höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

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trialking
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höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

Beitrag von trialking »

Hallo zusammen,

ich habe nach meinem Studium (M.Eng.) einige Bewerbungen geschrieben. Unter anderem auch zur Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAIN) der Bundeswehr. Da die sich aber mit Ihrer Antwort einige Zeit gelassen haben, habe ich zwischenzeitlich eine Stelle als Betriebsleiter in einem kleinen Werk angenommen und mache nun eher organisatorische Arbeiten, die relativ wenig mit meinen Studieninhalten zu tun haben. Dafür ist das ganz gut bezahlt aber auch viel Arbeit (min. 45h-Woche, hier und da auch schon mal eine Stunde am Wochenende, ca. 2500-2700 € netto).

Jetzt habe ich allerdings die Möglichkeit beim BAAIN anzufangen und wollte hier einmal nachfragen wie die Meinungen zu dem Thema sind. Speziell wie es im höheren Dienst aussieht.

Hat man tatsächlich so viel Entscheidungsfreiheit und Spielraum?
Wie sehen die Chancen für eine Beförderung aus?
Sind die Aufgabengebiete tatsächlich so allumfassend (von der Entwicklung bis zur "Ausmusterung")?

Ich habe schon viel im Internet gelesen und außer den schöngewaschenen Artikeln auf Karriere-Seiten und den üblichen "Beamte sind faul und kosten nur"-Vorurteilen wenig konstruktives gelesen, was mir eine Entscheidungshilfe sein könnte.

Ich fände es prima, wenn sich vor allem Beamte melden, die Erfahrungen mit dem höheren tech. Verwaltungsdienst im BAAIN haben und bedanke mich schon mal für eure Meinungen.

Nette Grüße
Wurz_Ko
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Re: höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

Beitrag von Wurz_Ko »

Okay,

die zivile Bundeswehr ist ein ziemlich großer Arbeitgeber. Die Beamten im höheren technischen Verwaltungsdienst erledigen hier Arbeiten in einem ziemlich breiten Spektrum. Ich zähle jetzt hier mal ein paar Sachen auf: Projektmanagement, Fachtechnik, Güte-/Qualitätsprüfung, Forschung, Infrastrukturangelegenheiten, Dokumentenprüfung, Personalführung, Berichte schreiben an Ministerium, etc. pp.

Ob man sein Wissen aus dem Studium braucht hängt entschieden davon ab, welchen Dienstposten Du bekleidest. Während der eine am Spektrometer/Prüfstand steht, bastelt wiederum der nächste auch selber in der Werkstatt/Labor irgendwas, der Großteil der höheren technischen Verwaltungsbeamte arbeitet in der Verwaltung. Sagt ja auch der Name. Dass heißt: Beurteilungen schreiben (kommt erst später im Berufsleben), Studien betreuen, sich mit den Nichttechnikern (Haushalt/Vertragsbearbeitung/Soldaten) irgendwie ins benehmen setzen. Alles Dinge die man im Studium nicht hatte. Die Technik/Naturwissenschaft stellt in der Regel den kleinsten Anteil der Arbeit dar.

Falls Du beginnen solltest, startest Du mit einem Vorbereitungsdienst. der dauert 18 Monate. Der Nettoverdienst beträgt ca 2000 € nach Abzug der Privaten Krankenkasse (Anwärterstatus). In der Zeit wirst Du mehrmals durch das Land geschickt, hast Vorlesungen und Praktika. Wohin Du später kommst entscheidet sich üblicherweise in dieser Phase. Die Einstellung nach dem Referendariat erfolgt üblicherweise nach der bestandenen Staatsprüfung. Eine erneute Bewerbung (wie in anderen Beamtenlaufbahnen) ist nicht nötig.

Je nach Erfahrung startet Du mit A13 oder A14. Den Nettolohn kannst Du auf diversen Seiten im Netz ausrechnen. Der Einstieg müsste dann bei ca. 3000 € Netto liegen. Davon sind noch die Kosten für die private Krankenkasse abzuziehen (ca. 220 €). Die Besoldung steigt mit entsprechenden Erfahrungsstufen (bitte im Netz nachschauen z.B. beim Deutschen Beamtenbund dbb). Falls Du mit A13 einsteigst folgt die Beförderung auf A14 relativ zügig (verglichen mit anderen Behörden). Im Verteidigungsbereich erreichen relativ viele höhere Technische Verwaltungsbeamte die Besoldungsstufe A15. Diese stellt auch das Laufbahnziel dar. Das ist besser als bspw. bei den Lehrern. Wann die A15 kommt ist nicht sicher. aber die Mehrzahl erreicht sie. Es kann von dort auch in höhere Besoldungsstufen und auch in die B-Besoldung weiter gehen, dass ist aber eher unsicher und auch unwahrscheinlich.

Es handelt sich also um ein relativ gutes Auskommen, reich werden wirst Du damit allerdings nicht.

Der Spielraum reicht von agieren in einem "überbestimmten" System bis hin zur völligen Freiheit. Je nach Dienstposten und Aufgabe. Mehr Gestaltungsraum als in deiner jetzigen Position dürfte es in der Regel nicht sein. Eher weniger
Beförderungen hab ich ja schon was geschrieben.
Ja, die Aufgabengebieten sind sehr weit. Ob Du letztlich die Tätigkeit bekommst die Dich glücklich macht liegt ein wenig an Dir selber. Gleichzeitig ist Geduld gefragt. Manchmal dauert es halt. Wenn du "Technik Machen" willst wäre das Ziel führ dich eine Verwendung an einer Wehrtechnischen/-wissenschaftlichen Dienststelle (Kiel, Eckernförde, Meppen, Trier, Greding, Manching, Oberjettenberg, Munster) das Beste. Positionen dort werden sehr oft mit Neulingen besetzt.

Die Personalwerbung auf Messen ist öfters mit "richtigen Kollegen" vertreten. Das sind einfach nur Kollegen, die Dir dann Gutes und Schlechtes erzählen können. Sie geben ein ziemlich realistischen Bild der Tätigkeiten wieder.

Ob Dir das wirklich liegt musst Du selber wissen. Sehr viele sind in der Bundeswehr glücklich, haben das gefunden was Ihnen Spaß macht. Das Spektrum reicht vom Stubenhocker bis zum Reiseweltmeister. Wie in jeder Verwaltung gibt es verdammt viele schöne Momente und auch einige Situationen in denen man sich über das System der öffentlichen Verwaltung einfach nur aufregt. Windstille ecken, bzw. Dienstposten auf denen nicht so viel gearbeitet werden muss sind sehr sehr selten geworden, üblicherweise hat man sehr gut zu tun. die reale Wochenarbeitszeit übersteigt die 41h, Insbesondere wenn Dienstreisen hinzukommen.

Auf ausgewählten Positionen übersteigt die Arbeitsbelastung deutlich das übliche. Aber den meisten macht es Spaß.

Gruß zurück,
trialking
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Registriert: 12. Apr 2014, 12:49
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Re: höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

Beitrag von trialking »

Vielen Dank für die wirklich ausführliche Antwort.

Mich wundern etwas deine Ausführungen zum Thema Arbeitszeit. Mir ist klar, dass man in den Sphären des höheren Dienstes auch bereit sein muss Mehrarbeit zu leisten. Allerdings ist ein wichtiges Entscheidungskriterium von mir die Möglichkeit diese Mehrarbeit in Freizeit auszugleichen. Dies ist in der Industrie häufig nicht möglich. Reich werden möchte ich auch nicht aber eine vernünftige Work-Life-Balance ist mir sehr wichtig.

Hat dahingehend jemand Erfahrung, ob meine Vorstellungen der Wahrheit entsprechen?
Wurz_Ko
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Re: höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

Beitrag von Wurz_Ko »

Wie schon gesagt, hängt vom Dienstposten ab. Wenn das Thema, für das Du verantwortlich bist im politischen Raum gerade Mode ist und die kleinen Anfragen aus dem Bundestag reinflattern, oder der Presse- und Informationsstab des BMVg grad was für eine Stellungnahme braucht, oder der/die Minister/-in, die Staatssekretäre was brauchen dann sollte man irgendwie schon was liefern. Falls nicht sehr triftige Gründe vorliegen nicht termingerecht zu arbeiten, sollte man es auch tun. Die Projektleiter bei den oft in der Presse dargestellten Großprojekten haben wohl auch die eine oder andere Stunde mehr geleistet als sie müssten. Reisezeit, ohne Rückkehr ins Büro am gleichen Tag die über die Regelarbeitszeit hinausgeht wird nur bedingt und dann auch nur anteilig als Arbeitszeit anerkannt, etc. pp.

Andererseits gibt es auch genügend Positionen wo man gang geregelt seine 41h macht und gut ist. Wie gesagt: hängt vom Dienstposten, den eigenen Ambitionen und noch vielem mehr ab.

Jetzt aber noch was Gutes. Es kann trotz der widrigen Umstände richtig Spaß machen. Die überwiegende Anzahl der Kollegen ist sehr nett. Die Vorgesetzten sind in der Regel sehr umgänglich. Trotz der streng hierarchisch aufgebauten Struktur, die sehr viele Ebenen besitzt, kann man ziemlich offen mit den Vorgesetzten reden. Das geht immerhin schnell in Ebenen hoch bis B6. Wer fachlich versiert ist und sich durch Ebenenunterschiede nicht fürchtet wird in der Regel gehört. Hängt sichersich wie immer im Leben auch von Sympathien ab, aber es besteht kein genereller "Standesdunkel". Die Arbeit liefert insbesondere bei den politisch bedeutsamen Themen sehr viel Einblicke. Wer sich für Sicherheit und Verteidigung interessiert kann viel dazulernen. Manchmal kann man auch an das große Spielzeug ran, und, und, und, ... aber wie so oft gesagt: hängt immer vom Dienstposten, dem eigenen Geschick und dem Umgang mit den Kollegen/Kameraden ab. Eine pauschale Antwort bzgl. work-life-balance gibt es nicht. Das hängt auch nicht nur an der Laufbahn. Gibt auch Kollegen im mittleren oder gehobenen Dienst die mehr machen als sie müssten. Denn bei denen gilt das gleiche was ich zuvor sagte: Es kommt immer auf den Posten und einen selber an.
Thust
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Re: höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

Beitrag von Thust »

Ein Detail wage ich allerdings anzuzweifeln: Auch im höheren Dienst der Bundeswehr erreicht man A15 in der Regel -nicht-. Je nach Bereich der Bundeswehr variiert die Wahrscheinlichkeit A15 zu erreichen, Regelfall bleibt aber A14.

Sicherlich gibt es Bereiche der Bundeswehr in denen die Mehrheit der Beamten hD A15 wird - das ist aber keinesfalls die Regel, soweit mir bekannt ist.
HansH41
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Re: höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

Beitrag von HansH41 »

Trialking, bist du noch an Meinungen interessiert oder hast du dich bereits entschieden?
Die Vorposter haben dir ausführlich, objektiv und korrekt geschrieben. Ich könnte einiges Subjektive anfügen: habe den größten Teil meines Berufslebens (promovierter Physiker) als Zivilbeamter bei der Bundeswehr verbracht und bin nun mit A 15 a.D.
HansH
GVR
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Re: höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

Beitrag von GVR »

Push,

mich interessiert in etwa das gleiche wie trailking. Wer da noch Erfahrungen aus dem Bereich hat, der darf diese bitte noch posten. Man findet hier sonst recht wenig über den höheren technischen Verwaltungsdienst der Bundeswehr.
Kurz zu mir:
30 Jahre jung, 8 Jahre SAZ gewesen, nun staatl.gepr. Techniker gemacht und bin bei einer großen deutschen Firma für Funkkommunikationssysteme und Messsysteme.
Ich hab die Zeit als FuEloUffz genossen und fand die Kameradschaft außerordentlich gut!
Ziel ist ein Studium an der UniBw mit dem Ziel in den höheren technischen Verwaltungsdienst dieses Jahr zu bekommen ... bevorzugte Dienststelle nach dem Studium Greding WDT81 oder Hof/Oberfranken(Wobei diese eher geheim ist), oder vielleicht auch Reston/USA.
Meine Fragen wären folgende:
Kann man durch Fleiß und Leistung wirklich "Karriere" bei der Bundeswehr machen? Da habe ich als Soldat nix davon mitbekommen. Und weiß nicht genau wie das beim Staat funktioniert? Muss man sich da einfach auf die höher Besoldeten Stellen bewerben, oder gibt es Aufstiegs-Lehrgänge?
Ist es auch möglich sich zur deutschen Verbindungsstelle des Rüstungsbereiches USA/Kanada versetzen zu lassen?
Wie weit kann man "Karriere" machen im höheren technischen Verwaltungsdient? Da ja die die Karriere machen eher im höheren Verwaltungsdienst sitzen. Ich weiß nicht ob auch Ingenieure mal bis zu B6 es schaffen können, oder ob das nur die BWL´er/VWL´er schaffen?
Ist es möglich auch mal begrenzt seine wöchentliche Arbeitszeit auf 60%-90% herunterzufahren(Zwecks Familie/Geburt/...)?

Würde mich wirklich freuen, wenn jemand mir meine Fragen beantworten könnte und vielleicht noch bisschen mehr erzählen kann.

Danke!
bunda
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Registriert: 5. Aug 2019, 11:54
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Re: höherer technischer Verwaltungsdienst Bundeswehr

Beitrag von bunda »

Hallo,
ich wäre brennend an Erfahrungsberichten bzgl. der Tätigkeit im htD in Koblenz oder an einer WTD interessiert. Stehe selber vor der Entscheidung in den htD zu gehen oder als Ingenieur in der Wirtschaft zu bleiben.
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