Hallo,
und zwar arbeite ich als Beamter im mittleren Dienst beim Finanzamt. Ich sehe das Beurteilungssystem sehr skeptisch und halte davon absolut gar nichts. Zum einen sollen Sachgebietsleiter einen beurteilen, die überhaupt nicht wirklich wissen was man den ganzen Tag über macht. Oder es gibt Sachgebietsleiter die Jura studiert haben und daher keine Ahnung von den Arbeitsabläufen haben. Und die sollen einen beurteilen? Halte ich für schwierig. In einigen Stellen gibt es Controlling wovon ich auch nichts halte. Post, Anrufe und anderes gehen nicht ins Controlling mit ein. Außerdem kann man auch ohne große Mühe viel abarbeiten in dem man einfach die Fälle blind freigibt und dann wird natürlich das Controlling besser. Aber das ist doch nicht Sinn der Sache.
Außerdem hängt die Abschlussnote stark von der Beurteilung ab. Das wird oft bestritten aber die Realität sieht anders aus. Einer der mit einer 1 abgeschlossen oder der wird schneller befördert als einer der mit einer 4 abgeschlossen hat egal wie gut derjenige auf der Arbeit ist der mit einer 4 abgeschlossen hat. Leistung spielt keine Rolle. Wie soll der Sachgebietsleiter auch einen bewerten? Anhand von albernen Controlling Zahlen? Und wie bewertet man Stellen ohne Controlling? Es gibt Leute die werden befördert und sind einfach nur schlecht, faul und haben oft Fehltage.
Ich finde da macht sich die Verwaltung zum Affen.
Hinzu kommt noch dass die OFD keine Ahnung hat was sie tut und Vorgaben gibt die realitätsfern sind. Wahrscheinlich hat kaum einer mal ein Finanzamt von denen von innen gesehen.
Wie seht ihr das Thema?
Spielt die Leistung bei der Beurteilung keine Rolle?
Moderator: Moderatoren
-
- Beiträge: 6
- Registriert: 10.02.2024 18:16
- Behörde: Finanzamt
- Geschlecht:
-
- Beiträge: 78
- Registriert: 27.08.2023 09:32
- Behörde:
- Geschlecht:
Re: Spielt die Leistung bei der Beurteilung keine Rolle?
Also ich kann dich erst mal beruhigen, das ist eigentlich überall so, egal in welcher Behörde du sitzt. Beurteilt wirst du aber für gewöhnlich nicht vom SGL, sondern vom BigBoss, der aber für gewöhnlich auf dem SGL mit seinem Entwurf hört, ausser der SGL macht irgendwas, was völlig daneben ist, wie z. B. dir die volle Punktzahl zu geben oder dir stattdessen 3 Punkte abzuziehen. Um hier Einfluss zu nehmen, müsstest du schon "dicke" sein.
Die Beurteilung geht immer nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung. Steht in jedem Beamtengesetz. Aber was das ist, entscheidet der Beurteiler für sich völlig autonom alleine. Wen auch immer der Dienstherr auf diese Machtposition setzt. Das Gericht interessiert das z. B. gar nicht erst, was Leistung überhaupt ist. Das System der allumfassenden Macht des Beurteilers oder Vorgesetzten hat sich seit der Pickelhaube nie geändert.
Selbst, wenn du die interne Statistik mit Abstand anführen würdest, aber z. B. deinen Beurteiler einen Kaffee über den Kopf ausgießt, dann wirst du mit Sicherheit nicht die beste Beurteilung des Amtes bekommen. Und eine 1 kann natürlich auch einen gewissen Überstrahlungseffekt ausüben im Gegensatz zu ner 4. Aber auch das wird sich irgendwann legen, wenn man feststellt, Theorie hui, Praxis pfui.
Unser deutsches System beruht in allen Bereichen des Lebens (egal ob Schule oder Beruf) immer und jederzeit darauf, dass alle Beurteiler, Lehrer, Führungskräfte in ganz Deutschland denselben zu Beurteilenden gleich bewerten werden, unabhängig von persönlichen eigenen Erlebnissen oder Sympathien. Die höchstmögliche Abweichung hiervon ist ein Verfahrensfehler oder dass der Beurteiler etwas bewusst nicht gewürdigt hat, was er würdigen muss, egal in welcher Form.
Und häufig ist es dann eher so, dass dort, wo Kriterien festgelegt werden, eher Überlegungen in die Richtung gehen: "O.K., wir können heuer so 50 Leute befördern. Wie machen wir jetzt am besten die Kriterien so blöd, dass die 50 von den 200 rauskommen."
Alle Richtlinien, Beurteilungssysteme, Rechtsprechungen zum Beurteilungswesen und Diskussionen mit Führungskräften lassen sich eigentlich auf diese 5 Absätze zusammenfassen.
Die Beurteilung geht immer nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung. Steht in jedem Beamtengesetz. Aber was das ist, entscheidet der Beurteiler für sich völlig autonom alleine. Wen auch immer der Dienstherr auf diese Machtposition setzt. Das Gericht interessiert das z. B. gar nicht erst, was Leistung überhaupt ist. Das System der allumfassenden Macht des Beurteilers oder Vorgesetzten hat sich seit der Pickelhaube nie geändert.
Selbst, wenn du die interne Statistik mit Abstand anführen würdest, aber z. B. deinen Beurteiler einen Kaffee über den Kopf ausgießt, dann wirst du mit Sicherheit nicht die beste Beurteilung des Amtes bekommen. Und eine 1 kann natürlich auch einen gewissen Überstrahlungseffekt ausüben im Gegensatz zu ner 4. Aber auch das wird sich irgendwann legen, wenn man feststellt, Theorie hui, Praxis pfui.
Unser deutsches System beruht in allen Bereichen des Lebens (egal ob Schule oder Beruf) immer und jederzeit darauf, dass alle Beurteiler, Lehrer, Führungskräfte in ganz Deutschland denselben zu Beurteilenden gleich bewerten werden, unabhängig von persönlichen eigenen Erlebnissen oder Sympathien. Die höchstmögliche Abweichung hiervon ist ein Verfahrensfehler oder dass der Beurteiler etwas bewusst nicht gewürdigt hat, was er würdigen muss, egal in welcher Form.
Und häufig ist es dann eher so, dass dort, wo Kriterien festgelegt werden, eher Überlegungen in die Richtung gehen: "O.K., wir können heuer so 50 Leute befördern. Wie machen wir jetzt am besten die Kriterien so blöd, dass die 50 von den 200 rauskommen."
Alle Richtlinien, Beurteilungssysteme, Rechtsprechungen zum Beurteilungswesen und Diskussionen mit Führungskräften lassen sich eigentlich auf diese 5 Absätze zusammenfassen.
-
- Beiträge: 467
- Registriert: 25.03.2022 09:39
- Behörde:
Re: Spielt die Leistung bei der Beurteilung keine Rolle?
Super erklärt. So isses im Prinzip.
Nicht ärgern, weitermachen.
Sonst darf man nicht Beamter werden.
Traurig, aber wahr.
Nicht ärgern, weitermachen.
Sonst darf man nicht Beamter werden.
Traurig, aber wahr.
MS
-
- Beiträge: 28
- Registriert: 18.12.2020 18:12
- Behörde: Land
Re: Spielt die Leistung bei der Beurteilung keine Rolle?
Die Vorgaben wurden ja bereits beschrieben, und oft wird man von Personen beurteilt, die man noch nie im Leben gesehen hat. Diese ziehen eventuell den SGL (Sachgebietsleiter) zu Rate, der dann einen „Ankreuz-Test“ mit Fragen zu einem ausfüllt. Aus diesem ergibt sich schließlich eine Note.
Bei uns im Land ist es jedenfalls so: Wenn man die Liste der Personen anschaut, die befördert werden, dann sind das in erster Linie diejenigen, die Mitglied in der Partei sind, die gerade das Sagen hat, oder diejenigen, deren Vorgesetzte der gleichen Partei angehören. Auch die „Lieblinge“ stehen ganz oben auf der Liste. Danach ist meist schon das Budget ausgeschöpft, oder es kommt zufällig mal jemand an die Reihe, weil er nun schon seit zehn Jahren auf eine Beförderung nach A8 wartet.
Bei uns im Land ist es jedenfalls so: Wenn man die Liste der Personen anschaut, die befördert werden, dann sind das in erster Linie diejenigen, die Mitglied in der Partei sind, die gerade das Sagen hat, oder diejenigen, deren Vorgesetzte der gleichen Partei angehören. Auch die „Lieblinge“ stehen ganz oben auf der Liste. Danach ist meist schon das Budget ausgeschöpft, oder es kommt zufällig mal jemand an die Reihe, weil er nun schon seit zehn Jahren auf eine Beförderung nach A8 wartet.