Dienstaufnahme nach Mobbing und längerer Krankheit

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Kobil
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Dienstaufnahme nach Mobbing und längerer Krankheit

Beitrag von Kobil »

Hallo Kollegen,

ich bin momentan total verzweifelt. Bereits seit Anfang Februar bin ich krank geschrieben wegen schwerer Depressionen. Ursache dafür ist dass ich von meinen Vorgesetzten total niedergemacht worden bin und deshalb meinen Selbstvertrauen total am Boden zerstört ist.

Trotz eines längeren stationärern Aufenthalts hat sich daran leider nicht viel zum Positiven geändert und ich kann immer noch nicht - wie ich es mir wünsche würde - positiv in die Zukunft sehen. Mein Dienstherr drängt jedoch zwischenzeitlich mit aller Macht auf meine Dienstaufnahme aber mir fehlt jegliches Vertrauen zu den Verantwortlichen dort. Meine Angst vor den Chefs dort ist einfach viel zu gross und lähmt mich förmlich.

Auch mein behandelnder Nervenarzt/Psychiater drängt mich meine Angst zu überwinden und den Dienst zumindest stundenweise wieder aufzunehmen. Ich würde ja auch wirklich gerne wieder arbeiten nur nicht mehr dort. Eine einseitige Versetzung zu einem anderen Dienstherrn ist aber leider nicht möglich.

Ich fühle mich total gefangen in diesem Beamtensystem.

Was soll/kann ich nur tun? Bitte um Hilfe.
Roland64
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Beitrag von Roland64 »

Hallo Kobil,

als erstes wünsche ich Dir gute Besserung und viel innere Kraft.

Ich kann mich in Deine Situation sehr gut hineinversetzen, ich habe sie gerade hinter mir.
Letztendlich wird Dir nichts anderes übrigbleiben, als die Situation zu akzeptieren lernen. Hierzu musst Du mehrgleisig verfahren:
Als erstes musst Du die Problematik "nach draussen" tragen, d.h. den Betriebsrat bzw. Personalrat informieren und u.U. ein Gespräch (mit Begleitperson) bei den Vorgesetzten Deiner Vorgesetzten suchen.
Hierbei Deine Ängste und Befürchtungen ruhig ansprechen!!
Ist nicht peinlich.

Gibt es bei Euch einen "Mobbingbeauftragten"?
Wenn ja, den mit ins Boot holen (Wenns nicht gerade der ist der mobbt, wie in meinem Fall).
Aus welchem Grund wurdest Du "niedergemacht", war dies eine einmalige Angelegenheit aufgrund eines Vorfalls oder gibt es andauernde gelegentliche Anmache?
Wenn ja, diese nicht herunterschlucken, sondern sofort gezielt ansprechen und sich dieses verbitten!
Ich weiss, dafür benötigt man einiges an Kraft und innerer Ausgeglichenheit. Aber aus meiner Sicht die einzige Chance.
Als erstes Mal die Politik der kleinen Schritte:
Mal hingehen und sich vornehmen, erst mal den einen Tag zu überstehen.
Und dann noch einen usw.

Bis dahin erst mal alles Gute und viel Kraft...

Roland
Kobil
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Beitrag von Kobil »

Hallo Roland64,

vielen Dank für Deine Nachricht. Ich bin bei einer Stadtverwaltung beschäftigt. So verbal runtergemacht wurde ich dabei zuletzt vom Bürgermeister auf Veranlassung durch dessen Stellvertreter, der wiederum mein direkter Vorgesetzter ist, also von der Führungsspitze im Rathaus.

Einen Personalrat gibt es zwar auch bei uns, den kann man allerdings total vergessen. Sich an den zu wenden halte ich für zwecklos. Einen Mobbingbeauftragten gibt es meines Wissen nicht.

Mein direkter Vorgesetzter hat mich schon länger ständig kritisiert wegen jeder Kleinigkeit. Ich bin ihm auch von Anfang eher kritisch gegenübergestanden und das hat er nicht vertragen. Die Generalabrechnung erfolgte dann direkt durch den Bürgermeister ohne dass ich Gelegenheit hatte die Dinge aus meiner Sicht darzustellen.

Was mich dabei nur so wundert: erst machen die mich wirklich total fertig so dass ich einen Zusammenbruch erlitten habe und nun wollen die doch allen ernstes das ich wieder den Dienst dort aufnehme und das noch mit Unterstützung der Klinik-Therapeuten und des behandelnden Facharztes. Das ist doch echt krank und mir total unverständlich. Ich kann mir keinesfalls vorstellen dort wieder zu arbeiten. Sollen die mich doch wegloben oder irgend so etwas.

Ob die wohl Druck vom Gemeinderat bekommen haben und deshalb nun so zurückrudern? Ich habe über die Vorkommnisse bisher auch noch mit niemanden gesprochen um nur keine Angriffsfläche zu bieten (auch meine Kollegen wissen nichts darüber). Ausserdem ging es mir erst darum meine Gesundheit wieder einigermassen herzustellen.
Zuletzt geändert von Kobil am 19. Jul 2011, 21:34, insgesamt 1-mal geändert.
schäferhund
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Beitrag von schäferhund »

Also ich bin immer wieder entsetzt, wie häufig Kolleginnen u. Kollegen über Mobbing im Staatsdienst klagen (auch in anderen Foren !). Man hat mehr und mehr den Eindruck, dass sich dies allmählich wie ein Krebsgeschwür in der öffentlichen Verwaltung ausbreitet. Die Gründe für Mobbing sind äußerst vielfältig - meist gibt es dabei eine unbewältigte Vorgeschichte.

In der Vielzahl der Fälle kommt Mobbing "von oben" und Mobbingbeauftragter & Personalrat haben in kleineren Dienststellen selbst Angst was zu unternehmen, da der Mobber ja auch gleichzeitig der eigene Chef ist. Verbünden sich 2 - 3 Mobber aus der Führungsetage, hat das Opfer normalerweise keine Chancen mehr. Die Mobber geben sich gegenseitig Alibis, bestreiten ihr Tun und das Opfer steht als Lügner oder Spinner da.

Mir ist ein Fall einer Beamtin aus meinem Bekanntenkreis bekannt, die nach mehreren unverschämten Mobbingangriffen einfach zu Hause blieb (natürlich mit ärztl. Krankmeldung). Dies wiederholte die Kollegin so oft, bis man sie endlich so behandelte, wie man Menschen in unserem Kulturkreis normalerweise zu behandeln hat. Seitdem hat die Dame ihre Ruhe und geht wieder gerne zur Arbeit.

Aber es müssen die Rahmenbedingungen stimmen - jeder Mobbingfall ist anders zu bewerten.

Im Extremfall: Presse oder Landtagsabgeordneten einschalten.

Gruß
Schäferhund
Roland64
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Beitrag von Roland64 »

Hallo Kobil,

Deine Situation ist -abgesehen von der nervlichen bzw. gesundheitlichen Seite- gar nicht mal sooo schlecht.

Mittlerweile ist es üblich und sogar Pflicht für den AG (auch für Beamte) bei längerer Krankheit ein sogenanntes BEM-Verfahren (Berufliche Eingliederungs Maßnahme) durchzuführen.
Hierbei wird in einem Gespräch mit dem Vorgesetzten bzw. Personalleiter und dem Betroffenen (Zeugen mitnehmen!) die Krankheitsumstände sowie die Möglichkeit, diese künftig zu vermeiden, erörtert (Mitschreiben bzw. Gesprächsnotiz aushändigen lassen!).

Blöd ist für den DH, wenn der Beamte da was von Mobbing erzählt und dies evtl. auch noch durch Atteste belegen kann (muss er aber nicht).
Ich gehe davon aus, dass der Bürgermeister und sein Vertreter dies auch wissen und würde in Deiner Situation erst mal nicht zu viel erzählen und einen Neuanfang wagen.

Abgesehen davon ist der Bürgermeister auch Dienstherr und hat gegenüber seinen Mitarbeitern auch eine FÜRSORGEPFLICHT, an die man auch durchaus mal apellieren kann....

viele Grüße und viel Erfolg beim ersten Arbeitstag,
Roland
Kobil
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bereits das 2. mal gemobbt

Beitrag von Kobil »

Hallo Roland64,

habe ich Dich richtig verstanden, Du meinst ich soll die ganze Angelegenheit einfach so auf sich beruhen lassen nach dem Motto schwamm drüber?

Nun ja, so einfach kann ich das leider nicht selbst wenn ich es wollte. Ausserdem soll ich dort eine wichtige Aufgabe als Projektleiter für ein sehr wichtiges Projekt übernehmen nachdem mir vor meinem Zusammenbruch diesbezüglich bereits das volle Misstrauen ausgesprochen wurde. Das kann so doch überhaupt nicht mehr funktionieren meine ich.

Sicher wird dort auch versucht mich down zu shiften also rückzugruppieren wenn ich mich weigere die Projektleitung wieder zu übernehmen.

Mit meinem direkten Vorgesetzten wird es auch künftig nicht funktionieren er hat mich von Anfang an schon auf dem Kicker.

Ich kann diesen Anforderungen und diesem Druck dort sicher auch nicht mehr standhalten und fühle mich dort nur noch überfordert. Warum nur nimmt dies niemand zur Kenntnis?

Wenn eine Ehe denn zerrüttet ist dann wird doch auch eine Trennung akzeptiert in meinem Fall ist es doch nicht anders oder? Hinzu kommt dass ich bereits vor 6 Jahren bei der Telekom rausgemobbt wurde und nun schon wieder: Wer kann dies überhaupt noch aushalten? Ich jedenfalls nicht mehr.
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Ossikind
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Beitrag von Ossikind »

schäferhund hat geschrieben:Also ich bin immer wieder entsetzt, wie häufig Kolleginnen u. Kollegen über Mobbing im Staatsdienst klagen (auch in anderen Foren !)
Gruß
Schäferhund
Das ist mir auch schon aufgefallen.
Also ich glaube , das es zu Mobbing kommt, weil die alle NICHT ausgelastet sind.
Einfach zu wenig zu tun.
In der freien Wirtschaft haben die in der Regel überhaupt keine Zeit dazu weil da mus gerackt werden.
Früher konnten Frauen kochen wie meine Mutter, heute können sie saufen wie mein Vater!
Roland64
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Beitrag von Roland64 »

Moin Kobil,

aufgrund der Vorgeschichte ist es schon verwunderlich, dass man Dir jetzt kurz nach der längeren Krankheit ein "sehr wichtiges Projekt"
übertragen will.
Evtl. wird man das "Projekt" so gestalten, dass Du als Projektleiter die vorgesehenen Ziele nicht erreichst.
Ich würde aus taktischen Gründen die Aufgabe nicht sofort grundsätzlich ablehnen, sondern darauf hinweisen, dass Du Dich der Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen momentan nicht gewachsen fühlst.

Im übrigen wirst Du auf Dauer nicht umhin kommen, klärende Gespräche mit den Vorgesetzten zu führen. Hier hilft aus meiner Sicht nur die Flucht nach vorne. Der Zeitpunkt vor Dienstaufnahme nach längerer Krankheit eignet sich hierfür am besten.
Vielleicht auch mal über ein Angebot eines Abteilungswechsels mit einem anderen Vorgesetzten nachdenken.
Roland64
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Beitrag von Roland64 »

@Ossikind:

Ich glaube nicht, dass Mobbinggeschichten eine Frage von Auslastung von Vorgesetzten sind.
Ich glaube eher, dass man durch solche Anwürfe versucht, Mitarbeiter (Beamte oder auch Angestellte im öD), die eigentlich unkündbar und dementsprechend schwer loszuwerden sind, auf diese Art zu "entsorgen".

Deshalb die Häufung von Mobbing gerade bei Behörden bzw. Kommunen.
Klaus
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Beitrag von Klaus »

Bist Du denn Angestellter oder Beamter?

Oben schreibst Du, dass Du Angst hast, herabgruppiert zu werden (geht nur bei Angestellten), woanders schreibst Du "Ich fühle mich total gefangen in diesem Beamtensystem."

Nun ja, dieses "Beamtensystem" sichert Dir zumindest Deinen Arbeitsplatz.

Wie sieht dieses Mobbing denn aus? Die Zunahme der Mobbing-Fälle beruht vielleicht auch nicht zuletzt darauf, dass normale Vorgänge, wie Kritik an unzureichenden Arbeitsergebnissen, heute mit Krankmeldungen und Mobbing- Vorwürfen beantwortet wird.

Manchmal kann Kritik ja auch berechtigt sein, aber nicht jeder kann damit umgehen. Dein Psychiater scheint das ja auch ähnlich zu sehen, sonst würde er Dir ja nicht empfehlen, dass Du Dich der Situation stellen solltest. Angstgefühle können im Job natürlich verstärkt werden, haben aber oft ihre Ursachen woanders.

Und die gehen dann auch nicht weg, wenn Du in einer anderen Abteilung arbeitest, zumal Du geschrieben hast, bei Deinem vorherigen Arbeitgeber ebenfalls gemobbt worden zu sein.
Kobil
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Beitrag von Kobil »

Hallo Klaus,

vielen Dank für Deine Nachricht. Ich bin übrigens Beamter. Mit entsprechendem Druck versucht man auch Beamte heutzutage zu degradieren. Und was das Mobbing anbelangt hat das mit normaler Kritik nichts zu tun wenn ich dann zum Sündenbock für alles gemacht werde was in unserer Dienststelle in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Hierfür tragen vielmehr andere die Verantwortung.

Und was die Telekom anbelangt weiss man ja was da lief bzw. noch läuft. Jeder der dort arbeitet bzw. arbeitete kann einem nur leid tun. Und sowas zweimal erleben zu müssen wie ich ist schon der absolute Gipfel.

Es handelte sich dabei auch keinesfalls um ein ganz normales Kritikgespräch. Die Botschaft dabei war ganz eindeutig: geh. Du wirst unseren Anforderungen in keinster Weise gerecht. Ich habe mir darüber auch ein Gedächtnisprotokoll angefertigt.

Waum der Facharzt und die Klinik das nicht einsieht ist mir vollkommen schleierhaft. Aber ich weiss ja das mein Dienstherr mehrmals in der Klinik angerufen hat.

Umsetzung in eine andere Dienststelle bringt auch nichts da ich dem Bürgermeister weiter unterstellt bin.

Also ich weiss echt nicht wie ich da wieder hin soll.
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Ossikind
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Beitrag von Ossikind »

Kobil hat geschrieben:
Ich bin übrigens Beamter. Mit entsprechendem Druck versucht man auch Beamte heutzutage zu degradieren.
Ahja, wie soll das denn gehen, wenn Du eben nicht den berühmt, berüchtigten goldenen Löffel klaust ???
Früher konnten Frauen kochen wie meine Mutter, heute können sie saufen wie mein Vater!
schäferhund
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Beitrag von schäferhund »

@ Ossikind

goldene Löffel muß man da heute nicht mehr klauen - es geht auch anders. Da wird einem nach 35 Dienstjahren einfach ganz plötzlich erklärt, dass man zu langsam sei, eine zu geringe Qualifikation habe und Kollegen sich dauernd über einen beschweren würden (natürlich will man die Namen dieser Kollegen nicht nennen - wegen des Betriebsklimas !) Und so einem Menschen kann man natürlich keinen verantwortungsvollen Dienstposten übertragen.
Und die lang ersehnte Beförderung ? Ja wo sind wir eigentlich ????

Später heißt es dann im Jahresbericht: Mit Erfolg konnten wir im vergangenen Jahr wieder die Personalkosten senken.
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Ossikind
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Beitrag von Ossikind »

schäferhund hat geschrieben:@ Ossikind

goldene Löffel muß man da heute nicht mehr klauen - es geht auch anders. Da wird einem nach 35 Dienstjahren einfach ganz plötzlich erklärt, dass man zu langsam sei, eine zu geringe Qualifikation habe und Kollegen sich dauernd über einen beschweren würden
Ja ist mir schon klar. nur er schrieb was von "Degradierung", und das passiert ja wohl in den allerseltesten Fällen bzw. mus man da schon was "richtiges" angestellt haben !!!
Egal welche Argumente gegen den Beamten vorgebracht werden, "Degradierung" passiert aber NICHT !!!!
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Kobil
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Beitrag von Kobil »

Hallo Ossikind,

in welcher Zeit lebst du eigentlich? Du hast wohl noch nicht geschnallt was man heute in diesem unserem Lande mit den Beamten so alles anstellt.

Von wegen sicherer Job und so weiter: frag doch mal die vielen Bundesbeamten bei Post und Telekom die dort rausgemobbt wurden trotz angeblich sicherem Beamtenstatus.

Und auch bei den Kommunalverwaltungen wird Druck auf die Beamten ausgeübt um sie hinsichtlich der Besoldnungsgruppe zu drücken. Von wegen goldene Löffel klauen und sowas.

Aber das hast Du wohl noch nicht ganz begriffen in welcher Zeit wir leben und glaubst noch an Märchen und sowas.
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