Nachbars neuer Mercedes TPR
Verfasst: 12. Apr 2013, 15:35
Stellt euch vor, Mario D. ist Kunde des Jahres bei diversen Versandhäusern und knapp bei Kasse. Der Winter steht bevor, aber im Haus von Mario ist die Heizung kaputt. Der gerufene Heizungsmonteur winkt ab, weil er von der schlechten Kassenlage des D. weiß, selbst als Mario dem Monteur zusagt, einige der vielen Versandhausartikel als Pfand zu nehmen.
Also ruft Mario seinen Broker – äh … Bruder Ben an, einen pensionierten Helikopterpilot und bittet um Hilfe bei seinem Problem. Ben ist ein Organisationstalent, er borgt sich gegen 50 Euro von seinem Nachbarn dessen neuen Mercedes TPR. Die beiden verstehen sich gut.
Mit dem TPR düst Mario nun zum Monteur, während sein Bruder in den Versandhausartikel stöbern darf. Tief beindruckt von dem Angebot, den Wagen so lange zu fahren bis Mario die Reparatur bezahlt hat, geht er ans Werk.
Man sollte meinen, so blöd ist niemand, das macht keiner.
Unser Universum ist unendlich und unser Finanzsystem ebenso grenzenlos.
In diesem Zusammenhang geht es um die Frage, wie entsteht Geld. Ein Weg, die Notenbank druckt Geld bzw. drückt Geld mit der Tastatur. Wie das genau geht, hatte ich in einem anderen Beitrag schon mal dargelegt. Banken können dieses Geld nun leihen, gegen notenbankfähige Sicherheiten natürlich. Diese Sicherheiten (meist Wertpapiere) haben eine bestimmte Wertigkeit. Für beste Qualität gibt es den Gegenwert von Notenbankgeld in voller Höhe. Für dubiose Immobilienpapiere aus Andalusien vielleicht nur noch in Höhe von 50%.
Was macht nun eine Bank, der diese Sicherheiten ausgehen? Sie leiht sich diese Sicherheiten. Die eine oder andere Versicherungs-, Fondsgesellschaft oder Pensionskasse freut sich über eine kleine Zusatzeinnahme. Die Wunderwaffe heißt TPR – Tripary Repo.
Nehmen wir an, z.B. ein Bankhaus Rott, welches irgendwo im sonnigen Teil Europas liegt, braucht dringend Kapital. Dummerweise besitzt man aber nur noch einige Wertpapiere auf nicht fertiggestellte Immobilien in Spanien.
Also ruft man bei einem Broker z.B. in London an, mit der Frage, ob der nicht einige deutsche Staatsanleihen gegen eine entsprechende Gebühr besorgen kann. Der Broker telefoniert nun seinerseits etwas herum und findet eine Fondsgesellschaft namens „Sicher Angelegt“. Der Fondsmanager dieser Gesellschaft leidet unter geringen Zinserträgen seiner „sicheren Anlagen“ und sucht händeringend höhere Rendite für seine Kundschaft. Er hat deutsche Anleihen im Portfolio. Diese bringen zwar kaum noch Zinsen ein, sind aber ein fester Baustein seines Fondskonzepts. Da kommt der Anruf des Londoner Brokers gerade zur rechten Zeit. Dieser möchte sich gerne deutsche Staatsanleihen im Millionen-Volumen gegen eine attraktive „Miete“ ausleihen. Der Fondsmanager sagt sofort zu.
So wandern die sicheren Wertpapiere über den Broker zum Bankhaus Rott. Alles immer gegen Gebühren selbstverständlich. Ein TPR Geschäft verlangt aber auch Sicherheiten. Zum Glück hat unser Bankhaus ja noch die spanischen Immobilienpapiere. Im Austausch gegen die deutschen Anleihen bekommt der Broker nun die Schrottpapiere und das Bankhaus Rott verspricht hoch und heilig, zu einem bestimmten Termin diese wieder zurückzugeben. Danach braucht das Bankhaus Rott nichts anderes zu tun, als diese Staatsanleihen bei der EZB einzureichen, um im Gegenzug 100 Prozent druckfrische Euros zu erhalten.
Der Broker kassiert die Differenz aus den Leihgebühren, sitzt aber nun auf einem Korb hochspekulativer Anleihen aus Spanien, den er seinerseits aber umgehend dem Fondsmanager der „Sicher Angelegt“ als Sicherheit verpfändet. Der Fondsmanager freut sich auf seinen Teil der Leihgebühr, die die Rendite seines Fonds steigern wird.
Wegen der wundersamen Bilanzregeln taucht das Risiko in keiner der Bilanzen der drei beteiligten Parteien auf. Keine Bilanzierung – kein Risiko. Ohne gleichzeitigen Einbezug aller drei an dem Deal beteiligten Finanzfirmen kann niemand wissen, wo die spanischen Immobilienpapiere und die deutschen Staatsanleihen überhaupt gelandet sind. Jeder kennt nur seinen Teil des großen Ringel-Reihen-Tauschgeschäfts. Die Anleger der Fondsgesellschaft sehen im Jahresbericht immer noch die deutschen Anleihen im Bestand.
Was ist nun eigentlich, wenn Mario die Rechnung beim Heizungsmonteur nicht bezahlen kann? Am 15. März ist genau dies passiert. Jener Tag, an dem in Zypern die Banken schlossen und erst zwei Wochen später frisch frisiert wieder öffneten. Irgendwo auf der Welt gibt es nun Anleger, die in den Berichten ihrer Pensionskasse, Versicherung oder Anleihenfonds einen Bestand an Staatsanleihen sehen, der gar nicht da ist. Stattdessen erfreut sich jemand anderes an dem Besitz.
Also ruft Mario seinen Broker – äh … Bruder Ben an, einen pensionierten Helikopterpilot und bittet um Hilfe bei seinem Problem. Ben ist ein Organisationstalent, er borgt sich gegen 50 Euro von seinem Nachbarn dessen neuen Mercedes TPR. Die beiden verstehen sich gut.
Mit dem TPR düst Mario nun zum Monteur, während sein Bruder in den Versandhausartikel stöbern darf. Tief beindruckt von dem Angebot, den Wagen so lange zu fahren bis Mario die Reparatur bezahlt hat, geht er ans Werk.
Man sollte meinen, so blöd ist niemand, das macht keiner.
Unser Universum ist unendlich und unser Finanzsystem ebenso grenzenlos.
In diesem Zusammenhang geht es um die Frage, wie entsteht Geld. Ein Weg, die Notenbank druckt Geld bzw. drückt Geld mit der Tastatur. Wie das genau geht, hatte ich in einem anderen Beitrag schon mal dargelegt. Banken können dieses Geld nun leihen, gegen notenbankfähige Sicherheiten natürlich. Diese Sicherheiten (meist Wertpapiere) haben eine bestimmte Wertigkeit. Für beste Qualität gibt es den Gegenwert von Notenbankgeld in voller Höhe. Für dubiose Immobilienpapiere aus Andalusien vielleicht nur noch in Höhe von 50%.
Was macht nun eine Bank, der diese Sicherheiten ausgehen? Sie leiht sich diese Sicherheiten. Die eine oder andere Versicherungs-, Fondsgesellschaft oder Pensionskasse freut sich über eine kleine Zusatzeinnahme. Die Wunderwaffe heißt TPR – Tripary Repo.
Nehmen wir an, z.B. ein Bankhaus Rott, welches irgendwo im sonnigen Teil Europas liegt, braucht dringend Kapital. Dummerweise besitzt man aber nur noch einige Wertpapiere auf nicht fertiggestellte Immobilien in Spanien.
Also ruft man bei einem Broker z.B. in London an, mit der Frage, ob der nicht einige deutsche Staatsanleihen gegen eine entsprechende Gebühr besorgen kann. Der Broker telefoniert nun seinerseits etwas herum und findet eine Fondsgesellschaft namens „Sicher Angelegt“. Der Fondsmanager dieser Gesellschaft leidet unter geringen Zinserträgen seiner „sicheren Anlagen“ und sucht händeringend höhere Rendite für seine Kundschaft. Er hat deutsche Anleihen im Portfolio. Diese bringen zwar kaum noch Zinsen ein, sind aber ein fester Baustein seines Fondskonzepts. Da kommt der Anruf des Londoner Brokers gerade zur rechten Zeit. Dieser möchte sich gerne deutsche Staatsanleihen im Millionen-Volumen gegen eine attraktive „Miete“ ausleihen. Der Fondsmanager sagt sofort zu.
So wandern die sicheren Wertpapiere über den Broker zum Bankhaus Rott. Alles immer gegen Gebühren selbstverständlich. Ein TPR Geschäft verlangt aber auch Sicherheiten. Zum Glück hat unser Bankhaus ja noch die spanischen Immobilienpapiere. Im Austausch gegen die deutschen Anleihen bekommt der Broker nun die Schrottpapiere und das Bankhaus Rott verspricht hoch und heilig, zu einem bestimmten Termin diese wieder zurückzugeben. Danach braucht das Bankhaus Rott nichts anderes zu tun, als diese Staatsanleihen bei der EZB einzureichen, um im Gegenzug 100 Prozent druckfrische Euros zu erhalten.
Der Broker kassiert die Differenz aus den Leihgebühren, sitzt aber nun auf einem Korb hochspekulativer Anleihen aus Spanien, den er seinerseits aber umgehend dem Fondsmanager der „Sicher Angelegt“ als Sicherheit verpfändet. Der Fondsmanager freut sich auf seinen Teil der Leihgebühr, die die Rendite seines Fonds steigern wird.
Wegen der wundersamen Bilanzregeln taucht das Risiko in keiner der Bilanzen der drei beteiligten Parteien auf. Keine Bilanzierung – kein Risiko. Ohne gleichzeitigen Einbezug aller drei an dem Deal beteiligten Finanzfirmen kann niemand wissen, wo die spanischen Immobilienpapiere und die deutschen Staatsanleihen überhaupt gelandet sind. Jeder kennt nur seinen Teil des großen Ringel-Reihen-Tauschgeschäfts. Die Anleger der Fondsgesellschaft sehen im Jahresbericht immer noch die deutschen Anleihen im Bestand.
Was ist nun eigentlich, wenn Mario die Rechnung beim Heizungsmonteur nicht bezahlen kann? Am 15. März ist genau dies passiert. Jener Tag, an dem in Zypern die Banken schlossen und erst zwei Wochen später frisch frisiert wieder öffneten. Irgendwo auf der Welt gibt es nun Anleger, die in den Berichten ihrer Pensionskasse, Versicherung oder Anleihenfonds einen Bestand an Staatsanleihen sehen, der gar nicht da ist. Stattdessen erfreut sich jemand anderes an dem Besitz.