Hallo zusammen,
mit 26 Jahren habe ich mich entschieden, beim Finanzamt in Bayern eine neue Ausbildung zu beginnen. Anfangs klang die Besoldung, vor allem mit der Aussicht auf Kinderzulagen, recht attraktiv. Doch mittlerweile lebe ich in Südbayern, habe ein Kind und bin in der Besoldungsgruppe A7 Stufe 4.
Mit den aktuellen Lebenshaltungskosten, insbesondere den hohen Mietkosten, fühlt es sich ehrlich gesagt an, als würde ich an der Armutsgrenze leben. Südbayern ist extrem teuer, und meine Besoldung steht in keinem Verhältnis dazu. Am Monatsende bleibt kaum etwas übrig, um Rücklagen zu bilden oder meinem Kind das Leben zu bieten, das ich mir eigentlich wünsche. (Ein zweites Kind ist aktuell aufgrund der aktuellen Situation für uns nicht vorstellbar)
Besonders schwierig finde ich, dass ich mich oft schäme, meinen Freunden zu sagen, was ich als Beamter tatsächlich verdiene. Es herrscht der weit verbreitete Irrglaube, dass Beamte grundsätzlich gut bezahlt werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Ich arbeite 40 Stunden pro Woche und verdiene deutlich weniger als Freunde in der freien Wirtschaft, die oft nur 35 Stunden arbeiten. In meiner Umgebung kenne ich sogar Hilfsarbeiter ohne Ausbildung, die in Firmen deutlich mehr verdienen als ich als ausgebildeter Beamter.
Ich habe den Eindruck, dass der Freistaat Bayern zu sehr an der vermeintlichen Sicherheit des Beamtenverhältnisses festhält und dabei die Nachteile übersieht.
Ein weiteres Problem sehe ich in den Regelungen für Familien. Meine Frau, die ebenfalls Beamtin in Bayern ist und aktuell Elterngeld bezieht, muss ihre private Kranken- und Pflegeversicherung selbst zahlen. Das belastet uns finanziell stark, insbesondere aufgrund der aktuellen Erhöhungen der Krankenversicherungen ab dem 01.01.2025 . Zudem werden die Kinderzulagen nur einmal gewährt, obwohl wir beide Beamte sind – ein weiterer Punkt, der die ohnehin geringe Besoldung kaum entlastet.
Von Wohneigentum können wir als Beamte im mittleren Dienst in Südbayern nur träumen – bei den aktuellen Immobilienpreisen ist das schlichtweg nicht realisierbar.
Immer mehr neu ausgebildete Kolleginnen und Kollegen verlassen die Finanzbehörden direkt nach ihrer Ausbildung. Angesichts der aktuellen Versetzungs- und Besoldungspolitik ist das leider verständlich.
Ich frage mich nun: Würdet ihr auf bessere Zeiten warten, in der Hoffnung, dass sich die Bedingungen verbessern? Oder würdet ihr das sinkende Schiff verlassen und in die freie Wirtschaft wechseln? Klar herrscht in der freien Wirtschaft aktuell eine Krise, aber auch dort gibt es einen anhaltenden Fachkräftemangel, der möglicherweise Chancen eröffnet.
Ein weiterer Aspekt, der meiner Meinung nach nicht vernachlässigt werden sollte, ist die Leistungsbereitschaft. Leider wird in den Behörden nach Alter und Stufen besoldet, nicht nach Leistung. Das führt zu einer gewissen Frustration, wenn man sich stärker engagiert, aber die Anerkennung dafür ausbleibt.
Ich selbst überlege aktuell ernsthaft, wieder den Schritt Richtung der freien Wirtschaft zu gehen, insbesondere in den Bereich der Banken, da meine Ausbildung mir dafür eine solide Grundlage bietet. Zuvor war ich in der freien Wirtschaft tätig.
Geht es hier noch jemandem ähnlich? Hat jemand den erneuerten Schritt in die freie Wirtschaft gewagt und kann seine Erfahrungen teilen? Ich freue mich auf eure Meinungen und Ratschläge!
PS: Das BIP pro Kopf in der Stadt in der ich lebe beträgt durchschnittlich mehr als 75.000 Euro.
Viele Grüße
Markus
Besoldung in Bayern zu gering
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Re: Besoldung in Bayern zu gering
Hallo Markus,
ich würde mich an deiner Stelle und an Stelle deiner Frau nach Nordbayern versetzen lassen. Die Chancen versetzt zu werden stehen nicht schlecht, weil ihr ja auch ein Kind habt. Zusätzlich solltet ihr unbedingt einen Antrag auf eine Staatsbedienstetenwohnung stellen, das hat den Vorteil, dass die Miete günstig ist.
Ich muss dir aus eigener Erfahrung sagen, dass du schon überdurchschnittlich verdienst. Man sollte sich nämlich nicht immer mit Leuten aus Konzernen wie Siemens, Bosch, INA Schaeffler etc. vergleichen. Diese haben zwar formell eine 35 Stunden Woche, tatsächlich wird dort aber auch oft über 40 Stunden gearbeitet. Viele gut ausgebildete Angestellte, die zum Beispiel beim Steuerberater arbeiten, verdienen deutlich weniger und müssen mehr leisten.
Ein Wechsel in die freie Wirtschaft macht keinen Sinn, weil du dort den Druck hast entlassen werden zu können. Das wird dir aber erst bewusst, wenn du dort arbeiten würdest.
Was ich dir raten würde ist, wie bereits geschrieben sich nach Nordbayern versetzen zu lassen und dann in der ZAG zu arbeiten, da hast du keine eigene Stelle und kannst dich voll auf das Bearbeiten von Steuererklärungen konzentrieren. Somit weniger Druck und Stress
Viele Grüße
Caleb
ich würde mich an deiner Stelle und an Stelle deiner Frau nach Nordbayern versetzen lassen. Die Chancen versetzt zu werden stehen nicht schlecht, weil ihr ja auch ein Kind habt. Zusätzlich solltet ihr unbedingt einen Antrag auf eine Staatsbedienstetenwohnung stellen, das hat den Vorteil, dass die Miete günstig ist.
Ich muss dir aus eigener Erfahrung sagen, dass du schon überdurchschnittlich verdienst. Man sollte sich nämlich nicht immer mit Leuten aus Konzernen wie Siemens, Bosch, INA Schaeffler etc. vergleichen. Diese haben zwar formell eine 35 Stunden Woche, tatsächlich wird dort aber auch oft über 40 Stunden gearbeitet. Viele gut ausgebildete Angestellte, die zum Beispiel beim Steuerberater arbeiten, verdienen deutlich weniger und müssen mehr leisten.
Ein Wechsel in die freie Wirtschaft macht keinen Sinn, weil du dort den Druck hast entlassen werden zu können. Das wird dir aber erst bewusst, wenn du dort arbeiten würdest.
Was ich dir raten würde ist, wie bereits geschrieben sich nach Nordbayern versetzen zu lassen und dann in der ZAG zu arbeiten, da hast du keine eigene Stelle und kannst dich voll auf das Bearbeiten von Steuererklärungen konzentrieren. Somit weniger Druck und Stress
Viele Grüße
Caleb
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Re: Besoldung in Bayern zu gering
Jo, ein Dienstposten auf dem Land entspricht in etwa einer Beförderung. Da gibt's Leute die warten Jahrzehnte drauf heimatnah nach Oberbayern versetzt zu werden. Das Glück einer Frau Josefa Schmid nach Deggendorf strafversetzt zu werden bleibt für viele ein Traum...caleb hat geschrieben: ↑01.12.2024 21:13 Hallo Markus,
ich würde mich an deiner Stelle und an Stelle deiner Frau nach Nordbayern versetzen lassen. Die Chancen versetzt zu werden stehen nicht schlecht, weil ihr ja auch ein Kind habt. Zusätzlich solltet ihr unbedingt einen Antrag auf eine Staatsbedienstetenwohnung stellen, das hat den Vorteil, dass die Miete günstig ist.
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Re: Besoldung in Bayern zu gering
Nicht nur eine Versetzung aufs Land, auch zum Beispiel nach Nürnberg mit Staatsbedienstetenwohnung bringt viel Ersparnis. Mit Glück bekommt man auch in dem bisherigen Ort eine Stadiwohnung. Dann hast du auch gewonnen.