Torquemada hat geschrieben:
Sehe ich nicht so. Am Anfang als Beamter auf Widerruf einfach den wirklich billigen Anwärtertarif von z.B. der Debeka nehmen und sich dann in aller Ruhe über die verschiedensten Sachen aus Beamtensicht informieren.
Wie sähe das bezogen auf die "Öffnungsaktion" aus? Angenommen man hat relevante Vorerkrankungen, nutzt die Öffnungsaktion um einen Anwärter-Tarif der Debeka abzuschließen und möchte sich dann doch noch umentscheiden? Nehmen die anderen Unternehmen einen dann überhaupt noch, oder verweisen die zurück an die Debeka?
Ich würde generell keinen Zusatzschnickschnack empfehlen, der überflüssig ist. Die Beamten-Krankenversicherung soll die Lücke zur Beihilfe schließen. Sachen, die die Beihilfe nicht übernimmt, müssen auch nicht durch eine PKV abgedeckt werden.
Beim Arzt gibst du an, dass du Beamter mit der XXXX PKV bist. Zusatzbehandlungen, die weder GKV noch die Beihilfe bezahlen, braucht kein Mensch.
Über "Zusatzschnickschnack" kann man sich natürlich streiten. Ich denke allerdings nicht, dass alles was die Beihilfe nicht übernimmt, automatisch in diese Kategorie fällt. Darüber hinaus ist die Beihilfeverordnung im Verlauf der Zeit immer wieder Änderungen unterworfen, der Leistungsumfang des PKV-Tarifs bleibt hingegen gleich. Übernimmt also beispielsweise die Beihilfe zum Zeitpunkt meiner Verbeamtung noch sämtliche Materialkosten für Zahnersatz und reduziert diesen Anteil später auf 80%, bleibe ich ohne "Beihilfe-Ergänzung" auf den nun fehlenden 10% der Gesamtsumme sitzen. Das wird einen tendenziell nicht ruinieren, aber in Anbetracht der Kosten von gerade mal ein paar Euro für den Ergänzungstarif, würde ich das nicht als "überflüssig" abtun.
Das Verbleiben in der GKV ist in fast allen normalen familiären Konstellationen ungünstig. Ausnahme ist, wenn du eine späte typische "Hausfrauenehe" mit vielen Kindern führst.
Dann wäre nämlich die PKV für die tätigkeitslose, ältere Ehefrau sehr teuer und eine freiwillige Versicherung bei ihrer bisherigen GKV teuer, weil die Hälfte deines Einkommens zur Beitragberechnung des Beitrages angesetzt wird.
Man sollte allerdings auch bedenken, dass die GKV z.B. während der Elternzeit, oder während der Rente (Dienstunfähigkeit) dann wiederum deutlich günstiger ist. Selbst während des Berufslebens kann sie deutlich günstiger sein, wenn z.B. Kinder dort mitversichert werden können und man selbst nicht viel verdient als Beamter. Das war allerdings meinerseits auch nicht als Ratschlag im Sinne von "Bleib in der GKV" zu verstehen, sondern lediglich als Punkt, den es (auch) zu bedenken gilt.
Baumschubser hat geschrieben:
Sehe ich ähnlich, mach keine Wissenschaft draus. Die GKV ist absolut sinnfrei, wenn man jung und gesund in die PKV einsteigen kann. Die Debeka wirbt recht intensiv um junge Beamte, was sich in den Beiträgen aller Versicherten positiv niederschlägt. Entscheidend ist immer das Eintrittsalter und ob es Zuschläge wegen Vorerkrankungen gibt. Wenn das beides aber passt, kannst du nicht wirklich etwas falsch machen. Einen Makler brauchst du keinesfalls, der vermittelt auch nur Veträge, die sich für ihn lohnen. Da die Debeka schon bei ihren eigenen Leuten komplett anders arbeitet als andere Versicherungen (Debeka hat fest angestellte Mitarbeiter mit eher kleinen Provisionen), bekommen Makler von denen gleich gar nichts.
Dass die Debeka fast ausschließlich über deren eigenen Vermittler arbeitet ist korrekt. Ich würde das allerdings nicht als Positivmerkmal betrachten, da logischerweise jedwede Vergleichsmöglichkeit wegfällt. Während es dem Makler im Zweifel noch egal ist, welcher Versicherer nun seine Provision zahlt (die sind gedeckelt), solange nur das Maximum ausgeschöpft wird und damit am Ende auch nur eine handvoll Versicherer in Frage kämen, hat der Vermittler der Debeka nicht einmal diese Wahl. Ein vernünftiger Makler wird allerdings im Normalfall auch darauf bedacht sein, seine Kunden bedarfsgerecht zu beraten, die sind nicht alle böse
Die Debeka ist sicherlich nicht schlecht, aber eben auch nur
eine von vielen Möglichkeiten, die nicht immer auch für den Einzelfall das beste Paket bietet. Das kann man mit "Mach keine Wissenschaft draus" wegwischen und hoffen, dass man niemals Probleme bekommt, oder sich eben vielleicht doch die Zeit nehmen und eine Entscheidung von größerer Tragweite als eine Eheschließung oder den Hausbau, mit dem gebotenen Respekt angehen.
Und ohne das nun böse zu meinen @Baumschubser, aber wer in nun bald 18 Jahren noch keinen Kontakt zu seinem Krankenversicherer hatte, taugt nicht unbedingt als Quelle brauchbarer Erfahrungswerte.
Edit: Nochmal zur Debeka: Es ist der größte Beamten-Versicherer und eben wegen der aggressiven Werbung in diesem Bereich (vor einigen Jahren gabs da mal nen "Skandal", als herauskam, dass die Debeka Provisionen an Beamte gezahlt hat, die ihren "frischen" Kollegen die Debeka empfohlen haben) wird sie oft genannt. Das aber eben wiederum oft von Leuten, die sich weder damals noch heute großartig mit dem Thema PKV auseinandergesetzt haben und aus Bequemlichkeit, oder weil es die Kollegen empfohlen haben, direkt zur Debeka gegangen sind.
Das ist dann in etwa so, als würde man bei der Wahl des Telefon-/Internetanbieters die Telekom empfehlen, weil dort (immer noch) die meisten Menschen Kunde sind und das Telefon ja reibungslos funktioniert. Fragt man aber mal einen "jüngeren" Menschen wie zufrieden er mit dem Internetanschluss ist, wird relativ schnell klar, dass es doch noch bessere Alternativen am Markt gibt. Das macht die Telekom und ihr Produkt nicht schlecht, bedeutet aber wiederum auch nicht, dass es nichts besseres gäbe und ein Vergleich nicht lohnt.