Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

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Verwaltungsmensch
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Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von Verwaltungsmensch »

Hallo zusammen,

ich würde gerne eure Meinung zu einem Dienstherrenwechsel von einem Landesministerium zu einer Kommune hören.
Bin momentan in der Probezeit im gehobenen Dienst und mir gefällt meine aktuelle Stelle ganz und gar nicht. Zudem wäre es ein Fahrtunterschied von fast 50 km.
Ich frage mich nur ob ein Wechsel zu einer Kommune für mich längerfristige Nachteile hätte, sprich geringere Beförderungschancen etc.
Würde gerne eure Meinung dazu hören.

Grüße
Florek
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Re: Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von Florek »

Ich kenne beide Welten und man kann da wohl auch von Welten sprechen! Wobei es gerade im Hinblick auf die Kommunen ja auch große Unterschiede gibt, eine Landeshauptstadt München ist nicht mit einer Gemeinde Bodenmais im Bayerischen Wald vergleichbar! Also müßte man natürlich zunächst auch einmal wissen, um was für eine Art Kommune es sich handelt. Dann gibt es natürlich auch zwischen den Bundesländern gewaltige Unterschiede und man müßte ggf. auch das Bundesland wissen!
Generell kann man wohl sagen, daß man gerade bei kleineren Kommunen wesentlich schneller, wesentlich mehr Verantwortung übertragen bekommt, gerade im g. D. wird da z. T. sehr schnell Führungsverantwortung übertragen, während man im Ministerialdienst wohl als gDler niemals Führungsverantwortung übernehmen wird! In einem Ministerium ist der g. D. so ziemlich am unteren Ende angesiedelt, m. D. gibt es im Ministerialdienst im Regelfall wenig und der ist normalerweise ausschließlich in den Vorzimmern oder der Registratur beschäftigt, während die einfacheren Sachbearbeitertätigkeiten oft bereits durch den gD wahrgenommen werden. Man kann auch sagen, daß die Tätigkeiten im Ministerialdienst alle um eine Stufe verschoben sind, der mD macht hier Tätigkeiten, die "draußen" Un- oder Angelernte machen würden, der gD macht Sachbearbeitertätigkeiten, die Referenten- und erst recht die Führungsebene ist quasi dem hD vorbehalten.
Generell kann man allerdings auch sagen, daß der Aufstieg vom gD in den hD im Ministerialdienst nicht selten ist, während bei den Kommunen die Stellen im hD nicht dicht gestreut sind und daher auch der Aufstieg ein Randphänomen ist, erst recht bei kleineren Kommunen, da es dort im Normalfall überhaupt keine Stellen im hD gibt!
Bei den Beförderungen ist es natürlich schwer, etwas zu sagen, da das von Kommune zu Kommune stark differieren kann, auch gibt es Bundesländer, wo ein großer Teil der Kommunen in Haushaltssicherungskonzepten laufen, in anderen Bundesländern ist die finanzielle Ausstattung der Kommunen besser, allerdings ist es ja generell schon so, daß es im Ministerialdienst ganz normal ist, daß auch der kleine Personalsachbearbeiter oder die Sachbearbeiter im Haushaltsreferat ganz selbstverständlich nach A13 durchbefördert werden, die Übernahme von besonderen Tätigkeiten ist dafür nicht erforderlich, das dürfte bei einer Kommune sicher nicht der Fall sein, weder bei den großen noch bei den kleinen Kommunen! Dort wird man als "gewöhnlicher" Sachbearbeiter (Standesamt, Sozialamt etc.) wohl maximal A11 werden, alles darüber hinaus dürfte wohl bei den meisten Kommunen eine Führungsposition erfordern und eine A13 ist bei kleinen Gemeinden oft dem Geschäftsleiter vorbehalten und somit für alle anderen, selbst mit Führungsverantwortung, gar nicht zu erreichen. In Bayern unterliegen die Kommunen auch der Stellenobergrenzenverordnung, die Ministerien sind davon ausgenommen, was natürlich eine Rolle spielt, so können die Ministerien ohne Probleme Planstellen in den hohen Regionen schaffen, was bei Kommunen und nachgeordneten Behörden einfach begrenzt ist!
In der Kommune, gerade bei den kleinen, steht man auch an der "Front", da ist man nah am Bürger dran, hat häufig auch Parteiverkehr, mit allen Vor- und Nachteilen, es ist abwechslungsreich, aber häufig auch stressig und in manchen Bereichen auch sogar gefährlich. Die Ministerien haben normalerweise keine Bereiche, die so nah am Bürger dran sind, das sind eher ein wenig Raumschiffe, wo dergleichen "operatives" Geschäft eher mit Verachtung betrachtet wird, man bewegt sich aber deswegen auch in einem viel "geschützteren" Raum, kommt man aber von der "Front" und kennt diese, kann einen diese Einstellung manchmal schon befremden, vieles liegt natürlich auch daran, daß der hD häufig frisch von der Uni aufgrund seines Prädikatsexamens rekrutiert wird und man in diesem Bereich wenig auf Praxiserfahrungen achtet, das aber nur am Rande. Es kann allerdings für jemanden, der das operative Geschäft nur wenig kennengelernt hat schon auch ein Kulturschock sein!
Letztlich ist es schwierig zu sagen, ob im Einzelfall so ein Wechsel sinnvoll erscheint, ich würde mal sagen, beim Wechsel zu einer Kommune verringert man im gD (anders als im mD) schon seine Karrierechancen, andererseits denke ich, daß man bei einer Kommune interessantere Aufgaben wahrnehmen kann und eher das machen kann, wofür man ausgebildet worden ist und auch wenn man etwas "bewegen" will, ist man m. E. bei der Kommune besser bedient! Die Tätigkeit im Ministerialdienst beschränkt sich ja doch häufig eher darauf, daß man irgendwelche Vermerke mit möglichst wenig Inhalt pinselt, ich denke, daß es eine Frage ist, wo man für sich selber die Prioritäten setzt! Meine Einstellung ist eher die, daß mir ein paar EUR weniger im Monat und dafür eine Tätigkeit, die mich befriedigt lieber sind, wie ein paar EUR mehr und man 30, 40 Jahre lang unglücklich am Arbeitsplatz ist, man verbringt einen Großteil des Tages an seinem Arbeitsplatz!
alexisamadeus
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Re: Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von alexisamadeus »

Wo genau bist du im staalichen Bereich beschäftigt (Regierung?). Was gefällt dir daran nicht, ich beginne es auch im Oktober dieses Jahres ;-)
Silesia
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Re: Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von Silesia »

Hallo Florek,

du hast angedeutet, dass es mit den Karrierechancen im mD wiederum anders sei als im gD. Könntest du mir das vielleicht bitte erläutern bzw. deine Meinung dazu sagen? Ich möchte es gar nicht anzweifeln. Ich frage dich lediglich als unwissender, der ebenfalls gelegentlich darüber nachdenkt, vielleicht vom Land (Baden-Württemberg) zur Kommune zu wechseln (ebenfalls BW, evtl. Bayern). Ich bin im mD tätig, daher meine Anfrage.

Allerdings bin ich mit meinem aktuellem Arbeitsplatz an sich nicht unglücklich. Wenn ich wechseln würde, dann nur weil ich dann wieder heimatnah arbeiten würde (Einwohnerzahl ca. 60.000, Vororte entsprechend kleiner). Oder eben in Bayern, Gegend Erlangen. Dort war ich früher oft und kenne da einige Leute. Bin auch privat öfters dort, weshalb ich mir die Gegend auch vorstellen könnte. In meiner Heimat war im Landratsamt mal was ausgeschrieben. Allerdings hatte ich kein Interesse daran, in der Unterhaltsvorschusskasse zu arbeiten (Anträge bearbeiten, ggf. ablehnen, Unterhaltspflichtige zur Zahlung auffordern usw.) Was mich bisher auch oft daran hindert, sind eben auch Gedanken wie Beförderungsmöglichkeiten, Aufstiegsmöglichkeiten, Beförderungszeiten etc.
Ich will eben nicht den Schritt wagen und mir nachher denken "Mist! Das war jetzt doch ein Schritt zurück". Aber gut, vorher wissen kann man das auch nie.

Grüße

Silesia
Florek
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Re: Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von Florek »

Das bezog sich nicht auf eine Tätigkeit bei einem Land im Allgemeinen (schon gar nicht allgemein bei allen Ländern, da hier die Beamtenrechte mittlerweile deutlich differieren) sondern, wie man dem Eingangspost entnehmen kann, ist der TE bei einem Ministerium tätig, darauf bezog sich mein Kommentar, so ist es bei den Kommunen, aber selbstverständlich auch bei den nachgeordneten Landesbehörden in Bayern nicht unüblich, daß der m. D. den Aufstieg machen kann, bei den obersten Dienstbehörden in Bayern ist der Regelaufstieg normalerweise ausgeschlossen, da es dort heißt, wir sind keine Ausbildungsbehörde, das ist zwar m. E. vorgeschoben, weil bei gutem Willen eine Abordnung sicherlich nicht das große Problem ist, aber es wird eben so gehandhabt, auch der modulare Aufstieg kommt bei den Ministerien im mD nicht wirklich häufiger vor, wie an anderen Behörden, man ist im Gegenteil sogar auch da eher zurückhaltend, das sieht im gD klar anders aus, hier gibt es sowieso keinen Regelaufstieg in den hD, sondern ausschließlich den modularen und der findet bei den obersten Dienstbehörden klar häufiger statt, als bei Kommunen oder nachgeordneten Behörden, auf diesen Unterschied habe ich hingewiesen. Aber wie gesagt, das bezog sich jetzt ausschließlich auf die obersten Dienstbehörden bzw. den Ministerialdienst! Und die Beförderungswartezeiten sind an den obersten Dienstbehörden auch im mD normalerweise verhältnismäßig kurz, außerdem muß man dort auch für eine A9+Z keine besonderen Tätigkeiten übernehmen, die kann man ggf. sogar in der Registratur erreichen.

Ansonsten kann man es kaum generalisieren, die meisten Kommunen befördern schneller, wie die Regierung, andere Staatsbehörden, die Polizei und manche Landesämter dagegen befördern schneller, wie viele Kommunen, einzelne Kommunen befördern aber auch in Rekordzeit, eine Ausbildungskollegin kam in weniger als 10 Jahren von A6 nach A9 bei ihrer Kommune, das ist im Landesdienst in Bayern fast nicht erreichbar, es gibt aber auch Kommunen, da bleibt man genauso wie bei der Regierung ewig in A7 und A8 hängen, da kommt es einfach auf die Kommune an und bei kleineren Kommunen hilft häufig auch eine Dosis Vitamin B, wenn man weiterkommen will!
Verwaltungsmensch
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Re: Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von Verwaltungsmensch »

Ja, ich bin bei der Regierung, sprich in einem Ministerium tätig. Ich mag mein Aufgabengebiet einfach nicht, nur Zahlen und ich komme weder raus noch habe ich Bürgerkontakt.

Danke für die ausführliche Antwort! Ich bin immernoch unschlüssig, aber ich denke, ich werde es mal probieren. Sonst ärgere ich mich nachher.
Ich weiß, dass wir bei unserer Ernennung unterschrieben haben, dass wir 5 Jahre beim Land bleiben werden, aber wenn ich mich recht entsinne haben wir an der FH gelernt, dass ein Wechsel kein Problem ist, solange man im öD bleibt. Weiß hier jemand Näheres?
Silesia
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Re: Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von Silesia »

Guten Morgen!

Ich hätte da nochmal eine Frage zur Kommune und möchte hierzu nicht unbedingt einen neuen Thread öffnen, da ich denke, dass es hier doch relativ gut rein passt.

Bei den Kommunen sind Stellen oft nur bis A6, A7, A8 bewertet (zum Vergleich, ich sitze auf einen A9+Z bewerteten Posten).
Ich habe eine Anzeige entdeckt, die mich von der Tätigkeit und der Region (Erlangen, Bayern) interessiert. Allerdings steht dort Stellenbewertung A7.
Klar versteh ich das so, dass bei A7 Schluss ist mit der Beförderung. Aber werden Stellen in der Kommune vielleicht in regelmäßigen Abständen neu bewertet und ggf. auch nachträglich höher? Besteht die Möglichkeit, aufgrund guter Arbeit doch noch weiter befördert zu werden?
Nicht, dass ich jetzt stark davon ausgehe. Bisher denke ich, wenn man da noch weiter befördert werden möchte, muss man sich bei Gelegenheit auf eine neue Stelle bewerben, die dann eben höher bewertet ist.

Daher sehe ich bisher auch von einer Bewerbung ab. Mit A7 anstatt mit A9 oder A9+Z in Pension zu gehen und allgemein der Gehaltsunterschied ist mir dann glaub doch ein zu starkes Downgrade. Aber vielleicht gibt es da ja etwas, das ich übersehen habe oder einfach nicht weiß, da ich keine Erfahrungen in einer Kommune gemacht habe? Das interessiert mich jetzt einfach nur.
Florek
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Re: Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von Florek »

Das dürfte von Kommune zu Kommune unterschiedlich sein, wie es gehandhabt wird! Allerdings kann ich mir z. B. kaum vorstellen, daß man auf einer Stelle im Schalterdienst in der Führerscheinstelle höher kommt, wie A7, da wird wohl auch kaum neu bewertet, da sich an den Tätigkeiten nichts ändert. Es mag allerdings Kommunen geben, die auch auf so einer Stelle noch weiterbefördern, das wäre eine klare Frage fürs VG oder für eine Vorabinfo, was bietet die Stelle für Entwicklungsmöglichkeiten? Klar ist, daß, anders als bei vielen Behörden des Freistaats, es bei einer Kommune fast undenkbar ist, daß jemand in der Registratur auf die A9 befördert wird, wenn man nicht gerade der beste Kumpel des Bürgermeisters ist, aber, wie gesagt, verschiedene Kommunen handhaben das verschieden...
Silesia
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Re: Dienstherrenwechsel Land --> Kommune

Beitrag von Silesia »

Ja das dachte ich mir schon. Naja Schalterdienst, bei der Stelle handelt es sich um eine Stelle im Bereich Rechnungswesen...
Aber gut, die Stelle ist bis A7 bewertet und punkt. Vielleicht ruf ich da mal an und frag nach, ob es da noch Entwicklungsmöglichkeiten gibt.
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