Personalmangel

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Anwaerter
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Personalmangel

Beitrag von Anwaerter »

In Bayern ist es so, dass die vom Bundesland geplanten und benötigten Stellen nicht besetzt werden können.
Es fehlen einfach genügend Bewerber, die dem Freistaat Bayern dafür geeignet erscheinen.

Zudem sind sehr viele der Beamten über 55 Jahre alt, und gehen somit irgendwann in Ruhestand.
Dafür benötigt man natürlich auch Nachwuchs. ...

Ich wollte mal fragen, ob es in anderen Bundesländern, oder im Bund (sagen wir es mal vorsichtig und milde"") eine ebenso "nicht so gute" Personalpolitik gibt wie in Bayern?
Es hört sich nicht so schlimm an, wie es ist!
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Mikesch
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Re: Personalmangel

Beitrag von Mikesch »

Beim Bund, hier Zoll, ist das ähnlich. In unserem Sachgebiet sind in spätestens 7 Jahren gut 70% der Leute weg.
Wenn ich sehe, wer heute so Außendienst schiebt, muss ich unwillkürlich ans Altersheim denken :-)

Da es kaum Neueinstellungen gibt, denke ich, das hat System. Anders als bei der T Komm und Konsorten sollen wir Alten ja bis zum bitteren Ende. So kann dann eine ganz natürliche Verschlankung durchgeführt werden.

Wie ich das zu erkennen glaube, sollen immer weniger immer mehr Aufgaben übernehmen.

Muss natürlich sagen, dass mein Horizont eingeschränkt ist, da ich nur mein Umfeld sehe. Das große Zahlenwerk sehe ich ja nicht...
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Bundesfreiwild
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Re: Personalmangel

Beitrag von Bundesfreiwild »

Finanzämter in Ba-Wü sind im Moment in Kooperation mit der Telekom dabei, Telekomiker (bis maximal 45 - also die letzte und jüngste Generation Telekom-Beamten) zum Finanzamt zu übernehmen. Die mit den besten Abschlüssen per Versetzung, die anderen mit einer dauerhaften Abordnung. Ich schätze, wenn das funktioniert, werden andere Bundesländer nachziehen.

Als Grund wurde genannt: Die Schulabgänger mit mittlerer Reife sind auf entweder auf einem soooo schlechten Bildungsniveau, dass es für die Finanzämter nicht reicht oder sie machen Abi und ggfs. Studium und sind für den mittleren Dienst "verloren". Aber selbst bei denen, die genommen werden, muss anscheinend Grundwissen in Rechtschreibung, Rechnen und Staatsbürgerkunde in der Anwärterzeit massiv vermittelt werden, um den Nachwuchs auf einen brauchbaren Stand zu bringen - wie die Lehrpläne zeigen. Leider müssen die wechselwilligen Telekomiker diesen ganzen Lehrplan mit 40+ nochmal mitmachen. Da wird es bestimmt so einige lange Gesichter geben, wenn man als berufserfahrener und gebildeter Mensch nochmal auf 16-Jahre-Niveau einsteigen muss. Naja... das Gute dabei dürfte sein, dass man die Prüfungen dann leicht schaffen wird.

Der mittlere Dienst hat überall Nachwuchsprobleme, wohl auch durch die in den letzten 20 Jahren unter den Deutschen dramatisch gefallene Geburtenrate. Und deutscher Staatsbürger sollte man eben schon sein, wenn es um den hoheitlichen Steuereinzug geht.

Die Behörden und Institute und Unis, etc. nehmen auch wieder Kollegen über 50, da wissen sie, was sie kriegen: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Berufserfahrung. Zumindest dann, wenn die Beamten ganz klar sagen, dass sie noch mind. 15 Jahre bis zur Pension arbeiten gehen wollen/müssen.

Ist vielleicht auch eine Frage der Bezüge. Die Beamtenbezüge sind in den letzten 20 Jahren nicht mehr an die Inflationsraten angepasst worden. Da suchen sich Schüler mit guten Noten und Ambitionen oft andere Berufe, wo sehr gute Leistungen auch schnell in Einkommen honoriert werden und man nicht so abhängig ist von subjektiven Beurteilungen und Beförderungsplanstellen. Und wo zusätzliche Qualifikationen und besondere Fähigkeiten nicht durch eine Laufbahnordnung ausgebremst werden.
Anwaerter
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Re: Personalmangel

Beitrag von Anwaerter »

Bundesfreiwild hat geschrieben:
Als Grund wurde genannt: Die Schulabgänger mit mittlerer Reife sind auf entweder auf einem soooo schlechten Bildungsniveau, dass es für die Finanzämter nicht reicht oder sie machen Abi und ggfs. Studium und sind für den mittleren Dienst "verloren". Aber selbst bei denen, die genommen werden, muss anscheinend Grundwissen in Rechtschreibung, Rechnen und Staatsbürgerkunde in der Anwärterzeit massiv vermittelt werden, um den Nachwuchs auf einen brauchbaren Stand zu bringen - wie die Lehrpläne zeigen. Leider müssen die wechselwilligen Telekomiker diesen ganzen Lehrplan mit 40+ nochmal mitmachen. Da wird es bestimmt so einige lange Gesichter geben, wenn man als berufserfahrener und gebildeter Mensch nochmal auf 16-Jahre-Niveau einsteigen muss. Naja... das Gute dabei dürfte sein, dass man die Prüfungen dann leicht schaffen wird.

Der mittlere Dienst hat überall Nachwuchsprobleme, wohl auch durch die in den letzten 20 Jahren unter den Deutschen dramatisch gefallene Geburtenrate.

Ist vielleicht auch eine Frage der Bezüge. Die Beamtenbezüge sind in den letzten 20 Jahren nicht mehr an die Inflationsraten angepasst worden.
Hallo erst mal danke.

Ich schreibe hier noch mal was ich für Bayern mitbekommen habe, und was ich denke.

In BW gibt es ein Projekt mit ehemaligen Telekom Beamten. Das mag gegenüber diesen nicht allzu nett sein, aber denen auf den Ämtern hilft es bestimmt. Ich habe von keinem einzigen solchen Projekt bisher in Bayern gehört.

In Bayern hat man viele Jahre lang kaum ausgebildet, da ist es kein Wunder, dass es jetzt einen Mangel gibt.
Immer über die jungen Leute her zu ziehen ist auch nicht sonderbar nett.
Ist es eigentlich nicht viel mehr so, wie du auch selbst geschrieben hast:
"Der mittlere Dienst hat überall Nachwuchsprobleme, wohl auch durch die in den letzten 20 Jahren unter den Deutschen dramatisch gefallene Geburtenrate."
"Die Beamtenbezüge sind in den letzten 20 Jahren nicht mehr an die Inflationsraten angepasst worden"
(In Bayern hat man viele Jahre lang kaum ausgebildet = großer Bedarf jetzt, evtl. speziell Bayerisches Problem?)


Bei weniger Bewerbern insgesamt,
für einen Job bei dem man nicht so toll verdient,
aber (zumindest in Bayern) ein großer Bedarf an Arbeitskräften da ist,

kann man einfach nicht erwarten, dass sich da die spitzen Leute bewerben.
Ich finde man sollte die Strukturen an den Ämtern dementsprechend ändern, und die Lehr/Ausbildungspläne auf das notwendige beschränken.

Aber das ist nur meine Meinung.


P. S. Ich kann schon nachvollziehen, dass ältere Beamte das nicht so gut finden,wenn jetzt schlechtere ins Amt kommen. Die Älteren können aberauch nicht arbeiten, bis sie umfallen. Dafür dass sie besser waren bekommen sie ja (zumindest noch ne Zeit lang) eine höhere Pension als wir. Ich gehe mal davon aus, dass da bei uns sicher gekürzt wird.
Es hört sich nicht so schlimm an, wie es ist!
schäferhund
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Re: Personalmangel

Beitrag von schäferhund »

Anwaerter hat geschrieben:Zudem sind sehr viele der Beamten über 55 Jahre alt, und gehen somit irgendwann in Ruhestand.
Dafür benötigt man natürlich auch Nachwuchs. ...
Nun, Anwaerter - das ist so eine Sache . Bei reinen Verwaltungsaufgaben haben die IT-Lösungen in den Behörden so manche Planstelle überflüssig gemacht, denn es gibt bereits hervorragende Software, die menschliche Arbeitskraft zu einem beachtlichen Anteil ersetzen kann. Betroffen sind hier fast ausschließlich Koll. des mD. Sollte man aber doch irgendwann Ersatz für einen mD-Beamten benötigen, so werden vorrangig schlecht bezahlte Traifkräfte (nur mit Zeitvertrag !) eingestellt.
Mikesch hat geschrieben:Wie ich das zu erkennen glaube, sollen immer weniger immer mehr Aufgaben übernehmen.
Stimmt ! Mir ist da ein Fall bekannt, bei dem sogar ein Behördenleiter (hD) zu einem kleinen Teil Aufgaben eines ausgeschiedenen mD-Kollegen übernommen hat ! :lol: Der Rest wurde auf Angestellte und gD-Beamte verteilt.
Anwaerter
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Re: Personalmangel

Beitrag von Anwaerter »

schäferhund hat geschrieben:Bei reinen Verwaltungsaufgaben haben die IT-Lösungen in den Behörden so manche Planstelle überflüssig gemacht, denn es gibt bereits hervorragende Software, die menschliche Arbeitskraft zu einem beachtlichen Anteil ersetzen kann.
Schön wärs. :lol:
So hervorragend ist die EDV am Amt nämlich nicht. :(
Es hört sich nicht so schlimm an, wie es ist!
schäferhund
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Re: Personalmangel

Beitrag von schäferhund »

Anwaerter hat geschrieben:Schön wärs. :lol:
So hervorragend ist die EDV am Amt nämlich nicht. :(
......kommt natürlich darauf an, was die EDV kann und in welchem Amt man ist. :D

Was meinen Aufgabenbereich anbetraf, so hatte ich fast schon das "papierlose" Büro und eine Arbeitseinsparung von schätzungsweise ca. 50 - 60 %. Nach meinem Ausscheiden wurde die Stelle nicht mehr neu besetzt, die restlichen Aufgaben auf ca. 4-5 Kolleginnen u. Kollegen verteilt.
alexxag
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Re: Personalmangel

Beitrag von alexxag »

Im Bereich vom Bund ist es so, dass derzeit freien Stellen vorrangig mit strukturbetroffenen Mitarbeitern des Bundeswehr besetzt werden müssen und werden teilweise auch nur dort in der internen Stellenbörse veröffentlicht.
Eine Bewerbung ist nur möglich, wenn man eine Bescheinigung über die Strukturbetroffenheit von der personalbearbeitenden Stelle bekommt.
Ganze neu zu schaffenden Abteilungen beim z.B. Zoll (KFZ-Steuer) oder dem Luftfahrtbundesamt werden somit mit Bundeswehr-Mitarbeitern gefüllt.

Aber leider hat die Bundeswehr hauptsächlich nur Überhangpersonal von A11 aufwärts...der Großteil an Bedarf von Angestellten und Beamten mD kann trotz Reform nicht von der Bundeswehr bereitgestellt werden. :)
Anwaerter
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Re: Personalmangel

Beitrag von Anwaerter »

alexxag hat geschrieben:Aber leider hat die Bundeswehr hauptsächlich nur Überhangpersonal von A11 aufwärts...der Großteil an Bedarf von Angestellten und Beamten mD kann trotz Reform nicht von der Bundeswehr bereitgestellt werden.
Dazu fällt mir ein ganz böser O- Ton ein, der bei uns im Amt mal gefallen ist. (Also in etwa)

- Sie haben lediglich das Recht auf ihre Besoldung in der Höhe, aber nicht darauf nur dementsprechende Tätigkeiten ausführen zu müssen.

(Vermute aber mal, dass dies ja eher nicht rechtens ist)
Es hört sich nicht so schlimm an, wie es ist!
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