Angst vor Frühpensionierung

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JonaLu
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Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von JonaLu »

Hallo...

vor etlichen Wochen hatte ich ja bereits einen kurzen Beitrag verfasst und mitgeteilt, dass ich aufgrund einer schweren ADS zukünftig auf Ritalin angewiesen bin. Während die Medikamente anfangs recht gut "geholfen" haben - heißt, durch den besseren Fokus fällt mir seither vieles wesentlich leichter, kamen vor etwa 2-3 Wochen die "Stimmungsschwankungen" wieder auf, mit welchen ich auch schon recht lange zu kämpfen habe.

Meine Psychiaterin stellte damals neben der ADS Diagnose auch eine schwere Depression fest - sie ging jedoch davon aus, dass diese durch die ADS Erkrankung ausgelöst wurde, weshalb auf Antidepressiva mit meinem Einverständnis vorerst verzichtet wurde.

Seit ca. 2-3 Wochen hänge ich nun wieder in einem absoluten Tief. Stundenweise ist´s durch die Einnahme von Ritalin ok - mehr aber auch nicht.
Ich verspüre weder Freude noch Trauer, lache/ weine nicht mehr und ich stehe allem und jedem emotional eher neutral gegenüber.
In meinem Kopf herrscht eine unglaublich Leere.

Unter Freunden/ Verwandten oder eben in der Öffentlichkeit kann ich das gut überspielen (was ich vermutlich unbewusst tue), sodass man´s mir nicht wirklich anmerkt.

Meine Psychiaterin hat mir damals schon mitgeteilt, dass ich ggf. auch auf Psychopharmaka angewiesen bin, sollte sich nichts bessern.

Nun bin ich schon mehrere Monate "krank" zuhause.
An Dienst ist derzeit nicht zu denken. Der nächste Schritt wäre die Einnahme von Antidepressiva und eine Psychotherapie (Wartezeit 6 Monate).

Bisher habe ich keine "Einladung" seitens des Amtsarztes bekommen, jedoch dürfte das vermutlich nicht mehr lange dauern.
Die Diagnose "Depression" steht ohnehin schon, das ist mir klar. Ich habe jedoch die Befürchtung, dass ich, nachdem ich zukünftig auch noch Antidepressiva zu mir nehmen soll, als PDU gelte und frühzeitig in Pension geschickt werde. Ich bin erst Mitte 30...

Habt ihr Erfahrungen, wie lange man krank sein kann/ darf, ehe man als PDU erklärt wird?

Besteht die Möglichkeit länger dauernder(1 Jahr +/-) Krankheit ohne zwangspensioniert zu werden?

Ich habe sowohl Angst, für verrückt erklärt zu werden, als auch, dass man aufgrund meiner "normalen Auftretens" in der Öffentlichkeit denkt, ich wäre einfach nur zu faul, um meinen Dienst anzutreten.

Könnt ihr mir ggf. Erfahrungsberichte von euch/ von Kollegen schildern?
Allium
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von Allium »

ich würde dir empfehlen mit deiner Psychiaterin in Richtung stationärer psychosomatischer Klinik und dann gleichzeitig auch Richtung psychosomatischer Reha zu schauen, viele dieser Kliniken können auch Medikamenteneinstellungen vornehmen und zudem das Wohlbefinden fördern. Ambulant kann man nicht erreichen, was eine stationäre Behandlung bietet, kann es persönlich aus Erfahrung sagen. Der Amstarzt wird dich auch sicher auf das Thema Reha ansprechen, das ist meine Erfahrung -und diese soll ja die DF wieder herstellen, alles andere wird sich zeigen. Man braucht Zeit und Ruhe und manchmal ist eine DDU auch eine gute Sache, um den Druck rauszunehmen.
Miomio25
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von Miomio25 »

Guten Abend, ich bin auch in den 30 er und DDU. Ich kann das gut nachvollziehen. Psychische Erkrankungen sieht man jemanden nicht an. Ganz wichtig ist es auf sich selbst zu hören. Was mir kurzzeitig geholfen hatte, war ein stationärer Aufenthalt in einer Akutklinik. Bitte erkundige dich vorab welche Kosten bei einer Reha übernommen werden. Eine Akutklinik ist vergleichbar mit einem Krankenhaus und dort wurde alles übernommen und das Krankenhaustagegeld wurde ebenfalls ausgezahlt.

Das Umfeld kann man nicht ändern, jeder denkt das was er denken möchte und ich habe mir abgewöhnt mich zu rechtfertigen. Mit den allermeisten Menschen wird einfach nicht über das Thema gesprochen. Für mich war die DDU eine Art Befreiung. Vorher hängt man in der Luft und hat schlaflose Nächte in welche Richtung es gebt und plötzlich wurde mir die Entscheidung abgenommen und ich hatte immer große Sorgen um die finanziellen Einbußen, man lernt mit Geld anders umzugehen.

Eine DDU muss auch nicht lebenslänglich heißen. In Abständen wird geprüft ob es gesundheitlich bergauf geht und man kann auch selbst einen Antrag auf Reaktivierung stellen.
Ganz liebe Grüße
siam4
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von siam4 »

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.
Ein stationärer Aufenthalt wäre sicher nicht das Schlechteste.
Raus aus dem gewohnten Umfeld, Zeit für sich, professionelle Unterstützung.
Darüber hinaus der Austausch mit Gleichgesinnten.
Mir hat das in einer akuten Phase sehr gut getan. Außerdem habe ich nach dem stationären Aufenthalt schneller einen ambulanten Anschlusstermin zur Psychotherapie bekommen, so zumindest meine Erfahrung. Die Psychotherapeuten wissen auch, dass es unwahrscheinlich wichtig ist, nach der Klinik „aufgefangen“ zu werden. Ein wenig Kapazität für Notfälle haben die wohl immer.

Wie bereits geschrieben: Kosten für die Klinik vorher abklären!
Das kann sonst teuer werden!

Oft hört man „du musst auf dich schauen“…
Ich habe lange gebraucht, bis ich diesen Halbsatz ernst genommen habe.
Das, was einem nicht gut tut, auch nicht zu machen…das dauert.
Zu verstehen, dass Geld nicht alles im Leben ist…das dauert auch.
Wenn man geschafft hat, sich von diesen Zwängen zu lösen, dann hat man es wirklich geschafft.
Hört sich leichter an, als es ist. Ich bin noch lange nicht soweit.

Alles Gute!
JonaLu
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von JonaLu »

Danke für eure Antworten.

Meine Lebensumstände lassen einen Aufenthalt in einer Akutklinik nicht zu - ich bin alleinerziehend und habe niemanden, der die Kinder während meiner wochenlangen Abwesenheit beaufsichtigen könnte.
Wenige Tage wären machbar, aber ein wochenlanger Ausfall ist undenkbar.

Um die Einnahme der Psychopharmaka drücke ich mich momentan aber auch, obwohl mir natürlich klar ist, dass es so nicht weitergehen kann.

Leider mache ich mir immer noch mehr Sorgen darum, was die Kollegen von mir denken (könnten), als um meine eigene Gesundheit, was eigentlich total verrückt ist...
siam4
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von siam4 »

Du weißt ja selbst, dass es dir eigentlich egal sein sollte, was andere von dir denken.
Dass es nicht immer leicht fällt, das für sich selbst zu akzeptieren, ist ein Stück weit normal, kann man aber lernen.
Ich hatte diesbezüglich extreme Ängste. Meine Erfahrungen haben allerdings gezeigt, dass erstaunlich viele Menschen sehr verständnisvoll damit umgehen.
Auch hätte ich nicht gedacht, wie oft mir Gleichgesinnten begegnen. Das ist immer wieder überraschend. Sich auszutauschen tut dann auch sehr gut.

Die Psychomedikamente zu nehmen fiel mir anfänglich auch schwer.
Sie waren aber in bestimmten Phasen ein wahrer Segen.
Tut nicht weh und macht Vieles leichter…und ist nichts, was man ewig nehmen muss.
Allium
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von Allium »

JonaLu hat geschrieben: 8. Dez 2022, 07:25 Danke für eure Antworten.

Meine Lebensumstände lassen einen Aufenthalt in einer Akutklinik nicht zu - ich bin alleinerziehend und habe niemanden, der die Kinder während meiner wochenlangen Abwesenheit beaufsichtigen könnte.
Wenige Tage wären machbar, aber ein wochenlanger Ausfall ist undenkbar.

Um die Einnahme der Psychopharmaka drücke ich mich momentan aber auch, obwohl mir natürlich klar ist, dass es so nicht weitergehen kann.

Leider mache ich mir immer noch mehr Sorgen darum, was die Kollegen von mir denken (könnten), als um meine eigene Gesundheit, was eigentlich total verrückt ist...
es gibt Kliniken, die Kinder mit aufnehmen, dort findet auch eine Beschulung statt. Informiere dich mal bei der Beihilfestelle. Zudem kann es auch möglich sein, dass dein DH dir bei der Finanzierung der Behandlung hilft, wenn PKV und Beihilfe nicht alles zahlen, habe ich auch in Anspruch genommen.
stuntmanmike
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von stuntmanmike »

JonaLu hat geschrieben: 6. Dez 2022, 12:23 Habt ihr Erfahrungen, wie lange man krank sein kann/ darf, ehe man als PDU erklärt wird?

Besteht die Möglichkeit länger dauernder(1 Jahr +/-) Krankheit ohne zwangspensioniert zu werden?

Ich habe sowohl Angst, für verrückt erklärt zu werden, als auch, dass man aufgrund meiner "normalen Auftretens" in der Öffentlichkeit denkt, ich wäre einfach nur zu faul, um meinen Dienst anzutreten.

Könnt ihr mir ggf. Erfahrungsberichte von euch/ von Kollegen schildern?
das hängt ganz vom einzelfall ab und wie schnell dein dienstherr hier aktiv wird. das kann man pauschal nicht sagen. bei manchen geht das über jahre mit wiedereingliederungsversuchen und dann wieder krank geschrieben sein usw. bis man mal zum amtsarzt geschickt wird.

bei dir sind ja nicht ansatzweise die therapiemöglichkeiten ausgeschöpft. du hast weder eine therapie gemacht, warst nicht in einer klinik und hast bisher auch noch kein antidepressiva bekommen. ich halte es für nahezu ausgeschlossen, dass du daher zum jetzigen zeitpunkt, solltest du zum amtsarzt müssen, frühpensoniert werden kannst.

6 monate wartezeit für eine therapie? da würde ich vllt nochmal bei anderen therapeuten anfragen, ob die nicht ehr was frei haben. außerdem wie jemand gesagt hat mal nach kliniken kucken, die kinder mit aufnehmen.

zum thema anti depressiva kann ich nur raten sich vorher selbst sehr gut zu informieren. ich pers. würde die nicht mehr so leichtfertig einnehmen. eine aufklärung hat bei mir quasi nicht stattgefunden. traurig. informier dich selbst und traue bloss keinen ärzten. ich kenne keinen einzigen dem ich vertrauen würde und ich habe durch meine erkrankung einige gesehen. ja antidepressiva sind sicherlich in manchen situationen sehr hilfreich oder können auch über einen längeren zeitraum eingenommen das leben wieder lebenswert oder besser machen. ich pers. habe bis heute noch nebenwirkungen oder langzeitschäden mit den augen trotz der tatsache, dass ich das medikament schon seit fast 2 jahren nicht mehr nehme. es ist ein skandal, dass hier nicht besser aufgeklärt wird.

zum thema kliniken kann ich auch nur raten die kostenübernahme vorher abzuklären und auch eine ZUSAGE zu bekomme. besonders muss ich vor einer klinik in bad säckingen abraten. ich bin dort angereist und hatte vorher bei der klinik gefragt, ob die kostenübernahme vorher abgeklärt werden muss oder ob ich risikofrei anreisen kann und mir keine sorgen machen muss. von anderen kliniken kenne ich es so, dass wenn die kostenuebernahmeerklaerung noch nicht vorliegt man kein finanzielles risiko traegt für die ersten tage oder wochen der behandlung. in bad säckingen legen sie psychisch kranken menschen einen knebelvertrag vor, wo man sich schon die frage stellen muss, ob man mit so einer "klinik" zusammenarbeiten will. wenn keine kostenübernahme kommt bleibt man auf den kosten sitzen.
Allium
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von Allium »

wenn der aber AA feststellt, dass trotz Angeboten keine Therapie zur Erhaltung der Dienstfähigkeit angetreten wird, also der Beamte nicht in der Lage ist, Therapien überhaupt anzunehmen oder auszuschöpfen, kann dies auch eine DDu beschleunigen. Wenn also so große Angst vor einer DDU besteht, würde ich mich dringend nach Therapie umsehen. Man muss eine Einrichtung finden, die sich mit dem Krankheitsbild wirklich auskennt und das kann einige Zeit dauern. Ich wurde auch vor der Reha DDU, habe sie dann in Ruhe absolviert ohne den Druck, danach sofort wieder in den Dienst zu müssen.
JonaLu
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von JonaLu »

Ich bin inzwischen fündig geworden. Einen sofortigen Therapieplatz bekomme so schnell leider nicht, aber ein laut Jameda guter Psychologe in meiner Nähe, hat im Feb/ März wieder Platz und da stehe ich nun auf der Warteliste. Sinn der Sache (so denke ich), ist ja auch, dass es sich bei dem Therapeuten auch um einen entsprechend guten handelt. Nur in Therapie zu gehen, dass es auf dem Papier steht, hilft mir nicht. Ein Klinikaufenthalt ist unter aktuellen Lebensumständen verdammt schwer vereinbar, aber natürlich wäre ich da auch offen, sollte die ambulante Therapie keinen Erfolg erzielen. Was mich verwundert ist die Tatsache, dass ich nach monatelanger Krankheit immer noch keine "Einladung" seitens des Amtsarztes bekommen habe.

Bzgl. Antidepressiva bin ich auch noch sehr skeptisch, zumal ich davon ausgehe, dass es sich bei mir neben dem klassischen "Burnout" (ich hasse diesen Begriff. Habe mich nie spürbar "ausgebrannt" gefühlt), auch um eine posttraumatische Belastungsstörung handelt (nicht aufgrund dienstl. Ereignisse!), die laut div. Berichten sehr gut mit Gesprächstherapie und ohne Medikamente in den Griff bekommen werden kann.
HeikoK
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Re: Angst vor Frühpensionierung

Beitrag von HeikoK »

Ich kann Deine Angst völlig nachvollziehen. Ich sitze nun seit Mitte Juni 2021(!) bereits krank geschrieben zuhause.
Seit Juli 2020 bin ich in ambulanter Therapie, da hatte ich Glück, schnell jemanden zu finden, nachdem ich erstmal die Kraft hatte, mich darum zu kümmern.
Ich bin seit einiger Zeit schon im "Austausch" mit meinem Personalchef (natürlich nie ohne PR dabei). Im Januar 2022 hatte ich den Termin beim AA anlässlich der Beurteilung der Dienstfähigkeit. Daraus ergab sich ganz klar, dass ich in meinem bisherigen Umfeld (Stationsdienst in der JVA inkl. Schichtdienst) nicht mehr arbeiten kann und mein Arbeitgeber mir doch einen anderen Posten ermöglichen solle. WICHTIG beim AA-Termin: sei offen, verschweigen nix und sag ganz klar, dass Du arbeiten Willst und Dein Ziel NICHT die Frühpension ist.

Fazit jetzt: ich befinde mich mitten im Ablaufplan zur Frühpensionierung, da man lieber Beamte aussortiert, als sie umzuschauen, z.B. in die Verwaltung zu stecken.
Also Du siehst: man kann lange zuhause sitzen, bis sowas anläuft. Aber ich setze momentan alle Hebel in Bewegung, dass sie mich nicht ohne Weiteres loswerden. Dazu zählt u. A. Antrag auf Schwerbehinderung, Anerkennung eines Dienstunfalls, hier: Depression als unmittelbarere Folge der Dienstzeit.

Und nun möchte ich Dir noch etwas mitgeben bzgl. Klinilaufenthalt: wenn es Dir irgend möglich ist, mach es.
Ich war im Sommer 2022 für 8 Wochen in der Heiligenfeld Parkklinik in Bad Kissingen und es war die beste Zeit meines Lebens. Soweit ich weiß, ist es in der Klinik Waldmünchen möglich, dass Deine Kinder mitkommen, wenn es gar nicht anders geht. Wertvoller wäre aber wirklich Zeit allein für Dich, weil Du Dich nur um Deine Gesundheit kümmern kannst und nix anderes.

Ich hoffe, Dir ein wenig geholfen zu haben und sage: alles Gute und liebe Grüße aus Schleswig-Holstein.
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