Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

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derpr0
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Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von derpr0 »

Hallo,

ich war lange stiller Mitleser und habe durch viele andere Erfahrungen hier profitiert, aber jetzt bräuchte ich einmal konkrete Meinungen/Hilfe.

Ich bin seit inzwischen 6,5 Monaten krankgeschrieben hätte früher rausgemusst, aber das ist ein anderes Thema, da ich zu lange (unbewusst) etwas verdrängt habe.

Ich hatte insgesamt drei Unfälle im Dienst, den Antrag auf Anerkennung als Dienstunfälle habe ich bereits im Januar gestellt. Leider habe ich bisher noch nichts gehört außer das man mich nun zum Gutachter anmelden wolle.

Ich bin seit dem ich krankgeschrieben bin sowohl in psychotherapeutischer als auch psychiatrischer Behandlung.

Ich war bereits acht Wochen stationär in Behandlung und leider geht es mir inzwischen nicht besser eher schlechter.

Dort wurde eine erneute stationäre Behandlung in der Klinik angeraten und zur Überbrückung eine tagesklinische Behandlung. Diese werde ich demnächst auch beginnen und ich weiß nicht, wie ich da 5x die Woche aufschlagen soll. Da meine Symptome mich teilweise tagelang nicht rauslassen vor die Tür.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich versuche bereits alles was mir möglich ist, wieder gesund zu werden.

Von der Dienststelle / Kollegen / Vorgesetzten kam bisher leider überhaupt keinerlei Unterstützung eher im Gegenteil, aber auch das ist ein anderes Thema.

Meine konkreten Fragen sind, ob ich etwas vergessen habe? Aus organisatorischer Sicht? Therapeutischer Sicht? Ist es üblich , dass ein Termin/Reaktion so lange dauert? Soll ich bei der Personalabteilung nachfragen? Ich habe Bedenken, dass es falsch gedeutet wird. Das ich es zum Beispiel abgesehen habe auf eine DU...

In der Klinik wurde mir zum Beispiel geraten einen Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen. Hier zurück sagt mir mein Psychotherapeut es sei noch nicht abzusehen, ob bleibende Schäden zurück bleiben. Soll ich zum VdK und den Antrag einreichen? Natürlich mit den Unterlagen von den Ärzten/Therapeuten.

Der erste Unfall war vor inzwischen 2,5 Jahren seit dem kamen die Symptome schleichend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es leider nicht mehr komplett verschwinden wird. Der Leidensdruck bei mir ist inzwischen sehr groß, dass auch u.a. private Beziehungen zu anderen Menschen darunter leiden.

Auf die Diagnosen / Symptome / Unfälle möchte ich hier nicht weiter korrekter eingehen, da mir alleine das Schreiben darüber schon schwer fällt. Aber es ist etwas offensichtlich denke ich.

Danke für die Hilfe.
lavinia21
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von lavinia21 »

Hallo,

was ist denn konkret die Frage? Es ist abhängig von der Behörde wie lange ein Termin beim AA braucht, da dieser ja einen Untersuchungsauftrag vom DH enthält. Es kann mitunter sein, dass der DH erstmal abwartet wie es mit der Genesung weitergeht. Die Anerkennung der Dienstunfälle ist natürlich wichtig, da hiervon das Dienstunfallruhegehalt und die Behandlung über die Unfallfürsorge abhängt. Allerdings muss eine direkte Kausalität erkennbar sein, die zur DDU führt und das ist nach 2.5 Jahren schon schwierig. IdR sollte der Dienstunfall sofort gemeldet und die Untersuchung auch direkt stattfinden.

Sie können natürlich alleine oder per Anwalt selbst eine Untersuchung/Terminierung einleiten, nur was bringt das? Aktuell lässt der DH Sie in Ruhe und zahlt weiter ihre Bezüge. Selbst mit anerkanntem Dienstunfall werden Sie idR erst pensioniert mit dem normalen Ruhegehalt. Im Nachgang wird dann erst geschaut, ob ein Unfallruhegehalt zusteht. Bei mir lagen knapp 8 Monate dazwischen und dass, obwohl der Dienstunfall sofort gemeldet und anerkannt wurde.

Vom DH oder den Kollegen sollten Sie nichts erwarten. Gerade bei einem Dienstunfall wird das eher diskret geregelt, wenn es etwas zu regeln gibt.

VG
derpr0
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von derpr0 »

Danke für die Antwort.

Sorry ich habe mich etwas missverständlich ausgedrückt.

Der erste Dienstunfall wurde schon damals vor 2,5 Jahren sofort gemeldet. Die Erweiterung für den ersten und die anderen beiden überhaupt und mit den Folgen auch für den ersten Unfall wurden im November unmittelbar nach dem letzten Unfall (nicht Januar sorry) gemeldet. Da sich die psychischen Folgen erst deutlich nach dem dritten Unfall gezeigt haben (verzögerte PTBS für den ersten und zweiten Unfall bzw. direkte für den dritten). Die Symptome zeigten sich halt sehr langsam schleichend und dann plötzlich abrupt stark nach dem letzten Unfall und dann permanent.

Kausalität ist laut Psychotherapeuten, Psychiaterin und Klinik vorhanden. Bringt mir aber nichts, da es der AA + DH final entscheiden müssen.

Ich wollte halt lediglich gerne die Untersuchung hinter mir und die Anerkennung als Dienstunfälle mit Folgen haben. Da mich diese Ungewissheit zusätzlich sehr belastet.

Vom DH / Vorgesetzten / Kollegen habe ich nichts erwartet außer ein wie es mir geht und ob ich was brauche. Stattdessen habe ich mich gefühlt wie eine Nummer....Aber egal das ist auch nicht das Thema.

Meine Fragen waren konkret, ob ich etwas vergessen habe zu tun. Zum Beispiel um das Verfahren zu beschleunigen oder die Gesundung wieder zu erhalten. An Therapie?

Aber soweit ich es verstanden habe kann ich nichts weiter tun außer abzuwarten und die Therapien weiterzuführen.

Und ob's Sinn macht den Antrag auf Schwerbehinderung zu stellen?
lavinia21
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von lavinia21 »

Wurden den die Dienstunfälle 1 und 2 auch bereits inklusive Kausalität als Dienstunfall anerkannt? Nur weil man einen Dienstunfall meldet, bedeutet das nicht, dass er anerkannt ist. Bei mir hat mein Schulleiter direkt nach Meldung des Dienstunfalls hierzu Stellung bezogen und den Dienstunfall wie auch die Folgen bestätigt. Ist das bei Ihnen auch so gewesen? Das Problem ist ggf., dass das alles sehr lange zurückliegt und nun bestätigt werden muss.

Bei mir lagen da keine 3 Monate dazwischen, so dass ich auch die erste Untersuchung echt zügig nach 4 Monaten hatte.

Der DH macht doch nichts. Mir haben sie noch die Prüfungen geschickt, obwohl ich völlig fertig und mit Medikamenten zugedröhnt im Bett lag.

Sie können natürlich die Beschleunigung nach 6 Monaten anregen bzw. Beschwerde einlegen. Ansonsten weiter therapieren. Solange Sie die Bezüge erhalten, ist doch erstmal alles schick.

Sie werden sowieso mehrere Untersuchungen haben, bei denen Sie immer dasselbe erzählen:
1. Dienstunfähigkeit wegen AU
2. Dienstunfall
3. Kausalität des Dienstunfalls und ggf. Anerkennung der Folgeerkrankungen
4. Wieder DDU oder anderweitige Verwendung
5. GGf. Unfallausgleich/GdS oder MdE
6. Tatsächlicher Antrag auf DDU, wenn Sie nicht gesunden

Ich war gefühlt 3 Jahre Dauergast beim Amtsarzt.
derpr0
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von derpr0 »

Bisher ist lediglich der erste Unfall als Dienstunfall anerkannt, aber mit einer anderen Diagnose. Die psychischen Folgen haben sich erst nach dem dritten so klar und deutlich gezeigt.

Daher fehlt mir die Anerkennung der psychischen Folgen für den ersten Unfall. Zusätzlich die Anerkennung von Unfall zwei und drei sowie die psychischen Folgen für diese. Und nein mir wurde nichts derartiges ausgestellt. Das die Dienstunfälle so passiert sind, wie sie passiert sind ist nachweisbar. Das läuft alles als polizeiliches Aktenzeichen, weil es alles Einsätze waren und zusätzlich mehrere Zeugen waren dabei bzw. es gesehen haben.

Das mag sein, dass es bei meiner Meldung im November letzten Jahres 21 Monate zum ersten Unfall vergangen sind und eine verzögerte PTBS ist nichts ungewöhnliches. Es ist ja nicht so, dass ich etwas absichtlich verzögert habe.
Dafür das die Behörde seit November solange braucht liegt auch nicht an mir.

Daher sehe ich diese Punkte eher entspannt und lasse mir das nicht nachteilig auslegen vom DH. Was mich eher stresst ist diese Ungewissheit und dieses langsame reagieren vom DH/ AA.

Ich habe auch eine Email an meinem Geburtstag bekommen mit einer Nachricht, dass mir ein Lehrgang fehlt...Da war ich schon fast ein halbes Jahr krankgemeldet. Kein herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag oder wie geht's....Danke für nichts.

Das sie so viele Termine beim AA hatten ist ja gruselig... :shock:

Aber okay dann bleibt mir nichts anderes übrig als weiter die Therapien zu machen und abzuwarten.
lavinia21
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von lavinia21 »

Naja, gerade bei psychischen Folgeerkrankungen sind die Untersuchungen des AA aufwändig und v.a. regelmäßig. Hier wird ggf. tatsächlich jeder Einsatz bei Ihnen abgefragt und ob hier ggf. die Psyche belastet wurde.
Ich habe eine PTBS, die in der Karenzzeit von 3 Monaten aufgetreten ist. Bei mir war es tatsächlich wichtig, dass diese innert 3 Monate aufgetreten war und hier dokumentiert und anerkannt wurde. Im Nachgang weitere Folgeerkrankungen anerkannt zu bekommen...ganz schwierig, v.a. bei der Psyche. Alleine die Untersuchungen, Fragebögen usw., die dort bearbeitet werden, dauern teils 3-4 Stunden. Problematisch ist, wenn ihr Psychiater damals die Psyche nicht als Folge aufgezeichnet hatte. Der Grund ist simpel: Kausalität bedeutet, dass genau diese Folgeerkrankung ausschließlich örtlich und inhaltlich genau diesem Ereignis zugeordnet werden kann. Jetzt beweisen Sie das bitte 2.5 Jahre danach und dann beweisen Sie diese Erkrankungen jetzt wieder. IdR ist es ja so, dass man zuerst eine große psychische Diagnose bekommt und die PTBS danach weitere Diagnosen und Folgeerkrankungen mit sich ziehen. Zudem wird bei der PTBS wirklich genau abgefragt, welche Symptome Sie haben, wie oft, wann und in welcher Ausformung. Sie müssen über Intrusionen, Dissoziationen usw. genau Bescheid wissen. Gleichfalls braucht es für die Diagnose des AA dann eine bestimmte Gesamtpunktzahl, damit auch der AA diese Diagnose stellt. Das ist einfach umfangreich. Wenn Sie das durchlaufen haben, dann können Sie selbst andere Leute diagnostizieren. Dann ist es natürlich so, dass bei einer DDU mit Unfallruhegehalt auch nur diese Folgeerkrankung ausschlaggebend für die DDU sein darf. Diese Prüfung erfolgt in 3 Schritten: Amtsarzt, DH, Finanzministerium. Zudem wird auch die Chronifizierung ein Thema sein. Gerade bei einem Unfallruhegehalt brauchen Sie wirklich den GdS oder MdE von wenigstens 30...das ist leider wichtig, da hierdurch nochmals bestätigt wird, dass der Unfall die Minderung bedingt. Dabei ist es gut, wenn der GdB ebenfalls in der Höhe wenigstens besteht. Diese Unterlagen müssen Sie alle mitbringen.

Sie glauben doch nicht wirklich, dass Ihnen einer zum Geburtstag gratuliert. Nein. Sie sollten v.a. eines wissen: Sobald es um Dienstunfälle und v.a. Unfallruhegehälter geht, wird es still. Man möchte keine Präzedenzfälle. D.h. Sie stehen hier alleine auf weiter Flur und kämpfen gegen alles und jeden.
Mainstream1
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von Mainstream1 »

M.E. ist es wichtig, nochmals darauf hinzuweisen, dass der Beamte die Beweislast für den Kausalzusammenhang trägt. Der Dienstherr kann also Däumchen drehen und oft wird es einfach bestritten. Das zermürbt, zumal immer mehr Zeit vergeht und mehrere Gutachten und Gegengutachten erfolgen können, vor allem, wenn es vor Gericht geht.
Nach einigen Jahren weiß man selbst nicht mehr genau, wie alles zusammenhing.....
Ob man sich dem Aussetzen will und vor allem kann?
MS
trulla
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von trulla »

Also erst einmal gute Besserung und allle alles Gute.
Ich hatte auch eine sehr lange Krankheitsgeschichte bevor ich DDU wurde um kenne dieses dumme Gefühl, solange es keine Entscheidung gibt. Andererseits stimmt es, du bekommst jetzt noch volle Bezüge und das ist auch etwas positives.
Meine Erfahrung war, dass es nachdem Dienstunfall sehr wichtig war, die Anerkennung und alle Dokumente der Ärzte zu haben, aus denen immer wieder der Bezug zum Unfall hervorging. Vielleicht wäre es einfacher die PTBS auf den Unfall zu beziehen, der damit zeitlich im direkten Zusammenhang steht, als jetzt mit der Geschichte von vor Jahren wieder zu beginnen?

Bezüglich deiner Kollegen oder des Verhaltens der Dienststelle: das Verhalten ist eher normal, auch wenn es dich schmerzt. Die anderen sind in ihrem Alltag und meistens sehr damit beschäftigt, ihre Dinge weiterzumachen, während für dich sozusagen das Rad still steht. Auch wenn es wehtut, aber die meisten Beziehungen im Job bestehen nur so lange man im Alltag miteinander zutun hat. Das ist nicht böse gemeint und oft auch nicht bewusst, aber du bist einfach nicht mehr Teil ihres Alltags. Auch deine Vorgesetzten sind oft eher damit beschäftigt, die Lücke zu füllen. Die wirklich wichtigen Menschen im Leben sind dann woanders und du wirst bestimmt merken, wer dir gerade gut tut. Oft lernt man auch in solche Zeiten neue Menschen kennen , die deine Situation dann bessser verstehen.
Alles Gute
trulla
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von trulla »

Ach so noch etwas zum GdB - ja ich fand den hilfreich. Meine Ärzte wollten den zunächst auch nicht , da ich optimistisch bleiben sollte. Aber für die nächsten Schritte war er hilfreich und ich war froh, ihn beantragt zu haben.
Ich habe mir meine Krankengeschichte irgendwann aufgeschrieben , da ich immer wieder danach gefragt wurde und es für sinnvoll hielt, sie auch immer wieder gleich zu erzählen. So steht in jedem Arztbrief das Gleiche …
lavinia21
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Re: Fragen zur Dienstunfähigkeit/Untersuchung

Beitrag von lavinia21 »

Zudem wäre es idR so, dass nach knapp 2 Jahren von einer chronifizierten PTBS gesprochen werden würde. Weiterhin die Frage, wie man diese Kausalität ins kleinste Detail schildern möchte, v.a. wenn bei de PTBS Dissoziationen und Gedächtnisverlust auftreten. Ich konnte mich an Teile erst Jahre später erinnern, allerdings wurden diese Dinge bildlich vorher dokumentiert...man wusste, was war, aber nicht warum und wer dafür verantwortlich war. Bei einer PTBS wird das Gedächtnis ja generell schlechter...Hirn wie Sieb. Wie ich jetzt nach x Jahren alles so aufschreiben sollte wie früher, weiß ich nicht, da Vieles auch verdrängt wird.

Die Besprechungen beim AA werden idR von einem Psychiater vorgenommen und ja, da muss man wirklich ins Detail gehen und es wird unangenehm. Ich selbst habe seit dem ersten Besuch dem AA immer einen Brief geschrieben, in dem ich alles, was anlag aufführte, so dass das Gespräch stattfinden konnte und der AA wusste, was er fragen kann und wo die Probleme liegen. Ohne diese Briefe wäre ich völlig dissoziiert, während des Termins.

Ja, die Kausalität muss der Beamte beweisen. Das ist mühsam und muss lückenfrei erfolgen.
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