Laura hat geschrieben:Aber dann müsst Ihr Euch auch fragen lassen, warum Ihr eigentlich alle überhaupt Beamte geworden seid.
Die Besoldungstabellen sind ja bekannt und das im öffentl. Dienst keiner reich wird, ist auch kein Geheimnis
Hallo Aida!
Sorry, aber diese Aussage kann und will ich so nicht stehen lassen!
Ich weiß ja nicht, wie lange Du schon bei der Verwaltung / Beamtin bist. Ich bins seit Ende der 1980er.
Ich hatte damals, als ich mich für die Beamtenlaufbahn entschied, das Gefühl, im Gegenzug für einen guten und treuen Dienst
fair und gerecht behandelt und "entlohnt" zu werden. Meine Schulkameraden, die in der "Freien Wirtschaft" ihren Weg machten, arbeiten heute überwiegend gut bezahlt bei großen Firmen in fast beamtenähnlichen Verhältnissen, was die Sicherheit des Jobs anbetrifft. Sie verdienen, wie die meisten hier im Umland, gutes Geld bei hervorragend zahlenden Firmen, was sich (leider) auch die Höhe der Lebenshaltungskosten auswirkt. Sie konnten sich Vieles leisten - ich mir nicht. Aber das war mir damals egal - ich wollte einen Job, der mir Spaß macht und mich ausfüllt - und der eben auch Sicherheit bot - für mich und im Hinblick auf die Familienplanung.
Mit dieser Einstellung habe ich meinen Dienst immer gern getan. Aber dieses Gefühl ist leider dahingeschmolzen - zunehmend etwa seit Mitte der 1990er.
Da begann es allmählich, an allen Ecken und Enden zu bröckeln: Wegfall der AZV-Tage (kennt die überhaupt noch jemand?), Urlaubsgeld weg, Weihnachtsgeld dermaßen zusammengestrichen, dass es höchstens noch den Namen "Nikolausgeld" verdient, kümmerliche, zum Teil gegenüber den Tarifkräften verschobene Besoldungsrunden mit gleichzeitiger Absenkung der Höchstpensionen, Wochenarbeitszeit verlängert, Beihilferegelungen immer mieser, Beurteilungs- und Beförderungssituation so schlecht wie kaum zuvor, Abschläge bei früherer (auch unverschuldeter!) Pensionierung, Heraufsetzung des Pensionsalters... dagegen stehen gestiegene Lebenshaltungskosten und weggefallene Steuervorteile (Pendlerpauschale)... soll ich weitermachen?
Ja, ich habe mich freiwillig dazu entschieden, Beamter zu werden - aber zu den Bedingungen, wie sie damals waren!!!
Nun gehe ich auf mein 25-jähriges Dienstjubiläum zu. Aussteigen kann ich nicht mehr.
Erstens: In der "Freien Wirtschaft" siehts auch nicht gerade rosig aus, und meine Ausbildung zählt dort nichts. Selbstständig machen? Risiko zu groß.
Zweitens: Wenn ich mich entlassen lasse, verliere ich meine bislang erarbeiteten Pensionsansprüche. Klar, es gibt die Nachversicherung. Aber nur der Arbeitgeberanteil (50 %) - und das aus den ohnehin niedrigeren Beamtenbezügen.
So viel zu
dem Thema.
Grüße, Realist
Die Bürokratie ist es, an der wir alle kranken.
(Otto von Bismarck)