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Bundesbeamte oder Landesbeamte - Was ist besser?
Verfasst: 9. Nov 2009, 09:34
von lettchen
Hallo liebe Foren-Mitglieder,
ich bin 28 Jahre alt, arbeite derzeit als Rechtsanwaltsfachangestellte und habe mich in Bayern für eine Ausbildung im mittleren Dienst beworben. Zwei Vorstellungsgespräche hatte ich schon: einmal bei der Justiz und einmal bei der Stadt (Rathaus). Ich bin mir aber unschlüssig, welcher Weg der bessere ist. Hier im Forum habe ich schon viel gelesen und irgendwie scheint keiner so wirklich glücklich zu sein bei seiner Dienststelle. Sicherlich ist das auch eine subjektive Sache, aber ich würde von Euch gerne ein paar Meinungen hören. Vielleicht arbeitet hier ja der eine oder andere bei der Justiz oder der Stadt und kann mir ein paar Einblicke geben was vielleicht positiv oder auch negativ ist.
Vielen Dank schonmal für Eure Hilfe.
LG aus Bayern,
lettchen
Verfasst: 9. Nov 2009, 19:55
von registerbeamter
Hallo, Vor - und Nachteile aus meiner Sicht:
Stadt:
1. Keine Gefahr der landesweiten Versetzung, da Dienstherr die Kommune ist.
2. Ausbildung bietet später breiteres Aufgabenspektrum.
3. Beihilfezahlung und Bezüge gehen gebenenfalls schneller, da Stadt selbst auszahlt.
Bundesverwaltung bzw. Landesverwaltung
1. Mehr Möglichkeiten der Teilzeitarbeit, wenn der Nachwuchs kommt :win
2. Teilweise gibt es in den Landesverwaltungen oder Bundesverwaltungen die Möglichkeit ein Jobticket zu kaufen.
Ist auf Stadtebene oft nur bei großen Stadtverwaltungen.
3. mehr fachbezogene Fortbildungsmöglichkeiten, da bei kleineren Verwaltung oft keine hauseigene Fortbildungsmöglichkeiten.
Für mich wäre eine Hauptentscheidungspunkt, das man in der Bundes - Landesverwaltung eine Bundes- Landesweite Versetzungsbereitschaft haben muss.
Beförderungsmöglichkeiten können hier oder da gut bzw. schlecht sein.
Grüße
Verfasst: 10. Nov 2009, 10:32
von lettchen
Vielen lieben Dank schonmal für deine Info. Hat mir schon ein ganzes Stück weitergeholfen. Das mit der Versetzungsbereitschaft ist natürlich schon ein wichtiges Kriterium, dass ich bis jetzt noch gar nicht so beachtet hatte.
Vielleicht hat noch jemand Erfahrungen, die er mir mitteilen möchte.
Danke schonmal und liebe Grüße
lettchen
Verfasst: 10. Nov 2009, 23:05
von doris
Hallo Lettchen,
die Ausbildung beim Land ist größtenteils dienststellenbezogen, d.h. einmal Justiz, immer Justiz. Bei der Stadt hast du einfach mehr Möglichkeiten. Bei der Justiz ist das meines Wissens ähnlich wie bei der Polizei, die Versetzungsgefahr ist groß. Teilzeitarbeit ist beim Land wiederum besser.
LG
Doris
Verfasst: 11. Nov 2009, 07:54
von Klaus
Bund ist immer besser als Land. Schaue ich mir die Besoldungstabellen an, kommen mir die Tränen. Als Bundesbeamter würde ich in der selben Besoldungsgruppe 500 (!) Euro brutto mehr im Monat bekommen. Ich bin Berliner Landesbeamter. Dazu kommen bessere Beihilfeleistungen (= weniger Beiträge zur PKV) und ungleich bessere Beförderungschancen.
In den Ländern und Kommunen kommt noch die Personalknappheit dazu, das heißt, Du musst auf vielen Rechtsgebieten fit sein und unter Umständen für zwei oder drei arbeiten. Arbeitest Du beispielsweise in einem Bundesministerium, hast Du nur ein eng gefasstes Aufgabengebiet mit Beförderungsgarantie, ohne dass Du Dich bewegen musst.
Also mittlerer und gehobener Dienst: Rette sich wer kann und finde Unterschlupf in einer Bundesbehörde. Alles andere steuert auf eine Katastrophe zu...
Verfasst: 11. Nov 2009, 10:13
von Zollkodex-Ritter
Klaus hat geschrieben:Bund ist immer besser als Land. Schaue ich mir die Besoldungstabellen an, kommen mir die Tränen. Als Bundesbeamter würde ich in der selben Besoldungsgruppe 500 (!) Euro brutto mehr im Monat bekommen. Ich bin Berliner Landesbeamter. Dazu kommen bessere Beihilfeleistungen (= weniger Beiträge zur PKV) und ungleich bessere Beförderungschancen.
Das kann ich überhaupt nicht glauben. Zudem ist es ein Unterschied, ob man im Armenhaus Deutschlands (Berlin) oder im reichen Süden landesbeamtet ist... Und das mit den geringeren Beiträgen zur PKV kann ich auch nicht glauben.
In den Ländern und Kommunen kommt noch die Personalknappheit dazu, das heißt, Du musst auf vielen Rechtsgebieten fit sein und unter Umständen für zwei oder drei arbeiten. Arbeitest Du beispielsweise in einem Bundesministerium, hast Du nur ein eng gefasstes Aufgabengebiet mit Beförderungsgarantie, ohne dass Du Dich bewegen musst.
Nicht jeder Bundesbeamte sitzt in einem Bundesministerium. Der mittlere Dienst macht in den Ministerien eh nur Hiwijobs wie Hausmeisterdienste, Registratur- bzw. Botendienste. Auch das mit dem eng gefassten Aufgabengebiet ist kokolores. Der Zoll z.B. hat eine ziemliches Aufgabenspektrum... Was auch der einzelne Beamte z.B. auf einem Zollamt zu spüren bekommt.
Also mittlerer und gehobener Dienst: Rette sich wer kann und finde Unterschlupf in einer Bundesbehörde. Alles andere steuert auf eine Katastrophe zu...
Jo. Die andere Seite ist ja immer "grüner" als die eigene...
Derzeit sieht die Situation beim Zoll derart aus: Mach deinen Vorbereitungsdienst in Lörrach, deine FH ist in Münster, nach der Ausbildung kommst du dann höchst wahrscheinlich nach Hamburg oder nach Frankfurt a.M.
Re: Bundesbeamte oder Landesbeamte - Was ist besser?
Verfasst: 11. Nov 2009, 10:15
von Zollkodex-Ritter
lettchen hat geschrieben:Hallo liebe Foren-Mitglieder,
ich bin 28 Jahre alt, arbeite derzeit als Rechtsanwaltsfachangestellte und habe mich in Bayern für eine Ausbildung im mittleren Dienst beworben. Zwei Vorstellungsgespräche hatte ich schon: einmal bei der Justiz und einmal bei der Stadt (Rathaus). Ich bin mir aber unschlüssig, welcher Weg der bessere ist. Hier im Forum habe ich schon viel gelesen und irgendwie scheint keiner so wirklich glücklich zu sein bei seiner Dienststelle. Sicherlich ist das auch eine subjektive Sache, aber ich würde von Euch gerne ein paar Meinungen hören. Vielleicht arbeitet hier ja der eine oder andere bei der Justiz oder der Stadt und kann mir ein paar Einblicke geben was vielleicht positiv oder auch negativ ist.
Vielen Dank schonmal für Eure Hilfe.
LG aus Bayern,
lettchen
Huhu,
ich würde an deiner Stelle zur Stadt gehen, wenn du in der richtigen Partei bist und den Bürgermeister von Parteiveranstaltungen her schon kennst.
Viele Grüße
Verfasst: 11. Nov 2009, 10:33
von Gerda Schwäbel
Klaus hat geschrieben:... ...
Diese Ausführungen werden sicher manchen Bundesbeamten erstaunen, weil ihm die hier aufgezahlten Vorteile noch nicht begegnet sind.
Das sei aber nur am Rande erwähnt.
Vermutlich stellt sich die Frage Kommune/Bund gar nicht weil die Justiz weit überwiegend zum Land gehört. Als Dienststellen der Bundesjustiz in Bayern kommen der Bundesfinanzhof und das Bundespatentgericht in Frage; beim BFH kann definitiv kein Vorbereitungsdienst geleistet werden, vom BPatG vermute ich das nur, ohne es sicher zu wissen. (Die Threaderstellerin wird schon wissen, wo sie sich beworben hat und und ob diese Anmerkung hilfreich für sie ist.)
Viele Grüße
Gerda
Verfasst: 11. Nov 2009, 11:53
von Klaus
Zollkodex-Ritter hat geschrieben:[Dazu kommen bessere Beihilfeleistungen (= weniger Beiträge zur PKV)
Das kann ich überhaupt nicht glauben. [/quote]
Das ist aber so. Du hast beim Zoll Beihilfeleistungen für 2-Bett-Zimmer und Chefarztbehandlung in Höhe von 50 Prozent oder bei zwei Kindern 70 Prozent. Du musst Dich dafür also nur mit 50 oder 30 Prozent privat versichern. In Berlin und diversen anderen Bundesländern gibt es diese Beihilfeleistungen nicht. Das heißt, wenn ich die gleiche Leistung im Krankenhaus haben möchte, muss ich mich zu 100 Prozent privat versichern und das ist doch wohl teurer, oder?
Hast Du schon einmal den Begriff "Kostendämpfungspauschale" gehört...?
Verfasst: 11. Nov 2009, 13:18
von Zollkodex-Ritter
Klaus hat geschrieben:Zollkodex-Ritter hat geschrieben:[Dazu kommen bessere Beihilfeleistungen (= weniger Beiträge zur PKV)
Das kann ich überhaupt nicht glauben.
Das ist aber so. Du hast beim Zoll Beihilfeleistungen für 2-Bett-Zimmer und Chefarztbehandlung in Höhe von 50 Prozent [/quote]
Das 2-Bett-Zimmer wird erstattet, das ist richtig, aber 14,50 € Eigenanteil am Tag werden trotzdem einbehalten. Ein 2-Bett-Zimmer kostet ab 50 € am Tag im Krankenhaus mehr. Sprich die Beihilfe trägt sage und schreibe ab 10,50 € am Tag mehr. Welch ein Vorteil... Das mit der Chefarztbehandlung stimmt. Sollte es aber medizinisch notwendig sein, behandelt dich im Krankenhaus der Chefarzt aber auch. Wie es bei Kassenpatienten der Fall ist. MMn ist beides aber unnötiger Luxus.
oder bei zwei Kindern 70 Prozent. Du musst Dich dafür also nur mit 50 oder 30 Prozent privat versichern.
Das sind doch nur Peanuts.
Hast Du schon einmal den Begriff "Kostendämpfungspauschale" gehört...?
Diese ist wohl gering. In Berlin ist das für A7-A8 50 €...
Ob dies den Nachteil der bundesweiten Einsetzbarkeit aufwiegt?
Du bleibst mir noch den Beweis schuldig, dass Bundesbeamte 500 € mehr im Monat verdienen als Berliner Landesbeamte. Und der Fragende kommt aus Bayern, was deine Aussagen relativieren dürfte.
Die Besoldung von Landesbeamten ist an die Lebenshaltunskosten in den einzelnen Ländern angepasst, die von Bundesbeamten hingegen nicht. Warum haben wohl Bundesbehörden Personalengpässe in den teuren Ballungszentren wie München, Hamburg, Frankfurt?
Verfasst: 11. Nov 2009, 13:49
von EDE
Hallo Alle,
ich sag mal, der öD allgemein, egal ob Beamter oder Angestellter, ist bei der momentanen Haushaltssituation der Dienstherren für qualifizierte Mitmenschen nicht mehr gerade die erst Wahl.
Der Bund bricht seine Schulden auf die Länder runter, und die wiederum auf die Kommunen.
In diversen Kommunen wird bereits an das bislang Undenkbare gedacht, nämlich betriebsbedingte Kündigungen.
Zumindest wird der Stellenplan eingedampft, sprich, mehr Arbeit für die einzelnen, da niemand mehr eingestellt wird - kw Stellen.
Verfasst: 11. Nov 2009, 14:00
von registerbeamter
Bundesbeamte besser verdienend, stimmt bezogen auf "arme Bundesländer" wie Berlin, Bremen, die neuen Länder.
Wir im Süden verdienen entweder mehr oder gleich.
In Hessen muss ich keine Zuzahlung für Zweitbettzimmer etc. machen., im Gegensatz zu Rheinland-Pfalz.
Die Besoldungslandschaft ist - sehr verschieden gworden, nur der Bund ist nicht an der Spitze des Verdienstes. Das in Ministerien auf Bundesebene einen besserer Stellenpegel vorhanden
Hinzu kommt das nun unterschiedliche Entwicklung im Laufbahnrecht, Sozialleistungen etc.
Derzeit - denke ich kann man nicht unbedingt eine zukunftorientierte Aussage - wo man besser arbeitet treffen.
Wie ich bereits - schonmals gesagt habe, wenn man bei der Kommune arbeitet ist man Versetzungsgeschützt. Gerade wenn man eine Familie oder Wohneigentum erwerben will - ist eine gewisse Sicherheit.
Verfasst: 11. Nov 2009, 14:17
von Klaus
Zollkodex-Ritter hat geschrieben:[
Du bleibst mir noch den Beweis schuldig, dass Bundesbeamte 500 € mehr im Monat verdienen als Berliner Landesbeamte.
Nach der ab 01.07.2009 geltenden Besoldungstabelle des Bundes würde ich nach 25 Dienstjahren (die habe ich hinter mir) in BesGr.
A 11
3.595,- Euro bekommen.
Tatsächlich bekomme ich nach der in Berlin seit dem 01.08.2004 geltenden Besoldungstabelle 3.040,64 Euro.
Verfasst: 11. Nov 2009, 14:56
von Zollkodex-Ritter
Klaus hat geschrieben:Zollkodex-Ritter hat geschrieben:[
Du bleibst mir noch den Beweis schuldig, dass Bundesbeamte 500 € mehr im Monat verdienen als Berliner Landesbeamte.
Nach der ab 01.07.2009 geltenden Besoldungstabelle des Bundes würde ich nach 25 Dienstjahren (die habe ich hinter mir) in BesGr.
A 11
3.595,- Euro bekommen.
Tatsächlich bekomme ich nach der in Berlin seit dem 01.08.2004 geltenden Besoldungstabelle 3.040,64 Euro.
Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Aussagekräftig wäre eben auch die entsprechende Besoldungstabelle von 2004. Und oh wunder, der A 11er Bund hat da auch nur 3.040,64 € verdient. Und dann ist noch die Frage, wie das mit dem Urlaubs- und Weihnachtsgeld aussieht und mit der Wochenarbeitszeit. Die sind nämlich in der Tabelle vom 01.07.2009 bei Bundesbeaten schon eingerechnet...
Und mit A 11... der Themenersteller will mD anfangen... Da macht der Unterschied keine 500 € aus. Berlin ist auch nicht mit Bayern vergleichbar.
Wenn ich da die Einstiegsgehälter A6 Bayern und A6 Bund vergleiche, dann komme ich für den Bund auf 1.827 €, für Bayern auf 1.761,10 € zzgl. 102,73 € Weihnachtsgeld = 1.863,83 €.
Würde der oder die Fragende/r ihren Argumenten folgen, würde er/sie zum Bund gehen und weniger verdienen.
Bund ist also nicht immer besser als Land.
Aber die Frage stellt sich im Thema auch nicht, da Landesbeamte und Kommunalbeamte, so weit ich es weis, seit der letzten Reform nach der gleichen Besoldungsordnung besoldet werden.
Verfasst: 11. Nov 2009, 15:31
von Klaus
Zollkodex-Ritter hat geschrieben:
Aber die Frage stellt sich im Thema auch nicht, da Landesbeamte und Kommunalbeamte, so weit ich es weis, seit der letzten Reform nach der gleichen Besoldungsordnung besoldet werden.
Landes- und Kommunalbeamte wurden schon immer nach der selben Besoldungstabelle besoldet.
Die Föderalismusreform hat uns in Deutschland unterschiedliche Besoldungstabellen beschert. Heute haben wir 17 unterschiedliche Besoldungstabellen in Deutschland.
Und wenn ich am 11.11.2009 eine Ist-Bezahlung aufrufe, sehe ich, dass im Bund zum 01.07.2009 eine neue Tabelle erstellt wurde. In Berlin gilt auch am heutigen Tag noch die vom 01.08.2004. Es stimmt wirklich. Keine einzige Erhöhung seitdem. Dafür Urlaubsgeld gestrichen und Weihnachtsgeld auf 640,- Euro pro Nase geschrumpft.