laufbahnübergreifende Bewerbung sinnvoll?

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Luzie
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laufbahnübergreifende Bewerbung sinnvoll?

Beitrag von Luzie »

Hallo,
kennt sich einer mit dem Beamten-/Besoldungsrecht aus und kann mir ein kurzes Feedback geben?

Ich bin Beamtin des mittleren Dienstes, endlich (!!) nach nahezu 10 Jahren befördert nach A 8, nachdem ich exakt diese Zeit die nach A 8 dotierte Tätigkeit für A 7 erledigt habe.

Hat mir nie viel ausgemacht, da mir mein Job (die Stelle an sich) Spaß machte.

Inzwischen aber versuche ich, mich Länder übergreifend zu bewerben, auch Behörden übergreifend. Macht es Sinn, sich bei der Polizei für den Innendienst zu bewerben als A 8 und darauf hinzuweisen, dass man für A 8 auch die Tätigkeit einer A 9/A 10 - Kraft ausüben würde? (sozusagen als A 9 S) Oder stehen dem von vornherein Gesetze entgegen, die die Behörde daran hindern, eine im Stellenplan ausgewiesene und evtl. irgendwann vakante Stelle zugunsten des Haushaltsplans "unterbezahlt" zu besetzen?

Falls jemand was weiß, weihe er/sie mich bitte ein.
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afo1
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Beitrag von afo1 »

Entweder ist eine Planstelle A 9S oder sie ist A 9 oder A 10. Im ersten Fall ist sie der Laufbahn des mittleren Dienstes, in den beiden anderen Fällen der des gehobenen Dienstes zugeordnet. Wenn du eine Laufbahnbefähigung für den mD hast, wird eine Bewerbung auf eine Stelle des gD nicht erfolgreich sein. Die Bewerbung ist nur sinnvoll, wenn du eine Laufbahnbefähigung für den gD hast.

Der Dienstherr kann ohne Probleme einen A9 Beamten auf einer A 10 oder gar A 13g Planstelle einsetzen. War bei mir so, als ich noch Landesbeamter in Berlin war. Habe mich nach bestandener Laufbahnprüfung auf eine A 11 Planstelle beworben und diese bekommen. Dann wurde ich ganz normal nach Abschluss der laufbahnrechtlichen Probezeit binnen 4 Jahren bis A 11 befördert. Danach habe ich zum Bund auf eine A 13g Planstelle gewechselt und wurde nach 2 Jahren A 13. Also steht dem aus rechtlicher Sicht nichts entgegen...wenn du eine Laufbahnbefähigung hast.
Gruß
afo
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Bundesfreiwild
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Beitrag von Bundesfreiwild »

Laufbahnbefähigung ist so ein Wort, da läuft mir immer der Schauer des Widerwillens den Rücken herunter.
Bedeutet es für den gehobenen Dienst Abitur und vor allem einen akademischen Grad.

Meiner Erfahrung nach bei ehemals Bundespost und neu DTAG ist diese sogenannte Laufbahnbefähigung im praktischen Dienst ungefähr so brauchbar wie die Befähigung zum Stöckelschuhlaufen zum normalen Leben notwendig wäre.

In der Praxis zeigt sich nämlich, dass irgendwelche Diplome nur aussagen, dass man eine höherwertige Fachidiotenausbildung hinter sich gebraucht hat.
Die Fähigkeit zur Führung von Menschen beweist sie nie und die praxisnahe Kompetenz und Flexibilität stellt sich nicht allein durch einen höheren Abschluss ein. Mir sind in 30 Jahren nur ganz wenige Menschen aus dem gehobenen Dienst begegnet, denen ich sowohl Fachkompetenz, als auch Qualitäten in Sachen Menschenführung respektvoll zugestanden habe.

Zum Glück wurde in der DTAG die "Laufbahnbefähigung" zurecht gestutzt. Wer will, der darf, wenn er kann. Sprich - es gibt ein AC-Verfahren, in dem die Befähigung des Kandidaten für weit anspruchsvollere Aufgaben geprüft werden (egal, welches Amt er im Hintergrund als Beamter bekleidet).

Leider, Leider hat sich der Bund bislang nicht dazu hinreißen lassen, bei oft jahrzehnelangem Einsatz in total überwertigen Aufgaben, im Hintergrund auch einen Laufbahnsprung im Beamtenverhältnis zuzulassen. Da gehts nur bis zum höchsten Amt der Laufbahn, in der man - wie in einer indischen Kaste - anscheinend lebenslänglich gefangen ist.
Denn... Verwendungsaufstieg macht die Telekom nicht mehr und reguläre Laufbahnwechselverfahren meiner Kenntnis nach auch nicht mehr.

Und so blöd, sich aus der mittleren Laufbahn entlassen zu lassen, um in die nächsthöhere eingestellt zu werden (sofern man so nebenbei mal einen Bachelor oder Masterabschluss erledigt hat), das Risiko geht keiner ein, in Anbetracht der Tatsache, dass die T ja möglichst alle Beamten so schnell wie möglich loswerden will.

Dieser ganze Laufbahnquatsch geht mir auf den Senkel, seit ich 1978 bei der Bundespost angefangen habe. Ich habe mir immer gewünscht, dass dieses unflexible System verschwindet. Denn es ist ja nicht mehr wie früher, als man seinen Abschluss hatte und lebenslanges Lernen nicht nötig war. Heute heisst es, ja Abschluss habe ich - und die Welt ändert sich alle 5 Jahre. Was ist mein Abschluss dann noch wert?

Und wenn ich bedenke, dass eine angestellte Bilanzbuchhalterin als Cheffin mal zu mir meinte (O-Ton): "Nur wer studiert hat, kann auch strukturiert denken", da fiel mir wirklich die Kinnlade bis zum Boden.
Was für ein Kastendenken, welche Arroganz spricht da aus diesem Satz!?

Die Fähgikeit zum strukturiertes Denken ist angeboren, die kann man nicht lernen. Und es gibt Chaoskreative und Erbsenzähler in allen Laufbahnen. Glück hat der Laden, in dem man arbeitet, wenn der Kreative auch gleichzeitig fähig ist, Erbsen zu zählen und das Tagesgeschäft strukturiert zu erledigen, also beide Eigenschaften in sich vereinigt UND der auch noch in einer Führungsposition arbeitet, in der er seine Leute soweit wie möglich eigenverantwortlich arbeiten lässt und nur wo nötig seinen Finger draufhält.
Dann sind Beschäftigte motiviert und zufrieden.
Tja, aber diese Fähigkeiten bekommt man nicht allein durch das erarbeiten eines höherwertigeren Abschlusses.

Da wünsche ich mir doch manchmal ein bissi mehr Amerika: Du kannst es? Dann beweise es!

Durch das Kasten- und Kistchendenken gehen uns viele begabte und motivierte Leute durch die Lappen, die oft auch aufgrund lebenslanger Selbstlernfähigkeit eigentlich nicht unbedingt einen offiziellen Grad der Laufbahnbefähigung bräuchten.

Überlegt mal ernsthaft, WAS man aus dem Studium eignetlich nachher in der normalen Arbeit braucht, außer evtl. einem speziellen Fachwissen in bestimmten Ressorts, das man sich auch jederzeit noch aneignen könnte.
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afo1
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Beitrag von afo1 »

Aus dem Bauch heraus betrachtet ist da sicher was dran. Aber Luzie ging es wohl eher um die tatsächlichen Rahmenbedingungen. Die sind nun mal so, wie sie sind.
Dieser ganze Laufbahnquatsch geht mir auf den Senkel, seit ich 1978 bei der Bundespost angefangen habe.
Kein Mensch hat dich gezwungen, deinen Eid zu leisten und damit u.a. das Laufbahnprinzip anzuerkennen. Hättest ja auch genug Zeit gehabt, deine Entlassung zu beantragen. Oder? :wink:

Aber jeder ist frei in seinen Gedanken und Entscheidungen. Und Luzie hat sich wohl entschieden, eine neue Stelle zu suchen. Die wird sie nicht ohne Laufbahnbefähigung bekommen, solange die Laufbahnbefähigung als Grundlage im Gesetz steht...

afo
schäferhund
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Beitrag von schäferhund »

Bundesfreiwild, ich sehe diese teilweise ähnlich.

Eine Bekannte von mir war zunächst einige Jahre im mittleren Dienst beschäftigt und stieg dann vor ca. 8 Jahren in den gehobenen Dienst auf ("Studium"). Laut ihren Aussagen hat sich ihr Aufgabengebiet fast nicht geändert. Von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, übernahm sie nun wieder die Arbeiten, dies sie zuvor als mD - Beamtin erledigte.
Weshalb hier ein "Studium" notwendig war, kann sie sich auch nicht erklären.

Kurzum: eine sinnlose Verschwendung von Steuermitteln.


Anderes Beispiel:

Meine Großmutter leitete selbständig bis in hohe Alter zwei Gasthöfe (mit Ferienwohnung & Gästezimmern.) Ein Gasthof war in Privatbesitz, der andere wurde hinzugepachtet. Sie war Vorgesetzte von 6 fest angestellten Mitarbeitern (Köche, Bedienungen, Putzfrauen usw.) Sie war zuständig für die Lebensmittel - u. Materialbeschaffung, für die Verwaltung der beiden Immobilien, für Personalangelegenheiten, für die Einhaltung der Hygienevorschriften, für die Steuererklärungen usw. usw.
Für dieses Berufsbild bräuchte meine Großmutter aus heutiger Beamtensicht unbedingt ein "Studium".

Meine Oma hatte einen einfachen Hauptschulabschluß !
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Bundesfreiwild
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Beitrag von Bundesfreiwild »

afo1
1. war 1978 noch Einstellungsstop im gehobenen Dienst - und meiner verwitweten Mutter wollte ich nicht länger auf der Tasche liegen, was ein Studium nach dem Fachabi (mit 20) dann noch einige Jahre so gewesen wäre.
2. habe ich mich ziemlich schnell als "systemkritische" Beamtin "geoutet". Hätte ich mich aus dem mD entlassen lassen, wäre ich später nie wieder bei der Bundespost rein gekommen
3. hatte mich, Dank der versifften Teppichböden in den Diensträumen schon bald ein heftiges, damals lebensgefährliches, allergisches Asthma befallen, so dass an ein Studium auf Jahre hinaus nicht mehr zu denken war

WENN ich hätte gehen können, wäre ich wohl niemals wieder in eine Behörde gegangen. Ich habe auch vor einiger Zeit ein Jahr Einblick in die BA für ARbeit bekommen 2004/2005 und ich muss sagen, so besch++++en das Leben als Beamtin bei der Aktiengesellschaft Telekom mittlerweile ist, so noch bescheidener ist das Leben als Beamter z.B. in der Bundesagentur f. Arbeit. Die leben ja - vor allem hinsichtlich Laufbahnzugehörigkeit und persönlicher Qualifkation tatsächlich noch im letzten Jahrhundert, als ein Beamter mit seinem Job anfing (z. B. als Postbote) und auch damit auch starb.
Ansichten so nach dem Motto: Ohne Abitur hast du nicht bewiesen, dass du überhaupt ein Hirn hast, geschweige, dass du mit Eigeninitiative und Wille zur "Höherem" auch nur fähig wärest.

Wie gesagt, mir gehen Leute mit Schubladendenken und Leitplanken an jeder Synapse schwer auf den Keks.

Da passen aber all die Leute hin, die mit 40 schon alt sind. Die seit sie 25 waren, keine neuen Impulse mehr bekommen haben, man glaubt es kaum... z.B. Shakira oder Pink! nicht kennen (geschweige sonst irgendwelche Menschen der Musikkultur der letzten 20 Jahre, egal aus welchem Genre) und irgendwie auch die letzten 20 Jahre technische Medienentwicklung nicht mitbekommen haben. Die leben mit Mitte 40 in einer anderen Welt, nämlich der Vergangenheit - misstrauen allem Neuen und sind zur Weiterentwicklung auch kaum fähig.

Ehrlich, ich war erstaunt, wie viele es von der Sorte gibt, die bis zum Ende ihres Lebens ihre Jugendjahre wiederkäuen.

Und wenn solche Menschen als Chefs fungieren, dann weiss man auch schon sofort, wie weit man in diesem Ressort kommen wird, wenn man selbst nicht zu denen gehört, die mit dem alten Käse zufrieden sind und möglichst allen neuen Impulsen aus dem Weg gehen.

Ich weiss nicht, wie weit solche "Koryphäen" der Gegenwart und Zukunft auch im freien Unternehmertum als Führungskräfte verbreitet sind, aber ich komme mit solchen Leuten gerade dann nicht zurecht, wenn sie sich als allwissende Chefs aufspielen, oft nur aufgrund ihrer Laufbahnzugehörigkeit oder eines technisch veralteten Diploms von vor 30 Jahren.

Kurzum: Wer gesund ist, genügend Grips und Ehrgeiz hat, wird in einer Behörde zwar vielleicht einen "gemütlichen" Job machen können und vor Arbeitslosigkeit verschont bleiben, aber - ob er damit 35-45 Jahre zufrieden sein wird... dafür muss man das nötige Charakterkostüm haben.

Wie gesagt, wäre ich gesund geblieben... ich hatte mir kurz vor Ausbruch des Asthmas schon überlegt, auf welche Weise aus dem Beamtenzirkus wieder rauskomme, doch dann war es praktisch von 0 auf 100 zu spät.
Da MUSSTE ich mit dem Spatz in der Hand zufrieden sein - was mir Zeit meines Lebens schwergefallen ist.

Deshalb sage ich auch jedem Jugendlichen von heute, dass er/sie UNBEDINGT das Abi machen soll, egal wie. Damit stehen einem auch bei 180-Grad-Kehrtwendungen des Lebens immer noch alle Tore der Universitäten und ein völlig anderer Lebens- und Berufsweg offen, wenn man das will und vielleicht erst mit 25 oder 30 feststellen kann, wo evtl. die eigenen Interessen und Talente tatsächlich liegen.

Wäre ich jetzt nochmal jung, ich würde mich reinknien, Abi machen und auf jeden Fall in einen naturwissenschaftlich-technischen Beruf gehen. Die Bandbreite ist da groß und Fachkräfte - auch international - sehr gesucht.
Chriswie1984
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Beitrag von Chriswie1984 »

Also meines Erachten kann eine Behörde, wenn Sie denn will.

Innerhalb der Polizeiverwaltung in NRW werden Beamte des mittleren nichttechnischen Dienstes planstellenmäßig auf A9 gD Stellen geführt, da im Stellenplan der mD abgeschafft wurde.

Hatte den Vorteil, dass man nach der 2 jährigen Probezeit und dem 1 Jahr nach der Anstellung dann jedes Jahr bis A9mD befördert werden kann.

Danach bekommt man einige Jahre später nach dem Gieskannenprinzip die Amtszulage.

Die gesamte Zeit kann man dazu noch im selben Arbeitsgebiet bleiben.

Nachteil: wenn man z.B zum Bund wechselt, wird man schnell sehen dass der mD dort leider nur mit absolut hirnrissigen Aufgaben, nennen wir es mal: beschäftigt wird.

Die meisten anderen Dienstherren würden also eher keinen mDler auf eine gD Stelle packen, allein schon um den "Frieden" unter den Kollegen nicht zu gefährden.
Conny
Beiträge: 290
Registriert: 5. Jul 2010, 15:39
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Beitrag von Conny »

Oje, hört sich alles etwas nach Frust an.

Ich selbst kam aus der Wirtschaft, habe einige Berufsabschlüsse, hatte danach ein paar Semester draußen studiert und bekam dann das Angebot von meinem jetzigen Dienstherrn.
Meine Erfahrungen mit dem mittleren und dem gehobenen Dienst sind etwas differenzierter. Im Studium FH Bund hatten wir ne große Zahl an Aufsteigern und davon ist mehr als die Hälfte durchgefallen. Grund war nicht mangelnde Intelligenz. Es war eher die Einstellung und fehlende Selbstkritik. Sie hatten oft nicht gemerkt, dass das Studium wesentlich tiefer geht und es auf die Details ankommt und oft auf das zwischen den Zeilen. Deren Einstellung war oft eher: Das kenne ich schon, da kenne ich mich aus. Wenn ich jedes Formular mit Nummer kenne und jede Vorschrift auswendig lerne, dann mülle ich mein Hirn mit unnötigem Krempel zu. So war das dann auch im Ergebnis.

Erwartetet wurde ständig vorgekautes Wissen zum Auswendiglernen und man war mit der vorgabenfreien Aufgabenstellung oft überfordert. Einige passten sich schnell mit der neuen Situation an aber, wenn man glaubt, dass man schon alles kann und den anderen Vögeln, die neu in der Verwaltung ist, einen großen Schritt voraus hat, dann kann das schnell eng werden. So waren die ersten wichtigen Klausuren dann schnell ernüchternd.

In der Praxis verstand ich dann später mehr. Als "Personalchef" Ortsebene hatte ich viel Einblick in die Ausbildung.
Im Bereich Bund empfand ich die Ausbildung mittlerer Dienst immer als ein oberflächliches Anbrüten, das überwiegend gefährliches Halbwissen erzeugt. Da fand ich die VFA-Ausbildung wesentlich geeigneter.

Währen meiner bisherigen Laufbahn durfte ich aber tolle mittlere Dienstler kennenlernen, die überhaupt nicht stehengeblieben sind, sich absolut fundiert und detailreich in Ihrem Bereich auskennen und dazu noch eine hervorragende Sozialkompetenz haben. Dafür habe ich aber auch viele im geh. Dienst erlebt, denen letzteres völlig fehlt, die auf Ihrem Status reiten und die Wandlung des öff. D. auch irgendwie verschlafen haben. Gerade Mitarbeiterführung ist wirklich ein Thema, das der Dienstherr viel tiefgreifender angehen sollte. Ein schlechtes Arbeitsklima schafft schlechte Arbeitsergebnisse. Das hat die Wirtschaft längst begriffem.
Aber auch hier gibt es tolle sehr fähige Leute.

Von meiner Außenerfahrung her betrachtet unterscheidet sich der öff. D. nicht allzu sehr von draußen. Es läuft weder besser noch schlechter. Wahrscheinlich wären einige Damen und Herren nicht auf Ihren jetzigen Posten, vielleicht aber doch.

Ich kann Bundesfreiwild nur zustimmen. Den Kindern den Weg zum Abi eröffnen (so sie dazu in der Lage sind) und für den öff. D. würde ich mich heute nicht mehr stark machen. Dazu trägt auch der m.E. verantwortungslose Umgang der Politik mit seinen Amtsträgern mit bei.

Gruß
Conny
schäferhund
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Beitrag von schäferhund »

@conny

Conny, ich sehe dies ähnlich. Mitarbeiterführung im öffentlichen Dienst ist eindeutig zu einem Schwachpunkt geworden. Besonders schlimm wird es, wenn der Vorgesetzte entweder "von Haus aus" einen krankhaft ausgeprägten Standesdünkel hat und/oder kurz vor seiner Pensionierung steht.

Ein Unternehmer, der aus Altersgründen seinen Betrieb seinen Kindern übergeben möchte, versucht noch bis zu seinem letzten Arbeitstag, den Betrieb auf dem Laufenden zu halten um ihn dann ordentlich und mit gutem Gewissen seinem Nachwuchs übergeben zu können.

...und im Staatsdienst ?

Vor einigen Jahren benötigte ich von unserem damaligen Behördenleiter eine Entscheidung. Seine Antwort war: "Ich kümmere mich um diesen Sch... nicht mehr. Ich nehme nun erst meine Überstunden, dann vier Wochen Urlaub und dann gehe ich Pension. Lassen sie die Sache liegen, bis mein Nachfolger kommt, der weiß ohnehin alles besser".

Vergleichbare Vorfälle kenne ich leider genügend.

.... und der Standesdünkel ?

Ein anderer Behördenleiter hatte die Eigenschaft, dass er mit Angestellten und "kleinen" Beamten (aus seiner Sicht etwa so bis A 10) ungern Gespräche führen wollte. Musste er aber, aus welchen Gründen auch immer, nun doch ein Gespräch mit einem dieser Bediensteten führen, geschah dies häufig unter der Hinzuziehung seines Stellvertreters. Dieser hatte dann die Funktion eines "Dolmetschers" während alle drei zusammen waren.

Beispiel:

Chef zu Stellvertreter: "Fragen sie bitte Frau XY, wie die Zahlen aus dem letzten Monat sind".

Stellvertreter zu Frau XY : "Der Chef möchte gerne von Ihnen die Zahlen des Vormonats wissen".

Frau XY zu Stellvertreter : "Ich habe hier einen aktuellen Ausdruck".

Stellvertreter zu Chef: "Frau XY hat mir gerade diesen Ausdruck ausgehändigt. Darf ich Ihnen diesen weitergeben" ?

Wie gesagt, die drei Personen befanden sich gleichzeitig im gleichen Raum !!
Krankhafter geht es doch wohl kaum noch. Oder ???

Hier bringt man eindeutig die Missachtung seines Gegenübers zum Ausdruck.

Dies soll Mitarbeiterführung sein ??

Die für unsere Abteilung zuständige Leiterin (22 J. , gD), sahen wir im Jahr teilweise nur 4 - 5 Mal. Die Kommunikation lief meist über Notizzettel.

Betonen möchte ich ausdrücklich aber auch, dass ich in weit über 30 Dienstjahren auch gegenteilige, sehr erfreuliche Erlebnisse hatte. Erstaunlicherweise wechselten aber gerade diese, mit viel Sozialkompetenz bestückten Kolleginnen und Kollegen häufig in andere Behörden oder sogar zurück in die Privatwirtschaft.

Den in den obersten Personalabteilungen tätigen Verantwortlichen möchte ich daher dringend anraten bei der Auswahl von Personal, nicht nur auf jugendliches Alter und "Einser-Abitur" zu achten, sondern auch auf Charakterfestigkeit und soziale Kompetenz. Eine "Amerikanisierung" des Staatsdienstes ist das Letzte, was wir brauchen.
registerbeamter
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Registriert: 7. Nov 2009, 16:56
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Beitrag von registerbeamter »

Hallo,

meine Erfahrung im ö.D. ist, je weiter die Behörde vom Bürger weg ist um so mehr klassischer Ö.D. steckt in ihr.

Kaum ein kleinere bis mittelgroße Kommune kann sich diese mit sich selbstbeschäftigende Struktur noch leisten. Sowohl in finanzieller als auch in der Dienstleistung.
Da würde ein Chef - der mit seinen Leuten nicht spricht, total untergehen.

Die Frage in Bezug auf Ungerechtigkeiten des Laufbahnprinzips wird sich in Zukunft insoweit erledigen, dass es wohl dieses Beamtentum nur noch bei Polizei, Bundeswehr, Sicherheitsbehörden geben wird. Ansonsten wird der Beamte in die Versenkung gehen.

Für die, die im alten System noch stecken und nicht alterbedingt in Pension gehen können - eine bescheide Situation, leider.

Grüße
schnell getippt - Tippfehler schnell überlesen :-)
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