Beamtenanwärter oder kaufmännischer Angestellter?

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

Moderator: Moderatoren

Antworten
snirsna
Beiträge: 6
Registriert: 9. Dez 2010, 21:10
Behörde:

Beamtenanwärter oder kaufmännischer Angestellter?

Beitrag von snirsna »

Hallo,

kurz zu mir ich war 8 Jahre bei der Bundeswehr und hab anschliessend eine Weiterbildung zum Betriebswirt gemacht.

Jetzt hab ich 2 Optionen

1. Beamtenanwärter mittlerer Dienst bei meiner Komune in Bayern

2. kaufmännischer Angestellter bei einen Mittelständler (100 Mitarbeiter)
mit der Option auf kaufmännischen Leiter. 40 km zum Arbeitsplatz Überstunden inklusive

Bei beiden Jobs sind die Nettobezüge nach 2 Jahren etwa gleich

Ich hab mal eine Pro Contra Liste aufgestellt

Pro Beamter
+keine Fahrtkosten
+sicherer Job
+geregelte Arbeitszeiten
+Gleitzeit
+mehr Zeit für Kinder
+ich behalte meine Erfahrungsstufe von der Bundeswehr

Contra
-eventuell langweilig (kann ich nicht beurteilen)
-wenig Aufstiegschancen
-kaum Lohnzuwachs(ob das bei den kleinen Mittelständler anders ist ist fraglich)
-kaum Chancen später zu wechseln


So hab ich was vergessen! Wenn ich nun die Vor- Nachteile so anschaue überwiegen doch die Vorteile der Beamtenstelle.

Was sagt ihr dazu? Ich weiss viele von euch sehen die Konditionen und Arbeitsbedingungen als Beamter eher negativ, aber ist es in der freien Wirtschaft wirklich besser...?

Die Entscheidung muss ich natürlich allein treffen, würde aber gerne eure Meinung hören.


Vielen Dank
Cevorion
Beiträge: 37
Registriert: 26. Jan 2010, 21:12
Behörde:

Re: Beamtenanwärter oder kaufmännischer Angestellter?

Beitrag von Cevorion »

snirsna hat geschrieben: +sicherer Job
Das wäre für mich persönlich Grund genug sich für den Beamten zu entscheiden.
Aber wie Du schon sagst, Du alleine must entscheiden.
Ob es Dir da langweilig wird? Kann Dir bei der anderen Stelle auch passieren.
Wieso keine Aufstiegchancen?
Und wechseln kann man immer mal wieder....wenn sich was anbietet, versteht sich.

LG
Tippfehler sind Fehler, die man im Radio nicht hört
Martin
Beiträge: 23
Registriert: 10. Jan 2009, 21:39
Behörde:

Beitrag von Martin »

Hallo snirsna,

also noch ein wichtiger Hinweis! In Bayern gibt es seit 1.1.2011 ein neues Dienstrecht!

Hierbei wurde das Bessoldungsdienstalter (BDA) abgeschaft wurde. Die Vorschriften der §§ 27 - 28 BBesG gelten nicht mehr.

Grundsätzlich fängt jeder Anwärter, auch ein ehemaliger Soldat bei der Besoldungsstufe A 6, Rfahrungsstufe 1 an.

Gemaß Art. 31 Abs. 1 Nr. 2 BayBesG werden nur Zeiten des Grundwehrdienstes/ Zivildienstes/ soz bzw. ökolog. Jahr angerechnet.

Ich empfehle dir dringend beim Personalamt deiner Einstellungskommune hierzu ücksprache zu nehmen.

LG das Muesle2
Conny
Beiträge: 290
Registriert: 5. Jul 2010, 15:39
Behörde:

Beitrag von Conny »

Also frustrieren können Dich beide Stellen. In der Kommune sind die Aufstiegsschancen oft sehr schlecht. Beim Mittelständler kann alles passieren aber wenn Du gut bist und schon ne Option zum Einkaufsleiter hast, hört sich das so schlecht nicht an.
Im mittleren Dienst wird Dir kein Mensch diese Option machen.

Ich war damals schon im Studium und hatte mich dann bewußt für den Staat und gegen das Geld entschieden. Das war aber eine reine Kopfentscheidung. Nur darf man nachher nicht meckern. 8)
schäferhund
Beiträge: 346
Registriert: 28. Sep 2010, 12:54
Behörde:

Beitrag von schäferhund »

Hallo snirsna,

ich glaube dir gerne, dass dir die Entscheidung hier schwer fällt. Gerade die mittlere Beamtenlaufbahn ist in vielen Resorts zum Aussterben verurteilt - man will oft nur noch gehobene und höhere Beamte, der Rest entfällt auf schlecht bezahlte Angestellte. Oder anders formuliert: Es kann dir passieren, dass du als mittlerer Beamter nichts anderes als eine "bessere" Schreibkraft bist. In den Kommunen scheint dieses Denken glücklicherweise noch nicht so ausgeprägt zu sein. Der Beamtenberuf als solcher bietet zwar eine gewisse Sicherheit, aber auch nicht mehr so, wie es noch vor einigen Jahrzehnten war. Kolleginnen u. Kollegen von Bahn, Post und Telekom können hier besonders viel berichten.

Mein Ratschlag:

- Versuche irgendwie Kontakt mit Bediensteten dieser Kommune zu
bekommen um herauszufinden, wie so die Arbeitsbedingungen da
sind und wie sie selbst ihre Situation sehen. (natürlich nicht nur Leute
aus Personalabteilung oder Führung befragen).

- das Gleiche dann auch bei der Privatfirma versuchen.


Natürlich kann sich nach einigen Jahren die berufliche Situation zum Schlechten wenden - dies kann dir aber überall passieren. Es kommt nun mal darauf an, wer künftig deine Kollegen und Vorgesetzten sein werden und wie sie deine Arbeit einschätzen.

Wichtig auch: Spreche deine Überlegungen auch mit deiner Partnerin und Kindern (sofern altersmäßig möglich) ab.


Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und viel Glück !

Gruß
Schäferhund
Silesia
Beiträge: 53
Registriert: 7. Apr 2011, 11:37
Behörde:

Beitrag von Silesia »

Ich war in der ähnlichen Situation. Jedoch entscheide ich mich nun eindeutig dafür, die Ausbildung zum Beamten in der Steuerverwaltung am 15. September anzutreten.

Ich bin gelernter Großhandelskaufmann und arbeite zur Zeit auch als Angestellter, allerdings für die Lagerverwaltung. Mache zusätzlich aber noch jeden Kleinkram mit. Während der Wareneingangskontrolle, der Wareneingangsbuchung, Umbuchung und Ausbuchung muss ich immer wieder mal ne Exceltabelle für den Chef erstellen, irgendwelche Herstellkosten auszurechnen oder nem Kollegen ein Mietwagen zu reservieren, Kunden aus Frankreich vom Bahnhof abzuholen und zu uns zu bringen usw.

Fühle mich damit nicht so ganz wohl, fühle mich eher als das Mädchen für alles. Das ist aber nicht der Grund für die Entscheidung. Ich bin kein Fachwirt oder Betriebswirt, von daher ist die Bezahlung auch mies. So war es bei mir schon im Betrieb wo ich gelernt habe als auch jetzt. Das fiese war beim jetzigem Arbeitgeber, dass ich ihm beim Gespräch sagte ich möchte 1900 Euro brutto während der Probezeit und nach der Probezeit 2200 Euro. Netto wären das ca. 1280 und ca. 1400 Euro. Also echt nicht die Welt!

Er sagte auch das passt, damit ist er einverstanden! Seltsamerweise steht im Vertrag jetzt 1800 Euro (netto 1225) und nichts von einer Erhöhung. Er weiss plötzlich auch nichts mehr von meinem Gehaltswunsch, ich hätte doch 1800 gesagt und der andere wollte nur 1700 usw.

Mit dem Geld lässt sich jedenfalls kaum was anfangen....für meine Verhältnisse. Bei jedem Vorstellungsgespräch wurde aber auch nicht mehr geboten, zum Teil sogar nur 1600 Euro oder sogar nur 1440 Euro. Dafür hab ich keine Ausbildung gemacht...ebenso wurde ich auch Opfer der Wirtschaftskrise.

Deswegen habe ich mich für die Beamtenlaufbahn entschieden! Natürlich wird man im mittlerem Dienst nicht reich! Im Vergleich was ich jetzt verdiene bzw. was ich laut Arbeitgeber wohl dauerhaft verdienen soll, ist das für mich schon ein großer Unterschied! Ich bin mir dessen bewusst, dass es kaum Aufstiegschancen gibt (mit viel Glück vielleicht ne A9-Stelle, mit sehr sehr viel Glück Aufstieg in den gehobenen Dienst mit nochmal Schule). Aber wenn ich jetzt Fachwirt und dann Betriebswirt mache, heisst das auch nicht, dass es dann besser laufen wird.
Conny
Beiträge: 290
Registriert: 5. Jul 2010, 15:39
Behörde:

Beitrag von Conny »

Silesia hat geschrieben:(mit viel Glück vielleicht ne A9-Stelle,
Bei uns im Bereich geht das Gros der Beamten m.nt.D mit A7 in Ruhestand. Einige als A8 und seltene Exemplare mit A9.

Gruß
Silesia
Beiträge: 53
Registriert: 7. Apr 2011, 11:37
Behörde:

Beitrag von Silesia »

Wovon ist der Aufstieg denn genau abhängig? Dass man sich auf eine A9-Stelle bewerben muss, weiss ich. Aber mir wurde auch gesagt, dass A6 bis A8 gekoppelt wären. Vor nicht all zu langer Zeit seien nur A6 und A7 gekoppelt gewesen, mittlerweile aber auch A8. Es SEI somit eine Frage der Zeit.

Andere sagen wiederum es sei nicht so.
Super-Beamtin
Beiträge: 5
Registriert: 27. Mär 2011, 19:57
Behörde:

Beitrag von Super-Beamtin »

Für den Aufstiegsbeamten selber gelten die Bestimmungen des § 30 LVO ;-)

- Zumindest in NRW!
Zollkodex-Ritter
Beiträge: 830
Registriert: 30. Nov 2006, 18:40
Behörde:

Beitrag von Zollkodex-Ritter »

In Bayern ist die Welt doch noch in Ordnung. Ist man in der richtigen Partei, in der richtigen Kommune, kennt man wen und hat sich/seiner FAmilie in den letzten drei/vier Generationen im Dorf nichts zu schulden kommen lassen, dann kann man auch dort Karriere machen. Trifft das nicht zu, dann kann es sein, dass man nach dem Vorbereitunsdienst nicht übernommen wird, oder man nur angestellt wird als Angestellter.

Solltest du aber Beamter werden, dann ist das in der Regel eine Entscheidung auf Lebenszeit. Mit diesem "Beruf" kannst du in der Wirtschaft nichts anfangen und musst dich, wenn du raus willst, erst mal selbst um eine Qualifikation kümmern.

Für mich hat sich diese Frage nie gestellt, da ich aufgrund meiner Körperbehinderung in der freien Wirtschaft nur schwer Fuß gefasst hätte...
Benutzeravatar
Bundesfreiwild
Beiträge: 1946
Registriert: 17. Jan 2011, 08:48
Behörde:
Kontaktdaten:

Beitrag von Bundesfreiwild »

Ich muss jetzt mal blöd fragen: Hast du mit dem Betriebswirt nicht auch die Qualifikationen für den gehobenen Dienst?
Welche Quali hast du eigentlich genau?

Egal wie, der mittlere Dienst ist viel Arbeit für relativ wenig Geld; Beförderungsperspektiven nur, wenn auch Beförderungsposten vorhanden sind UND man dem Beurteiler in den Kram passt. Ansonsten sieht es in den meisten Behörden so aus, dass man maximal mit A8 in Pension geht.
Vitamin-B-Akrobaten und Schleimscheisser haben natürlich immer Chancen auf die Endstufe.

Wer ein gesichertes Einkommen in der freien Wirtschaft ins Auge fasst, sollte sich darauf gefasst machen, dass er mehr als seine Regelarbeitszeit einsetzen muss, um Karriere zu machen und auch einplanen, dass sein Arbeitsplatz sich sehr weit weg von zu Hause befinden kann. Wenn sich Karriereperspektiven auftun, tun sie dies meist nicht vor Ort in den kleinen Unternehmen.

Die Frage ist also, was man will: Eine einigermaßen gesicherte Beamtenkugel schieben mit der Aussicht, dass man dabei immer nur gerade so "rum"kommt oder mit viel Dynamik und Flexibilität in die Wirtschafts"wildnis". Da muss dann aber auch genügend Kohle rüberkommen, um Rücklagen zu bilden, um ggf. auch Zeiten ohne Arbeit - ggf. bis zur Rente - überstehen zu können.

Wobei... bei unserer Staatsverschuldung sehe ich schon die nächste Absenkung der Pensionen unter 70% heranrücken. Und falls es schlimm inflationär wird (Amiland ist eh schon pleite und die reale Schuldenlast Europas beflügelt mich auch nicht zu Optimismus), siehts für alle besch...eiden aus.

Kommt drauf an, was du dir zutraust.
Silesia
Beiträge: 53
Registriert: 7. Apr 2011, 11:37
Behörde:

Beitrag von Silesia »

Es kommt eben auf die Situation an und auf die Bedürfnisse, da hat nun mal jeder andere.

Für mich steht z.B. fest dass ich mit meinen 26 Jahren doch noch eine zweite Ausbildung als Beamter in der Steuerverwaltung machen werde.
Denn ich verdiene nach der Ausbildung (natürlich muss ich erstmal übernommen werden) viel mehr netto als jetzt.

Momentan bin ich Angestellter und habe einen unbefristeten Vertrag. Jedoch verdiene ich gerade mal 1800 Euro brutto, was in meinem Fall 1225 Euro netto macht (man soll zwar nicht so offen über sein Gehalt reden aber ist mir jetzt auch egal).

Von einer Erhöhung irgendwann steht nichts drin. Sprich, suche ich nicht das Gespräch, wird es immer so bleiben. Beim Vorstellungsgespräch hat mir der Chef allerdings bei meinem Gehaltswunsch von 2200 Euro nach der Probezeit zugestimmt. Während der Probezeit wollte ich gerade mal 1900. Hat für ihn auch soweit gepasst. Seltsamerweise weiss er davon aber nichts mehr und ich bekomme eben das, was ich oben genannt habe!
Zudem soll ich froh sein, dass er nicht den anderen genommen hat, da dieser nur 1700 Euro brutto gewollt hätte.

Hatte auch überlegt, nun Fachwirt zu machen oder vielleicht Fachabi nachzumachen. Allerdings möchte ich nicht studieren und ob mir mein Fachwirt und evtl. der Betriebswirt danach das bringen würde, was ich möchte, wäre auch nicht klar. In dieser Firma habe ich jedenfalls keine Aufstiegschancen.

ich weiss, dass ich im mittlerem Dienst nicht reich werde. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass ich am Monatsende deutlich mehr übrig haben werde als jetzt! Ich brauche keine 3500 Euro netto im Monat.
Antworten