Dienstweg zu Landesbehörde

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Infomagier
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Dienstweg zu Landesbehörde

Beitrag von Infomagier »

Hallo,

ich bin TB seit einigen Monaten in einer Bundesbehörde im gD, nachdem ich 6 Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet habe.
Kürzlich habe ich bei Landesbehörden herumtelefoniert, weil ich gesehen habe, dass die teilweise schon technische Lösungen auf Probleme gefunden haben, die ich lösen soll. Interessanterweise wird das Rad scheinbar immer 16+1 Mal neu erfunden. Jedenfalls dachte ich mir nichts weiter dabei, wenn man von einer Bundesbehörde einfach bei der Landesbehörde anruft und um Erfahrungsaustausch bittet.
Nun hat mir eine Kollegin gesagt, ich würde die Dienstwege nicht einhalten und meine Vorgesetzten sind leider gerade nicht verfügbar, um sie zu fragen. Ich überlege aber seitdem, was der Dienstweg wäre von einer nicht-obersten Bundesbehörde zu einer nicht-obersten Landesbehörde?

Tut mir Leid, wenn ich so blöd frage, aber Google half hier nicht bzw. ließ mich eher darauf schließen als sind die völlig unabhängig, also dass es keinen formalen Dienstweg gibt.

Ich werde es vermutlich trotzdem so durchziehen, denn die Alternative wäre, dass ich Leuten ohne Ahnung von Technik erkläre, was das Problem ist und dann bestenfalls auf der andern Seite irgendwo durchkomme, wo dann die nicht-technische Schnittstelle eben dieser Person ist. Man kann es ja mal auf dem einfachen und intuitivsten Weg probieren (wir sind ja alle Menschen und können miteinander reden), statt das Rad wieder neu zu erfinden - und meine Anliegen sind ja legitim und dienstliches Interesse. Wie es formal korrekt geht, würde mich aber trotzdem interessieren - und auch, wie Behörden gleicher Art in verschiedenen Bundesländern eigentlich miteinander kommunizieren können?
Dienstunfall_L
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Re: Dienstweg zu Landesbehörde

Beitrag von Dienstunfall_L »

Der Dienstweg, ein Fettnäpfchen. Eigeninitiative ist nicht überall beliebt.
Vielleicht muss dein Chef erst mit dem Chef der Landesbehörde reden, da musst du ihn fragen.
BBack008
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Re: Dienstweg zu Landesbehörde

Beitrag von BBack008 »

Hallo,

nur ein Tip von einem "alten Hasen": Dienstwege sind einzuhalten, selbst innerhalb Deiner Behörde.

Freundlichen Gruß
Infomagier
Beiträge: 3
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Re: Dienstweg zu Landesbehörde

Beitrag von Infomagier »

Danke erstmal für die Hinweise.

Eigentlich hatte ich hier nun einen längeren Text stehen, in welchem ich feststelle, dass die bei einer Eskalation dann auch den Dienstweg finden müssten und hinterfragte ob sich überhaupt der Häuptling bei uns dafür interessiert wenn von dort jemand anruft und ab welchem Level wohl jemand von uns dort beim Chef anrufen dürfte...

Letztlich habe ich es dann mit einem Kundenmanager bei uns geklärt, der mir ein paar Hinweise gab, auf die ich achten solle, aber Land und Bund da praktisch wie 2 unterschiedliche Universen sind. Einen Dienstweg gäbe es danach nicht und andersherum gibts da aber auch nicht sowas wie gegenseitige Amtshilfe.

Wenn das nun noch ein bisschen Wind erzeugt: Das ist genau der Mist, der uns in der Verwaltung in der Steinzeit festhält, während andere Länder an uns vorbeiziehen. Ich bin kein Politiker... sondern ein gefragter Ingenieur (und habe mich im ÖD auch unter Wert verkauft, aber das war es mir Wert, wenn ich dafür in einem weniger profitorientierten Umfeld, das einen hoffentlich weniger in den Burnout treibt, arbeiten kann) und mein Chef weiß, dass ich nur eine gewisse Menge an Unfug ertrage bevor ich anfange die Märchenwelt wieder etwas wissenschaftlich fundierter aufzuräumen. Ich versuche nach den Regeln zu spielen und bin nicht darauf aus, mir Ärger einzuhandeln, aber einschüchtern lasse ich mich auch nicht und werde danach entscheiden was sinnvoll ist und nicht wer mich danach lieb hat (zumindest solange ich auch in der freien Wirtschaft noch gefragt bin). Ich bin wirklich bemüht Politik aus meinem Arbeitsumfeld fernzuhalten. Daher kann es trotzdem sein, dass ich auch bei bekanntem Dienstweg einen anderen wähle, z.B. wenn ich ein technisches Problem Leuten erklären muss, die keine Ahnung davon haben, aber den Kontakt herstellen sollen. (Ich hatte im früheren Job mal den Fall, dass ich dem CFO erklären musste, wofür ich einen Logic-Analyzer benötige, bevor er die Bestellung freigab... da grübelt man dann schon, ob man nun beginnen soll zuerst den Unterschied zwischen Strom und Spannung zu erklären.)
Thust
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Re: Dienstweg zu Landesbehörde

Beitrag von Thust »

Dafür gibt es das Stichwort "(Kontakt / Austausch auf) Arbeitsebene". Das Wort "Arbeitsebene" würde ich in der ersten Email bzw. dem ersten Telefonat ausdrücklich erwähnen, damit nicht irgendwelche Dienstwegtrigger ausgelöst werden (wie bei dir geschehen). Die Arbeitsebene umfasst alles bis zur Höhe des Referatsleiters (in der Praxis meist Referenten bzw. Sachbearbeiter).

Im vorliegenden Fall wäre der typische Ablauf der Anruf des Sachbearbeiters A beim Sachbearbeiter B, mit dem Wunsch nach Austausch. Nach diesem ersten Telefonat (und im Regelfall der anschließenden Rückversicherung des angerufenen Sachbearbeiters bei seinem Referatsleiter) gibt es ein zweites Telefonat oder eine andere geeignete Form des Austausches (Emails bei längeren Dokumenten o.ä.). Beim anrufenden Sachbearbeiter gehe ich davon aus, dass er sich die Rückendeckung seines Referatsleiters schon geholt hat, oder ein gutes Arbeitsverhältnis zu ihm bzw. insoweit Prokura hat.

Das ganze kann man auch auf die Ebene der Referatsleiter heben, bzw. sinnvollerweise nach dem Erstkontakt auch von den Referatsemailadressen aus bedienen. Den formalen Dienstweg (mal davon abgesehen, dass man sich drüber streiten könnte wie der im vorliegenden Fall verliefe - allerdings im Zweifelsfall bei höherer Bedeutung umso formaler, dann gern auch mit Einbeziehung des eigenen Ministeriums) erachte ich für "nicht-politische" Sachen auf Arbeitsebene als nicht sinnvoll.
Mainstream1
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Re: Dienstweg zu Landesbehörde

Beitrag von Mainstream1 »

Hallo,
ich würde mal "Kieler Beschlüsse" googeln, die würden vom IT-Planungsrat nochmals aktualisiert und stammen bereits aus den 1970er-Jahren.
Leider funktioniert das halt in vielen Bereichen nicht, zumal heute Programme nicht einfach übernommen werden können und oft Externe die Anpassung und Implementierung machen müssen. Das kostet Geld und die Mittel sind dann erstmal nicht eingeplant. Für den Austausch auf Arbeitsleben kann man sich darauf aber berufen.
Einer meiner früheren Referatsleiter hat mich mal in einer ähnlichen Sache gefragt, ob ich die Schilder an der Autobahn kenne?
Er meinte die Schilder an Brücken "Dienstweg kein Durchgang".
Leider stimmt das heute auch noch oft, aber man darf da nicht aufgeben.
Ich sehe leider mit meiner mehr als 40-jährigen Erfahrung auch "schwarz" was die zeitnahe Digitalisierung betrifft. Da kocht jeder sein Süppchen.
Grüße, und Ohren steif halten!
MS
Infomagier
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Re: Dienstweg zu Landesbehörde

Beitrag von Infomagier »

Danke für die jetzt deutlich nützlicheren Hinweise liebe Kollegen! :)

Vom Chef habe ich nun grünes Licht informelle Gespräche auf der Ebene zu suchen. Danke an dieser Stelle für den Hinweis der "Arbeitsebene" und auch, wo man die Ebenen trennt. An sich hätte ich nämlich gerne die Ebene darüber noch mit ins Boot geholt.

Offenbar weiß man auf den obersten Ebenen inzwischen, dass sich Föderalismus und Digitalisierung teils beißen. Nun hoffe ich, dass man sich auch Lösungen überlegt. Ein Hauptproblem neben der Schaffung gemeinsamer Standards scheint zu sein, dass es wohl auch durch Gesetze schwierig wird, wenn Gelder fließen müssen, um ein Produkt oder eine Dienstleistung einer anderen Behörde einzukaufen - und selbst bei Schenkungen könnten wohl Steuern anfallen. Und Bund darf Land nur helfen, wenn es selbst nicht klar kommt - umgekehrt gibts aber wohl auch entsprechende Landesgesetze.
Eine Art Pflicht zur gegenseitigen Hilfe über Grenzen hinweg wäre aber auch ein Anfang.
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