Was würdet ihr tun?

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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nilsatisnisioptimum
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Was würdet ihr tun?

Beitrag von nilsatisnisioptimum »

Hallo an Alle,

ich brauche Euren Rat bzw. Eure Einschätzung.

Ich bin derzeit im gehobenen Dienst im öD tätig. Demnächst könnte ich ein Master-Studium absolvieren, welches zumindest auf dem Papier den Zugang zum höheren Dienst eröffnet. Weiterhin könnte ich (ebenfalls nebenberuflich) an meiner ehemaligen Hochschule als Dozent auf Honorarbasis tätig sein.

Problem: viele Stellen im höheren Dienst werden immer noch gerne mit Volljuristen besetzt.

Alternativ habe ich auch schon darüber nachgedacht, nebenberuflich ein Jura-Studium an der FernUni Hagen zu absolvieren - dies wäre natürlich sehr zeitaufwändig, arbeitsintensiv und fordernd. Allerdings hätte man hierbei nach erfolgreichem Abschluss eine Stelle im hD so gut wie sicher. Oder man geht in die Privatwirtschaft, sofern entsprechende Noten vorhanden sind.

Zudem habe ich mich vor einiger Zeit bei PwC beworben und ein Angebot zum Einstieg als Associate (Tax) erhalten. Mich reizt dies sehr, gerade auch aufgrund der Förderung etwaiger Berufsexamina (u.a. Steuerberater). Wenn man dieses Examen packt, stehen einem viele Türen öffen.

Mir ist es wichtig, die Karriere in der eigenen Hand zu haben und dass entsprechende Leistungen bzw. die Leistungsbereitschaft auch gefördert und honoriert wird. Dies sehe ich grundsätzlich in der Privatwirtschaft eher gegeben als im öD.

Problem bei einem Wechsel in die Privatwirtschaft: ich müsste aufgrund einer Rückzahlungsvereinbarung mit meinem Dienstherrn etwa 25.000 Euro zurückzahlen, da ich mich verpflichtet habe, fünf Jahre nach Bachelor-Abschluss im öD zu verbleiben.

Was würdet ihr tun, welchen Rat könnt ihr geben bzw. wie bewertet ihr diese Konstellation?

Vorab vielen Dank für Eure Antworten!
HeiBu
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Re: Was würdet ihr tun?

Beitrag von HeiBu »

Tatsächlich kann ich deine Gedanken ein Stück weit nachvollziehen, denn ich selbst befasse mich auch mich meinem zukünftigen Werdegang, was aber ein Thema für sich ist.
Persönlich würde ich mich für ein Fernstudium an der Fernuni Hagen entscheiden, einfach aus dem Grund, weil ich dann die nächsten Jahre die Zeit effizient nutze, ein Studium absolviere und 25K€ sparen kann.
Nun kannst du argumentieren, Hagen ist schwer, langwierig aufwendig etc. Jedoch habe ich eine andere Erfahrung gemacht, denn mir fiel das Studium, ich habe dort den Bachelor und den Master während der Dienstzeit und ohne Abitur absolviert, sehr leicht. Jeder mag das für sich selbst etwas anders sehen, dennoch würde ich mich immer wieder auf den Weg der Fernuni Hagen begeben.
Wobei mir das Studium - für den Dienst - nichts gebracht hat, denn ich war im mD und bin DDU.
HagenKrause
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Re: Was würdet ihr tun?

Beitrag von HagenKrause »

Das hängt ganz von deiner individuellen Situation, deinen Ansichten, deiner Risikobereitschaft, der Motivation und auch vom Alter ab ...

Mit dem Master-Fernstudium hast du zwar die Bildungsvoraussetzung für den höheren Dienst, aber noch nicht die Befähigung, d. h. für dich fallen alle Stellen weg, bei dem die Befähigung schon bei der Bewerbung verlangt wird. Die Wahrscheinlichkeit, ein Masterstudium zu absolvieren, das dir am Ende nichts bringt, ist ziemlich hoch. Im höheren Dienst sind die Stellen rar und man kann sich die Leute aussuchen, d. h. es muss dann z. B. ein 120 ECTS Master sein, ein bestimmter Notenschnitt oder er muss bestimmte Inhalte aufweisen, zusätzlich Führungserfahrung vorab irgendwoher, etc. ... Gleichzeitig konkurriert man (falls die Stelle nicht Jura-spezifisch ist) mit den Aufstiegsbeamten des gD. Ne Privatuni ist zwar einfacher, kostet aber entsprechend.

Das Jurastudium dauert erfahrungsgemäß 7 Jahre. Also sehr lange! Mit dem Abschluss erlangst du dann gleichzeitig auch die Laufbahnbefähigung. Die meisten Stellen im höheren Dienst sind für Juristen (wenn man fachspezifische Leute wie Lehrer, Architekten, Ärzte, etc. ausschließt). Allerdings wirst du dich vss. auf halbtags setzen müssen, um das Studium zu meistern, d. h. du verdienst in der Zeit auch nur die Hälfte. Das größte Problem besteht m. E. allerdings darin, im 2. Staatsexamen die 7 oder besser 8 Punkte zu schaffen, um später auch einen entsprechenden Posten zu bekommen. Schafft man die Staatsnote nicht, ist man raus. Und auch eine renommierte Anwaltskanzlei sucht sich die Topleute raus. Wer dort nicht zum Zug kommt, geht zum Staat. Und wenn du bei einer "Feld-Wald- und Wiesenkanzlei" arbeitest, dann kannst du auch gleich im gehobenen Dienst bleiben, denn da kommt mehr dabei rum und verursacht keinen mehrjährigen Aufwand ...

Für mich viel die Abwägung von "Kosten/Aufwand im Verhältnis zum Nutzen" aufgrund der Risikofaktoren bei beiden Varianten immer negativ aus. Wenn es dir ums Geld geht, kauf dir von deinem übrigen Gehalt lieber ein paar Kryptowährungen ... oder mach das mit PwC! Im gehobenen Dienst kannst du auch bis A13 kommen und im höheren Dienst ist meistens bei A14 schon Schluß. Auf diese eine Besoldungsgruppe kannst du auch verzichten!

Hauptsache du sitzt in ein paar Jahre nicht vor deinem Schreibtisch und sagst dir "ach, hätte ich doch damals nur Jura studiert, jetzt bin ich zu alt dafür" oder "nur 6 Punkte im 2. Staatsexamen, hätte ich doch lieber stattdessen Spanisch gelernt, die Welt bereist und das Geld angelegt"

Diese Entscheidung kann dir keiner abnehmen ...
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Aufsteiger85
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Re: Was würdet ihr tun?

Beitrag von Aufsteiger85 »

nilsatisnisioptimum hat geschrieben: 30. Okt 2023, 17:29 Problem: viele Stellen im höheren Dienst werden immer noch gerne mit Volljuristen besetzt.
Das ist in der Tat ein Problem. Ich habe selbst einen juristischen Master absolviert - man konkurriert dann eben auch mit Volljuristen und muss auf einigemaßen offene Personaler hoffen, um überhaupt eingeladen zu werden (falls die Ausschreibung das hergibt).
HagenKrause hat geschrieben: 1. Nov 2023, 01:55 d. h. es muss dann z. B. ein 120 ECTS Master sein
Das stimmt allerdings zumindest für den Bereich Bund nicht. Hier müssen es nicht einmal insgesamt 300 ECTS sein. Ab 240 ist (theoretisch) alles möglich.

Ich würde mich an deiner Stelle aber zusätzlich zu Jura bzw. zur Fernuni Hagen auch nach Studiengängen an staatlichen Hochschulen umgucken. Wenn du bereits im gD bist, gibt es einige Master, die sogar ohne Studiengebühren in Frage kommen (alle, die sich nicht "weiterbildend" nennen). Vorteil: Man kann sich sein Pensum so legen, wie es passt, da die (i.d.R.) zwischen 200 und 400 Euro pro Semester kaum ins Gewicht fallen und es dafür häufig noch ein Semesterticket gibt.
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