Norwegen...oder auch-Alles in einem!

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Statist
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Norwegen...oder auch-Alles in einem!

Beitrag von Statist »

Es steht fest. Meine Wenigkeit wird sich dieses jahr zurück ins bereits vertraute Norwegen begeben.
Okay, ich ernte dafür meist doofe und verständnislose Blicke, weil halt nix mit Strand, Sonnencreme und Sangria im Pauschal-Hotel.
Ich mag frische Luft, klare Seen, Berge,tiefe Wälder...und da haste mehr als genug zur Auswahl.
Wie steht Ihr denn zu diesem Land? Interessiert oder so garnicht Euer´s ?
Da ich mich ab und an sowieso für einen Eremiten halten, kommen mir die stillen Weiten dieses Landes sehr entgegen.
Wenn Ihr komplett ahnungslos zu diesem Thema seid, schaut Euch ************** an und...ja, der Rest ist Up to YOU! :D

Jesper
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Mikesch
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Re: Norwegen...oder auch-Alles in einem!

Beitrag von Mikesch »

Wir fuhren mit dem Motorrad an einem glasklaren, tiefblauen See vorbei, meine angeheiratete Wasserratte hält an, zog sich aus und springt hinein. Ok, sie verzog ihr Gesicht, aber sie schwamm...
Ich wasserscheue Natur war ob dieses Wassers fasziniert, verschwitzt war ich auch, also auch hinein...
Schock, ist das Wasser nun schweinekalt oder heiß? Ich entschied mich für heiß und schwamm. Als wir raus kamen, sahen wir aus wir frisch gekochte Langusten.
Wir fühlten uns unglaublich toll und frisch, fuhren weiter und um der nächsten Ecke schwammen die Eisberge...

Um 24:00 Uhr eine Mopedfahrt an Gletschern vorbei der Mitternachtssonne entgegen und das im T-Shirt...

Übernachten an einem Gletscher im Zelt, Mensch war das warm, Nachts saßen wir im T-Shirt am Lagerfeuer und hunderte Hamster wollten was von unserem Gegrilltem ab haben...

Norwegen ist so was von Megageil! Landschaften wie gemalt, bzw. wie aus einem Film. Bemerkenswert, wie sich Temperaturen relativieren, woran das liegt? Luftfeuchtigkeit?
In Mopedklamotten völlig angenehmes Fahren, frisch, aber warm, völlig naggisch, ebenso warm...

Die Menschen?
Meine Behauptung, je mehr sich die Menschen auf der Pelle Hocken, desto weiter sind sie entfernt, je weiter Menschen entfernt sind, desto näher sind sie sich!
Rauchpause am Straßenrand, das einzige Auto des Tages kommt vorbei, hält an und der Fahrer fragt gleich, ob was passiert sei und ob er helfen könne.
In den Städten kein Stress oder Hektik, die Menschen gehen freundlich und angenehm miteinander um.
Man geht einkaufen, sofort hat man Kontakt und schnackt über wohin und woher...

Wer einmal Freiheit, grandiose Landschaften und angenehme Menschen kennen lernen möchte: Norwegen!
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Hauseltr
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Re: Norwegen...oder auch-Alles in einem!

Beitrag von Hauseltr »

Norwegen? Schon etwas länger her!

Fahrt zum Nordkap

30.05.1984 – 07.07.1984

Abfahrt in Hannover mit ca. 10 Minuten Verspätung in Richtung Hamburg. Dort steigen wir in den Liegewagen nach Kopenhagen. Zur Ruhe kommen wir leider nicht, denn die Mitglieder eines Kegelvereins machen die ganze Nacht Krach. Auf der Fähre essen wir noch ein Smörrebrot und trinken ein Bier. Gegen 6.50 Uhr kommen wir in Kopenhagen auf Gleis 2 an, der Zug nach Stockholm fährt um 8.19 Uhr vom gleichen Gleis. Drei Wagen fahren bis Stockholm, gut dass wir reserviert haben. In Helsingborg wird vom schwedischen Zoll streng kontrolliert. Besonders Koffer werden gefilzt. Später kommt uns die die Erkenntnis, das überwiegend die Schweden kontrolliert werden, vermutlich wegen Alkohol. Die Fahrt bis Stockholm ist ziemlich eintönig, Ulla schläft meistens, während ich im Sitzen nicht schlafen kann. Um 16.45 Uhr kommen wir auf Gleis 2 an und müssen mit unserem gesamten Gepäck zum Gleis 16. Das ist mit Fahrradgepäck eine ziemliche Schlepperei und ich merke schnell, das klappt so nicht, denn unserer reservierter Wagen hängt ziemlich weit vorn. So lege ich die Taschen auf dem Bahnsteig ab und hole Ulla mit dem restlichen Gepäck zum Zug. Ulla steigt in den letzten Wagen ein, ich schmeiße mein Restgepäck in einen Wagen, laufe zu dem vorher abgelegten Gepäck, rein in den Zug und schon fährt er ab. Das war knapp.

Nachdem ich mit etwas berappelt habe, gehe ich durch den Zug bis zu unserem reservierten Liegewagen. Die Liegewagen sind ausgebucht und unserem Abteil sitzen schon vier Leute und 1 Kleinkind. Jetzt geht es erst mal zurück, Frau und Gepäck einsammeln. Unterwegs treffe ich auf den Schlafwagenschaffner und kann unsere Plätze noch auf ein 3 Personen Schlafwagenabteil umbuchen. Dann hole ich erst mal Ulla mit ihrem Gepäck aus dem letzten Wagen ab und bringe sie zu dem Abteil. In dem einen Wagen liegt noch das Gepäck, das ich Stockholm in den Zug geschmissen habe, das hole ich als nächstes und dann muss ich nochmal zu dem Liegewagen und das Gepäck von dort holen. Mir läuft das Wasser am Körper runter wie unter eine Dusche und auch Ulla ist noch ziemlich down. Aber dieses Abteil haben wir für uns allein, so können wir uns erst mal waschen und dann gemütlich etwas essen. Gegen 20.00 Uhr liegen wir dann lang und schlafen bis zum

01.06.1984,
Gegen 8.00 Uhr werden wir beim Halt in Svappavara kurz vor Gällivare wach. Weiter geht die Fahrt auf der Erzbahn über Kiruna in die Berge. Es ist sehr warm geworden, wir sind viel zu dick angezogen. Obwohl noch Schnee auf den Bergen liegt, laufen die Leute in Badeanzügen herum. Die Fahrt geht an Kaitum und Torneträsk am gleichnamigen, ca. 80 km langen See entlang. Es folgen Abisko, Riksgränsen, dort überqueren wir die Grenze nach Norwegen und gegen 13.55 Uhr sind wir in Narvik. Die vorher aufgegeben Räder sind heile da. Eine abgesprungene Kette ist da kein Beinbruch. In Narvik fahren wir zum Campingplatz an der E 6. Um 18.00 Uhr haben wir noch 20° im Schatten. Der Platz ist modern eingerichtet mit Kiosk, Sauna, Waschmaschine und Trockner. An den Fahrrädern richte ich noch ein paar Kleinigkeiten. Um 23.00 Uhr liegen wir dann im Zelt.
02.06.1984.
Um 7.00 Uhr stehen wir auf. Um 9.30 Uhr fahren wir in Narvik ab. Bereits am Ofotfjord und seine Ausläufern Rombaken und Herjangsfjord müssen wir schieben. Ab Bjerkvik folgt eine lange Steigung auf 350 m und dann hinter Stragangen geht es noch mal auf 428 m. Unterwegs haben wir uns oft an kleinen Wasserfällen erfrischt, die Temperaturen liegen bei 20 – 25°, es ist aber windig. Kurz vor dem höchsten Punkt sind wir beide geschafft und bauen unser Zelt auf. Dicht neben uns rauscht ein 2 m breiter Bach und gut 100 m hinter uns liegt noch Schnee. Die Berge hinter uns sind bis zu 1300 m hoch. Wir haben Vitamin B 1 als Antimückenkur dabei, angeblich soll das helfen. Tatsächlich sticht uns nicht eine Mücken. Sie landen und fliegen wieder weg. Auf der E 6 ist kaum Verkehr.
51 Tageskilometer.
03.06.1984
Gegen 9.30 Uhr fahren wir weiter, es geht noch gut 1 km bergauf und dann nur noch bergab bis Fossbakken. Dann geht es wieder gut 2 km bergauf, an einem breiten Fluss mit starker Strömung entlang fahren wir wieder bergab. Nach 20 km noch eine kurze, aber kräftige Steigung und wieder geht es bergab. An einem See machen wir unser Mittagessen, gelbe Erbswurst mit Jagdwurst. Das sind noch Bestände aus Deutschland. Bis zum Barduelv geht es weiter bergab. Der Fluss ist gut 100 m breit mit kräftiger Strömung. Da die Karte nicht so genau ist, meine ich, wir haben uns verfahren und wir fahren ein Stück zurück. Aber es ist doch die richtige Strecke. Wir suchen nach einer Übernachtungsmöglichkeit, finden aber nicht mal einen Platz für unser Zelt. Gegen 18.30 Uhr essen wir auf einem Rastplatz an eine See und beschließen, bis Finnsnes weiter zu fahren. Wir essen im Ort noch ein Eis und am Ende eines Weges, der in ein Waldstück führt, finden wir dann ein doch noch ein Plätzchen, wo wir gegen 22.30 Uhr unser Zelt aufbauen können. Sehr zur Freude der dortigen Mücken, ist mit dem Vitamin B wohl doch nicht das Wahre? Also muss Autan ran, da haben wir dann unsere Ruhe.
121 Tageskilometer
04.06.1984
Morgens um 6.00 Uhr beginnt es zu regnen. Erst mal eine Katzenwäsche mit dem Wasser, das sich in einer Beule im Vordach des Zeltes gesammelt hat. Zum Frühstück gibt es Milch aus Milchpulver und Salami ohne Brot, was anders ist nicht mehr da. Gegen 10.00 Uhr fahren wir in den Ort und fragen nach Fahrscheinen für die Hurtigroute in Richtung Honnigsvag. Anschließend geht es erst mal in ein Kaufhaus zum Frühstücken mit anschließendem Einkauf. Um 11.45 legt das Schiff an. Die Fahrräder können wir direkt vom Kai auf das Schiff stellen. Um 12.15 Uhr legt das dann ab. Mittags essen wir ein Schollenfilet. Ab 13.30 Uhr scheint wieder die Sonne und wir können das Zelt an Deck trocknen. Um 15.00 Uhr erreichen wir Tromsö, die „Kreuzfahrpassagiere“ verlassen die „NORDSTJERNEN“ und werden von Bussen abgeholt. Wir gehen in der Zeit etwas am Hafen spazieren und trinken Kaffee in einem Kaufhaus. Ulla hat Schwierigkeiten mit dem linken Fuß, auf dem letzten Platz ist sie in etwas Spitzes getreten und so muss ich sie verarzten. Danach sonnen wir uns an Deck, es ist kaum jemand an Bord. In Honningsvag sagte man mir, es seien keine Kabinen mehr frei. Ich frage aber doch noch mal auf dem Schiff nach und schon haben wir eine Kabine. Um 18.00 Uhr legt das Schiff dann ab und gegen 22.00 Uhr liegen wir dann in der Koje.

05.06.1984

Gegen 8.30 Uhr stehen wir auf. Der Himmel ist Wolken verhangen, aber es regnet nicht. Erst mal frühstücken wir am kalten Büfett, dann warten wir auf die Ankunft in Honnigsvag. Um 11.00 legen wir an. Wir fahren in Richtung Nordkap, dort kommt bald ein Campingplatz, aber der ist noch geschlossen. Der nächste Campingplatz soll 10 km weiter sein. Wir fahren also weiter, unterwegs steht rechter Hand eine Hütte, die verlassen ist. Die Tür steht offen in das Inventar ist durchwühlt. Hier bauen wir unser Zelt auf und lassen unser Gepäck zurück. Gegen 14.00 Uhr starten wir dann in Richtung Kap. Selbst ohne Gepäck wird es schwierig. Erst mal müssen wir schieben. Wir haben eben nur normale Räder mit einer 3 Gang Nabenschaltung und einer zusätzlichen Kettenschaltung mit zwei Zahnkränzen, das bringt nicht wirklich viel. Es sind noch 19 km bis zum Kap und bei 5 ° und sehr starkem Gegenwind ist es kein Vergnügen. Selbst auf Gefällestrecken muss man in die Pedale treten. Noch eine kräftige Steigung und wir sehen in ca. 4 km Entfernung das Nordkap. Ganz plötzlich verschwindet die Gegend in dichtem Nebel und es fängt an zu nieseln. Nordkap ade, wir drehen um und fahren im Regen zurück zu unserem Zelt. Gegen 19.00 Uhr sind wir dann da. Unsere nassen Klamotten hängen wir zum Trocknen in die Hütte. Wir trinken einen Tee mit Rum und Abendessen gibt es aus der Dose. Die Campingplätze unterwegs waren alle noch geschlossen, nur ein Lappe baute unterwegs an einem Verkaufsstand. Die Insel Mageroy ist nur spärlich mit Flechten und Moosen bewachsen, Bäume gibt es nicht. Eine Rentierherde sehen wir in der Ferne. Unterwegs überholten uns Autos aus N, S, SF, GB, A und D. Um 21.00 Uhr liegen wir dann im Zelt. Mücken gab es keine, die waren alle vom Wind weg geblasen.
55 Tageskilometer, gesamt 226.
06.06.1984
Gegen 8.30 Uhr stehen wir auf, es ist leicht am nieseln. Gegen 10.30 Uhr fahren wir dann ab und sind nach 8 km an der Fähre, die dann um 12.45 abfährt und für die Überfahrt nach Kafjord gut eine Stunde benötigt. An Bord trinken wir Kaffee und essen etwas. Kurz nach der Weiterfahrt treffen wir auf einen jungen Mann mit seinem VW Golf, den wir in Narvik auf dem Campingplatz gesehen hatten. So langsam sehen wir die ersten kleinen Zwergbirken, Moose und kleine Blumen. Leider beginnt es zu regnen und es hört nicht auf. Eine heftige Steigung von gut 2,5 km und dann geht es noch durch einen gut 2 km langen Straßentunnel. Das ist auf diesem Abschnitt die trockenste Stelle, obwohl auch im Tunnel das Wasser von den Wänden tropft. Der größte Teil der Strecke führt direkt am Porsangerfjord entlang, unterwegs kreuzen ein paar Rentiere die Straße. Die teilweise bis zu 100 m hohen Felswände rechts der Straße sind vom Wind und Wetter in interessanten Formen ausgeschliffen. Endlich erreichen wir Olderfjord und nehmen uns auf dem Campingplatz eine Hütte. Nach dem Abendessen checken wir erst mal unser Verpflegung ab, dann hängen wir unsere Sachen zum Trocknen auf und gehen gegen 23.00 Uhr schlafen. Draußen ist es noch hell, die Bewölkung ist etwas aufgerissen und es regnet nicht mehr.
79 Tageskilometer, gesamt 305.

07.06.1984
Gegen 9.00 Uhr stehen wir auf. Als ich aus dem Waschraum komme, schwebt so was Weißes an mir vorbei, eine Schneeflocke. Wir haben 3 °. Unsere Sachen sind fast trocken. Gegen 10.30 Uhr setzen wir uns in Bewegung. Unterwegs finden wir ein Geschäft, wo wir einkaufen können. Es ist stark wolkig und ab und zu schneit es etwas. Unser Bargeld geht zuende. Wir fahren weiter am Porsangerfjord entlang. Ab und zu müssen wir mal kurze Strecken schieben. In einem Buswartehäuschen kochen wir uns eine Unox heiße Tasse. Es ist etwa 6 ° warm. Da beginnt ein heftiges Schneegrieseln, gut das wir gerade im Trockenen sitzen. Danach gibt es kurz vor Lakselv noch einen heftigen Schneeschauer mit richtig dicken Flocken. Kurz vor 17.00 Uhr kann ich in einer Bank noch einen Euroscheck einlösen. Auf dem dortigen Campingplatz nehmen wir uns wieder eine Hütte und warten auf wärmere Zeiten. Den Abend verklönen wir mit einem Studenten aus Essen. Dabei trinken wir Tee und haben einen schönen Abend. Gegen 23.30 Uhr gehen wir schlafen, draußen sind 0 °.
68 Tageskilometer, gesamt 373

08.06.1984
Um 10.00 Uhr stehen wir auf, oh Freude, immer noch 0 ° im Schatten, etwas Sonne. Gegen 12.00 Uhr starten wir dann in Richtung Lakselv, es geht immer leicht bergauf. Die ersten Kiefern, Pappeln und Wacholder tauchen jetzt auf. Gegen 14.00 erwischt uns auf einer längeren Steigung ein kräftiger starker Schneefall, es ist ganz schön ungemütlich und kalt. 30 km vor Karasjok beginnt ein gut 10 km langes Stück Schotterstraße, das durch Bauarbeiten teilweise ziemlich übel ist. Die letzten Kilometer vor Karasjok geht es dann wieder bergab. Als wir unten sind, haben wir ziemlich kalte Finger. Gegen 18.00 Uhr mieten wir auf dem Campingplatz eine Hütte und der Elektroofen bekommt sofort Arbeit und bald ist es angenehm warm, auch wenn es nur 15 ° sind. Unterwegs haben wir viele Trockenpflaumen gegessen und jetzt gönnen wir uns einen Tee mit Rum. Unsere Sachen sind ziemlich trocken geblieben und dann geht es in die Betten, da können wir dann von Sonne träumen.
77 Tageskilometer, gesamt 450
09.06.1984
So langsam wird es aber ungemütlich, wieder nur um die 0°. Um 8.30 stehen wir auf, es schneit. Wir fahren kurz zum Einkaufen, packen dann und fahren gegen 11.30 Uhr mit gemischten Gefühlen los. Es geht mäßig bergan am Karasjokka und dann an einem Nebenfluss entlang. Die Flüsse haben einen mächtige Strömung und einen hohen Wasserstand. Viel sehen wir nicht, denn der Wind ist kalt und es schneit tüchtig. Unterwegs liegen immer mal wieder vereinzelte Gummistiefel und andere Sachen im Graben, alles was die Leute unterwegs bei ihren Pausen verloren haben und was die Schneepflüge in den Graben geschoben haben. Auch eine Geldbörse mit 30,00 NKR ist dabei. Dann erreichen wir die Sjuesjavre Fjellstue mitten in der Finnmark. Dort quartieren wir uns ein. Ein elektrischer Ofen und ein kleiner Holzofen mit Birkenholz gefüttert heizen die Stube schnell ein. So langsam wird das mit den Übernachtungen in den Hütten reichlich teuer, wir hoffen auf wärmeres Wetter. Ulla wollte bis nach Kautokeino durchfahren, das wären so um die 130 km gewesen, aber nach 20 km war es bei ihr schon vorbei und die letzten 40 km waren schon eine ganz schöne Schinderei. Ich sehe noch mal mein Rad durch, da knackt etwas. Aber erstmal finde ich nichts, hoffentlich ist es nicht das Tretlager. Die Fjellstue hat mehrere Zimmer, eine Küche mit je einem Elt- und Holzherd. Zwei Donnerbalken runden das Ganze ab, es ist ziemlich gemütlich. Ich versuche abends auf KW die Deutsche Welle zu bekommen, aber die ist völlig überlagert und so bekomme ich den Wetterbericht nicht mit. Um 23.00 Uhr gehen wir dann ins Bett.
61 Tageskilometer, gesamt 511
10.06.1984
Nach dem Frühstück rechne ich erst mal, wie wir mit dem Geld auskommen. Sieht ganz gut aus. Weil es Ulla nicht so gut geht und weil außerdem mal wieder große Wäsche ansteht, wollen wir noch einen Tag bleiben. Es trocknet in der Stube ganz gut. Bei 0° schneit es leicht aus einer dünnen Wolkendecke. Wir gehen etwas spazieren, zum Mittagessen gibt es Spiegeleier mit roter Beete und Kartoffeln mit Mett aus einer Dose. Ulla macht einen Mittagsschlaf und ich rätsele etwas. Nachmittags fahren wir noch mal ein Stück mit den Fahrrädern und versuchen an die Stromschnellen des Flusses zu gelangen. Dabei finde ich noch mal einen 10 Kronenschein und Ulla findet auf dem Rückweg auch noch mal 10 Kronen. Das kann gerne so weiter gehen. Es scheint etwas wärmer zu werden, jedenfalls beißt der Wind nicht mehr so. Gegen 18.30 Uhr gibt es Abendessen und um 19.00 Uhr empfangen wir auf Radio Österreich auf Kurzwelle im 49 m Band.
11.06.1984
Morgens ist es um die 3° warm. Ich feuere noch mal den kleinen Holzofen. Gegen 10.00 Uhr verlassen wir dann die Fjellstue, unser gemütliches Heim für zwei Tage. Als ich das Waschwasser in das offene Plumpsklo schütte, bläst der Wind das Wasser zurück und ich erhalte eine ungeplante Morgendusche. Bei 5° fahren wir los, aber es herrscht ein biestiger Gegenwind und wir kommen nur langsam voran. Voran erstreckt sich auf gut 40 km die Finnmark mit langen sanften Hügeln, die überwiegend von Birken bewachsen sind. Aber durch den starken Gegenwind schaffen wir mal so gerade 10 km in der Stunde und müssen uns dabei mächtig anstrengen. Als die Straße 92 auf die Straße 93 einmündet, machen wir erst mal eine Kaffeepause. Dann geht es weiter. Die Straße führt am Kautokeinoelv entlang, eigentlich sollte es bergab gehen. Aber es geht bergauf und wir schieben so manches Mal, bis wir gegen 18.00 Uhr Kautokeino erreichen. Im Zelt haben wir 6°, als wir Abendessen. Danach gibt es noch einen Tee mit Rum. Eigentlich ein schlechter Tag, nicht eine einzige Oere gefunden, nur ein Paar Handschuhe, eine Isolierkanne, ein Renntiergeweih, diverse leicht beschädigte Autoteile, einen Gummistiefel und vieles mehr hätten wir einsammeln können. Während der Fahrt hat sich der Pedalkurbelkeil gelockert, ich muss ihn mit dem Hammer einschlagen und dann festschrauben, danach habe ich etwas Vorlauf im rechten Pedal. Unsere Räder sind für solche Touren nicht unbedingt geeignet.
83 Tageskilometer, gesamt 594

12.06.1984
Gegen 10.30 Uhr brechen wir in Kautokeino auf. Weit und breit ist niemand zu sehen, der Geld von uns haben will, so verlassen wir ohne zu zahlen den Campingplatz. Das Wetter lässt sich ganz gut an, aber es geht weiter langsam bergauf. Einen dicken Hagelschauer können wir an einer Scheune stehend an uns vorbei ziehen lassen. Nach gut 40 km erreichen wir die norwegisch-finnische Grenze. Die Straße wird sofort schlechter, aber auch die Gegend ändert sich sofort. Jetzt geht es meist gerade aus oder leicht bergab durch ein Hochmoorgebiet und nach weiteren 20 km sind wir in Leppäjarvi. Dort soll ein Weg abbiegen, den wir suchen, aber nicht finden. Möglicherweise ist es nur ein Wanderpfad. Wir können nur vermuten, das da war er eben. So geraten wir in eine gut 20 km lange Baustelle, eine ganz üble Sandpiste. Nach weiteren 5 km suchen wir uns dann einen Platz für unser Zelt. Der entpuppt sich aber als Mückenloch erster Güte, so dass wir schleunigst im Zelt verschwinden und Mücken morden. Bald tropft dann auch der Regen auf das Zeltdach.
66 Tageskilometer, gesamt 660

13.06.1984
Nachts regnet es ab und zu. Morgens kommen wir nur langsam in Gang und starten erst um 11.00 Uhr. Die Straße ist in einem sehr schlechten Zustand, trotzdem läuft es ganz gut. Nach 15 km erreichen wir gegen 13.00 Uhr Enontekiö, wo wir in einer Cafeteria jeder 2 Tassen Kaffee trinken und 2 Stück Kuchen essen. Bezahlen können wir mit NKR. Es fährt sich dann auf der restlichen Strecke sehr gut, die Straße ist besser als vorher, nur selten schieben wir mal ein kurzes Stück. Die Landschaft wechselt zwischen Wald und Hochmoor. Dort, wo der Weg von Leppäjarvi einmündet, der, den wir gestern suchten, machen wir gegen 16.00 Uhr eine Kaffeepause. Von dieser Seite ist Weg gut ausgeschildert. Dann überqueren wir bei Karesuvanto den Fluss, der hier die finnisch – schwedische Grenze bildet und sind in Karesuando. Ich will das Zelt aufbauen, aber Ulla plädiert für eine Hütte. Die Mücken empfangen uns voller Freude, wir sind die ersten Gäste auf dem Campingplatz für 1984, allerdings treffen noch ein Motorrad aus GB und ein Wohnmobil aus NL ein. Abends telefonieren wir mit Deutschland.
82 Tageskilometer, gesamt 742

14.06.1984
Heute läuft es komischer weise bei uns Beiden überhaupt nicht. Es geht fast den ganzen Tag leicht bergauf. Radfahrer absteigen und schieben heißt auf schwedisch scheinbar Sand, denn immer wenn an einer Steigung eine Kiste mit der Aufschrift „Sand“ steht, können wir prompt schieben. Unterwegs versenden wir die ersten Postkarten und kaufen noch viel ein. Um 16.00 Uhr machen wir eine Pause an einem Rastplatz an der Straße 396 und bauen dort auch unser Zelt auf. Wir blicken dort direkt auf den 706 m hohen Kuormakka. Der Rastplatz liegt an einem kleine See und ist mit 4 Sitzgelegenheiten, einem Grillplatz, 2 Doppeltoiletten und einer Behindertentoilette ausgerüstet. Außerdem steht dort eine große Holzhütte mit einem Holzofen und viel Holz zum Heizen. Der Rastplatz in ausgezeichnet, das finden aber leider auch die Mücken. Das Wetter ist gut durchwachsen und es ist mäßig windig. Morgens hatten wir 12°, abends sind es 17°. Abendessen gibt es in der Hütte und im Ofen bullert ein Feuer. Um 21.00 Uhr kriechen wir in das Zelt und vernichten den Rest aus der ersten Rumflasche.
50 Tageskilometer, gesamt 792 km

15.06.1984
Morgens steht auf dem Rastplatz noch eine Familie aus NL mit ihrem Wohnwagen. Wir springen noch mal kurz in den See, der vielleicht eine Wassertemperatur von 17° hat. Dann frühstücken wir gemütlich und fahren gegen 10.00 Uhr weiter. Unterwegs stehen viele kleine Fichten, eine schöne als die andere. Nach etwa 40 km machen wir eine Pause an einem Rastplatz, auch wieder schön an einem See gelegen und mit allem, wenn auch einfachen Komfort ausgerüstet. Dort treffen wir auf einen VW Bully aus GI und einen PKW mit Wohnwagen aus H. Die Herren haben noch einen schweren Kater vom Vorabend, das war wohl ein prächtiges Gelage. Um 15.00 Uhr kommen wir auf dem Campingplatz von Vittangi am Torneälv an. Erst mal bauen wir schnell das Zelt auf, denn es droht ein dicke Regenwolke. Weit und breit keine Mücke, das ist prima. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum Einkaufen und sitzen dann an dem hier seeartig breiten Fluss. Dafür werden wir jetzt aber von Mücken nur so um schwirrt. Aber dank Dschungelöl und Autan stechen die Biester wenigstens nicht. Ein paar Norweger lassen sich zu einer Pause nieder, verschwinden aber fluchtartig. Nachts kille ich im Zelt noch etwa 15 Mücken, bis wir endlich unsere Ruhe haben. Wie die ins Zelt gekommen sind, keine Ahnung. Für den Stellplatz bezahlen wir 4,00 SKR, als ca 1.30 DM.
60 Tageskilometer, gesamt 852

16.06.1984

Es ist kühler geworden, der Wind kommt jetzt von Norden. Aber es sind morgens noch um die 14°. Gegen 10.00 Uhr fahren wir los, kaufen noch Margarine ein und telefonieren. Auf dem Parkplatz setzt sich plötzlich ein Volvo neben mit herrenlos in Bewegung und den kann ich noch mal so eben abbremsen, bevor er etwas auf die Hörner nimmt. Während ich dann im Geschäft bin, kommt Ulla mit einem Paar aus NL ins Gespräch. Die haben sich auf der üblen Strecke in Finnland ihre Anhängerkupplung und ein Schweinwerferglas kaputt gefahren. Wir fahren ein Stück auf der Straße 395 und als wir auf eine Nebenstraße abbiegen, sehen wir unseren ersten Elch. Der entpuppt sich aber kurz darauf als zwei Rentiere. Auf der wunderschönen unbefestigten Straße nach Parakka sehen wir dann noch ein Ren. In Parakka stellen wir dann fest, die Straße, die wir weiterfahren wollen, existiert überhaupt nicht. Die passte wohl nur so schön auf die Karte. Ein Schwede erklärt uns, wie und wo wir weiterfahren können und so machen wir eben einen Umweg. Bei Vettasjärwi suchen wir uns dann eine Platz für die Nacht und finden etwas Geeignetes in einer Sandkuhle. Ulla hat auf den Sandstraßen Schwierigkeiten mit einem Arm, so werden wir wohl wieder auf Hauptstraßen fahren müssen.
72 Tageskilometer, gesamt 924

17.06.1984
78 Tageskilometer, gesamt 1002
Morgens um 10.30 Uhr haben wir uns in Gang gesetzt, nach einem Bad im hauseigenen Tümpel und Frühstück im Zelt, der Mücken wegen. Gleich bei der Abfahrt stellen wir auch den Grund für die abendliche Schießerei in der Umgebung fest. Ein Wettschießen im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Mittsommernachtsfest entlang der Straße. Nach 20 km wird aus der Sandstraße wieder eine Teerstraße und wir kommen, teilweise mit langen Strecken bergab, sehr gut voran. Manchmal tauchen jetzt auch einige Wiesen auf. Die Gegend erinnert ein wenig an deutsche Mittelgebirge, nur Laubbäume, außer Birken fehlen. Am Skovan bei Dokkas machen wir eine längere Pause. Danach fahren wir weiter in Richtung Gällivare. In einem Sumpf rechts der Fahrbahn sehen wir unseren ersten Elch etwa 200 m entfernt im Wasser stehen. Auch ein Schwede hält mit seinem Auto an. Nach etwa 5 Minuten trollt sich das Tier dann von dannen. Ulla meinte schon, der sitzt bestimmt im Sumpf fest. Er wird sich aber wohl eher den Bauch mit Wasserpflanzen voll geschlagen haben, denn Elche äsen auch unter Wasser. Eine große Infotafel zeigt uns an, wo in Gällivare der Campingplatz liegt. Noch 11 km entfernt, aber diese 11 km ziehen sich, der Weg wird lang und länger. Wir müssen uns redlich abmühen, Ulla meint, wir sind bestimmt schon lange daran vorbei gefahren. Ich meine, er liegt an der Straße 97 in Richtung Jokkmokk und er kommt noch. In Gällivare folgen wir erst mal dem Zeichen Information, aber weder am Bahnhof noch an der geschlossenen Touristeninformation können wir einen Plan oder einen Hinweis entdecken. Also nehmen wir die Straße in Richtung Jokkmokk und siehe da, zum Campingplatz links abbiegen. Ein Sportplatz, ein Museumsdorf und unser Campingplatz an einem Fluss. Ein Platzgebäude mit einer sehr guten Einrichtung, u.a. mit Waschmaschine und Trockenschrank, so werden wir also den nächsten Tag hier bleiben und ein Waschfestival starten. Außerdem ist die Sauna im Preis enthalten und das nutzen wir natürlich gleich mit aus. Ulla sitzt mit einer Frau in der Sauna, die gerade aus den Fjällgebieten von einer Wanderung zurück ist. Nicht einen Mückenstich bis auf die zwei Stellen, die den Übergang zwischen Schuhen und Unterschenkel bilden. Dort haben durch die Wollsocken die Mücken wahre Blutabzapforgien gefeiert. An beiden Beinen ein dicker geschwollener Kranz von Mückenstichen.
18.06.1984
Morgens lassen wir es ruhig angehen und frühstücken im Küchenhaus. Dabei lernen wir Richard, einen Südafrikaner auf Europatrip kennen. Anschließend fahren wir in die Stadt zum Einkauf und vergessen dabei fast das Waschmittel. Die Waschmaschine auf dem Platz macht Probleme und will nicht laufen, nach einigen Schlägen auf das Oberteil beginnt sie dann tatsächlich zu arbeiten und die Nachbarmaschine läuft aus lauter Sympathie auch gleich mit an. Zwischendurch erfahren wir von Richard, dass er Geldprobleme hat. Er wartet auf Geld aus Deutschland und ist praktisch pleite. Zwar hat er noch Gold im Wert von 1/10 Gold-Krügerrand und 2 Manschettenknöpfe ebenfalls im Wert von je 1/10 Gold-Krügerrand dabei, aber er kann sie in Schweden nicht verkaufen, auch nicht bei Banken oder Juwelieren. Ich gebe ihm erst mal 22 SKR und er kann erst mal mit Deutschland telefonieren. Dabei erfährt er, das Geld ist noch nicht abgeschickt. Angeblich können postlagernd nur bis zu 100,00 DM überwiesen werden. Er bittet seine Verwandten, das Geld unbedingt telegrafisch anzuweisen. Aber ob es jetzt klappt? Ich biete ihm 1.000 SKR als Kredit an und nehme die Manschettenknöpfe als Pfand. Ganz so wohl ist uns nicht bei der Sache, aber es wird schon gut gehen, hoffen wir. Abend sitzen wir in der Küche, trinken Tee und morden Mücken. Leider baut neben uns eine Gruppe 10 -12 jähriger ihr Zelt auf und macht fast die ganze Nacht Randale. Morgens in aller Frühe brechen sie dann lautstark wieder auf. Kurz danach beginne Bauarbeiter mit Lkw und Radlader irgendwelche Arbeiten und ein Rasenmäher tobt auch um uns herum.
19.06.1984
Um 8.30 Uhr sind wir unausgeschlafen aufgestanden und gegen 10.30 Uhr geht es los. Es lässt sich heute gut fahren auf der Straße 97 entlang des Muddus Nationalparks bis nach Porjus. Der Strecke ist sehr schön, besonders fallen uns die zahlreichen großen Haufen der Waldameisen auf, die teilweise sehr dicht beieinander stehen. Auf einem kleinen Campingplatz in Porjus übernachten wir.
20.06.1984
Wir sind relativ früh aufgestanden und weitergefahren. Wir wollen um 14.30 Uhr den Zug von Jokkmokk nach Arvidsjaure erreichen. Die Fahrt geht von Porjus am Lule älv und seinen Kraftwerksstaustufen entlang. Hinter der 2. Staustufe treffen wir im felsigen Flussbett auf einen Abschnitt, in dem viele kleine Kiefern wachsen. Für uns als Bonsaifans ein sehr interessantes Gebiet. Aber was soll es, wir müssen weiter. Kurz vor Jokkmokk überqueren wir auf einer Staumauer den Lille Lule älv. Gewaltige Wassermassen laufen Gischt sprühend durch die Wehre. Im Bahnhof Jokkmokk geben wir unsere Fahrräder auf, unsere Freifahrscheine werden begutachtet, sowas haben sie hier noch nicht gesehen. Vor dem Bahnhof liegen überall Rucksäcke herum, überall wird gelagert, gekocht, gesungen oder auch geschlafen. Jede Menge Pauschaltouristen, die im Fälle unterwegs waren. Der Triebwagen kommt mit 10 Minuten Verspätung. Es ist ein Fiat Triebwagen aus dem Jahre 1981, gut für eine Geschwindigkeit von 130 km/h. Ein 14 Tagesticket für die gesamt Inlandsbahn (Inlandsbanan) kostet knapp 100,00 DM. Unsere Fahrräder werden zusammen mit einem Dritten hinten außen auf zwei Haken gehängt und dann fährt der Zug ab. Kurz darauf kommt eine Durchsage. Der erste Halt auf der Strecke gleich 6 km nach Jokkmokk. Der Zug stoppt um 14.40 Uhr für einen Fotohalt. Direkt quer unter dem Triebwagen verläuft der Polarkreis. Alle Stationen unterwegs werden angesagt, aber der Zug fährt meist langsam ohne Halt durch, weil niemand ein- oder aussteigen will. Die ehemaligen Bahnhofsgebäude stehen noch, aber die Nebengleise sind fast alle abgebaut oder abgetrennt. Dreimal bremst der Zug ab, eine Durchsage und rechts oder links der Strecke ist ein Rentier zu sehen. Einmal bremst er wegen einem Reiherpaar. Einmal hält der Zug, der Zugführer steigt aus und schaltet eine Halbschranke ein. Hier fahren wir über den Pite älv auf einer schmalen Brücke, die von Bahn und Autos gemeinsam genutzt wird. Im Zug liegt ein dicker Ordner mit Postkarten und Prospekten von allen Orten an und aus der Umgebung der Inlandsbahn von Gällivare bis Östersund. In Arvidsjaur nehmen wir unsere eingestaubten Räder in Empfang und fahren zum Campingplatz. Dort bauen wir auf und essen zum Abend. Gegen 20.30 Uhr ist es um die 11°. Probleme mit Mücken haben wir nicht, allerdings juckt es bei mir immer noch am rechten Knöchel, die Mücken von Gällivare lassen grüßen.
102 Kilometer mit den Fahrten in Gällivare bis Arvidjaur, gesamt 1104
173 Kilometer Bahnfahrt

21.06.1884
Wir wollen auf der Straße 343 bis Sorsele, so ist der Plan. Als wir aufstehen, ist es trocken, aber wolkig. Wir fahren gegen 10.00 Uhr los und ich erkundige mich in der Touristeninformation nach den Fahrzeiten von Sorsele - Storuman – Östersund und Östersund – Mora. Dann geht es los. Kurz hinter Avaviken beginnt es heftig zu regnen und wir sind schnell nass bis auf die Haut. Ulla erhält noch eine Seitendusche von einem überholenden Pkw, da kommt echt Freude auf. Kurz hinter Fiskträsk halten wir an einem alten Holzschuppen, in dem eine alte Holzschneidemaschine steht. Trotz Löchern im Dach, hier bleiben wir erstmal. Gegen 14.30 Uhr bauen wir, abgeschirmt zur Straße unser Zelt auf. Die nassen Sachen hängen wir zum Trocknen in dem Schuppen auf. So trinken wir Kaffee und warten auf besseres Wetter. Gegen 17.00 Uhr regnet es kaum noch, aber dicke graue Wolken werden von Süden her über uns hinweg getrieben. Ein Autofahrer fährt hupend auf der Straße lang, was soll das dann? Dann hören wir jemanden etwas entfernt reden. Da schaue ich erst mal aus dem Zelt. Vier Schafe stehen da, doch Ulla grinst. Von wegen Schafe, eine Herde Rentiere, gut 40 Stück laufen auf der Straße um und unterhalten sich. Zumindest ein Tier hat eine Glocke um den Hals. Auch das Wasserproblem ist gelöst, vor dem Schuppen fließt ein sauberer Bach.
41 Tageskilometer, gesamt 1145
22.06.1984
In der Nacht stürmt es kräftig und es regent. Als wir morgens aufstehen, ist alles grau in grau und tiefhängende Wolken lassen die Bäume in der Ferne verschwinden. Ulla Jeans hatten wir direkt unter einem Loch im Dach des Schuppens aufgehängt und sie ist tropfnass. Wir überlegen, bleiben oder nicht? Die Vorräte würden ausreichen, aber so schön ist der Platz auch nicht. Wir packen etwas unlustig, da klart es gegen 10.00 Uhr auf und wir fahren weiter. In Slagnäs können wir noch etwas einkaufen, denn es ist Mittsommernacht und die Läden schliessen heute alle früher. Einem kräftigen Regenschauer gehen wir aus dem Weg, in dem wir uns im Wartesall des Bahnhofsgebäudes von Slangnäs breit machen. Um 12.30 fahren wir weiter in Richtung Sorsele, finden dort aber keinen Campingplatz und weil es so gut läuft, fahren wir noch 30 km weiter bis nach Blattnicksele an der Straße 343. Auf der Strasse begegnen uns ab und zu mal mit Birkenreisern geschmückte Autos, dass einzige, was wir von Mittsommernacht merken. Seit 16.00 Uhr scheint auch wieder die Sonne und auch Ullas Hose trocknet wieder. Zur Feier des Tages gönnen wir uns eine Cola mit Rum.
72 Tageskilometer, gesamt 1217

23.06.1984

Der Tag beginnt sehr schön, kaum eine Wolke am Himmel und es war in der Nacht sehr ruhig auf dem Platz. Nur die Fliegen flogen gegen unser Zelt und wir dachten, es regnet. Nach dem Aufstehen geht es erst mal unter die Dusche und dann gibt es seit langem das erste Frühstück im Freien vor dem Zelt. Wir sind noch nicht lange unterwegs, da schiebt sich dichte Zirrenbewölkung vor die Sonne und es sieht ganz eigenartig aus. Um die Sonne bildet sich ein Regenbogenkreis. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Außerdem entsteht ein seltsames, fast grau zu nennendes Tageslicht. Beim Überqueren des Juktan sehen wir weit entfernt und nur kurz einen Elch in den Wald laufen, kurz darauf noch ein paar Rentiere mit Jungen. Um 12.10 Uhr machen wir eine Pause auf einem Rastplatz. Der Lkw, den wir von weitem hören entpuppt sich als ein Triebwagen in der Gegenrichtung. Ein Stück weiter steht dann ein Pkw mit einem Anhänger und der hat einen Platten. Es handelt sich dabei um einen Leichenwagen. Zwei Damen stehen dabei und versuchen den Reifen zu wechseln. Aber ohne Wagenheber geht das nicht so einfach und das Holz, das wir finden ist zu morsch und bricht unter dem Gewicht des Anhängers zusammen. Dann halten noch ein paar Schweden und wir heben mit vereinten Kräften den Anhänger an und wechseln dabei den Reifen. Dann machen wir noch eine Pause an einem See und um 14.10 Uhr fährt noch ein Triebwagen in der Ferne vorbei. Wir sitzen dann am Bahnhof von Storumanund trinken Kaffee. Unser Zug nach Östersund soll um 16.50 Uhr fahren. Wir holen uns noch ein Eis und Kekse am Bahnhofskiosk, Brot haben sie da aber nicht, das bekomme ich dann an einer Tankstelle zwei Straßen weiter. Die haben da ein Angebot wie in einem Supermarkt und Ulla staunt, was ich da alles anschleppe. Dann geben wir die Räder auf und der Eisenbahner kommt wegen meiner Fahrkarten nicht aus den Staunen heraus. Internationale Freifahrkarten hat er noch nie gesehen, das Gleiche wie in Jokkmokk. Aber mit Händen und Füssen und etwas englisch kommen wir da schon weiter. Dann kommt auch der Zug in Triebwagendoppeltraktion. Auf diesem Stück fehlt allerdings doch schon ein wenig von dem liebenswerten Nebenbahncharakter der ersten Strecke. Es werden nur noch die Stationen angesagt. Allerdings macht der Zug um 20.00 Uhr eine Pause an einer Station und es werden aus einem Pkw heraus Kaffee, Brötchen usw. verkauft. Später höre ich dann, das man die Sachen schon vorher bestellen konnte. Wir unterhalten uns mit einer Schweizerin und mit einer Schwedin. Es ist nicht unüblich, das der Zug mal mitten in der Wildnis anhält, um einen Mopedfahrer abzusetzen, einen Wanderer aufnimmt oder für einen Fotografen anhält. Um 21.45 Uhr sind wir dann in Östersund, eine Stadt mit etwa 56.000 Einwohnern. Im Bahnhof hängt ein grober Übersichtsplan von Östersund und dort finde ich einen Campingplatz eingezeichnet. So fahren wir los, finden ein Schild in Richtung Campingplatz, aber der Weg führt auf eine für uns gesperrte Schnellstraße. Wir suchen und finden einen Radweg, fahren dabei aber erst mal 4 km in die Irre. Gegen 23.00 Uhr sind wir dann endlich auf dem Platz. Aber erst um 3.00 Uhr wird es ruhig auf dem Platz, weil ein paar Schweden Mittsommernacht feiern. Bei der Anmeldung bekomme ich noch eine deutsche Stadbeschreibung und sehe, dass in der Nähe des Bahnhofs noch ein Campingplatz liegt.
56 Tageskilometer, gesamt 1273

24.06.1984
Wir frühstücken in aller Ruhe, denn unser Zug fährt erst um 15.00 Uhr über Sveg – Orsa nach Mora. In der Stadtbeschreibung sehen wir, das es ein Freilichtmuseum „Jämtli“ gibt und wir fahren erst mal dort hin. Gut zwei Stunden lang verbringen wir in dem Museumsdorf. Es sind alte Bauernhöfe, Scheunen, Ställe, eine Schmiede, eine Bäckerei uva. zusammengetragen und dort aufgebaut worden. Die Bäckerei backt Fladenbrot, in der Schmiede fertigt man nach alter Tradition eine Flinte. In einem alten Wohnhaus zeige ich Ulla eine alte Stockgeige, ein schmales als Wanderstock gearbeitetes Stück und schon spielt uns ein älterer Herr in Tracht ein Ständchen. In einem Haus probieren wir Fladenbrot mit Ziegenbutter und -käse. Um 14.00 Uhr sind wir dann am Bahnhof und geben unsere Räder auf. Dann geht es los. Unterwegs sehen wir kurz eine Elchkuh an der Strecke. In Sveg steht der Zug eine Stunde, ehe es weiter geht. Gleich hinter Sveg fahren wir über den Ljusnan, auch hier teilen sich Straße und Schiene die durch Halbschranken gesicherte Brücke. Um 19.25 Uhr erfolgt eine Durchsage und kurz darauf hält der Zug in Lillhamra. An einem Verkaufswagen werden Kaffee, Tee, Backwaren und Andenken verkauft. Außerdem kann man dort Kanus, Fahrräder und auch Zimmer mieten. Um 20.02 Uhr fahren wir in 524 m Höhe über den höchsten Punkt der gesamten Inlandsbahn, etwa 30 km vor Orsa. Auf einer längeren Langsamfahrstelle schaue ich hinten aus dem Zug. Ein alter holzvertäfelter Wasserturm gleitet vorbei und zwischen den Schwellen wachsen junge Fichten wie bei uns das Unkraut. Wieder eine Durchsage und er Zug hält kurz bei 13 %o Gefälle direkt auf einer Brücke über dem Storstupet-Wasserfall des Aman, kurz vor Orsa. Das Wasser im Fall ist dunkelbraunes Moorwasser. Kurz darauf bei Tallhed passieren wir mal wieder einen riesigen Holzlagerplatz. Orsa wird angesagt, wir müssen doch etwas lachen, den es spricht sich wie Uscha aus. Unterwegs dann auch weiterhin das vertraute Bild: Seen, dichte Kiefernwälder, Hochmoore, lichte Wälder und immer wieder Felsen, eben Schweden. In Mora wollen wir auf einen Campingplatz, landen dann aber wegen fehlender Beschilderung nach 12 km auf dem Campingplatz Sollerön. Mittlerweile hat es begonnen zu regnen und unsere Laune ist nicht die Beste. Insgesamt haben wir jetzt 750 km Bahnfahrt auf der Inlandsbahn hinter uns.
44 Tageskilometer, gesamt 1317
25.06.1984
Als wir morgens aufwachen regnet es noch immer. Um 9.30 Uhr stehen wir auf. Draußen ist alles grau in grau. Nach dem Frühstück überlegen wir, fahren oder nicht? 2 Stunden später bessert sich das Wetter und wir fahren, immer noch zweifelnd los. Aber es bleibt schön. Unterwegs finden wir so viele Kapuziner- und Birkenpilze, das wir für uns ein Sammelverbot verhängen. Von Mora aus fahren wir auf der dicht befahrenen Straße 242/243. Auch bei Gegenverkehr werden wir hautnah überholt und wenn von vorn ein Lkw kommt, mache ich mich auf der Straße breit, so das die Autos hinter uns abbremsen müssen und nicht überholen können. Sonst schuppsen die uns noch von der Straße. Als sich die Straßen trennen und wir auf der 242 nach Vansbro weiterfahren, wird der Verkehr bedeutend ruhiger. Wir fahren parallel zu der hier stillgelegten Strecke der Inlandsbahn. Die Gleise liegen noch, auch wenn bis zu 2 m hohe Kiefern zwischen den Schwellen wachsen. Unterwegs fliegt eine Eule über die Straße und setzt sich in eine Kiefer. Als Ulla heran kommt, fliegt sie fort. Unterwegs gibt es viele Strecken durch „Märchenwald“, wie Ulla sagt, aber auch völlig abgeholzte Abschnitte. Um 20.30 Uhr sitzen wir im Aufenthaltsraum des kleinen Campingplatzes, den wir heute angefahren haben. Es regnet wie aus Wassereimern, aber dann hört es bald wieder auf, es war nur eine einzelne Wolke, die uns diesen Guss bescherte. Zum Abendessen gab es natürlich Pilze lang.
80 Tageskilometer, gesamt 1397

26.06.1984
Morgens gegen 11.30 Uhr fahren wir weiter. Wir wollen bis Lesjofors. Unterwegs beschließen wir, über eine Nebenstraße bis Filipstad zu fahren. Da fängt mein Hinterrad bei 1450 km zu wackeln. Die Decke ist hin, an einer Stelle ist die die Gewebeeinlage gerissen. Wir machen also eine lange Kaffee- und Reparaturpause. So habe ich die Ersatzdecken nicht umsonst mitgenommen. Wir fahren weiter, aber ich habe einen Höhenschlag im Hinterrad. Also noch mal anhalten und das Ganze richten. Kurz darauf habe ich den ersten Platten. Das Felgenband ist gerissen und eine Speichenverschraubung hat mir ein Loch beschert. Prompt fängt es beim Flicken wieder an zu regnen, wie schon vorher beim Wechseln der Decke. Bei der Weiterfahrt habe ich wieder einen Höhenschlag im Hinterrad. Da soll doch ...! Wir halten an einem Nebenweg und wir beschließen, hier unser Zelt aufzubauen. Der Weg endet nach ca. 30 m und liegt an einem Bach. Außerdem liegt hier jede Menge Elchkot herum, vielleicht sehen wir hier mal einen Elch aus der Nähe. Dann gehe ich wieder an das Hinterrad. Da habe ich es doch geschafft, den Schlauch verknickt einzulegen. Zum Abendessen gibt es heute Kartoffelbrei, klein gehackte Gurken aus dem Glas und kleine Mettbällchen , die schwedischen Köttbollar. Das Wetter ist jetzt gut und warm, auf der Straße ist kaum Verkehr.
69 Tageskilometer, gesamt 1466
27.06.1984
Nach einer sehr ruhigen Nacht stehen wir um 8.30 Uhr auf. Ich hole Wasser aus dem Bach zum Waschen. Gegen 11.00 Uhr fahren wir dann los. Nach knapp 10 km bremst Ulla plötzlich und fährt ein Stück zurück, ich bin hinter ihr gefahren und halte ebenfalls an. Ulla hat einen Biberdamm entdeckt. Im Umkreis sind viele Birkenstämme gefällt und entrindet. Wir machen ein paar Fotos und machen uns wieder von dannen. Einen Biber sahen wir leider nicht. In Filipstad kaufen wir ein und ich habe direkt vor „Domus“ meinen zweiten Platten. Erst mal trinken wir Kaffee in der Cafeteria und dann bekomme ich auch noch ein neues Felgenband in dem Geschäft. Während ich flicke, sucht Ulla ein Telefon, findet aber nur defekte Telefone. Ich bin gerade mit dem Rad fertig, da beginnt es erst mal wieder zu regnen, ein Gewitter zieht über uns hinweg. Wir gehen nochmal in die Cafeteria und finden dort prompt ein Telefon, das funktioniert. Gegen 16.00 Uhr fahren wir weiter bis nach Storfors, wo wir dann bleiben. Es ist ein einfacher Campingplatz ohne Komfort und ein paar Autos, die auch noch kommen fahren gleich wieder weiter. So haben wir den Platz für uns allein. Der Platz liegt direkt an dem letzten Teil der Inlandsbahn und zweimal fahren Triebwagen einer alten Bauart mit Beiwagen an uns vorbei. Beim Abendessen ärgern uns Kribbelmücken und wir verschwinden bald im Zelt und vernichten den letzten Rum.
58 Tageskilometer, gesamt 1524
28.06.1984
Die Nacht über regnet es teilweise heftig und auch morgens sieht es nicht so toll aus. Wir sitzen um 10.00 Uhr im Zelt, die Sachen sind schon alle gepackt, als um uns herum einige Rasenmäher und ein Traktor mit Mähbalken mit der Arbeit anfangen. Als ich aus dem Zelt schaue, fragt uns der Älteste der Arbeiter scheinheilig, ob man uns geweckt habe. Er spricht etwas deutsch und verspricht uns ab morgen besseres Wetter. Mittlerweile hat Ulla Waschfestivalgelüste angemeldet und ich plane unser Route so, dass wir über Karlskoga bis Laxa fahren. Dann umfahren wir Karlskoga jedoch auf einer Seitenstraße. Diese führt zwar durch eine sehr schöne Gegend, wird dann aber zur Sandstraße und es beginnt auch wieder zu regnen. Da fährt es sich durch die Nässe schwerer und unterwegs müssen wir zwei dicke Schauer unter Bäumen abwarten. Als es dann unterwegs kein Schild mehr in Richtung Degersfors gibt, frage ich in einem Verkaufswagen nach dem Weg und wir kaufen auch noch etwas ein. Gegen 19.00 Uhr kommen wir dann endlich 15 km hinter Laxa auf einem Campingplatz an, aber der liegt direkt an der Straße und es ist sehr laut. Ulla schläft bereits um 21.00 Uhr. Ihr Schlafanzug ist nass geworden, die Plastiktüte, in der verpackt war, hatte ein Loch.
95 Tageskilometer, gesamt 1619

29.06.1984
Morgens bin ich kurz baden gegangen, das Wasser ist reichlich kühl. Während des Frühstücks fällt einiges für ein paar Entenküken ab, die wohl ihre Mutter verloren haben. Sie kommen immer wieder und futtern sich richtig voll. Um 10.00 Uhr fahren wir dann los und kommen nach 10 km an den Vätternsee. Ein Stück folgen wir der Straße 50 und biegen dann auf die Straße 49 ab. Links von uns liegt der See, der kaum Wellengang hat. Ich habe Ärger mit meiner 3 Gangnabenschaltung und muss das Zugkettchen richten. Dann geht es weiter. Unterwegs ein Unfall. Ein zwei achsiger Wohnwagen ist von der Kupplung abgerissen und ist mit einem entgegen kommenden Pkw zusammen gestoßen. Der Pkw ist Totalschaden und der Wohnwagen liegt völlig zerborsten in den Felsen. Reifen, Gasflaschen usw. sind in der Umgebung zerstreut. Personenschaden hat es aber nicht gegeben. In Karlsborg gehen wir erst mal Kaffee trinken und leisten uns einen schönen großen Eisbecher. Wir kaufen noch etwas ein und fahren bis nach Hjo. Der Campingplatz ist reichlich voll, in Schweden haben die Ferien begonnen. Als uns der Campingwart eine Hütte für 60.00 SKR anbietet, sind wir sofort dabei. Wir wollen einen Tag bleiben und u.a. Wäsche waschen. Da müssen wir doch tatsächlich bis zum nächsten Tag um 17.00 Uhr warten, vorher ist alles ausgebucht. Abends gehen wir in dem sehr schönen Ort noch ein wenig spazieren.

96 Tageskilometer, gesamt 1715
30.06.1984

Um 9.00 Uhr stehen wir auf und leisten uns ein Luxusfrühstück mit Brötchen. Es regnet ein wenig. Dann gehen wir in die Stadt. Am Hafen essen wir einen geräucherten Fisch (Hjosik = Sik = Felchen) und fotografieren den alten Dampfer „Trafik“. Dieser wurde am 01.11.1892 als Eisbrecher in Betrieb genommen. Dann sollte es 1972 verschrottet werden, aber ein Verein rettete und betreibt ihn. Danach besuchen wir einen Markt, der einmal im Jahr in Hjo im Rahmen eines Stadtfestes stattfindet. Da klönen wir gut eine Stunde mit einem Hamburger Flitterwochenpaar und besuchen anschließend noch ein Aquarium. In einem Gewitterregen geht es dann zurück zum Campingplatz, wo unsere Waschmaschine auf uns wartet. Bis 21.00 Uhr regnet es stark. Bis auf die Handtücher bekommen wir unsere Wäsche im Trockner gut trocken. Nachts schleicht etwas um unsere Hütte herum und es dauert etwas bis wir sehen, es ist ein Igel, der sich unter unserer Hütte einquartiert hat.
01.07.1984
Um 8.00 Uhr stehen wir und um 10.00 Uhr rollen die Räder wieder. Wir kommen heute gut voran und suchen in Habo eine Abzweigung, die wir nicht finden. So geht es weiter auf der Straße 195 in Richtung Jönköping, einmal müssen wir kräftig schieben. In Jönköping essen wir um 14.00 Uhr an einem Schnellimbiss eine Wurst mit Pommes und suchen dann unseren Weg in Richtung E 4. Das ist nicht so einfach, denn alle Wegweiser führen in Richtung Autobahn. Bis zum Ort Bärnarp ist wieder schieben angesagt, dafür gibt es unterwegs erst mal ein Eis und eine Limo. Weiter geht es auf der E 4, auf der ein ziemlich dichter Verkehr herrscht. Unterwegs überholt uns ein BMW aus H, der am nächsten Parkplatz hält. Wir kommen mit dem Fahrer ins Gespräch, es ist ein Busfahrer von der Üstra. In Vaggeryd gehen wir auf den Campingplatz und staunen nicht schlecht, nur 5 Stellplätze sind belegt. Der Platz ist nur klein und liegt an einem See mit einem großen Strandbad. Beim Aufbau des Zeltes fehlt mir eine Spitze aus einer Zeltstange. Die ist auf dem Platz raus gefallen. Ich hatte sie noch in der Hand und habe sie weggeschmissen und zu Ulla gesagt:“Was du alles so liegen lässt!“. Schließlich kann ich ja nicht alles mitnehmen, was da so herumliegt. Was nun? Ich habe im Werkzeug drei Reifenheber, die haben die richtige Stärke. Also säge ich mit einer kleinen Eisen säge die beiden Enden ab und schon haben wir eine neue Spitze für die Zeltstange. Abends fotografieren wir noch ein paar Kanadische, die auch in Schweden nur selten vorkommen. Abends wird es wieder reichlich kühl.
104 Tageskilometer, gesamt 1819
02.07.1984
Morgens ist mal wieder alles grau und ein feiner Nieselregen fällt, der gegen 11.00 Uhr aufhört. Wir fahren noch kurz in der Ort zum Einkauf. Eine Stunde später fahren wir los und prompt fängt es wieder an zu regnen. Bis Varnämo fahren wir erst auf der E4 und dann auf einer Seitenstraße. In Varnämo tausche ich noch mal Geld und wir trinken Kaffee. Die Nebenstraße, die wir suchen, finden wir mal wieder nicht. Entweder ist keine Beschilderung vorhanden oder sie zeigt zu Orten, die auf meiner Karte nicht verzeichnet sind. Die ist mit 1:800 000 eben nicht so genau. So fahren wir weiter auf der E 4, wenn auch nur ungern. Nach einigen Pausen bauen wir gegen 20.00 Uhr das Zelt auf. Wir haben einen Platz oberhalb eines Rastplatzes an der E 4 kurz vor Traryd. Zum Abendessen gibt es Nudeln, Köttbollar und Pfifferlinge, die Ulla unterwegs gesammelt hat. Ich repariere an meinem Rad noch die Ummantelung der Bowdenzüge, die sind geknickt und deswegen funktioniert auch die Schaltung nicht richtig. Der Platz ist durch den Lkw-Verkehr auf der E 4 ziemlich laut. Es stehen einige Wohnwagen und Wohnmobile zum Übernachten auf dem Platz.
123 Tageskilometer, gesamt 1941
03.07.1984
Morgens um 8.00 Uhr stehen wir auf und waschen uns in dem hinter uns liegenden See, dafür müssen wir aber erst mal ein Steilufer runter krabbeln. Um 10.00 Uhr geht es wieder los. Die E 4 ist hier zweispurig mit breiten Seitenstreifen. Wir machen ein paar Pausen und schauen uns hinter Traryd eine Glasbläserei an. Deren Spezialität ist die Herstellung von Vornamen in Glas. 50 km vor Helsingborg geht die E 4 plötzlich in eine Autobahn über, ohne das es irgendwo einen anderen Weg für Radfahrer gäbe. So fahren wir bis zur ersten Abfahrt weiter und dann kreuz und quer in Richtung Helsingborg auf Nebenstraßen. Einmal muss ich fragen, wo es weiter geht. Dann sind wir in Helsingborg und am Ortseingang suchen drei Jugendliche mit dem Fahrrad den Weg zur E 4. Den können wir ihnen ja jetzt beschreiben, so können sie weiterfahren. Dann sind wir auf der Fähre der schwedischen Eisenbahn und setzen nach Helsingör in Dänemark über. Der Campingplatz ist reichlich voll. Bezahlen kann ich mit SKR, denn auf der Fähre konnte ich nicht wechseln. Abends gehen wir noch mal in die sehenswerte Altstadt.
106 Tageskilometer, gesamt 2047

04.07.1983
Der Campingplatz in Helsingör ist nicht vom ganzen Drumherum nicht der Beste und wir sind froh, als wir ihn morgens verlassen. Erst mal war ich noch in der Stadt, um Geld zu wechseln und eine Dänemarkkarte zu kaufen. Aber die bekomme ich nirgends, erst am Stadtrand kann ich an einer Tankstelle eine Karte kaufen. Wir fahren auf der A 6 entlang auf Radwegen bis nach Hillerod. Im Centrum gehen wir auf die Suche nach einem Waschsalon suchen und stellen unsere Räder am Rande der Fußgängerzone ab. In der Touristinformation gibt man mir einen kleinen Stadtplan und zeichnet die Lage eines Waschsalons ein. Dafür darf ich dann 2.00 DKR bezahlen. Wir schauen noch kurz beim Schloß Frederiksborg vorbei und gehen zu unseren Räder zurück. Da hat doch jemand die Karte von unserem Rad geklaut. Da bin ich aber echt sauer. Dann fahren wir zu dem Waschsalon oder besser gesagt, dahin wo er sein soll. Das sagt dann schon alles. Jetzt ist auch Ulla sauer. Die Fahrt vorher verlief mit Gegenwind und Steigungen schon nicht so prall. Außerdem hat Ulla mit ihrem rechten Knöchel Schwierigkeiten, er schmerzt beim Gehen und beim Fahren. Unterwegs kaufen wir noch ein und trinken Kaffee am Straßenrand. Immerhin bekomme ich noch eine neue Karte unterwegs. Nachmittags kommen wir auf dem Campingplatz in Roskilde an. Ein sehr großer Platz, der uns aber trotzdem gut gefällt. Ulla wäscht noch Wäsche und anschließend kühlt sie sich den Knöchel mit unserem späteren Abendessen, nämlich tief gefrorener Erbsensuppe.
73 Tageskilometer, gesamt 2120
05.07.1984

Es geht wieder mal rauf und runter, das dänische Flachland bewegt scheinbar zwischen 1 m und 100 m. An der Straße 14 finden wir einen durchgehenden Radweg. Unterwegs kaufen wir eine Schale Erdbeeren und essen sie gleich auf. In Ringsted holen wir uns Kuchen, den wir ca. 10 km vor Naestved in einen Buswartehäuschen bei unserer obligatorischen Kaffeepause verzehren. Dann fahren wir weiter auf der Straße 22 weiter in Richtung Vordingborg. Unterwegs begegnen wir jetzt öfter mal Radwanderern. Bei Vordingborg überqueren wir auf der großen Brücke den Storstrommen, den wir schon öfter mal mit der Eisenbahn überquert haben. Danach gibt es mal wieder ein großes Eis und bei km 105,5 auf der E 4 zeigt mein Kilometerzähler 2222,2 km an. Dann fahren wir weiter bis Guldborg am Guldborgsund zu dortigen Campingplatz. Das Wetter war morgens stark bewölkt, aber am Nachmittag wurde es wärmer und sonnig.
109 Tageskilometer, gesamt 2229

06.07.1984
Morgens beim Aufstehen ist das Wetter wieder sehr gemischt. Ich hole Brötchen zum Frühstück und gehe, weil es nötig ist, auch gleich zum Frisör über die Straße. Der schnippelt meine ziemlich lang gewordenen Haare wieder auf Zivilisationslänge zurück und stutzt meinen im Urlaub erworbenen Vollbart auf 5 mm Länge. Trotz Gegenwind sind wir um 13.00 Uhr auf dem Campingplatz von Rodby Havn. Wir essen gleich zu Mittag und anschließend hole ich noch leckeren dänischen Kuchen zum Kaffee trinken. Gegen 15.00 Uhr kommt dann auch wieder die Sonne durch, aber der Wind ist immer noch sehr heftig. Beim Zeltaufbau passiert dann noch ein Maleur. Der Wind zieht die Zeltplane über die neue Spitze der einen Zeltstange und schon haben wir einen gut 10 cm langen Riss im Gewebe.
41 Tageskilometer, gesamt 2270

07.07.1984
Um 6.00 Uhr stehen wir auf, das Wetter ist wieder grau in grau. Dann fahren wir los, beim Bäcker halten wir noch mal an und kaufen ordentlich Kuchen ein. Dann fahren wir zum Hafen, wo gerade die DB Fähre „Theodor Heuss“ entladen wird. Man zieht gerade die Kurswagen Paris – Kopenhagen aus der Fähre. Auf dem Schiff gehen wir erst mal zum Frühstück, sind aber bei einem Preis von 11,50 DM und einer äußerst langweiligen Bedienung nicht sehr begeistert. Danach erkundige ich mich nach Umsteigemöglichkeiten mit dem Fahrrad über Hamburg nach Hannover. Anschließend kaufen wir noch kurz im Duty-Free ein. Um 9.00 Uhr legt die Fähre in Puttgarden an. Wir fahren zum Bahnhof und stellen zu unserer Freude fest, das um 10.30 Uhr ein D-Zug mit Packwagen nach Köln über Hannover fährt, den können wir nehmen. Kurz nach 15.00 Uhr treffen wir dann mit dänischen Kuchen im Gepäck in Hannover ein und sind nach 2283,3 km wieder zu Haus.

Unsere Fahrräder haben zwar gut durchgehalten, von Kleinigkeiten abgesehen. Aber nur mit einer kombinierten 3-Gang-Nabenschaltung und einer 2-Gang-Kettenschaltung waren die Räder nicht so das Optimale. Auch das von uns gewählte Zelt mit Gestänge erwies sich nicht als optimal. Aber aus Erfahrung wird man klug, bei unseren späteren Radtouren waren wir dann schon besser ausgerüstet.
rechtspfleger
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Re: Norwegen...oder auch-Alles in einem!

Beitrag von rechtspfleger »

Ich war in 08/2010 in Oslo. Für die Rückfahrt hatte ich eine Fährpassage Oslo - Frederikshavn gebucht. Das Schiff legt in Oslo am frühen Abend ab, und es ist einfach atemberaubend, wenn man dann bei Sonnenuntergang durch den Oslofjord fährt.