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Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 16. Mai 2014, 13:10
von Jul1303
Hallo ihr Lieben,
habe mal ein paar Fragen an euch, die mir im Moment auf dem Herzen liegen.
Ich bin 20 Jahre alt und Kommunalbeamtin in Düsseldorf, zur Zeit noch auf Probe.
Ich habe grade erfahren, dass ich ungeplant schwanger geworden bin und das Problem an der ganzen Sache ist, dass ich eine Fernbeziehung führe.
Mein Freund wohnt 130 km von meinem Arbeitsort entfernt.
Wir sind uns eigentlich beide einig, dass ich jetzt zu ihm ziehen werden, jedoch mach ich mir wegen unserer finanziellen Situation etwas Sorgen.
Ich habe grade erst ein neues Auto gekauft, was ich noch abbezahlen muss und er hat einen Kredit aufgenommen um ein geerbtes Haus zu sanieren.
Klar, im ersten Jahr würde ich noch Elterngeld bekommen, aber ich habe keine Ahnung wie es danach finanziell weitergehen würde.
Mit seinem Gehalt und den beiden Krediten würden wir nicht hinkommen, nach Düsseldorf zurück gehen will ich dann aber eigentlich auch nicht, auch wenn ich es machen würde, wenn es nicht anders geht.
Habe in dem letzten Jahr (seit meinem Ausbildungsende) alle drei Monate Initiativbewerbungen in die umliegenden Stadt- und Kreisverwaltungen geschickt, jedoch kamen bisher weder Ab- noch Zusagen, sondern nur Anrufe, dass bei denen im Moment nichts gesucht wird.
Am liebsten würde ich nach einem Jahr Elternzeit wieder Teilzeit arbeiten gehen.
Und dafür jeden Tag nach Düsseldorf zu fahren lohnt sich nicht, finanziell gesehen kann ich das dann auch gleich lassen.
Ich habe schonmal gehört, dass Städte auch den sozialen Aspekt einer Familienzusammenführung bei einer Einstellung berücksichtigen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das was bringen würde, wenn die Stellen keine Stellen zur Verfügung haben.
Habt Ihr eine o. mehrere Ideen die mich in dieser Situation weiterbringen würden?
Viele Grüße
Jul1303
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 19. Mai 2014, 11:15
von sdh1807
wo ungefähr ist denn 130 km entfernt von Düsseldorf
in dem Gebiet gibts ja jede Menge Bundesbehörden
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 19. Mai 2014, 11:55
von Bundesfreiwild
Tja. Einerseits weiss ich wirklich nicht, wie man heutzutage ungewollt schwanger werden kann (wobei ich das schon in meiner Generation in den 70er/80ern nicht verstanden habe). Ich unterstelle - aus länglicher Erfahrung mit Freundinnen und Bekannten, dass hier das Unterbewusstsein deutlich etwas anderes will, als das Bewusstsein.
Nunja.. Mal GANZ ehrlich und ihr könnt euch alle religiösen und moralischen Entrüstungsstürme sparen; diese Gedanken MUSS man sich als Frau jedenfalls durch den Kopf gehen lassen. MEIN Leben ist nämlich genauso viel wert, wie ein paar Zellhaufen, die noch nichts bedeuten (ich weiss, andere sind anderer Meinung - da muss jeder seine eigenen moralischen - oder wissenschaftlichen, ggfs. religiös gesteuerte Prägung walten lassen).
ICH würde mir in so jungen Jahren meine Lebensplanung (Ausbildung, finanzielle Sicherheit, und eine gewollte und zeitgerechte Planung von Ehe und Mutterschaft), nicht aus der Hand nehmen lassen. In den Abgrund finanzieller Unsicherheit, einer fragwürdigen, durch Zwänge geleitete evtl. Ehe, mit dem 80%ig wahrscheinlichen Ausgang von Scheidung und Alleinerziehungspflicht, würde ICH nicht hinein sehen wollen. Du versaust dir damit die besten Jahre deines Lebens, sofern du nicht WIRKLICH zu den geborenen Muttertieren gehörst, für die es immer schon der einzige Lebenstraum war, Kinder zu haben und dafür alles, aber auch alles hintan stellen.
Ich würde mal sagen: Du musste eine Entscheidung treffen, ob du einen großen Teil deines Lebens selbstbestimmt, finanziell gesichert und unabhängig führen willst.
Oder du entscheidest dich für Mutterschaft, ggfs. Ehe, womit viele Unwägbarkeiten einem ind den nächsten 20 Jahren das Leben vermiesen werden.
Ich kann ja nur von mir ausgehen, weil ich dich natürlich nicht kenne: ICH würde mich zunächt mal für Ausbildung, Arbeit und finanzielle Sicherheit entscheiden. Für Kinder/Ehe würde ICH mich nur entscheiden, wenn eine vernünftige Basis aus Planung, Geldrücklage gemeinsame Bewältigung von Familienaufgaben in Aussicht stünde und dies auch mal gesichert für die nächsten Jahre. Wobei... was ist schon sicher, wenn junge Menschen glauben, sie gehören zusammen und dann auch gleich noch mit Kind. Das geht gern mal völlig in die Hose, wenn die Realität eines schwierigen Familienlebens auf die Eltern einwirkt.
Kinder soll man wirklich WOLLEN in der heutigen Zeit, denn sie bedeuten immer, dass die nächsten 20 Jahre andere Interessen, als die eigenen im Vordergrund stehen werden und der finanzielle und emotionale Aufwand, den man betreiben muss und will, auch erbracht werden kann. Kurz: Ich würde mit dem Kinderkriegen noch warten.
Lösungen gibts auch dafür.
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 19. Mai 2014, 18:16
von Torquemada
Wie wäre es denn mit einer ganz einfachen Lösung? In Frankreich ist das normal.
Du bekommst dein Kind, bleibst meinetwegen mit dem Elterngeld ein Jahr zu Hause und das Kind geht dann in eine Kindertagesstätte. Du arbeitest Vollzeit. Und warum musst du denn zu dem Kindsvater ziehen? Soll ER doch umziehen und sich eine Arbeit suchen.
Geh mal zu einer ordentlichen Schwangerenberatung. Vielleicht merkst du dann, dass nicht immer die Frau zum Vater ziehen muss.
Tipp:
Kinder in jungen Jahren sind in Wirklichkeit sehr praktisch. Du hast in ein paar Jahren die ganze Sache durch, bist noch jung und dynamisch. Schau dir mal die Tanten mit über 40 im Geburtsvorbereitungskurs an, die Erstgebährende sind.
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 23. Mai 2014, 07:56
von DerHagn
Und warum soll der Vater unbedingt umziehen?
Eine Beziehung sollte nicht auf "unter Druck setzen" basieren. Die Entscheidung, wer umzieht sollte gemeinsam getroffen werden und nicht aus Eigensinn erfolgen.
Den Rat sich gegen das Kind zu entscheiden finde ich... nunja... krass...
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 23. Mai 2014, 09:10
von Conny
DerHagn hat geschrieben:Den Rat sich gegen das Kind zu entscheiden finde ich... nunja... krass...
Da muss ich zustimmen. Das hat auch nichts mit Selbstbestimmung der Frau zu tun. Dazu zu stehen nenne ich
Verantwortungsbewusstsein. Eine fehlende berufliche Perspektive kann ja nicht Ernst gemeint als Grund vorgetragen werden. Ich fände so etwas unverantwortlich und so eine Entscheidung wird einen einholen. Du schaust später in die Augen Deines Kindes und stellst Dir vor, wie das erste ausgeschaut hätte. Na da dankt die Psyche Dir aber herzlich.

Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 23. Mai 2014, 09:39
von Mikesch
DerHagn hat geschrieben:Und warum soll der Vater unbedingt umziehen?
Umziehen sollte der, der am wenigsten verdient und den ungesichersten Job hat, bzw. bei dem was in der Gegend übrig bleibt. Wäre einfach logisch...
DerHagn hat geschrieben:Den Rat sich gegen das Kind zu entscheiden finde ich... nunja... krass...
Krass finde ich, mit 20 sein Leben, was noch gar nicht begonnen hat, wegzuwerfen. Was folgt, ist doch schon vorgegeben...
Zusammenziehen, vllt. Heirat, ein Jahr weiter dauernd Zoff wg. Geld, Überforderung, kein eigenes Leben mehr, Scheidung/Trennung, Hartz IV.
Die, die es dennoch halbwegs nach der Trennung geschafft hatten, das waren dann Beamtinnen, die haben wenigstens eine halbwegs gesicherte Position und einen Arbeitgeber der flexibel reagieren kann.
Zu logisch pragmatischen Lösungen ist man in dem Alter auf Grund von mangelnder Erfahrungen und Wissen gar nicht fähig, da wird gefühlgeduselt und leider darin von der Umwelt auch noch oft unterstützt. Konsequenzen seines Tun werden nicht hinterfragt und gerade Beziehungswelten mit der rosaroten Brille betrachtet. Daraus folgen oft Entscheidungen, die einem das ganze Leben versauen. Mann, 20!...
Es ist doch nicht ernsthaft davon auszugehen, dass das mit dem Jetzigen von Dauer sein wird. Wie verblendet muss man da sein, das klappt vielleicht in einem von tausend Fällen.
@Bundesfreiwild hat es mit dem Posting wieder voll auf den Punkt gebracht!
Die Situation der TO total beschissen, sie hat mist gebaut und jetzt steht jetzt vor einer Entscheidung für ihr ganzes Leben.
Entweder Kind mit allen damit verbundenen Risiken und negativen Folgen auf ihr ganzes Leben oder eine pragmatische Lösung mit einer neuen Chance.
Hier den Zeigefinger zu erheben und den Tipp der Abtreibung als "krass" zu bezeichnen, halte ich für völlig daneben und baut nur noch mehr Druck auf. Das ist eine Entscheidung der TO, Moralaposteleien sind hier völlig fehl am Platz!
Ebenso wie modern sinnvolle Lösungen abzulehnen und statt dessen wieder die Heimchen am Herd-Kiste zu fahren...
Wenn sie sich für ein Kind entscheidet, ist der Ansatz von @Torquemada durchaus sinnvoll, es sei denn, der Vater ist Manager mit Topgehalt. Wird aber nicht so sein, denn dann müsste sich die TO nicht so den Kopf zerbrechen.
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 23. Mai 2014, 10:38
von Conny
Mikesch hat geschrieben:DerHagn hat geschrieben:Hier den Zeigefinger zu erheben und den Tipp der Abtreibung als "krass" zu bezeichnen, halte ich für völlig daneben und baut nur noch mehr Druck auf. Das ist eine Entscheidung der TO, Moralaposteleien sind hier völlig fehl am Platz!
So ein Statement halte ich für voll daneben.
Es mag bestimmt viele begründete Situationen geben, die so eine Entscheidung nachvollziehbar machen aber "es passt nicht in meine Lebenssituation, weil ich Omas geerbtes Häuschen abbezahlen muss", gehört bestimmt nicht dazu.
Hier von
Moralaposteleien zu reden ist völlig zynisch.
kopfschüttel
Übrigens gab es in der Reihe 37Grad vor einiger Zeit genau zu dem Thema eine Sendung über Frauen, die mal ihr Leben danach beschrieben. Das waren auch Abtreibungen mit ähnlichen Begründungen. Das war sehr bewegend.
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 23. Mai 2014, 11:04
von DerHagn
Die Bezeichnung "krass" hat wahrlich nichts mit Moralapostelei zu tun.
Nur in einem Forum den Rat "Abtreibung" zu erteilen... naja...
Diese Sachen sollte man ruhig bei einer Beratungsstelle besprechen, ggf. auch mit dem Partner zusammen. Es ist schließlich auch sein Kind und er darf NIE UND NIMMER außen vor gelassen werden.
Welcher Lebensweg ist denn vorgezeichnet? Man ist zusammen, man liebt sich. Und so ne (ungewollte) Schwangerschaft passiert halt auch mal... aber ist ja nun auch kein Beinbruch.
Jeder empfindet es eben anders. Und negative Folgen eines Kindes...? Nunja... Das so zu bezeichnen empfinde ich als nicht grade toll... Schließlich liebt man sein Kind und ist dann auch bereit Opfer zu erbringen. Würde ich persönlich so sehen. Und das Zusammenziehen, ggf. Heirat gehört halt dann nunma dazu... so komisch es auch klingt.
Man braucht einfach Ruhe für ne Entscheidung, lange Gespräche etc....
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 23. Mai 2014, 11:13
von Torquemada
Mikesch hat geschrieben:
Wenn sie sich für ein Kind entscheidet, ist der Ansatz von @Torquemada durchaus sinnvoll, es sei denn, der Vater ist Manager mit Topgehalt. Wird aber nicht so sein, denn dann müsste sich die TO nicht so den Kopf zerbrechen.
Danke, dass du das erwähnst. Ich habe aus langjähriger, ehrenamtlicher Mitarbeit in Sozialprojekten diese Erfahrungen gemacht. Unsere Kinder sind alle prima Menschen geworden und erfolgreich, obwohl wir uns gewaltig strecken mussten und ALLE mit einem Jahr in die Kita sind. Es läuft. Und der Weg über Schwangerenberatung plus frühzeitig Kita etc, ist problemlos gangbar. Politisch tut sich auch was mit Konzepten, die Arbeitszeit von Eltern etwas absenken zu können. Dann arbeitet die Beamtin eben 30 Stunden, spart sich die Mittagspause und mit Kita klappt das.
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 23. Mai 2014, 13:16
von Mikesch
Conny hat geschrieben:So ein Statement halte ich für voll daneben.
Es mag bestimmt viele begründete Situationen geben, die so eine Entscheidung nachvollziehbar machen aber "es passt nicht in meine Lebenssituation, weil ich Omas geerbtes Häuschen abbezahlen muss", gehört bestimmt nicht dazu.
Hier von Moralaposteleien zu reden ist völlig zynisch.
Nenne es wie Du willst, es geht nur einem etwas an, der Betroffenen und ja, es ist Moralapostelei!!!
Überhaupt finde ich es immer wieder lustig, wenn Leute über Dinge gut Reden haben, die selber nicht solche Situationen stecken.
DU magst eine solche Entscheidung verwerflich finden, aber was DU oder ICH denken, ist völlig belanglos, ist wie der bewusste Sacke Reis in China!!
Es geht darum, aus der Situation heraus eine Entscheidung zu treffen mit der die TO langsfristig glücklich wird.
Leider denkt kaum jemand über Konsequenzen oder Folgen seines Tuns oder Entscheidung nach, was auf diesen irrationalen Entscheidungen wird, kann man ja täglich beobachten.
Das von mir Geschriebene sind Denkansätze, ebenso wie der von Toquemada, nicht mehr, nicht weniger...
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 27. Mai 2014, 10:29
von Bundesfreiwild
Ich bin ja nun eine Frau. Und habe mir sehr früh - mit eben so ungefähr um die 18 - überlegt, wo mein Leben hingehen soll.
Als Musterbeispiel hatte ich meine Mutter vor Augen, die Witwe wurde, als ich 12 und meine Schwester 10 Jahre alt war. Ich habe miterlebt, wie schwierig die Situation als Soloerzieherin und Geldranschafferin für sie war. Sie wollte nämlich auf gar keinen Fall vom Sozialamt abhängig sein, sich in ihre Kindererziehung vom Jugendamt reinreden lassen (alleinerziehende Frauen galten in den späten 60ern - vor der Emanzipationswelle - als nicht allein erziehungsfähig, das war Aufgabe des Vaters). Wir hätten unter permanenter Beobachtung gestanden. Gut, das ist heute etwas anders. Meine Mutter hat 2 Jahre lang versucht, dass Kleinunternehmen meines Vaters weiter zu führen. Dann -glücklicherweise muss man sagen- es geschafft, mit kurz vor 45 nochmal ins Beamtenverhältnis bei der Bundespost einzusteigen - mit neuer Prüfung und neuer Pensionslaufzeit, weil sie sich bei der Heirat die Pensionsansprüche hatte auszahlen lassen - zum Existenzaufbau in den frühen 50er-Jahren.
Meine Mutter hat sich praktisch ihr ganzes Leben krumm legen müssen, um (auch schon zu verehelichten Zeiten), Beruf als Verkäuferin im eigenen Laden, Kindererziehung (wir hatten eine Haushaltshilfe aus einem nahen Hunsrückdorf), die Bereitstellung von 3 Fremdenzimmern für die Kneippschüler, auf die Reihe zu bekommen.
Als Konsequenz des Alleinerziehens mussten meien Schwester und ich auf eine Ganztagsschule der Ursulinen. Mein aufmüpfiges Gemüt und die mit 13 schon vorhandene Haltung gegenüber irrationalen, religösem Getue, brachte mir natürlich SChwierigkeiten ein.
Meine Mutter hat ein Leben lang wirklich ALLES persönliche zurück stellen müssen, damit "aus ihren Kids etwas wurde". Von ihrem Leben hatte meine Mutter erst wieder etwas, als wir aus dem Haus waren, die Haushypothek abbezahlt war. Also so mit Ende 50.
ICH habe mir - in Abetracht eines solchen Lebens aus Arbeit, Verantwortung und Verzicht sehr früh gesagt:
"MIR wird es nicht passieren, dass ich mal dastehe und muss Körper und Geist mein Leben lang für ANDERE einsetzen. Vor allem nicht dann, wenn ich noch gar nicht bereit dazu bin."
Diese Entscheidung hat dazu geführt, dass ich es auch ganz konsequent mit der Verhütung gehalten habe. Da war ich unerbittlich und habe mir aber auch nicht EINEN Fehler geleistet. Normalerweise -wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist- bekommt man das auch hin.
Und ich erinnere mich noch heute an eine Situation, als ich durch Medikamente mal Zeiten hatte, in denen hormonell alles durcheinander ging, ich dauernd in der Situation war, zu befürchten, dass ich evtl. - trotz konsequenter Verhütung- doch schwanger sein könnte. Die Gynäkologen (die immer Kinder in die Welt setzen wollen) waren nicht hilfreich und schoben Schwangerschaftsteste auf die lange Bank (und die Apothekenteste gabs noch nicht). Ich stand also mehrmals gedanklich vor der Entscheidung "für oder gegen" - falls... Und ich hätte mich immer "gegen" entschieden. Natürlich hat meine gesundheitliche Situation und die höchst wahrscheinlich eintretende Vererbung von Allergie, Asthma oder Schuppenflechte, die wahlweise in jeder Generation mütterlicherseits auftritt, dazu beigetragen, mich "gegen" zu entscheiden.
Entscheiden musste ich mich aber innerlich.
Dazu noch ein für mich eigentlich erschütterndes Gespräch mit dem Gynäkologen, der mich recht früh von der Verhütung endgültig befreit hat. Im Nachgespräch nach vier Wochen kam die Frage: Wie fühlen sie sich? Ich bezog das natürlich auf rein körperliche Merkmale und antwortete, dass die OP gut überstanden, die Nabelnarbe verheilt und alles in Ordnung sei. Worauf er meinte: Ich frage nicht nach körperlichem Wohlbefinden, sondern danach, ob sie mit der Entscheidung zurecht kommen. Ich war daraufhin etwas betroffen, weil die Psychologie überhaupt kein Thema für mich gewesen war. "Sie bereuen Ihre Entscheidung also nicht?" "Nein, wieso? Ich wollte nie Kinder und für mich ist die Entschediung völlig in Ordnung." "Und Ihr Mann?" "Ich habe ihm damals gesagt, dass ich keine Kinder will - und wenn er welche haben will, muss er sich eine andere dafür anlachen." (Das Thema kam schon beim Vorgespräch auf, weil eine Sterilisation beim Mann ja viel einfacher ist. Nur - ich kann doch MEINE Vorstellungen und die Verantwortung für eine Entscheidung für MEIN Leben nicht unabwendbar auf einen anderen Menschen abwälzen! Er soll und kann ja Kinder bekommen, wenn er will - nur nicht mit mir!".
Ich habe meine Entscheidungen niemals bereut. Mein Ex hat Jahre später wieder geheiratet und -zumindest ein Kind, von dem ich weiss- bekommen.
Was ich sagen will: Man muss seine Entscheidungen für sich alleine treffen. Wenn man sie mit völler Überzeugung trifft, muss - aber kann- man damit leben.
Lässt man sich Entscheidungen von außen aufdrängen, durch Eltern, Freund, Ehemann, von Religion, Moralvorstellungen, was auch immer - bleiben immer Zweifel, ob man nicht selbst zu einer anderen Entscheidung gekommen wäre.
Eine Entscheidung für ein Kind bedeutet Verantwortung. Und zwar 100 Prozent Verantwortung. Da gibts keine Pause und keine Flucht, wenn man sie ernst nehmen will.
Diese Entscheidung muss man treffen. Man soll ein Kind WOLLEN, mit allen Konsequenzen. In dem Bewusstsein, dass man durch Dick und Dünn durch muss, wenn es mal hart auf hart kommt. Und dass es auch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit OHNE Partner funktionieren muss - mit allen Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben.
Wenn ich trotz aller möglichen Schwierigkeiten vor Augen aus vollem Herzen sagen kann: Ich will, egal was kommt und ich schaffe das. Oder auch: Ich will das SO nicht!
Dann ist es wohl die richtige Entscheidung.
Die Familienberatung - ich zweifle. Immerhin sind die darauf ausgerichtet, dass sich die
Im Gegensatz dazu: Viele meiner Klassenkameradinnen und Bekannten: Die MEISTEN machten zwar eine Lehre, einige Abi und Studium. Was sie aber im Herzen fast alle als erstrebenswert ansahen, war Familie und Kinder. (Was ja nun kein eigentlicher Fehler ist.) Sie standen aber alle im Streit zwischen Hirn und Hormonen. In den meisten Fällen siegten die Hormone - und zwar früher als gedacht. Für MICH ist völlig klar, dass Frauen in ihren fruchtbarsten und für Kinderkriegen gesündesten Jahren in einem Konflikt sind, zwischen Beruf/Karriere/gesicherter Altersversorgung und Kindern (egal ob mit oder ohne feste Beziehung/Ehe).
Da die Hormone höchst hinterlistig arbeiten und gewisse logische Hirnfunktionen ganz strategisch außer Kraft setzen können, endet es bei sehr vielen immer noch dort, wo unsere junge Kollegin sich gerade befindet: Schwanger -ungewollt-. Tja... der Kopf wollte vielleicht zwar nicht, aaaaber der Körper, die Hormone sagen ganz laut: "JETZT ist der beste Moment für eine Schwangerschaft, nicht wenn du 35 bist!" Und schon "vergisst" man mal die Pille, lässt sich auf Sex ohne Kondom ein.
Glaubt mal nur nicht, dass unser Grosshirn so völlig logisch funktioniert. Und es funktioniert schon GAR nicht unabhängig von den uralten Funktionen des Stamm- und Zwischenhirnes, die die Grundfunktionen und Emotionen hormonell steuern!!
Und hat nun ein Problem. Und das Problem heisst: Wie stelle ich mir meine Zukunft WIRKLICH vor. WAS WILL ich eigentlich WIRKLICH. Und wie komme ich dort hin.
Die Entscheidung ist nicht leicht. Man muss sich sein zukünftiges Leben vorstellen. Schaffe ich das? WILL ich meine persönlichen Wünsche (Karriere, Reisen, Hobbies) ggfs. der Kindererziehung und permanten finaziellen Problemen unterordnen. Verzichte ich da nicht auf zuviel in den besten Jahren meines Lebens?
Die Entscheidung muss man auch selbst treffen; die kann einem niemand abnehmen. Nur selbstbestimmte Entscheidungen kann man auch für den Rest seines Lebens akzeptieren. Jede Entscheidung an Kreuzwegen (die man erst oft im Nachhinein erkennt), auch kleine, haben nachher evtl. große Auswirkungen.
Deshalb: Alles durchdenken. Geht es zur Not auch ohne Lebenspartner? Akzeptiere ich, was auf mich zukommen kann?
Reiflich überlegen. EIGENE Entscheidung treffen, unabhängig von Meinung von derzeitigem Freund, von Eltern oder Beratung.
Nur völlig eigene Entscheidungen kann man lebenslang vertreten.
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 28. Mai 2014, 00:30
von Torquemada
Eine Frau, die nie Kinder wollte. Ja....das darf sie gerne hier episch ausbreiten. Aber die Erlebnisse der Zeit anno 1968 mit den ganzen prägenden Dingen (Mutter musste sich immer krummlegen usw.) haben etwas Holzschnittartiges, Anekdotisches. Viele Menschen wollen auch noch heute Kinder und das gerne.
Die Tötung eines im Mutterleib heranwachsenden Menschen fällt (Gott sei Dank) vielen hierzulande sehr schwer.
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 28. Mai 2014, 03:03
von Mikesch
Torquemada hat geschrieben:Die Tötung eines im Mutterleib heranwachsenden Menschen fällt (Gott sei Dank) vielen hierzulande sehr schwer.
Das ist nur eine uninteressante und nicht hilfreiche persönliche Meinung, ebenso wie meine, dass das für mich nur ein Zellhaufen ist und erst mal ein Mensch werden soll...
@Bundesfreiwild hat vielleicht etwas weit ausgeholt, aber auch ich wusste mit 15 schon, wie mein Leben verlaufen sollte, da gab es unbedingte no-go und daran hatte ich mich gehalten, auch wenns manchmal weh tat.
Oh Gott, war das ein Drama und Gezeter meiner Umwelt, als ich mir mit 20 die "Drähte" hab kappen lassen...
Im Kern hat sie wieder mal genau den Punkt getroffen!
Torquemada hat geschrieben:Viele Menschen wollen auch noch heute Kinder und das gerne.
Das finde ich auch völlig ok und auch bewundernswert (ehrlich, ich liebe Kinder), aber wenn, dann bitte geplant und mit Verstand, hier sehe ich in erster Linie das Kindeswohl!
Wenn jemand sein Leben weg wirft, ist mir das sch...egal, aber mir zerreisst es immer wieder das Herz, wenn ich Kinder leiden sehe!
Die Kernaussage von @Bundesfreiwild und auch von mir ist doch einfach...
- Vermeintlich eigene Entscheidungen sind nichts weiter als Hormongesteuert
- Ganz rationell betrachtet, was will ich in meinem Leben erreichen, wie soll es aussehen?
- Über Konsequenzen wird nicht nachgedacht
- Eigene Wünsche und Wollen rücken auf den Druck von außen in den Hintergrund
Noch mal, die TO ist 20, hat vom Leben und wie der Hase läuft nicht Spur einer Ahnung, ihr ein Kind aus moralischen oder sonstwelchen Gründen aufzuschwatzen und das Ganze dann im Chaos endet halte ich für völlig falsch. Es ist immer leicht, von außen seine Vorstellungen kund zu tun, ohne selber in diesem Dilemma zu stecken..
Mir tun immer die Kinder leid, die den ganzen Mist dann ausbaden müssen.
Fakt ist, dass es mit höchster Wahrscheinlichkeit so enden wird, wie ich es oben beschrieben habe, das ist schlicht meine Lebenserfahrung, von existierenden Statistiken mal abgesehen...
Ich sehe eigentlich nur zwei Lösungsansätze für die TO:
Deinen mit Kind oder meinen als auch @Bundesfreiwildes...
Schade, dass sich die TO nicht mehr äußert, so verrennen wir uns ins moralisch philosophische OT und ich bin deshalb erst mal raus....
Re: Schwanger in Fernbeziehung
Verfasst: 2. Jul 2014, 13:54
von Jul1303
Tud mir leid, dass ich mich nicht mehr geäußert habe.
Ihr braucht auch garnicht weiter zu diskutieren.
Das Thema hat sich erledigt.
Ich hatte eine Fehlgeburt.
Und damit eins klar ist, ich will hier jetzt keine Kommentare von wegen "Es ist besser so" oder "Es war ja eh nicht geplant".
Sowas finde ich unmenschlicht!!!
Und nur zu eurer Info.
Man KANN ungewollt schwanger werden.
Ich hatte den Nuvaring, den kann man auch nicht mal ebenso vergessen.
Und als ich dann schwanger bei meinem Frauenarzt saß hat der mir gesagt, dass das passieren kann wenn man den nicht verträgt.
Dann würde der auch nicht wirken.
Eine Abreibung würde für mich NIEMALS in Frage kommen!!!!!!!!!!
Meine Mutter ist auch früh schwanger geworden (mit 18)
ohne Ausbildung, mit einem Kerl der die ein paar Jahre später hat sitzen lassen und ich bin trotzdem glücklich aufgewachsen.
Meine Mutter hat zwar nie behauptet, dass es einfach war, aber dass ich das beste in ihrem Leben bin.
Initiativbewerbungen sind verschickt und wenn doch ein Wunder passiert und ich in nächster Zeit in der Eifel eine Stelle bekomme würden wir es wieder versuchen, sobald die Kredite abbezahlt sind.