Jo. Ganz viele sind auch zufrieden. Ich kenne noch so einige Behörden hier im Umfeld von "innen" durch Bekannte.
Ganz viele Menschen gehören auch zu denen, die über vieles gar nicht nachdenken, die ganz vieles auch nicht in Frage stellen.
Die kommen morgens, machen ihre Arbeit gemütlich (auf vielen Stellen muss man sich auch immer noch nicht tot schuften), halten gerne ihr Schwätzchen mit langjährigen Kolleginnen und Kollegen, trinken zusammen ihren Kaffee, besprechen sogar private Probleme. Es gibt auch viele Chefs, die in Ordnung sind. Beurteilungen und Karriere sind für viele gar nicht mal so wichtig, weil sie sich auf der ARbeit wohl fühlen, vor allem, wenn das System noch funktioniert und man in einem gewissen Zeitrahmen, bei guter Leistung, auch befördert WIRD.
Ich kann mich daran erinnern, dass es bis zur Bildung der Aktiengesellschaft Deutsche Telekom AG beim Fernmeldeamt auch so lief. Etwas Anspannung gabs höchstens mal bei einzuhaltenden Terminen - und das wars auch schon. Geärgert hat man sich hauptsächlich über den stinkend faulen Kollegen, den es eigentlich in jeder Abteilung ab, der sein Beamtentum wirklich breitest ausnutzte. Oder den Ressortleiter oder auch Amtsleiter, der zwar fachlich geeignet, als Führungskraft aber eine Null war. Oder umgekehrt. Ansonsten war die die Welt aber großräumig in Ordnung.
Man kümmerte sich um seine Arbeit, machte sie ordentlich und freute sich auf seine Freizeit, die man ohne permanente Hintergrundbelastung durch die Arbeit auch geniessen und vor allem auch planen konnte.
Vor allem die Beamtinnen sahen immer einen Vorteil im öffentlichen Dienst, wegen der Möglichkeiten zur Teilzeit, die schon sehr früh in den frühen 80ern gerne genommen wurde. Man kam zur Arbeit, riss 4 Std auf einer Backe ab und verschwand wieder im Privatleben. Gerade die Damen mit Mann und Kindern entwickelten praktisch gar keinen Ehrgeiz in Sachen Beförderung und übten auch praktisch nie Kritik am System. Manche Frau unterstützten ihre Karriere durch persönliche Kontakte in die Führungsebene

Wer ein Schäfchen unter Schäfchen sein kann, die Faust in der Tasche machen kann und dem Vorgesetzten nicht in die Quere kommt, bei diesem auch noch sozialpolitisches Gutwettergefühl aufkommen lässt, wer die gleichen Themen im Leben interessant findet, wie die Masse seiner Kollegen und den Small Talk beherrscht, der kommt im öffentlichen Dienst immer noch gut zurecht.
Wer diese Eigentschaften nicht hat, hat es allerdings überall schwer, wo man mit vielen Kollegen zusammen arbeiten muss und Chefs hat, die mehr an Zahlen und Bilanzen, statt an menschwürdiger Personalführung interessiert sind. Menschen, die es wagen, kreativ zu sein und/oder aus untergeordneten Hierarchieebenen Kritik zu äußern werden es nicht leicht haben, außer sie sehen zu, dass sie selbst in Führungspositionen kommen, wo sie ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen können.
Und wer mit einer Kollegenschar zusammenarbeiten muss, deren geistiger Horizont sich einen halben Globus unter - oder auch über - dem eigenen befindet, wird ebenfalls seine Probleme haben, die einen mit dem "Besserwisser", die anderen mit den "Dumpfbacken", je nach Sichtweise.
Kurz: Wenn die meisten Faktoren zusammenpassen, dann fühlt man sich auch wohl. (So lange wie niemand an Verschlimmbesserungswahn leidet und alle 2 Jahre alles über den Haufen wirft)
