Mittlerer Dienst mit Abitur?!

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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Bruny
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Mittlerer Dienst mit Abitur?!

Beitrag von Bruny »

Hallo zusammen,

ich habe da eine wichtige Entscheidungsfrage bezüglich meines weiteren beruflichen Werdegangs:

Ich bin momentan in der 13. Klasse und möchte nach dem Abitur im Jahr 2011 eine Ausbildung im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst absolvieren.

Ich habe auch schon einige Einstellungstest bearbeitet, von denen ich allerdings noch nichts weiteres gehört habe.

Vor ein paar Tagen bin ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden und mir wurde gesagt, dass ich in diesem Betrieb nicht für den gehobenen, sondern "nur" für den mitleren Dienst genommen werden würde.

Ich handelte mir ein wenig Bedenkzeit aus, weiß nun allerdings nicht so recht, ob ich trotz Abitur den mittleren Dienst einschlagen soll.

Was meint ihr?
EDE
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Beitrag von EDE »

Absolutes "no go"!!!!
Optimist
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Beitrag von Optimist »

Hallo,

mittlerer Zolldienst, dafür braucht man kein Abi und es würden Perlen vor die Sau geworfen.
Die Zeit und Mühe für das Abi wäre so umsonst gewesen.
Also lieber nicht.
Viele Grüße
Optimist
Binö
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Beitrag von Binö »

@Optimist

Für den g.D. Abi mit Note 3,5! Da sind viele vom m.D. aber Höher in der Qualifikation des Lebens. Abi 3,5 Standart 2010 D wäre in der Vergangenheit ein glatter 5er gewesen und das in einer POS!
Auf gut deutsch es gibt mehr Flachzangen im g.D. als im m.D. oder e.D.
mimimania
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Beitrag von mimimania »

Also wenn ich mich recht entsinne (kann nur für die Steuerverwaltung sprechen), hatte das Saarland auch Leute mit Abi für den m.D. eingestellt, in RLP ist man mittlerweile noch der Meinung, dass solch ein Vorgehen auf Dauer nichts bringt. Ein m.D.ler mit Abi macht früher oder später die Abkehr, und dem m.D. geht eine Kraft verloren.
Okay, die Ausbildung dauert nur zwei Jahre und man hat sicheres Geld, doch berufliche Perspektive? M.E. Tendenz gegen Null.
Überleg' dir, was du möchtest; mach' leider ein Studium, und versuche dieses passabel über die Bühne zu bringen.

LG

mimimax
Otto von Bismarck
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Mittlerer Dienst und Abitur ist wie Feuer und Wasser

Beitrag von Otto von Bismarck »

Hallo Bruny,
Zunaechst einmal wuensche ich Ihnen viel Glueck dabei, Ihr Abi zu bestehen.

Mein Fall passt nur indirekt hierher, aber man kann sich an ihm etwas orientieren.

Ich bin ein aktiver Schutzpolizeibeamter des Landes Berlin im mittleren Dienst (A 8) gewesen und habe waehrend des Dienstes mein Abitur gemacht (1,7). Das war fuer mein berufliches Umfeld schon ungewoehnlich und brachte dienstrechtlich schon einige Schwierigkeiten, weil die gesamte Grundeinstellung des Beamten beruehrt wird, insbesondere durch die Qualitaet seiner weiteren Arbeit.

Auf Grund eines anhaengigen Verwaltungsrechtsverfahrens dienstrechtlicher Natur, welches sich in die erwartete Laenge zog und am Ende zu meinem Gunsten in die Vesetzung in den vorzeitigen Ruhestand muendete, nahm ich in dessen Verlauf ein Studium in Wirtschafts- und Rechtswissenschaften auf. Aus dem vorzeitigen Ruhestand kann man bis zu fuenf Jahre zurueckgerufen werden, was in meinem Fall eines Tages akut anstand.

Als Inhaber eines Staatsexamens und auf dem Weg zum zweiten Staatsexamen, konnte man mich nicht wieder "reaktivieren" - es lag eine Unvereinbarkeit vor, weil ich mich nicht einerseits selbst dienstlich taetig werden lassen konnte und andererseits mich im selben Augenblick als Jurastudierter nicht rechtlich hinterfragen durfte. Zudem wollte man vermeiden, dass ich mich vielleicht eines Tages um das Amt des Polizeipraesidenten bewerben koennte. Eine Wiedereinordnung in den mittleren Dienst, man hoffte darauf, mich ordentlich Posten stehen lassen zu koennen (als kleine Bestrafung...), war nicht mehr moeglich und fuer eine Eingliederung im Bereich des gehobenen und hoeheren Dienstes, lagen nicht die ueblichen Wege vor. Es blieb nur der einvernehmliche Ruhestand, der es mir sogar ermoeglichte in Moskau ueber vier Jahre zu dozieren - natuerlich in meinen beiden Spezialdisziplinen Wirtschaft und Recht.

Mein Gang durch alle Distanzen vor dem VG und dem OVG und der Auseinandersetzung mit etlichen Beamten des hoeheren und gehobenen Dienstes, die sich an meiner Person letztendlich alle verschlissen haben, kann ich Ihnen nur anraten, sich nicht dieser "Inflation" zu oeffnen, sich mit einem Abitur in den mittleren Dienst zu begeben, wo Sie bald "Aussenseiter" und nicht Gefoerderter sein werden.

Das Studium ist der richtige Weg und danach bewerben Sie sich einfach in den hoeheren Dienst, wenn Sie unbedingt Beamter werden wollen - Sie werden es nicht bereuen.

In diesem Sinne ein Gruss an Sie aus Berlin.
OvB 11/2010



8)
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Bundesfreiwild
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Beitrag von Bundesfreiwild »

Mit Abi im mittleren Dienst? Man fragt sich sein Leben lang, wie blöd man war, sich darauf einzulassen!
Aufstieg - wenn überhaupt möglich, hängt oft von der gutwilligen Unterstützung des Vorgesetzen und des Entscheidungskremius ab.

Mit Abi? Auf jeden Fall studieren und eine Einstieg ins obere Einkommensniveau ansteuern. Mittlerer Dienst ist finanzielles Strampeln fürs ganze Leben!
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leonsucher
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Beitrag von leonsucher »

Bundesfreiwild hat geschrieben:Mit Abi im mittleren Dienst? Man fragt sich sein Leben lang, wie blöd man war, sich darauf einzulassen!
Also z.B. der Zoll stellt keine Leute mit höherer Bildung ( Fachabi + Abi m. Hochschulreife ) mehr im m.D. ein, auch wenn man es selbst wollte.
Früher ging sowas, aber langsam setzt auch hier das Kastendenken für Eliten ein, was bei dem hohen Anteil an e.D/m.D. nicht verwundert.
Und auch den Altersaufstieg vom m.D. zum g.D. hat man praktisch abgeschafft.
Das bedeutet, man muss sich mit Abi nach Auswahlverfahren direkt im g.D. ausbilden lassen oder man lässt es.
Wer beim Metzger klingelt darf sich nicht wundern, wenn kein Schwein aufmacht..........
schäferhund
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Beitrag von schäferhund »

Hallo,
also ich habe die Beobachtung gemacht, dass in einigen Resorts der mittlere Dienst kaum noch Zunkunftsperspektiven bietet.
Die Zukunft wird in vielen Bereichen künftig so aussehen:

Behördenleitung = höherer Dienst
Abteilungsleiter = gehobener Dienst
Mitarbeiter = Angestellte

Für den mittleren Dienst ist da auf längere Sicht kein Platz mehr da.

In einigen Dienststellen hat sich in den letzten Jahren ein richtiger "Abitur-Fetischismus" breit gemacht. So wurden beispielsweise in einer kleinen Dienststelle allen Beschäftigten der dienstliche Internetanschluss gekappt, sofern diese kein Abitur nachweisen konnten. Da musste dann sogar der 60-jährige Referatsleiter (mittlere Reife / gehobener Dienst) im Bedarfsfall seine 22-jährige Mitarbeiterin (Abitur / Angestellte) anbetteln, ob sie so lieb wäre, für ihren Chef mal im Internet was nachzusehen.

Diese hirnrissige Verfügung eines lebensfremden Juristen wurde erst dann wieder aufgehoben, nachdem der 60-jährige Referatsleiter genügend "gelbe Zettel" präsentierte. Anders geht es bei Staat oft nicht.

Zugegeben, es ist ,Gott sei Dank, nicht überall so.

Trotzdem meine Empfehlung: gehobenen Dienst unbedingt ansteuern (evtl. auch später als so genannter Aufstiegsbeamter)
Jochen
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Beitrag von Jochen »

Nein, mach das nicht. Da kannst Du etwas Besseres bekommen. Mein Sohn hat sich beispielsweise bei der Polizei beworben und sollte dann auch mit Abitur in den mittleren Dienst. Das Angebot hat er dann dankend abgelehnt. Such weiter und zur Not machst Du erst einmal ein Jahr Praktikum in der Branche und dann wirst Du vielleicht mim nächsten Jahr eine Stelle im gehobenen Dienst bekommen.

Viel Erfolg weiterhin
Lernen, ohne zu denken, ist eitel; denken, ohne zu lernen, gefährlich.
Konfuzius
Chriswie1984
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Beitrag von Chriswie1984 »

Hallo,

ich würde mich ganz klar für den g.D. entscheiden.

Ich habe vor 8 Jahren meine Ausbildung im mittleren Verwaltungsdienst gemacht und wurde danach übernommen.

Ich hatte damals Glück, dass ich gleich nach meiner Ausbildung bei einer Behörde eine ansprechende Tätigkeit bekam. Ich saß damals mit A6 auf einer Planstelle des g.D. (A9) und durfte zeigen, dass auch ich im m.D. das Zeug dazu hatte als Personalsachbearbeiter eingesetzt zu werden. Belohnt wurde ich damit, dass ich direkt 3 Jahre nach meiner Übernahme als Beamter auf Probe jährlich befördert worden bin und dann im Jahre 2009 mit 25 A8 wurde. Das wäre auch bis zur A9 mZ so weitergegangen, nur leider habe ich dann einen Dienstherrenwechsel in die Bundesverwaltung vollzogen, da ich unbedingt von NRW nach Berlin wollte. Nunja, dort wurde ich dann mit 25 ziemlich blöd von den Kollegen angeschaut, dass ich bereits in so jungen Jahren A8 war und andere (z.T. 20 Jahre älter als ich) immernoch auf die A7 warteten. Von den ganzen unzufriedenen Angestellten mit EG5 und EG6 mal abgesehen!.

Das schlimme war dann auch noch, dass ich vorher, wie schon erwähnt als Personalsachbearbeiter eingesetzt wurde, beim Bund im m.D. wieder in einer klassischen Tätigkeit eingesetzt wurde, die dem mittleren Dienst etntspricht. Ich saß also jeden Tag total unterfordert im Geschäftszimmer und durfte lediglich entscheiden, wie ich etwas abhefte, Kaffee kochen oder son dämlichen Mist bearbeiten.

Einen Aufstieg gibt es z.T. zwar, aber dafür muss man eine entsprechende Qualitätsbeurteilung bekommen. Das war aber aufgrund meines "jungen Alters" nicht möglich, da man mich nun nicht noch schnell auf A9 bringen wollte (Befördert wird aufgrund von Beurteilungen). Daher wurde ich dann auch immer herabewertet und ein Austieg war nicht möglich.

Mitlerweile bin ich 26 (fast 27), immernoch A8, seit mehr als 7 Monaten zu Hause und auch schon amtsärztlich Untersucht worden. Bored-Out-Syndrom inkl. Depression aufgrund von Unterforderung. Danke Dienstherr Bund!!!

Jetzt wird eine andere Verwendung für mich gesucht, was sich aufgrund der fehlenden Planstellen im m.D. als schwierig erweist. Entweder neue Tätigkeit oder vorzeitiger Ruhestand heißt die Deviese.

Mal schauen was es wird. Ich arbeite gern und hätte niemals gedacht, so unterfordert zu werden.

Ich würde Dir daher dringen raten, Dich direkt für den g.D. zu bewerben, wenn Du es kannst. Später ist es immer schwierig und entlassen lassen ist auch nicht immer so einfach, denn wenn man einmal unkündbar ist, dann überlegt man sich so einen Schritt ziemlich genau.

LG
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Ossikind
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Beitrag von Ossikind »

Chriswie1984 hat geschrieben: Belohnt wurde ich damit, dass ich direkt 3 Jahre nach meiner Übernahme als Beamter auf Probe jährlich befördert worden bin und dann im Jahre 2009 mit 25 A8 wurde

LG
Schön für Dich. weisste beim Zoll gibbet es genug A7er mit 42 Jahren und aufwärts, die warten heute noch
auf A 8 !!!
Die werden teilweise mit 50 Jahren A 8 und damit gehen Sie in Pension !!
Früher konnten Frauen kochen wie meine Mutter, heute können sie saufen wie mein Vater!
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leonsucher
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Beitrag von leonsucher »

Chriswie1984 hat geschrieben: Mitlerweile bin ich 26 (fast 27), immernoch A8........................
Mir kommen gleich die Tränen............................. :roll:
( und damit kommentiere ich ausdrücklich NICHT den schlechten Gesundheitszustand )

Wie mein Vorredner schon schrieb, gibt es beim Bund durchaus andere Dienstherrn, die die paar möglichen Beförderungen im m.D. gern auf die gesamte Lebensarbeitszeit verteilen ( und zwar unabhängig von der Leistung bzw. einer Fürsorgepflicht ) und damit oft nichtmal das Endamt im m.D. treffen.

Wer so jung im m.D. schon unterfordert ist kann gern kündigen, Fachabi oder Abitur in Abendschule machen bzw. mit den entsprechenden Zugangsvorraussetzungen woanders entweder die Ausbildung im g.D. versuchen oder gleich dem ganzen Beamtentum abschwören.

Am besten Banker oder Politiker werden .................. :P
Wer beim Metzger klingelt darf sich nicht wundern, wenn kein Schwein aufmacht..........
Binö
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Beitrag von Binö »

@Ossi
@Leon

Stimmt!
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