Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

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kago2000
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Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von kago2000 »

Hallo liebe Community,

ich schleppe mich seit Jahren jeden Tag zur Arbeit. Ich bin nun aber ziemlich sicher, dass eine Dienstunfähigkeit wegen Depressionen kommen wird. Ich bin dem Ganzen wohl einfach nicht gewachsen und ich werde fortlaufend schikaniert.

Ich möchte natürlich nicht zu früh in Zwangspension, um eine halbwegs erträgliche Pension zu bekommen. Bisher habe ich nur normale Fehlzeiten, aber das halte ich nicht mehr durch.

Frage: Welche Fehlzeiten kann man sich normalerweise erlauben, ohne in Gefahr einer Zwangspension zu kommen? Kann man das eingrenzen? Sollte man auf unterschiedliche Ursachen einer Krankschreibung achten? Neben den Depressionen habe ich noch körperliche Krankheiten...

Viele Grüße

kago
Dienstunfall_L
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von Dienstunfall_L »

Hi kago
Deine Kurzbeschreibung drückt aus, dass du dir selber wenig Hoffnung machst auf eine deutliche Besserung durch eine 6-monatige Krankschreibungs-Auszeit mit Therapie / Reha / Überdenken einer evtl. möglichen Änderung der Einstellung.

Verständlich, dass du die Konsequenzen im Blick hast und existentielle Fragen (mit) im Vordergrund stehen, ein einzelner Post ist zudem nicht allumfassend.
Wenn du es schaffst, sollte deine Gesundheit die Prämisse sein. Was brauchst du, damit es dir wieder besser geht??!

Wenn du 5 Jahre Dienstzeit beieinander hast (und sonst nichts dagegen spricht), wird mindestens die > Mindestversorgung < (kannst du im www finden) gezahlt.

Wäre dir mit einem Wechsel geholfen? Wärst du dienstfähig auf anderer Stelle? Auch solche Fragen (anderer amtsangemessener Verwendung) stehen im Raum, wenn der konkrete Diensteinsatz dich krank macht.
Kerberos
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von Kerberos »

kago2000 hat geschrieben: 29. Mai 2020, 16:57 Frage: Welche Fehlzeiten kann man sich normalerweise erlauben, ohne in Gefahr einer Zwangspension zu kommen? Kann man das eingrenzen?
Die dauernde Dienstunfähigkeit und damit die Frühpensionierung droht, wenn man innerhalb von 6 Monaten mehr als 3 Monate krankheitsbedingt ausfällt und auch keine Aussicht besteht, dass die Dienstfähigkeit innerhalb der nächsten 6 Monate wieder hergestellt werden kann.
kago2000
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von kago2000 »

Danke für Eure Antworten! Ja, ich finde meine Situation katastrophal. Mal schauen, wie es weiter geht. Pensionierung mit Mindestversorgung wäre möglich, aber dann hätten die Mobber ja ihr Ziel erreicht.
egyptwoman
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von egyptwoman »

"aber dann hätten die Mobber ja ihr Ziel erreicht." das mag ärgerlich sein, kenne das aus eigener Erfahrung, aber in erster Linie sollte es dir um deine Gesundheit gehen und je länger du damit wartest, umso schlimmer wird das. Evtl wäre ein anderer Einsatzort eine Option, wobei natürlich der "Ruf" meist vorauseilt.
Es ist nicht zwangsläufig gesagt, das du in Zwangspension musst, da gibt es noch viele Mittel vorher, die ausgeschöpft werden könnten: Therapie, Reha, Wiedereingliederung. So schnell geht das mit der Zwangspensionierung dann auch nicht.
Dienstunfall_L
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von Dienstunfall_L »

So schnell geht das mit der Zwangspensionierung dann auch nicht.
Das stimmt. Zunächst wird abgefragt, welche Maßnahmen du ergriffen hast, deine Dienstfähigkeit wiederherzustellen, welche Ärzte / Therapeuten du aufgesucht hast, was diese und du als Grund der Krankschreibung angeben. Es wird entweder die Fortsetzung und der Erfolg von Behandlungen abgewartet und/oder Behandlungen werden angeraten („Reha vor Rente“). Wie schnell etwas geht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, mitunter auch davon, wie du dich dazu äußerst. Siehst du dich selber als unheilbar krank an und bringst zum Ausdruck, dass du dich nie wieder dienstfähig siehst? Das könnte ein Zurruhesetzungsverfahren beschleunigen.
Bedenke, dass die Zukunft nach einer Zurruhesetzung i.d.R. begleitet sein wird von wiederkehrenden Begutachtungen zur Überprüfung deiner weiteren Dienstfähigkeit.

Bist du in Behandlung, erhältst du Unterstützung?
Du schreibst von Mobbing. Hast du konkrete Vorfälle notiert? Hast du eine Mobbingberatungsstelle gefunden und dich beraten lassen? Wie gehst du mit den Vorfällen um?
kago2000
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von kago2000 »

Vielen Dank für Eure Antworten!!!!!

"Evtl wäre ein anderer Einsatzort eine Option, wobei natürlich der "Ruf" meist vorauseilt."
=> Genauso ist es, dafür hat mein Dienstherr stets fleißig gesorgt.

"Es ist nicht zwangsläufig gesagt, das du in Zwangspension musst, da gibt es noch viele Mittel vorher, die ausgeschöpft werden könnten: Therapie, Reha, Wiedereingliederung. So schnell geht das mit der Zwangspensionierung dann auch nicht."
=> Das sind Dinge, die ich jetzt verstärkt angehen werde.

"Bist du in Behandlung, erhältst du Unterstützung?"
=> Ja, hatte ich zuletzt aber ausgesetzt.

"Du schreibst von Mobbing. Hast du konkrete Vorfälle notiert? Hast du eine Mobbingberatungsstelle gefunden und dich beraten lassen? Wie gehst du mit den Vorfällen um?"
=> Es gab entsprechende Vorfälle. Ich habe mich mit dem Thema beschäftigt und bin zu der Auffassung gekommen, dass man keine Chance hat, sich dagegen zu wehren. Weder rechtlich noch sonstwie. Die Vorgesetzten gehen da sehr geschickt vor, man kann nichts beweisen. Mein Anwalt lehnt mangels Erfolgsaussichten komplett ab, zu diesem Thema tätig zu werden.
Und im Öffentlichen Dienst ist es nunmal extrem wichtig, gut vernetzt zu sein. Das bin ich aber nicht. Wenn man eher introvertiert ist und kein Netzwerk oder Fürsprecher hat, hilft einem nicht mal der Personalrat. Das ist meine Erfahrung. Es lauern schon einige jüngere Mitarbeiter auf meine Besoldungsgruppe.
Kerberos
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von Kerberos »

kago2000 hat geschrieben: 1. Jun 2020, 21:00 Es lauern schon einige jüngere Mitarbeiter auf meine Besoldungsgruppe.
Deine erreichte Besoldungsgruppe kann dir keiner mehr wegnehmen. Man darf nicht alles 1:1 an sich heranlassen, muss sich ein dickes Fell zulegen. Wenn du deinen Dienst normal (mittlerer Art und Güte) verrichtest, kann dir kein Vorgesetzter was anhaben, dafür bist ja Beamter. :) Ich weise meine Vorgesetzten regelmäßig sachlich auf ihre Versäumnisse/ Unzulänglichkeiten hin. Die fühlen sich dann zwar "angepisst", aber was solls? Das pusht mich immer... :D
kago2000
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von kago2000 »

Ich weise meine Vorgesetzten regelmäßig sachlich auf ihre Versäumnisse/ Unzulänglichkeiten hin. Die fühlen sich dann zwar "angepisst", aber was solls? Das pusht mich immer... :D
Gute Taktik, sollen ruhig auch mal was einstecken :D
kago2000
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von kago2000 »

Das Thema "Wiedereingliederung" klingt ganz interessant. Welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Allium
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Re: Dienstunfähigkeit mittelfristig nicht zu vermeiden

Beitrag von Allium »

das ist zwar ein älterer Thread, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass Mobbing in Deutschland wenig Stellenwert hat, Beweise werden vernichtet, das Opfer muss alles beweisen, gerade im öffentlichen Dienst ist es schwer, einen Anwalt zu finden, der es mit hohen Behörden aufnimmt und keine Angst hat, sich die Finger zu verbrennen. Auch Rechtschutz hat hier seine Grenzen....man ist schnell am Limit, wenn man hier keine Unterstützung von einflussreichen Kollegen oder Vorgesetzten hat. Daher kann ich nur jedem raten, sich finanziell abzusichern, falls es durch Mobbing zu psychischen Problemen und zur DDU kommt, eine DDU Versicherung kann wohl auch nicht schaden wenn sie rechtzeitig abgeschlossen wird. Gerade wenn man psychisch krank ist, fällt es schwer, Kontakte zu knüpfen, die einem nützlich sein könnten, man wird introvertierter und zieht sich zurück, das macht es ja auch so schwer, man wird leichtes Opfer ohne dass man es merkt, während andere schon auf den frei werdenden Dienstposten warten.
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