Quo vadis, Deutschland?!
In Deutschland gibt es eine Demokratie und darin ein allen zugestandenes Streikrecht (bevor jetzt die ersten Schlauen kommen, ich weiß, Ausnahme: Wir Beamten - was ich seit mind. 20 Jahren sehr bedauere!). Die Lokführer der GDL in der Deutschen Bahn streiken. So weit so gut. Bei den Zielen der GDL geht es u.a. darum, ein Abbau von Überstunden und Neueinstellungen von Kollegen zur Vermeidung weiterer Überstundenberge zu erreichen. Daher streiken die Lokführer der GDL und lassen ihre Arbeit ruhen, was in der Konsequenz bedeutet, dass die Züge still stehen, da das Führen dieser Züge die Arbeit der Lokführer darstellt. Die Bahn transportiert nach außen hin bisher erfolgreich, dass es lediglich um Tariferhöhungen geht, dass sie der GDL entgegen kommt und immer gesprächsbereit ist, während die böse GDL Pendler nicht zur Arbeit kommen lässt, Urlauber nicht an ihre Urlaubsorte und primär die Wirtschaft und das Wirtschaftswachstum an sich gefährdet. Gleichzeitig werden wie in bester DDR Manier Medien (egal ob Zeitungen, TV oder Radio) gleich- und eingeschaltet, in dem einseitig Pendler u.a. andere zu Wort kommen, die in das Horn der Deutschen Bahn stoßen. Hinzu kommt, dass scheinheilig auch andere Gewerkschafter zu Wort kommen (i.d.R. von VERDI), die dann ihre Sicht verkünden, dass die böse GDL das "Spiel" übertreibt und in Wahrheit es doch nur Machtkampf um ganz andere Ziele ginge und die armen GDL-Lokführer für die "Egoismen" ihres Vorsitzenden missbraucht werden ..... Getreu dem Motto: Seht her, die Bahn richtet sich auch nach Gewerkschaften aber selbst die sagen, dass die GDL falsch handelt ..... Entschuldigt, dass ich das so sage, aber ich muss mal eben -gelinde gesagt- kotzen .......... Da wird der Teufel mit dem Beelzelbub ausgetrieben, denn der Bahnvorstand, der Bund und auch VERDI vertreten alle das selbe Ziel, was der Bund mal eben fix (ich wünschte andere Gesetzesvorhaben würden so schnell über die Bühne gehen) in Gesetz gegossen hat: Dass in Betrieben nur die größte Arbeitnehmervertretung mit den Arbeitgebern verhandeln kann ......... wer ist heute in den meisten Betrieben die größte Arbeitnehmervertretung? Verdi ........ was für ein Zufall! Ganz uneigennützig stellen sich jetzt also Vertreter von Verdi an die Seite der Bahn und des Bundes, versichern wie einig sie doch mit den Lokführern sind um dann darauf hinzuweisen, dass die GDL übers Ziel hinaus schiesst und sich doch bitte unterbuttern lassen möchte.
An dieser Stelle möchte ich gerne auf die Tariferhöhungen (auf den Wegfall des Urlaubsgeldes, Erhöhung der Wochenarbeitszeit bei gleichbleibendem Gehalt u.a. die im Gleichschritt von Verdi oder damals ihrer Vorgängerin vereinbart wurden, möchte ich gar nicht mehr eingehen sonst heißt es wieder ich sei ein gestriger) der letzten mind. 15 Jahre eingehen, die sich an die von Verdi für den öffentlichen Dienst `errungenen´ Steigerungen orientieren ........ was für eine Lachnummer! Oft hat es nicht einmal als Ausgleich für Teuerungsraten oder Erhöhungen von Versicherungsbeiträgen gereicht. Mit den Arbeitgebern zusammen hat Verdi die vieles abgesegnet und als größten Erfolg verkauft, worüber sich Arbeitgeber in kleinen Runden oder teils öffentlich in Gesprächs-TV-Runden köstlich amüsiert haben ....... Und dann kommt eine kleine "Spartengewerkschaft" und wagt es, ernsthaft die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten ...... Na klar muss die bekämpft werden! Auch -oder gerade- von anderer Gewerkschaft aus! Kann ja nicht angehen, dass die kleine Gewerkschaft erfolgreicher ist oder gerade ihre Vertretungspflicht auch noch ernst nimmt ........ Habe ich hier den Ironiebutton übersehen

Es tut mir wirklich leid für jeden, der Schwierigkeiten hat sein bisher per Zug erreichtes Ziel anders zu erreichen, es tut mir leid für Urlauber, die vielleicht nicht mehr ihren Flieger oder sonst was erreichen und es tut mir auch sogar leid, wenn die Wirtschaft wieder auf die Strasse anstelle der Bahn zurück greift - aber was bitte sollen Lokführer anderes machen können als ihre Arbeit (wie gesagt, das Führen von Zügen) niederzulegen? Sollen sie an den Bahnstrecken gelbe Tulpen pflanzen und hoffen, damit vielleicht ihre Ziele gegenüber der Bahn durchzusetzen???!
Das i-Tüpfelchen dieser langem andauernden Maskerade der Bahn ist ein großer Anteilseigner in Gestalt des Bundes, der dann auch noch eben ein Gesetz verabschieden will, der genau die Gewerkschaft schwächt bis zur Überflüssigkeit, die für die Ziele ihrer Mitglieder kämpft ....... Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Der Bund schmiedet ein Gesetz, das in von der Verfassung verbriefte Grundrechte gehörig eingreift und ihm über eine angebliche AG erhebliche finanzielle Zugewinne verschafft ....... gleichzeitig macht dieser Eingriff kleinere, `meckerige´und `aufsässige´ Gewerkschaften überflüssig und schafft eine Monopolgewerkschaft, die in schöner Einstimmigkeit mit Bund und Wirtschaft Tarifabkommen vereinbart, die angesichts der Gewinne der Konzerne und der erhöhten Steuereinnahmen ein Witz sind und hilft, den Arbeitnehmer ruhig zu stellen ...... Ruhig bedeutet nicht immer zufrieden!
Wie gesagt, die DDR hätte es nicht besser machen können: Eine Reichsbahn, eine Monopolgewerkschaft, Gesetze die die Rechte von Individuen einschränken und Gleichschaltung der Medien ...... Und das alles im demokratischen Antlitz ...... Eduard Schnitzler hätte seine wahre Freude daran

