreditnehmers, hätte eine Bank rein gar nichts zu verleihen. Banken verleihen kein Geld, sie erschaffen es einfach aus Schulden. Und da Schulden potentiell unbegrenzt sind, ist es auch der Nachschub an Geld. Und wie sich herausstellt, ist das Gegenteil ebenfalls wahr – keine Schulden, kein Geld.
Und deshalb sind Finanzkrisen so gefährlich. Schwindet das Vertrauen in die Banken, wollen alle Kunden ihr Geld in Form von Zentralbankgeld haben, wovon die Bank aber nur ein Bruchteil hat. Die in Ungnade gefallene Bank könnte sich niemals auf die Schnelle soviel Zentralbankgeld besorgen, wie sie in diesem Fall bräuchte. Dies gilt für JEDE Bank, auch für die eure, egal wie groß sie ist. Tritt solch ein Fall ein, können Staat und Zentralbank nur versuchen durch Rettungsmaßnahmen eine Bankenpleite zu verhindern. Sie pumpen dann so lange Geld in die Bank, bis das Vertrauen wiederhergestellt ist. Denn Staaten und ihre Notenbanken können schließlich genauso einfach Geld herzaubern, wie es die Geschäftsbanken tun, im Prinzip sogar noch einfacher. Geld, das auch noch als "besser" gilt, weil es ein besonders hohes Ansehen genießt.
Stellt euch einmal Folgendes vor. Ihr seid auf einem Schiff, auf dem der Kapitän für den Notfall jedem Passagier einen Platz in einem Rettungsboot verspricht. Beim Nachzählen stellt ihr aber fest, dass die vorhandenen Boote nicht einmal für die Hälfte aller Passagiere ausreichen. Im Normalfall, solange der Kahn also ruhig im Wasser liegt, ist das sicher kein Problem. So lange könnt ihr euch sogar in jedem der Boote richtig breit machen. Aber was ist, wenn plötzlich alle gleichzeitig in so ein Boot wollen? Die Titanic lässt grüßen.
Ähnlich ist es mit eurem Geld. Im Normalfall könnt ihr davon abheben oder überweisen, soviel ihr wollt, sofern das Konto gedeckt ist. Wenn aber alle anderen zur selben Zeit das Gleiche machen wie ihr, ist nicht genügend für alle da. Der Unterschied zum Schiff ist nur, dass beim Geld in der Regel sofort viele Helfer zur Stelle sind. Andere Banken, die Regierung und die Notenbank. Die werfen dann schnell Rettungsboote und -ringe aus, um euch und die anderen Kunden vor dem Absaufen zu bewahren. Genau das ist bei der Bausparkasse Nothern Rock 2007 in England passiert.
Jetzt denkt aber mal weiter. Grundsätzlich sind ALLE Banken in der gleichen Situation, haben also nur einen Bruchteil des selbst geschaffenen Geldes mit Zentralbankgeld abgesichert. Ihr könnt euch sicher ausmalen, was passieren würde, wenn das Vertrauen in mehr als eine Bank und deren Geld verloren ginge, oder gar in alle Banken. So etwas darf schlichtweg nicht geschehen. Unser Geldsystem basiert auch auf der Annahme, DASS dies nicht passiert. Jedem Einzelnen wird zwar "garantiert", dass er jederzeit über sein Geld frei verfügen kann. Er kann das aber nur, solange nicht alle gleichzeitig von diesem Recht Gebrauch machen wollen.
Die interessante Frage dabei ist: Ein Schiff kann untergehen, eine Bank auch, aber können auch viele oder gar alle Banken auf einmal sinken? Dann müssten ja alle Kunden bei allen Banken gleichzeitig an ihr Geld wollen. Dafür gibt es eigentlich keinen vernünftigen Grund - oder? Nun, im Normalfall sicherlich nicht. Aber im Normalfall braucht man auf Schiffen auch keine Rettungsboote.
Dazu kommt eine psychologische Seite. Wüssten auf einem Schiff alle Passagiere, dass die Boote im Notfall nicht einmal für die Hälfte der Leute an Bord ausreichen, die meisten von ihnen führen vermutlich trotzdem mit. Nach dem Motto, es wird schon nichts passieren. Aber ihr könnt euch bestimmt ausmalen, dass schon bei den ersten Anzeichen eines Notfalls Panik ausbräche. Denn alle wüssten ja um den Mangel an Plätzen in den Booten. Eine solche Panik verstärkt sich leicht und verselbständigt sich sogar, so dass unter Umständen selbst dann der Notfall eintritt, wenn es ohne die Panik noch einmal gut gegangen wäre.
Wie hätte das in diesem Fall vermieden werden können? Entweder, indem man von vornherein genügend Rettungsboote an Bord gehabt hätte, oder indem man den Mangel nicht auch noch dem letzten Passagier klar macht. Beim unserem Geldsystem zählt Letzteres. Für viele Leute ist Geld einfach Geld. Punkt. Denn wenn kaum jemand weiß, dass nicht genügend "Rettungsboote" vorhanden sind, kann auch kaum einer Panik kriegen. Solange die meisten Leuten also gar nicht wissen, dass ihr Geld auf dem Konto im Fall der Fälle nicht das hält, was es verspricht, so lange ist die Gefahr gering, dass schon bei ersten Anzeichen eines Notfalls Panik ausbricht, die das Unglück erst wahr werden lässt. Das bedeutet, zu einem gewissen Teil lebt unser Geldsystem auch von der unvollkommenen Information über seine Funktionsweise.
Unser Geld hängt also ausschließlich an Kredit. Das heißt, die gesamte umlaufende Menge an Geld hängt nur vom Volumen an existierenden Bankkrediten ab. Ohne Kredite gibt es kein Geld. Ohne Geld könnte niemand mehr etwas kaufen. Folglich müssen immer wieder neue Schulden hinzukommen, damit genug Geld da ist, um die Wirtschaft am Laufen zu halten und die fälligen Kredite zu tilgen. Das gleiche gilt, wenn die neuen Kredite wieder fällig werden und so weiter…..
Aber damit nicht genug, denn für die Kredite müssen ja auch Zinsen gezahlt werden. Es muss mehr zurückgezahlt werden als an Kredit aufgenommen wurde, manchmal das Doppelte. Woher soll das Geld für die Zinsen kommen? Kredite können nur getilgt werden, wenn anderswo neue Kredite aufgenommen werden. Ohne Zins gibt es keinen Kredit.? Klar, es kann nur aus zusätzlichen Bankkrediten stammen. Es muss also laufend neues Geld in Form von Bankschulden geschaffen werden. Der Zins erfordert immer neue höhere Kredite. Die einige Möglichkeit zum Bezahlen der Zinsen ist die allgemein zugängliche Geldmenge. Aber fast alles darin wurde auf die gleiche Art und Weise geschaffen, als Bankkredit, der zurückgezahlt werden muss, mit mehr als erschaffen wurde. Alle Schuldner sind in derselben Lage. Verzweifelt auf der Suche das Geld zu bekommen, um die Schulden und die Zinsen zurückzuzahlen, aus der gesamten Geldmenge, die nur auf Schulden basiert. Es ist somit eindeutig unmöglich, das jeder Schuld und Zinsen zurückzahlt, da das Geld für die Zinsen nun mal nicht existiert. Das System macht sich selbstständig. Es liegt nur an der Verzögerung zwischen Gelderschaffung als Kredit und seiner Zurückzahlung, das die allgemeine Geldknappheit nicht die Tatsachen einholt und das System zusammenbricht. Für die zusätzlichen Schulden müssen wieder Zinsen gezahlt werden, die noch mehr zusätzliche Kredite erfordern. Und so weiter und so fort.....
Das hat zur Folge, dass die Mengen an zusätzlichem Geld und an zusätzlichen Schulden exponentiell wachsen müssen, um das System aufrecht zu erhalten. Die umlaufende Geldmenge muss also ständig größer werden. Ein solches Wachstum kann nicht ewig fortgesetzt werden. Derartige Zinsgeldsysteme kommen immer dann in arge Schwierigkeiten bis hin zum Zusammenbruch, wenn wegen einer Kreditklemme keine Kredite mehr vergeben werden oder wenn sich keine potentiellen Schuldner mehr finden lassen, die Kredite aufnehmen möchten oder wegen Überschuldung aufnehmen können. Dieses System ist dazu verdammt, irgendwann in sich zusammenzubrechen, um dann wieder von "Null" beginnen zu können. Anzeichen für den drohenden Zusammenbruch sehen wir in der Finanzkrise 2007/2008 . Und auch wenn sich der Zusammenbruch ein weiteres Mal verhindern lässt, wird damit nur der oben beschriebene Prozess wieder in Gang gesetzt, der unweigerlich in die nächste Krise führt.
MERKSATZ: Ein Zinsgeldsystem rutscht immer dann unausweichlich in eine Krise, wenn sich keine neuen Schuldner mehr finden lassen, die bereit sind sich zu verschulden oder wegen unwägbaren Risiken sich kein Kreditgeber für neue Schulden mehr finden lässt.
Ist es nicht erstaunlich, dass die Leute, die den ganzen Reichtum an Ressourcen an Produktivität und Innovationen auf der Welt herstellen und die uns umgeben, von einzelnen Menschen über Unternehmen bis zu Regierungen schwer bei den Bankiers verschuldet sind, bei denen, die gerade mal das Geld verleihen, das diesen Reichtum darstellt? Wir sind in diesem Geldsystem vollständig abhängig von neuen Bankkrediten, damit es überhaupt Geld gibt. Das moderne Geld-als-Schuld-System ist weltumspannend, erschafft nahezu unbegrenzte Mengen an Geld aus dem Nichts, und bindet jeden Erdenbürger an eine ständig wachsende Schuld, die niemals abbezahlt werden kann.
Zitat: „Etwas, das man über unser Geldsystem wissen sollte ist, dass es, genau wie in „Die Reise nach Jerusalem“, solange die Musik spielt, keine Verlierer gibt.“ Andrew Gause – Geldhistoriker
Zitat: „Es ist ein erschütternder Gedanke: Wir sind vollständig abhängig von den Banken. Jemand muss jeden Dollar, der in Umlauf ist, Bar oder nicht leihen. Wenn die Banken reichlich künstliches Geld herstellen herrscht Wohlstand, wenn nicht, verhungern wir. Wir haben absolut kein nachhaltiges Geldsystem. Sobald man einen Blick auf das gesamte Bild wirft, erscheint die tragische Absurdität unserer hoffnungslosen Lage unglaublich, aber so ist es.“ - Robert H. Hemphill, Kreditmanager Federal Reserve Bank, Atlanta, Georgia
Zitat: „All die Ratlosigkeit, Verwirrung und Verzweiflung in Amerika entsteht nicht so sehr durch Fehler in der Verfassung und des Staatenbundes, nicht durch Mangel an Ehre und Tugend, als durch die ausgesprochene Ignoranz gegenüber dem Wesen von Geld, Kredit und Geldkreislauf.“ - John Adams – Urheber der amerikanischen Verfassung
Zitat: „Wer auch immer die Geldmenge in unserem Land kontrolliert, ist der uneingeschränkte Herrscher über den gesamten Handel und die Industrie. Und sobald man begreift, dass das ganze System sehr einfach gesteuert werden kann, so oder so, durch einige wenige an der Spitze, dann braucht einem nicht mehr erklärt zu werden, woher Zyklen der Inflation und Rezession kommen.“ - James R. Garfield, ehem. Präsident der USA
Zitat: „Würden die Menschen verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution - und zwar schon morgen früh!“ - Henry Ford 1863-1947, Industrieller
Am Ende bleibt allerdings eine Frage: Ist es denkbar, dass die Leute das Vertrauen in jedwedes Geld verlieren, also auch in Zentralbankgeld? Erst dann nämlich wären auch Staaten und Notenbanken am Ende mit ihrem Latein. Und unser Geld wäre es auch. Die Rettungsspritzen würden in einer Krise wirkungslos verpuffen.
Beispiel für multiple Geldschöpfung:
Situation 1: Kunde A der Bank X hat 1000 Euro auf seinem Girokonto (Sichteinlage) und verfügt über 5 Euro Bargeld. Kunde B der Bank Y besitzt 10 Euro in bar und sein Girokonto weist ein Soll von 1000 Euro auf. Die Geldmenge M1 von A und B beträgt insgesamt 1015 Euro. Sie setzt sich aus dem Zentralbankgeld (hier Bargeld) und den Sichteinlagen zusammen. Sichteinlage ist in dem Bsp. die Verbindlichkeit der Bank X gegenüber A ihm die 1000 Euro Giralgeld auf Wunsch jeder Zeit wieder in Bargeld umzuwandeln und ganz oder teilweise auszuzahlen.
Situation 2: B gibt von seinen 10 Euro Bargeld A 5 Euro in die Hand und A überweist (aus welchen Gründen auch immer) seine 1000 Euro Sichtguthaben bei der Bank X auf das Girokonto von B bei der Bank Y. Die Geldmenge M1 beträgt nur noch 15 Euro (das Zentralbankgeld). Die 1000 Euro Giralgeld wurden durch die Kredittilgung vernichtet und dem Geldkreislauf entzogen, denn der Kunde A hat kein Guthaben mehr auf seinem Girokonto welches seine Bank X an andere verleihen könnte.
Situation 3: Kunde A der Bank X verfügt über 1000 Euro in bar (M1 = 1000 Euro). Er zahlt diese auf sein Girokonto ein. Die Bank wandelt das Zentralbankgeld (Bargeld) in Giralgeld um. An der Geldmenge M1 ändert sich dabei nichts. 1000 Euro Bargeld verschwinden aus dem Nichtbankensektor und 1000 Euro Giralgeld entstehen. Die Bank hat die 1000 Euro in ihren Kassenbestand aufgenommen und gleichzeitig eine Sichtverpflichtung gegenüber A, d.h. das Geld an A jeder Zeit in Bar wieder auszuzahlen. Um sicherzustellen, dass die Auszahlung dieser 1000 Euro an A erfolgen kann, muss die Bank von dem Guthaben des Kunden eine Mindestreserve (Euroraum 2%) bei der Zentralbank hinterlegen.
Situation 3a: Durch die Einzahlung von 1000 Euro des Kunden A hat sich der Kassenbestand seiner Bank X um 1000 Euro erhöht. Angenommen die Mindestreserveverpflichtung betrüge nicht 2%, sondern 10%, so verfügt zunächst einmal die Bank X über eine Überschussreserve von 900 Euro (1000 Euro – 100 Euro hinterlegte Mindestreserve), die sie an andere als Kredit verleihen kann.
Wenn Kunde C der Bank X nun diese 900 Euro als Kredit aufnimmt, sie auf das Konto von Kunde D bei der Bank Y überweist, es sich dort als Guthaben von 900 Euro niederschlägt und sich die Kassenhaltung der Bank Y um diesen Betrag erhöht, so verfügt die Bank Y nach Abführung der Mindestreserve (10% = 90 Euro) an die Zentralbank über eine Überschussreserve von 810Euro (900 Euro – 90 Euro) und kann diese wiederum verleihen. Mit der ersten Kreditvergabe über 900 Euro ist die Geldmenge M1 um genau diesen Betrag gestiegen. Sie setzt sich aus den Sichtguthaben von A und D zusammen und beträgt nun 1900 Euro.
Situation 3b: Die Bank Y verleiht ihre Überschussreserve (810 Euro) an ihren Kunden E. Dieser überweist das Geld an den Kunden F der Bank Z und wie unter Situation 3a erhöht sich die Kassenhaltung der Bank Z um 810 Euro, wird die Mindestreserve (10% = 81 Euro) bei der Zentralbank hinterlegt und verfügt die Bank Z über eine Überschussreserve 729 Euro von (810 Euro - 81Euro).
Wieder steigt mit der Kreditvergabe die Geldmenge M1, nun auf 2710 Euro (Sichteinlagen der Kunden A, D und F). Gleichzeitig verfügt die Bank Z noch über die Überschussreserve 729 Euro, die sie wiederum als Kredit verleihen kann.
Setzt man dieses Bsp. fort, so steigt mit der nächsten Kreditvergabe in Höhe von 729 Euro die Geldmenge M1 auf 3439 Euro. Dabei erhöht sich bei der nächsten Bank wieder die Kassenhaltung um 729 Euro, wird wieder die Mindestreserve 72,90 Euro hinterlegt und stehen 656,10 Euro (729 Euro - 72,90Euro) zur Verfügung um sie erneut als Kredit zu vergeben.
Diese multiple Giralgeldschöpfung lässt sich theoretisch so lange fortsetzen bis der Geldschöpfungsspielraum der Banken vollständig ausgeschöpft wurde und die gesamten ursprünglich von A eingezahlten 1000 Euro als Mindestreserve bei der Zentralbank gelandet sind. D.h. für dieses Bsp. mit einem Mindestreservesatz von 10% kann die Geldmenge M1 im Extremfall von 1000 Euro um 9000 Euro auf 10000 Euro ansteigen. Nimmt man für dieses Bsp. einen Mindestreservesatz von 2% an, so ergäbe sich eine Ausweitung der Geldmenge M1 von 1000 Euro um 49.000 Euro auf 50.000 Euro.
Wenn auf diesem Wege Geld geschöpft wird, dann stehen dieser geschöpften Geldmenge immer auch Schulden in gleicher Höhe gegenüber. Wenn (theoretisch) insgesamt 9000 € daraus geschöpft werden, dann entstehen auch 9000 € Schulden - zunächst, denn dann kommen auch noch die Zinsen ins Spiel.
Broschüre der Bundesbank - Die Banken als Geldproduzenten:
http://www.bundesbank.de/download/bildu ... ld2_04.pdf