Wechsel in anderes Bundesland - wie muss ich vorgehen?

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katenga
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Wechsel in anderes Bundesland - wie muss ich vorgehen?

Beitrag von katenga »

Ein freundliches Guten Morgen an Euch alle,

ich habe mich hier jetzt vor kurzem angemeldet, weil ich hoffe, ein paar Tipps zu bekommen, wie ich meinen schon seit längerer Zeit gereiften Plan, in ein anderes Bundesland zu wechseln, in die Tat umsetzen kann.

Ich bin Landesbeamtin auf Lebenszeit in Hessen, 39 Jahre alt, und möchte gern nach Nordrhein-Westfalen wechseln. Da ich zwar ursprünglich aus der Finanzverwaltung komme, aber nun schon seit einiger Zeit im IT-Bereich arbeite und mir diese Arbeit auch unheimlich viel Spaß macht, wäre es schön, wenn ich auch in NRW damit weitermachen könnte…die Tätigkeit einer Finanzbeamtin wieder aufzunehmen, wäre da erst zweite Wahl. Naja, aber soweit ist es ja erst mal noch lange nicht…..

Mein größtes Problem ist in dieser Sache, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, wie und wo ich ansetzen soll. Natürlich kann man auf die Idee kommen, hey, frag ich doch einfach meinen Vorgesetzten, den Personalrat, die Frauenbeauftragte oder was weiß ich, aber ich will es eben nicht an die große Glocke hängen, bevor ich nicht weiß, ob ich überhaupt Chancen habe. Kurz und gut, ich will mich erst mal umfassend informieren, bevor ich überhaupt jemanden anderen da mit hineinziehe, egal ob in meiner Arbeitsstelle oder da, wo ich gerne hin will.

Blöd nur, dass ich so gar nicht weiß, wo ich mich überhaupt schlau machen kann, wie ich am besten vorzugehen habe. Daher bin ich ja heilfroh, dass ich dieses Forum gefunden habe, und ich hoffe, dass mir hier der ein oder andere dabei weiterhelfen kann und sagen kann, welche Schritte ich überhaupt unternehmen muss, bzw. welche Voraussetzungen vorliegen müssen und wie das Ganze von statten geht.

Meine Fragen sind diesbezüglich jetzt vor allem:

1. Wie läuft das Ganze überhaupt an?
2. Muss ich mich zunächst bei der Stelle melden, bei der ich Interesse habe zu arbeiten?
3. Muss ich so richtig eine Bewerbung schreiben, wie es in der Privatwirtschaft auch der Fall ist?
4. Brauche ich überhaupt einen Tauschpartner, wenn ja, dann auch genau in meiner Besoldungsstufe, oder geht das unter Umständen auch ohne?
5. Wer muss das Ganze überhaupt alles genehmigen?
6. Welche Anträge muss ich an wen ggf. stellen?
7. Und am wichtigsten: ab wann muss ich meinen Vorgesetzten informieren? Bzw. kann ich mich darauf verlassen, dass die Stelle, für die ich mich interessiere, zunächst Stillschweigen meiner derzeitigen Arbeitsstelle gegenüber bewahrt?

Ich hoffe, jemand hat diesen Roman überhaupt gelesen und kann mir ein bisschen auf die Sprünge helfen.
Für Eure Geduld schon mal ein riesen Dankeschön,

hoffnungsvolle Grüße,

katenga
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Mikesch
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Beitrag von Mikesch »

Moin,

ein ausserplanmäßiger Wechsel ist immer nur im Gegenseitigen Einvernehmen zwischen den Dienststellen und des/der Beamten möglich.
Bei mir war es einfacher, da ich innerhalb einer Verwaltung blieb.
Ich habe das nun zwei mal mit Erfolg durchexerxiert.
Bevor man schriftliches verfasst, was einem vielleicht zum Nachteil gereichen kann, immer erst das persönliche Gespräch suchen!
Diplomatie, Auftreten und Argumentation sind hier das Geheimnis des Erfolgs!

1.) Ermitteln des Ansprechpartners für personelle Angelenheiten bei der gewünschten Mittelbehörde, hier OFD.
Hier erste telefonische Kontaktaufnahme, ob überhaupt Ausssicht auf eine Stelle besteht.
[X] Nein
Forget it! Der Weg ist hier schon zu Ende!

[X] Ja, welche Stelle, würdest Du evtl. Konzessionen eingehen.
Nennung von triftigen Gründen für einen Wechsel.

2.) Gespräch mit dem Personalmenschen der Abgebenden Mittelbehörde.
Nennung von triftigen Gründen, Abklären ob evtl. ein Tauschpartner von nöten ist.
[X] Tauschpartner erforderlich
Ohne diesen brauchst Du erst gar nicht weiter machen
[X] Kein Tauschpartner erforderlich, oder vorhanden dann...

3.) Verfassen einer schriflichen Bewerbung mit Nennung des evtl. Tauschpartners.

Das Geheimnis eines Erfolges solcher ausserplanmäßigen Versetzungsgesuche liegt alleine in den persönlichen Kontakten im Vorfeld, das bürokatische Prozedere dient nur noch, um der Form zu wahren.

Dann sind da noch die sog. Personalvertretungen, die da auch noch ein gewaltiges Wörtchen mit zu reden haben. Die haben nur die eigenen Leute im Kopf.
Wenn ein Fremder in ihr Revier eindringt, muss für den eigenen Leuten was raus springen.
Dir muss klar sein, dass ein solcher Wechsel immer mit Nachteilen verbunden ist. Planstellengehuddel unter Billigung des Personalrats funktioniert nur in der Weise, dass Du eine unterdotierte Stelle bekommst und Deine Karriere erst mal für ein Jahrzehnt auf Eis gelegt ist.

Als Landesbeamtin ist das natürlich noch schwieriger, da es um mehr geht.
Hier müssen Gelder umverteilt werden!
Die abgebendende DSt muss froh sein, Dich los zu werden, die Aufenehmende froh sein, Dich zu bekommen ;-)

Wie gesagt, alles steht und fällt mit den persönlichen Gesprächen, das Bürokratische ist nur Beiwerk, wenn sich die Dienststellen einig sind.

cu,
Mikesch
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katenga
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Beitrag von katenga »

Hallo Mikesch,

erst mal vielen Dank für Deine tolle ausführliche Antwort! Das ist für mich, die ja überhaupt nicht wusste, wo anfangen, schon mal eine Riesenhilfe!

Ich hätte vom Gefühl her auch gedacht, mich erst mal bei der dortigen OFD zu melden. Wie ist das überhaupt? Kann ich davon ausgehen, dass die entsprechenden Leute dort erst mal nicht unbedingt gleich meiner Dienststelle berichten, was ich vorhabe? Naja, eigentlich egal, ich habe es definitiv vor, basta, damit muss sich meine Dienststelle früher oder später sowieso auseinander setzen....

Triftige Gründe.....kann man darunter z.B. auch die in absehbarer Zeit pflegebedürtigen Schwiegereltern und deren Haus fassen? Oder die Tatsache, dass der Ehemann in seiner ehemaligen Firma dort wahrscheinlich wieder sofort einen Job bekäme, während er hier schon monatelang gegen die Arbeitslosigkeit kämpft?

Das mit dem Tauschpartner....habe ich es richtig verstanden, besteht auch die Chance, dass ich gar keinen brauche? Falls doch, wo finde ich (ausser auf der Site vom "Verwaltungstreff") evtl. noch Tauschbörsen, hat da vielleicht jemand noch Tipps für mich?

Du sprachst u. a. vom Personalmenschen der abgebenden Mittelbehörde...also das wäre "meine" OFD hier. Dort muss ich dann also als nächstes hin, sollte man mich in NRW wollen. Haben da also die Personalverantwortlichen meiner Dienststelle nicht unbedingt zuerst das Wort?

Und zu guter Letzt: Falls ich im Zuständigkeitsbereich der OFD dort gar keine Chancen habe....gibt es für mich als Landesbeamtin eigentlich noch andere Möglichkeiten, wo ich mich hinwenden könnte (ich meine, immerhin geht auch in anderen Behörden ohne EDV heute nix mehr.... :? )

Die Fragen reißen nicht ab....aber ich weiß zumindest schon, was ich als nächstes zu tun habe, und so werde ich kommende Woche meinen ersten Kontakt mit NRW aufnehmen.....mal schauen, was bei raus kommt...
Über weitere Tipps und Erfahrungsberichte würde ich mich natürlich nach wie vor sehr freuen!

Bis dahin erstmal,

LG, katenga
Angelfire
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Beitrag von Angelfire »

Ich weiß, mein Hinweis, erst einmal mit dem eigenen Personaler zu reden, stößt teilweise auf Unverständnis. Warscheinlich auch, weil es diesbezüglich schon negative Erfahrungen gab. Deshalb heißt es abwägen. Grundsätzlich bin ich trotzdem der Meinung das man die eigene Dienststelle nicht übergehen darf. Das gibt sonst mehr Probleme als Vorteile.

Wichtig ist natürlich erst einmal eine passende Stelle zu finden. Mein Rat: Beim Arbeitsamt gibt es ein Buch, mit alle Verwaltungen des öffentlichen Dienstes. Das hatte sich meine Schwester geholt, welche mittlerweile bei der Landespolizei ist. Da stehen wirklich alle Behörden drin. Und mit deinen Kenntnissen gibt es da sicher Chancen.

Gehe also optimistisch aber auch besonnen vor.

LG Angelfire
Was du nicht willst das dir getan, das tu auch keinem andren an!
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Mikesch
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Beitrag von Mikesch »

Moin Katenga,
katenga hat geschrieben:Triftige Gründe.....kann man darunter z.B. auch die in absehbarer Zeit pflegebedürtigen Schwiegereltern und deren Haus fassen? Oder die Tatsache, dass der Ehemann in seiner ehemaligen Firma dort wahrscheinlich wieder sofort einen Job bekäme, während er hier schon monatelang gegen die Arbeitslosigkeit kämpft?
auf jeden Fall, also wenn das keine sind ;-)
katenga hat geschrieben:Das mit dem Tauschpartner....habe ich es richtig verstanden, besteht auch die Chance, dass ich gar keinen brauche?
Genau, es liegt an dem Wohlverhalten der neuen DSt oder Verwaltung.
katenga hat geschrieben:Falls doch, wo finde ich (ausser auf der Site vom "Verwaltungstreff")
Dieses Feld überlasse ich anderen, keine Ahnung...
katenga hat geschrieben:Du sprachst u. a. vom Personalmenschen der abgebenden Mittelbehörde...also das wäre "meine" OFD hier.
Ich empfehle das erste Sondierungsgespräch mit den Beteiligten der eigenen DSt, dann eigene OFD, denn die Meinung Deiner unmittelbaren Vorgesetzten wird garantiert auch eingeholt. Hat man hier grünes Licht, kann man auf Stellensuche gehen.
katenga hat geschrieben:Und zu guter Letzt: Falls ich im Zuständigkeitsbereich der OFD dort gar keine Chancen habe....gibt es für mich als Landesbeamtin eigentlich noch andere Möglichkeiten, wo ich mich hinwenden könnte (ich meine, immerhin geht auch in anderen Behörden ohne EDV heute nix mehr.... :? )
In der Theorie ist alles möglich. Das Prozedere läuft über Übernahme, bis Kündigung, dann Übernahme, bis Neuanfang. Ist meistens Verhandlungssache und unterliegt dem guten Willen der Beteiligten.
Aber auch hier bin ich mit Tipps mangels Erfahrung am Ende.

cu,
Mikesch
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katenga
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Beitrag von katenga »

Hallo Mikesch und Angelfire,

erst noch einmal vielen Dank für Eure zahlreichen Tipps! Ihr habt mir tatsächlich richtig geholfen, ich hätte nie gedacht, dass sich innerhalb von ein paar Tagen so vieles ändern kann.....ich brauchte wohl noch den richtigen "Anstoß", die Sache wirklich in die Hand zu nehmen.....:wink:

Tja, bei mir sieht die Situation also mittlerweile tatsächlich etwas anders aus... Ich habe gestern noch telefoniert und werde jetzt wohl das erste Mal seit etlichen Jahren wieder eine Bewerbung schreiben....ich habe neben eher weniger aussichtsreichen Möglichkeiten auch eine gefunden, die zumindest mittelfristig Erfolg verspricht und sich auch sehr gut anhört. Ich bleibe Landesbeamtin, muss evtl. Abstriche in der Besoldungsstufe hinnehmen, aber das nehme ich angesichts der Verbesserungen im Privatleben gern in Kauf!

Bei der betreffenden Dienststelle teilte man mir mit, dass es immer wieder mal Stellenausschreibungen im gehobenen Dienst gäbe und ich doch einfach meine Bewerbung hinschicken solle, man würde mich vormerken. Die waren sehr nett dort, ich bin ziemlich von den Socken....kann natürlich noch dauern, klar, aber das schockt mich nicht, es besteht zumindest auf längere Sicht die Möglichkeit dort, im Gegenteil zu den anderen Stellen, die ich angerufen habe, dort konnte man mir im Prinzip gar keine Hoffnungen machen.

Für mich ist das auf jeden Fall schon ein Riesenschritt, ein mögliches Ziel, von dem ich vorher noch ewig weit entfernt war...
Jaaaaa..........jetzt geht das also los mit Fotos machen, Lebenslauf, Anschreiben und allem was dazu gehört. Und das mir, die vor 20 Jahren die letzte Bewerbung geschrieben hat....:)

Äh...gibt es da evtl. noch Dinge, die ich als Beamtin besonders beachten sollte? Nur mal so gefragt...ich will auf keinen Fall was falsch machen.
Und was meint Ihr - jetzt könnte, glaube ich, der Zeitpunkt gekommen sein, an dem ich meine Diensstelle informieren sollte, oder? Das bereitet mir mehr Bauchschmerzen als der Gedanke an ein Vorstellungsgespräch in der neuen Dienststelle....:?

Etwas aufgewühlte, liebe Grüße,

katenga
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Beitrag von Mikesch »

Moin Katenga,
ich denke nun auch, dass der Zeitpunkt gekommen ist, die eigene DSt einzuweihen.
Meine Mama pflegte immer zu sagen: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, also nur Mut...
Ich meine, Du hast ja wirkliche Gründe und meine Erfahrung hat bisher gezeigt, dass Vorgesetzte und auch höher angesiedelte Entscheidungsträger der Gattung verständnisvolle Menschen anzusiedeln sind.
Ich stand mal vor dem gleichen Problem, Karriere gegen Privatleben und hatte da eine gefüchtete harte Nuss bei der OFD zu knacken.
Ich gehörte einer Aufnahme-OFD mit akutem Personalmangel an.
Was war, die sog. harte Nuss stellte sich als sehr verständnisvoll heraus.
Viele Kollegen begehen den Fehler, dass sie immer gleich Fordern oder sagen, ich mach oder will das...
Fehler! Diplomatie ist angesagt, wie es hereinschallt, so schallt es heraus! Du hast ja ein Problem, also bindest Du Deine Vorgesetzten darin ein und suchst gemeinsam nach Lösungen.
Damit gibst Du Deinen Vorgesetzten auch das Gefühl, wichtig zu sein und dass Du eigentlich ja gar nicht weg möchtest, sondern dass Dich ja nur die privaten Gründe dazu zwingen. Wenn sie erkennen, dass Du bei einem Wechsel auch berufliche Nachteile in Kauf nimmst, macht das Dein Problem nur glaubhafter und vielleicht bekommst Du sogar Unterstützung.

Bei mir war es dann sogar so, dass sich die sog. harte Nuss der OFD bei mir persönlich verabschiedet hat und meine Kollegen nebst SGL und HZA-Vorsteher mir eine Abschiedsparty bereitet hatten, dass meine Augen feucht wurden. Ich wollte ja auch tatsächlich nicht weg!
Auf OFD-Ebene wurde ganz schön gehuddelt, dass ich wechseln konnte. Klar, habe ich die A-Karte bei der neuen OFD auf Lebenszeit, aber das wusste ich ja vorher...
Darum, spreche mit Deinem SGL, dem Vorsteher, am Besten mit beiden gemeinsam, dann eine Etage höher, das wird schon.

Viele Grüße und viel Erfolg,
Mikesch
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Mira
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Beitrag von Mira »

Hallo Katenga,

Sie haben eine pn, wäre nett, wenn Sie sich melden würden.

Gruß
Mira