Ein Krieg wird herbeigeredet
Verfasst: 8. Mär 2006, 16:03
Hier ein Bericht aus der Berliner Zeitung, der mich sehr getroffen und betroffen gemacht hat.
Leider hat die Berliner Zeitung diesen Bericht nicht Online gestellt. Ich bitte meine Tipfehler zu entschuldigen.
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Aus der Berliner Zeitung v. 06.03.06
Autor Martina Doering
Ein Krieg wird herbeigeredet
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Im Atomstreit mit Iran rüsten Politiker, Experten und Medien seit Wochen sprachgewaltig auf
Angeblich will ihn keiner. Aber alle sind im Ernstfall bereit dazu: Ein Militärschlag gegen Iran wird als letztes Mittel gesehen, um Teheran an der Urananreicherung und Bau von Atomwaffen zu hindern. Am Montag wird der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde über einen Verweis des Atomstreits an den Weltsicherheitsrat beraten. Eine Befürwortung ist sehr wahrscheinlich. Wie die Sache im Sicherheitsrat ausgehen wird, ist ungewiss. Es scheint völlig unerheblich, das Iran versichert, nicht nach der Atomwaffe zu streben. Es spielt keine Rolle Iran Mitglied im Atomwaffensperrvertrag ist und ein Recht auf Urananreicherung hat – im Gegensatz zu Indien oder Pakistan. Die militärischen, politischen und diplomatischen Kriegsvorbereitungen gegen den Iran haben längst begonnen. Fast täglich melden sich Politiker oder Experten zu Wort, die vor einem atomar bewaffneten Iran warnen oder drohen. „Wir glauben das Iran Atomwaffen bauen will“, verkündet die US Regierung. Und dieser Glaube wird durch Behauptungen, Vorwürfe und Kriegsszenarien als Gewissheit über die Welt verbreitet. Die Strategie ähnelt der vor dem Irakkrieg – und hat trotzdem Erfolg. Amerikanische Aufklärungsmaschinen erkundeten, heißt es am 09. Februar, auf Patrouillenflügen die Einsatzbereitschaft der iranischen Luftabwehr. Das Unternehmen ist riskant, befindet die Nato. Wenn die Iraner einen dieser Maschinen abschießen sollten, warnt man in Brüssel, ist der Krieg da. Am 12. Februar berichtet der britische Sunday Telegraf, US-Strategen arbeiteten an möglichen Plänen für einen möglichen Angriff auf Iran. Das macht man zwar seit Jahren, jetzt ist es aber eine Meldung. Das Thema habe in den vergangenen Monaten eine „viel größere Dringlichkeit erhalten“, wird einranghoher Pentagonmitarbeiter zitiert. Selbst der Chef der IAEA, Mohamed El Baradei, äußert sich am 16. Januar überraschend scharf: „Diplomatie ist nicht nur reden, Diplomatie braucht auch Druckmittel und in extremen Fällen Gewalt.“ Er sei nicht bereit, die Iran gesetzte Frist zu verlängern. Am 21 Januar droht Frankreichs Staatspräsident Chirac, man werde Terrorstaaten notfalls mit Nuklearwaffen bekämpfen – was in der aktuellen Debatte natürlich jeder auf den Iran bezieht. Kräftig wird über Nutzen und Nachteile eines Militärschlages spekuliert. Militärs und Experten werden interviewt, Denkfabriken stellen ihre Studien über Opfer, Kosten und Wirkung solcher Schläge vor. Die Heritage Foundation gibt ein Hintergrundpapier heraus, das empfiehlt: Bereitet militärische Optionen als letztes Mittel vor. Die Oxford Research Group veröffentlicht ein Papier, in dem die Konsequenzen und Nachteile militärischer Schläge gegen Iran aufgelistet werden.
Wann wird Teheran die Bombe haben?
Der BND, heißt es am 19. Januar, teile die Einschätzung des Chefs der IAEA, Mohamed El Baradei, , wonach Teheran unter Umständen nur noch wenige Monate vom Bau der Atombombe entfernt sei. Am gleichen Tag widerspricht der BND: Weder Uhrlau noch ein anderer Mitarbeiter habe derartiges gesagt.. Bundeskanzlerin Merkel ermahnt auf der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar den Iran wie einen ungezogenen Schüler. Er habe „mutwillig die ihm bekannten roten Linien überschritten.“ Das mache natürlich Reaktionen notwendig. Am 16 Februar weiß Frankreichs Außenminister Dousty-Blazy, das Iran im Geheimen ein militärisches Atomprogramm verfolge. Kein ziviles Programm könne die Nuklearaktivitäten erklären. Beweise oder Fakten nennt er nicht. Der Erfolg stellt sich ein: Die US-Bürger müssten zwar mit Blick auf den Irak genug vom Kriegsabenteuern haben. Doch über 57% würden inzwischen einer Umfrage zufolge einen Militärschlag gegen Iran unterstützen.
Leider hat die Berliner Zeitung diesen Bericht nicht Online gestellt. Ich bitte meine Tipfehler zu entschuldigen.
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Aus der Berliner Zeitung v. 06.03.06
Autor Martina Doering
Ein Krieg wird herbeigeredet
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Im Atomstreit mit Iran rüsten Politiker, Experten und Medien seit Wochen sprachgewaltig auf
Angeblich will ihn keiner. Aber alle sind im Ernstfall bereit dazu: Ein Militärschlag gegen Iran wird als letztes Mittel gesehen, um Teheran an der Urananreicherung und Bau von Atomwaffen zu hindern. Am Montag wird der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde über einen Verweis des Atomstreits an den Weltsicherheitsrat beraten. Eine Befürwortung ist sehr wahrscheinlich. Wie die Sache im Sicherheitsrat ausgehen wird, ist ungewiss. Es scheint völlig unerheblich, das Iran versichert, nicht nach der Atomwaffe zu streben. Es spielt keine Rolle Iran Mitglied im Atomwaffensperrvertrag ist und ein Recht auf Urananreicherung hat – im Gegensatz zu Indien oder Pakistan. Die militärischen, politischen und diplomatischen Kriegsvorbereitungen gegen den Iran haben längst begonnen. Fast täglich melden sich Politiker oder Experten zu Wort, die vor einem atomar bewaffneten Iran warnen oder drohen. „Wir glauben das Iran Atomwaffen bauen will“, verkündet die US Regierung. Und dieser Glaube wird durch Behauptungen, Vorwürfe und Kriegsszenarien als Gewissheit über die Welt verbreitet. Die Strategie ähnelt der vor dem Irakkrieg – und hat trotzdem Erfolg. Amerikanische Aufklärungsmaschinen erkundeten, heißt es am 09. Februar, auf Patrouillenflügen die Einsatzbereitschaft der iranischen Luftabwehr. Das Unternehmen ist riskant, befindet die Nato. Wenn die Iraner einen dieser Maschinen abschießen sollten, warnt man in Brüssel, ist der Krieg da. Am 12. Februar berichtet der britische Sunday Telegraf, US-Strategen arbeiteten an möglichen Plänen für einen möglichen Angriff auf Iran. Das macht man zwar seit Jahren, jetzt ist es aber eine Meldung. Das Thema habe in den vergangenen Monaten eine „viel größere Dringlichkeit erhalten“, wird einranghoher Pentagonmitarbeiter zitiert. Selbst der Chef der IAEA, Mohamed El Baradei, äußert sich am 16. Januar überraschend scharf: „Diplomatie ist nicht nur reden, Diplomatie braucht auch Druckmittel und in extremen Fällen Gewalt.“ Er sei nicht bereit, die Iran gesetzte Frist zu verlängern. Am 21 Januar droht Frankreichs Staatspräsident Chirac, man werde Terrorstaaten notfalls mit Nuklearwaffen bekämpfen – was in der aktuellen Debatte natürlich jeder auf den Iran bezieht. Kräftig wird über Nutzen und Nachteile eines Militärschlages spekuliert. Militärs und Experten werden interviewt, Denkfabriken stellen ihre Studien über Opfer, Kosten und Wirkung solcher Schläge vor. Die Heritage Foundation gibt ein Hintergrundpapier heraus, das empfiehlt: Bereitet militärische Optionen als letztes Mittel vor. Die Oxford Research Group veröffentlicht ein Papier, in dem die Konsequenzen und Nachteile militärischer Schläge gegen Iran aufgelistet werden.
Wann wird Teheran die Bombe haben?
Der BND, heißt es am 19. Januar, teile die Einschätzung des Chefs der IAEA, Mohamed El Baradei, , wonach Teheran unter Umständen nur noch wenige Monate vom Bau der Atombombe entfernt sei. Am gleichen Tag widerspricht der BND: Weder Uhrlau noch ein anderer Mitarbeiter habe derartiges gesagt.. Bundeskanzlerin Merkel ermahnt auf der Münchner Sicherheitskonferenz Anfang Februar den Iran wie einen ungezogenen Schüler. Er habe „mutwillig die ihm bekannten roten Linien überschritten.“ Das mache natürlich Reaktionen notwendig. Am 16 Februar weiß Frankreichs Außenminister Dousty-Blazy, das Iran im Geheimen ein militärisches Atomprogramm verfolge. Kein ziviles Programm könne die Nuklearaktivitäten erklären. Beweise oder Fakten nennt er nicht. Der Erfolg stellt sich ein: Die US-Bürger müssten zwar mit Blick auf den Irak genug vom Kriegsabenteuern haben. Doch über 57% würden inzwischen einer Umfrage zufolge einen Militärschlag gegen Iran unterstützen.