Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

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Aaron
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Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Aaron »

Hi,

ich muss demnächst wahrscheinlich zu einer Einstellungsuntersuchung und bin mir nicht sicher, wie ich es hinbekommen soll, hierbei alle Gesundheitsfragen richtig zu beantworten. Ich habe mir von meiner Krankenkasse eine Versichertenauskunft zukommen lassen, diese reicht allerdings nur rund 13 Jahre zurück. Für die Beantragung einer privaten Krankenversicherung wäre das zwar genug - hier werden ja meist nur die letzten 5 Jahre abgefragt - aber wie stelle ich sicher, dass ich bei der Einstellungsuntersuchung nichts vergesse?

Es ist mir absolut wichtig, hierbei ehrlich zu sein, ich will mir keinesfalls ein Leben lang Sorgen machen, irgendwelche Diagnosen / Krankenhausaufenthalte etc. vergessen zu haben. Aber schon viele der Diagnosen aus der Versichertenauskunft sagt mir mehr oder weniger nichts. Ich hatte jetzt vor, bei der amtsärztlichen Untersuchung einfach alle Diagnosen anzugeben, die bei der Versicherung unter "ICD Text" stehen. Ist das so üblich oder wie soll ich das machen? Hier stehen ja nur sehr grobe Diagnosen und bei manchen gehe ich davon aus, dass sie nicht mal stimmen bzw. falsch abgerechnet wurden. Aber selbst wenn ich das so angebe, könnte es ja immer noch sein, dass mir in meiner Kindheit mal irgendeine chronische Krankheit diagnostiziert wurde, die aber seit 20 Jahren beschwerdefrei ist und von der ich keine Ahnung habe...

Ich weiß nicht, wie ich hier vorgehen soll. Gibt es hier irgendwelche Tipps, was man hier machen kann? Ich könnte jetzt natürlich zu allen Ärzten fahren, bei denen ich laut Versichertenauskunft jemals gewesen bin, mit ihnen absprechen, ob die Diagnosen laut ICD-Text überhaupt richtig sind und was damit gemeint sein soll etc, aber ich glaube kaum, dass die Ärzte hierfür Zeit und Lust hätten, sofern sie überhaupt noch aktiv sind...

versteht mich nich falsch, ich habe (soweit ich weiß) keine schlimmen Krankheiten. Aber trotzdem macht mich der Gedanke panisch, dass möglicherweise irgendwann in meiner Kindheit mir einmal irgendeine Fehlstellung oder sonst was diagnostiziert wurde, ich hiervon aber keine Ahnung mehr habe, aber mir das ganze dann irgendwann in 30 Jahren Probleme macht und man mir arglistige Täuschung vorwirft...

Habt ihr irgendwelche Tipps für mich, was ich nun machen soll? Ist es der komplett falsche Ansatz, einfach diese ICD-Text-Diagnosen anzugeben, weil das nur Abrechnungsschlüssel sind und die eigentliche Diagnose gar nicht richtig wiedergeben? Wie gesagt, alternativ könnte man höchsten alles mit den jeweiligen Ärzten einzeln absprechen, aber das bringt auch nichts, wenn man überhaupt nicht mehr weiß, vor welchen Ärzten man eben vor mehr als 13 Jahren mal war...
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Baumschubser
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Baumschubser »

Ehrlichkeit ja, aber du musst nicht jedes aufgeschlagene Knie aus deiner KIndheit angeben. Weder interessiert solcher Kleinkram jemanden, noch spielt das irgendeine Rolle. Bei den Gesundheitsfragen sind nur Dinge wichtig, die schwerwiegend oder chronisch sind, bzw. nahelegen, dass du deine Dienstjahre aus heutiger Sicht nicht bis zum Ende gesund überstehen wirst. Das sind insbesondere Kreislauferkrankungen (Blutdruck, Diabetes), oder Dinge die dich körperlich beeinträchtigen (Arthrose, schwere Knochenverletzungen). Also wirklich erheblicher Kram, der Rest ist unwichtig. Und Dinge, die du nicht oder nicht mehr weist, kannst du ebenfalls nicht angeben.

Nur mal so als Beispiel, mein Junior wurde bei der Polizei zunächst abgelehnt, weil er die Gesundheitsfragen nicht bzw. angeblich nicht ausreichend beantwortet hatte. Wir haben dann Widerspruch gegen die Ablehnung aus diesem Grund eingelegt und glaubhaft gemacht, dass er schlicht nichts angeben kann, weil er nie nennenswert krank war. Tja und seit 2 Jahren studiert er bei der Polizei. :shock:

Also nicht heiß machen deswegen.
Aaron
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Aaron »

Danke für die Beruhigung! Ich weiß nicht, irgendwie beschäftigt mich das sehr... erst Recht, seit ich erfahren habe, dass viele der Diagnosen, die bei der Krankenkasse gespeichert werden, ja nicht mal richtig sein müssen - sei es, dass der Arzt einen Abrechnungsbetrug begeht, sei es, dass der "Schlüssel" für die Diagnose einen Zahlendreher hat... oder vielleicht ist die Diagnose auch richtig, der Arzt hat sie einem aber nie mitgeteilt, oder es war nur eine Verdachtsdiagnose oder oder oder. Es beunruhigt mich einfach etwas, dass ich irgendwann damit konfrontiert werden könnte, dass mir vor etlichen Jahren mal irgendwas diagnostiziert wurde, was mir völlig unbekannt war...

andererseits muss ich auch sagen - wenn in so einer Situation tatsächlich realistischerweise eine arglistige Täuschung unterstellt würde (dass es tatsächlich keine ist, wenn man die Diagnose selbst nicht kennt, ist klar), dürfte ja kein einziger Beamter ruhig schlafen können. :?
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Baumschubser
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Baumschubser »

Es kommt auch nach Jahren keiner mehr auf die Idee, da irgendwas abgleichen zu wollen.
Aaron
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Aaron »

Ach, da habe ich beim googlen schon Horrorgeschichten gelesen - von Leuten, denen selbst nach ihrer Pensionierung noch rückwirkend ihr Beamtenstatus aberkannt wurde, weil sie irgendwas falsch angegeben hatten...

Ich kann mir das zwar selbst eigentlich nicht vorstellen, aber naja, richtig machen will man natürlich trotzdem alles...
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Baumschubser
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Baumschubser »

Also da glaub ich auch nicht dran. Nach so vielen Jahren kann keiner mehr nachweisen, wann eine Erkrankung erstmals aufgetreten ist.
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Bananen-Willi
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Bananen-Willi »

Baumschubser hat geschrieben: 3. Nov 2018, 12:48 Also da glaub ich auch nicht dran. Nach so vielen Jahren kann keiner mehr nachweisen, wann eine Erkrankung erstmals aufgetreten ist.
Würde ich so nicht ganz unterschreiben, insbesondere dann nicht, wie du oben schon geschrieben hattest, bei schwerwiegenden Erkrankungen, Paradebeispiel ist hier Diabetes. Mir ist ein Fall persönlich bekannt, bei dem der angehende Beamte diese Vorerkrankung verschwiegen hat, dies fiel auch dem AA nicht auf. Jahre nach Ernennung zum BaL wurde die Krankheit dann offiziell angegeben, es wurde festgestellt, dass die Erkrankung schon zuvor vorlag und die Verbeamtung sollte aufgehoben und der Kollege entlassen werden. Bei (ehemaligen) Kassenpatienten kann dies relativ einfach über Krankenakteneinsicht beim MDK nachgewiesen werden, Ärzte und Krankenhäuser und GKV haben dort gewissen Meldepflichten. Wir konnten dann beim PR zumindest zunächst eine Übernahme in ein befristetes Angestelltenverhältnis erreichen, aber auch nur mit viel good will seitens des Dienstherren.

Bei PKV oder Selbstzahler geb ich dir recht, wer sollte das Jahre später noch nachweisen.

@ Aaron: Man geht davon aus, dass ein verständiger Mensch schwere Krankheiten und Eingriffe kennt. Niemand erwartet, dass du jede Grippe bis zum Kindergarten zurück noch weißt, aber später zu behaupten "meine Kreuzband-OP ist mir nicht mehr eingefallen" dürfte nicht glaubhaft sein. Und wenns später was rauskommt, was du nicht angegeben hast, wirst du dafür ja nicht bestraft und deswegen entlassen. Es wird lediglich geprüft, ob du überhaupt eingestellt bzw. übernommen worden wärst, wenn das damals bereits bekannt gewesen wäre. Wenn du gem. obigem Beispiel die Kreuzband-OP verschwiegen hast und es fällt später auf, wird schon abgewogen, ob es ein Einstellungshindernis gewesen wäre. Hast du nen Sesselpupserverwendung in ner Verwaltung, muss dies keine Konsequenzen haben. Als Beamter mit Außendienst kann dies schon zum Verlust des Beamtenstatus führen, je nach Tätigkeitsbeschreibung und Anforderungsprofil.
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Dienstunfall_L »

Ich erinnere mich an die Einstellungsuntersuchung so, dass die Fragen sehr konkret waren, z.B., ob familiäre oder chronische Krankheiten bekannt sind, ob in den vergangenen x Jahren bestimmte Untersuchungen (wie z.B. CT) durchgeführt wurden, welche Medikamente eingenommen werden etc. Wie die Vorschreiber schon schrieben, ist es ratsam, die Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Es wurde nicht nach Diagnoseschlüsseln gefragt. Solche würde ich dort auch nicht angeben.

Das Vorerkrankungsverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen reicht im Normalfall 10 J. zurück, nur in Sonderfällen länger.
Torquemada
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Torquemada »

Dienstunfall_L hat geschrieben: 3. Nov 2018, 15:07 Ich erinnere mich an die Einstellungsuntersuchung so, dass die Fragen sehr konkret waren, z.B., ob familiäre oder chronische Krankheiten bekannt sind, ....
Das sind Fragen, die früher immer gestellt wurden. Allerdings verstößt dieser Zwang zum "laienhaften" Offenlegen gegen verschiedene moderne Anschauungen zu Datenschutz und Selbstbestimmung.

Z.B. Kann ein 19-Jähriger Poizeibewerber gar nicht fundierte Aussagen zur Krankengeschichte seiner Familie machen. Zudem darf bekanntlich bei Fragen, deren Bejahung eventl. zu einer vermuteten Ablehnung führen kann, gelogen werden.
Was der Schwangeren RECHT ist, ist dem gesunden (!) Bewerber mit 10 Diabetikern und 5 Suizidfällen in den letzten 80 Jahren BILLIG.
Was geht es den Amtsarzt an, ob Vater und Großvater mit 50 einen Herzinfarkt hatten? Oder ob die Gicht hatten...
Wurden diese Familiengeschichten überhaupt zu Kinderzeiten richtig erzählt bzw. verstanden?
Dienstunfall_L
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Dienstunfall_L »

Torquemada hat geschrieben: 3. Nov 2018, 15:36 Was geht es den Amtsarzt an, ob Vater und Großvater mit 50 einen Herzinfarkt hatten? Oder ob die Gicht hatten...
Wurden diese Familiengeschichten überhaupt zu Kinderzeiten richtig erzählt bzw. verstanden?
Dem Gedanken stimme ich zu und aus heutiger Sicht - viele Jahre nach der Einstellungsuntersuchung -
a) würde ich diese Fragen entsprechend beantworten, es sei denn, es ist so schwerwiegend oder sichtbar, dass nicht ignorierbar, ist halt Abwägung je nach Krankheit / Erbkrankheit / Gendefekt.
b) weiß ich, wie irrelevant es ist, dass ein Opa Bluthochdruck hatte oder die Tante eine Bindegewebsschwäche.

Wenn man nicht im medizinischen Bereich tätig ist, kann nicht erwartet werden und wird m E.n. nicht erwartet, dass ein Beamtenanwärter spezifische Medizinkenntnisse hat. Woher soll ich als junger Mensch überhaupt etwas über Opas Bluthochdruck wissen und wenn, warum sollte ich denken, dieser könne relevant sein für meine Gesundheit?

Damit, dass Angaben überprüft werden, muss man im Normalfall = wenn man gesund bleibt nicht rechnen. Da ist keiner hinterher und wendet kriminalistische Energie auf, um eventuelle Falschangaben zu entdecken, so meine Erfahrung. Aber wenn etwas (Krankheit) die Dienstfähigkeit infrage stellt, wodurch (versicherungs)rechtliche Fragen und Kosten entstehen, dann könnte das durchaus passieren. Also gerade dann, wenn ohnehin Not ist und Folgen einer eventuellen Falschangabe die Not gravierend verschärfen würden. Ob ein solcher Fall jemals eintritt, ist unkalkulierbar.
In bestimmten Bereichen, wo die körperliche Fitness eine starke Rolle für die Erfüllung der Dienstpflicht spielt (Sicherheitsbereiche, Pol, ... .), mögen Checks und Überprüfungen von Angaben regelmäßig sein, dazu kann ich mangels Erfahrung nichts sagen. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass es länderspezifische Unterschiede in der Praxis gibt.
Dem TE kann ich nur raten, nichts Gravierendes zu verschweigen, aber auch nicht übereifrig, blauäugig, "laienhaft" zu handeln.
Torquemada hat geschrieben: 3. Nov 2018, 15:36 Allerdings verstößt dieser Zwang zum "laienhaften" Offenlegen gegen verschiedene moderne Anschauungen zu Datenschutz und Selbstbestimmung.
Dipl_Finanzwirt
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Dipl_Finanzwirt »

Hallo,

die länge der Diskussion erschreckt mich. Auf die Frage gibt es nur eine Antwort:

Offen & ehrlich.

Wenn alles gut geht, interessiert sich für die Fragen am Ende niemand. Die Ergebnisse werden nur rausgezogen wenn etwas schiefgeht - und dann gibt es richtig Probleme. Deutlich mehr als wenn die Fragen ehrlich beantwortet werden und es ggf. zu keiner Verbeamtung kommt -> dann erfolgt eine andere Form der Absicherung.

Zum Datenschutz: Ich habe die Fragen ehrlich beantwortet, Fragen nach er Familie gab es IIRC recht wenig, ich habe dann auch nie "nein" geschrieben sondern nur "nicht bekannt". Und auf Nachfrge habe ich erzählt, was ich wusste - aber auch das ich vieles nicht weiß.

ciao!
Aaron
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von Aaron »

Dipl_Finanzwirt hat geschrieben: 11. Nov 2018, 17:20 Hallo,

die länge der Diskussion erschreckt mich. Auf die Frage gibt es nur eine Antwort:

Offen & ehrlich.
Zur Klarstellung: Das war ja auch nicht meine Frage. Offen und ehrlich ist klar, die Frage war, ob man dafür jetzt wirklich bis zum Kinderarzt zurück alle Krankenakten abklappern sollte.
connigra
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Re: Einstellungsuntersuchung - wie beantworte ich die Fragen richtig?

Beitrag von connigra »

Himmel, nein!!!
Das interessiert doch niemanden. Alles halb so wild. Chronische Krankheiten ja - alles andere haben Sie doch gut überstanden und sind immer noch putzmunter, nicht wahr. Denken Sie einfach nach. ob Sie die letzten 5 Jahre schwerwiegende Krankheiten hatten - das ist realistisch.
Sollte was unklar sein, forscht der Amtsarzt sowieso beim Hausarzt nach.
Meine Kinder sind vor einigen Jahren auch verbeamtet worden - sorry, aber die Fragen waren genauso wie vor 30 Jahren.
Trinken Sie, rauchen Sie, haben Sie chronische Erkrankungen......! Im Internet kann man alles finden, wenn man nur lange genug sucht. Nicht verrückt machen lassen. Will der Arzt was wissen, frägt er schon. v.g.
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