Eingliederung bei Angstzuständen ?

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Torquemada
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Eingliederung bei Angstzuständen ?

Beitrag von Torquemada »

Ein Kollege, mit dem ich seit 1990 losen Kontakt habe, hat sich nach drei Jahren Sendepause gemeldet, nachdem wir uns zufällig getroffen hatten.
Er weiss irgendwie nicht weiter und ich habe über diesen Themenkreis keinerlei Ahnung.

Situation:

50 Jahre, A11, von der technischen Postseite irgendwie vor Jahren an die Telekom "verkauft", dann beurlaubt, dann vor totalem Jobabbau freiwillig zur Agentur für Arbeit (Innendienst, Hausverwaltung irgendwas, KEIN Jobcenter/Hartz4). Nach persönlichen Reibereien mit dem Agenturleiter wegen der Arbeitsbedingungen nach drei Jahren keine Verlängerung mehr bekommen. PBM-Berlin-Insasse, hat zum Mai wohl eine Zuweisung zu einem 34-Stundenjob bei einer Telekom-GmbH bekommen nachdem er 8 Monate zu Hause war.

Aber: er war wegen Angstzuständen nach dem Ende der Tätigkeit schon 2012 wochenlang krankgeschrieben (Hausarzt). Er wirkt auf mich als Laien total niedergeschlagen und antriebslos. Seine Frau ist Hausfrau ohne Ausbildung und Beruf, zwei Kinder mit 14 und 12 Jahren. Er war noch nie beim Facharzt. Hobbys hat er aufgegeben, hängt nur zu Hause rum und kann sich nicht vorstellen, wie er täglich 60 Km einfache Strecke schaffen soll. Mit Bus und Zug wäre er über 3,5 Stunden am Tag unterwegs, Pkw hat er keinen, die Frau hat einen Kleinwagen aus der End-Kohlära zum Einkaufenfahren.

Bei der neuen Stelle kennt er niemand, er hat seit Jahren keine Kontakte. Mit der Telekom hat er eigentlich abgeschlossen.
Sorgen macht mir, dass er meinte, er würde sich vor den Zug werfen, wenn er da hin müsste.

Hat jemand Ahnung oder Erfahrung mit einem Eingliederungsmanagement ? Arbeitsversuch? Läuft das nur mit Kur, REHA oder Tagesklinikbehandlung ? Oder reicht AU-Bescheinigung mit Stellungnahme vom Hausarzt ? BAD ? Er selbst will keine Behandlung beim Psychater oder ähnlichem.
Mir erzählte er von allen möglichen Beschwerden, die er aber selbst "psychosomatisch" nennt.
Seine Angstzustände hat er wohl nur wegen der Telekom, meint er. Wer wäre Ansprechpartner bei einer Eingliederung ? Er hat ja seit Jahren nicht mehr für die Telekom gearbeitet.
Dienstunfähigkeit kommt für ihn finanziell nicht in Frage, weil sonst die Eigentumswohnung nicht gehalten werden kann.
Gerda
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Re: Eingliederung bei Angstzuständen ?

Beitrag von Gerda »

Also Wiedereingliederung geht nach längerer Krankheit immer, auch ohne Amtsarzt etc. Dies kann er bezüglich eines BEM anregen.... Umso länger er zu Hause bleibt umso schwieriger wirds....für seine Persönlichkeit!
Zum Facharzt würde ich an seiner Stelle gehen oder zumindest ne Thera anzuregen. Aber dafür ist dieses Forum wohl nicht das richtige Forum. Soll er lieber mal mit seinem Gesundheitszustand in ein Psychotherapieforum wandern, dort wird ihm schon kräftig die Meinung gesagt, wenn er sich nicht selbst bewegt, sorry aber ist so.

Gerda
Roadster
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Re: Eingliederung bei Angstzuständen ?

Beitrag von Roadster »

60 km , 3,5 Std Fahrzeit ?

60 km Fahrstrecke, hier wären viele Kollegen froh !

Ich empfehle in diesem Fall dringend einen Facharzt!
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Bundesfreiwild
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Re: Eingliederung bei Angstzuständen ?

Beitrag von Bundesfreiwild »

Roadster...
Wenn die 60 Km Strecke überwiegend mit höchstens 50-70 KmH gefahren werden DARF UND man auf der Strecke auch noch regelmässig ne halbe Stunde im Stau verbringt, kommen auch für 60 Km oft gut 1,5 Std zusammen.
Ist auf der Strecke Koblenz-Bonn nämlich genau SO.

Ja, man könnte auch die Autobahn nehmen, dann ist die Strecke aber 20Km länger und man steht vom anderen Ende der Stadt her im Stau. Kostet bloss mehr, Streckenzeit genauso. Vor allem weil es REGELmässig auf der Autobahn an den selben Streckenabschnitten knallt und die Autobahn dann auch noch stundenlang gesperrt ist. Geschwindigkeitsbegrenzung hier aber auch teilweise 100, maximal 130.

Wer in Bayern oder Meck-Po freie Fahrt auf 300 Km hat, jo - der kommt in einer Stunde auch 150 Km weit voran. Im Westen und Südwesten ist alles klein-klein, geschwindigkeitsbeschränkt und mit täglichem Standardstau.
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Bundesfreiwild
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Re: Eingliederung bei Angstzuständen ?

Beitrag von Bundesfreiwild »

Aber zum Thema - meine Überlegungen:

WIE wurde der Kollege denn an die Telekom "verkauft"? Müsste man wissen. Dazu müsste der Kollege Unterlagen haben.
Kompletter Behördenwechsel? Also aus Post raus und Telekom rein?
Dann wäre er jetzt Telekomiker.

Wie ist er zur PBM-NL gekommen? Das passiert eigentlich nur durch eine Beurlaubung/ISB/Abordnung extern, wenn man bei der Beurlaubung/Abordnung auch mit unterschreibt, dass man mit der Hintergrundversetzung zur PBM einverstanden ist. Wenn, dann ist die PBM-NL jetzt zuständiger "Dienstherr", der ihn bei Unbeschäftigtsein durch Vivento vermitteln lässt.

Er war also abgeordnet zur BA vermutlich und wurde dort "beendet". Also Rücksturz ins PBM-Universum.
Seidem krank. Derweil eine Zuweisung wohin? Jedenfalls... seitdem krank geschrieben.
Burn out. Kann ich nachvollziehen.

Wie gehts jetzt weiter?
Wenn er zu einer GmbH zugewiesen ist, ist die GmbH auch für ihn zuständig (auch wenn er bislang nicht angetreten ist).
Er muss ja ne Anhörung zur geplanten Zuweisung bekommen haben. Was hat er geantwortet und angeführt, warum er nicht die 60 Km fahren kann täglich?
Hat er gegen die erfolgte Zuweisung Widerspruch erheben, einstweiligen Rechtsschutz und aufschiebende Wirkung des Widerspruches beantragt?
Wenn nicht, dann hat er der Zuweisung sozusagen stillschweigend zugestimmt.

Jetzt müsste also von Seiten der GmbH eiiigentlich ein BEM-Gespräch/Verfahren stattfinden, um zu klären, wieso, warum, weshalb und was man evtl. ändern könnte und müsste, damit der Kollege arbeiten kann. Jetzt kommen Fahrzeitbeschränkungen und die Frage eines möglichen Umzugs auf den Plan. Da sollte man mit fachärztlichen Attesten punkten können. Eiiigentlich müsste die GMbH in einem BEM-Gespräch zu dem Schluss kommen, dass der Kollege die Arbeit an DIESEM Dienstort überhaupt nicht machen KANN. (Da müssen aber die Atteste entsprechend aussehen). Bei logischer Betrachtung müsste man die Zuweisung dann eigentlich beenden. Wird man aber nicht tun, da PBM/Vivento das im Hintergrund ja gar nicht will.

Was wird also passieren? Irgendwann wird die GmbH (vermutlich auch auf Drängen von PBM/Vivento) eine Dienst(un)fähigkeitsuntersuchung durchführen lassen.
Da wird auch ein Umzug in den Raum gestellt werden. Da seine Frau nicht arbeitet, hängt das Familieneinkommen nur von ihm ab. Also könnte man ja an den Dienstort umziehen. Haus und Hof als Eigentum zählen bei der T nicht. Kann man ja vermieten :twisted:

Wenn der Kollege nicht wirklich beinharte Gesundheitsatteste hat, in diesem Falle würde wohl auch nur ein Behindertenausweis was bringen, wird er da nicht gewinnen können.

BEM und Wiedereingliederung muss man ja eh trennen. BEM ist das innerbetriebliche Ding, die WE ein vom Arzt verordneter Vorgang, stufenweise (unter Krankheitsattest) wieder in die ARbeit reinzukommen nach längerer Erkrankung. In der Regel geht das aber auch Hand in Hand.

Welchen Sinn sollte überhaupt eine Wiedereingliederungsmaßnahme haben, die dort stattfindet, wo er arbeiten soll, wenn er nicht dorthin fahren KANN?
Da wäre ja die einzige Möglichkeit, dem Kollegen ein Homeoffice einzurichten, was die GmbH aber nicht in Erwägung ziehen wird (weil der Kollege ja noch nicht mal eingearbeitet ist) und die Einweisung ja am zu weit entfernten Arbeitsort stattfinden müsste.
Mithin könnte er eine Wiedereingliederung gar nicht machen.

Hier haben wir wieder das hübsche Spielchen, wo sich die Katze in den Schwanz beisst.

Die Kinder sind 14 und 12 Jahre alt. Okay... Pubertät... aber sie sind ja einen großen Teil des Tages in der Schule.
Da könnnte man mal die Überlegung machen, ob die Ehefrau nicht auch wieder arbeiten gehen könnte, um einen Teil des Einkommensverlustes aufzufangen.
Deren Einkommen würde auch nicht auf die Pension angerechnet werden. Ein großer Vorteil!

WENN man bis auf die von der T verursachten psychosomatische Problemlage ansonsten gesund ist, müsste es doch möglich sein, mit der T auch endgültig abzuschließen, die Augen und Ohren nach vorne zu richten und sich einen Nebenjob zu suchen, der einem noch paar Jährchen ein solides Nebeneinkommen bringt, damit man sein Häuschen noch abbezahlen kann.

Man könnte das so anstellen, dass man einfach weiter auf Zeit spielt (Krankheit, BEM, Wiedereingliederungsverfahren - kostet alles Zeit) und dann in die DDU oder den Vorruhestand zu gehen.

Falls der Kollege auf seinen Abgang hinarbeiten will, aber noch möglichst lange sein aktives Gehalt bekommen möchte, würde ich folgendermaßen vorgehen, BEVOR es zu einer Dienstunfähigkeitsuntersuchung kommt:

BEM-Verfahren beantragen. Also Besprechung mit GmbH-Ressortleitung und Personen des Vertrauens (BR oder SchwbV des Betriebes), welche Regelungen man treffen könnte, dass der Kollege doch noch ans Arbeiten kommen könnte. Diese Regelungen müssen dann erstmal umgesetzt werden. Das könnte dauern. In diesem BEM-Gespräch könnte man dann auch ein Wiedereingliederungsverfahren als Maßnahme mit einbeziehen.

Parallel müsste der Kollege also zu seinem behandelnden Arzt gehen und der Arzt müsste ein Wiedereingliederungsverfahren starten, also einen Plan aufstellen, wann, wie oft und wo der Kollege in ansteigender Dienstzeit in den Arbeitsalltag einsteigen kann. Da bestimmt der Arzt und sonst niemand.

Angenommen, der Kollege würde nun wieder öfter oder auch dauerhaft erkranken. Dann ginge es erstmal in die Kur. Danach würde man weitersehen, obs denn nun klappt. Wenn nicht, wirds dann wohl bald zur DDU-Untersuchung kommen.

Wie gesagt: Wer "nur" ein telekomspezifisches Gesundheitsproblem hat, dem kann ich nur raten, die Pension zu kassieren und sich ansonsten mit Nebentätigkeit den Rest des nötigen Geldes zu verdienen. Mit vielleicht auch wieder arbeitendem Ehepartner müsste es doch mit zwei 400-Euro-Jobs oder Teilzeittätigkeit der beiden Ehepartner zu schaffen sein.
Auf jeden Fall hätte man die T-Situation vom Hals und könnte sich mal wieder den normalen Dingen des Lebens zuwenden.
Unterstützung, um aus dem Psychotief hinaus zu kommen, sollte man sich dann auch holen, damit die Lebensumstellung auch klappt.