Verrückt im Amt

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

Moderator: Moderatoren

Antworten
Meta
Beiträge: 4
Registriert: 2. Feb 2017, 09:34
Behörde:

Verrückt im Amt

Beitrag von Meta »

Hallo, hat schon mal jemand das Gefühl gehabt, in seinem Amt verrückt zu werden....durchzudrehen, weil man das alles nicht mehr ertragen kann?!
Mir ging es so, vor einem halben Jahr....ich habe einfach den PC ausgemacht und bin gegangen, während der Kernzeit.....ich konnte nicht mehr....ich bin übergeschäumt vor Wut und hätte fast einen Unfall auf dem Heimweg gebaut.
Seit dem bin ich krank geschrieben, ich habe auch bei zwei Psychotherapeuten vorgesprochen, kann damit aber nichts anfangen.....
Jeden Morgen frage ich mich, ob ich wieder gehen werde....bei diesem Gedanken ziehe ich mir die Decke über den Kopf und weiß, dass ich es nicht kann.....
Also nicht, dass jemand denkt, ich habe keine Lust zu arbeiten, so ist es nicht.....es war auch nie geplant, eventuell auszusteigen....aber nach 25 Jahren habe ich das Gefühl, dort verrückt zu werden.....echt, auch wenn sich das wie ein Witz anhört....
Meine ärztliche Diagnose lautet mittelschwere Depression mit Angstzuständen, was ich auch nicht abstreiten kann ....Vor 1 1/2 Jahren habe ich auch schon mal Antidepressiva nehmen müssen, habe diese aber wegen der Nebenwirkung abgesetzt....
Wie läuft das bei einem Amtsarzt ab? Kann man da ehrlich sein oder ist das eher nachteilig für eine vorzeitige Pensionierung?

Ich bin gespannt auf eure Antworten!
Torquemada
Moderator
Beiträge: 3952
Registriert: 4. Jul 2012, 13:08
Behörde: Ruheständler und Privatier
Geschlecht:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Torquemada »

Du hast eine Diagnose, die wohl aus fachärztlicher Sicht stimmig ist. Entweder gelingt es deinen behandlenden Ärzten dich mit Therapie (Kur, stationäre oder ambulante Behandlung) und einer eventl. Wiedereingliederungsmaßnahme wieder dienstfähig zu machen oder du wirst irgendwann (je nach Schnelligkeit deiner Behörde) in den Ruhestand versetzt.
Zollkodex-Ritter
Beiträge: 830
Registriert: 30. Nov 2006, 18:40
Behörde:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Zollkodex-Ritter »

Kommt darauf an, welchen Weg du gehen willst. 25 Dienstjahre können ja auch bedeuten, dass du u.U, erst die Hälfte der Dienstzeit absolviert hast.

Ich an deiner Stelle würde mir überlegen, wenn nicht sogar stationär, zumindest ambulant in eine Gesprächstherapie zu gehen.
watschenmann
Beiträge: 148
Registriert: 18. Mai 2012, 11:22
Behörde: BEV

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von watschenmann »

Hallo Meta,
ich war an diesem Punkt so ziemlich genau vor 5 Jahren.
Hatte die ganzen Tage vorher nur Ärger mit Kunden und zusätzlich auch noch keine Rückendeckung von meinen Vorgesetzten bekommen.
Es geht immer nach dem Motto: dann hat der Beschäftigte Schuld - der Kunde hat bestimmt keine Schuld - dann hast du dich falsch verhalten.
Nachdem mich ein Kunde schlagen wollte habe ich meinen Dienst noch zu Ende gemacht und am nächsten Morgen (mein freier Tag) ging gar nichts mehr. Ich bin morgens wachgeworden und habe nur die Decke überm Bett angestarrt und der erste Gedanke war "Bist du eigentlich bekloppt". Danach bin ich zu meinem Hausarzt, der mich auf Grund einer depressiven Phase arbeitsunfähig geschrieben hat.
Nach den berühmten 42 Tagen habe ich die Einladung zur dienstlichen Untersuchung bekommen und bin erstmal in Kur geschickt worden (was auch nicht viel geholfen hat). Im Gegenteil von den Vorgesetzten kamen Äußerungen wie "Wann kommst du wieder / Die Anderen müssen für dich mitarbeiten usw.) Nach mehren Monaten Arbeitsunfähigkeit kam die 2. Untersuchung durch den Dienstherrn, wo festgestellt wurde, dass meine alte Beschäftigung nicht mehr möglich ist und schwupps bin ich abgeschoben worden. Nach einer psychologischen Behandlung hat sich mein Zustand zwar verbessert, aber man muss immer aufpassen dass man nicht wieder abgleitet.
Ich habe mich für das Weiterarbeiten entschieden, denn Mindestpension ist wirklich nur das Mindeste, da kannste keine großen Sprünge mit machen. Daher beim Amtsarzt immer betonen "Ich will arbeiten".

Gruß der Watschenmann
Torquemada
Moderator
Beiträge: 3952
Registriert: 4. Jul 2012, 13:08
Behörde: Ruheständler und Privatier
Geschlecht:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Torquemada »

watschenmann hat geschrieben: 4. Feb 2017, 08:20 Nach mehren Monaten Arbeitsunfähigkeit kam die 2. Untersuchung durch den Dienstherrn, wo festgestellt wurde, dass meine alte Beschäftigung nicht mehr möglich ist und schwupps bin ich abgeschoben worden.
Wohin?
watschenmann
Beiträge: 148
Registriert: 18. Mai 2012, 11:22
Behörde: BEV

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von watschenmann »

In den gelben Sack (DBJobservice)
Meta
Beiträge: 4
Registriert: 2. Feb 2017, 09:34
Behörde:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Meta »

Hallo, danke für eure Antworten.... 25 Dienstjahre ist bei mir nicht die Hälfte, da ich später eingestiegen bin. Ich habe auch schon meine Versorgungsauskunft. Also, ob ich jetzt gehe oder erst in 14 Jahren, da ändert sich bei mir nix, ich bekomme so oder so nur die Mindestpension, da ich die meiste Zeit verkürzt gegangen bin.....Ein Herauszögern, indem ich beim Amtsarzt immer sage, ich will ja, kommt eher nicht in Frage, ich will ja kein Schmarotzer sein.....einziges Ding, meine Ansicht ändert sich nochmal, aber im Moment .....nein....aber vor dem Amtsarzt habe ich trotzdem Angst.....
eine stationäre Therapie @Zollkodex-Ritter ... niemals!!! und eine ambulante habe ich abgebrochen, da die Therapeutin jede Woche so komisch war, so dass ich schon gezweifelt habe, überhaupt an eine richtige Therapeutin geraten zu sein... Die erste Therapeutin war gut, aber bei der durfte ich nur die Probesitzungen machen, da das über so ein Testverfahren übers Amt ging, diese riet mir dann zu einer ambulanten Therapie....was ich auch machen wollte, aber, wie schon gesagt, nach der 5. Sitzung war da auch Schluss....
Torquemada
Moderator
Beiträge: 3952
Registriert: 4. Jul 2012, 13:08
Behörde: Ruheständler und Privatier
Geschlecht:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Torquemada »

Nach deinen Schilderungen ist ja alles kar.
Benutzeravatar
Baumschubser
Beiträge: 851
Registriert: 22. Mai 2014, 08:53
Behörde:
Geschlecht:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Baumschubser »

Hast du mal mit dem Gedanken gespielt, dich umsetzen zu lassen? Vielleicht hilft eine andere Abteilung, ggf. ein anderer Arbeitsort. Wäre einen Versuch wert.
Meta
Beiträge: 4
Registriert: 2. Feb 2017, 09:34
Behörde:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Meta »

ja habe ich, aber letztendlich eine neue Abteilung? ....das ist doch überall das gleiche, die Mitarbeiter sind doch alle frustriert und verbreiten schlechte Stimmung und dann noch dieses Gelästere untereinander, du kannst niemandem mehr vertrauen....einfach nur schrecklich....manchmal glaube ich, mich hat nur das so verrückt gemacht, die Falschheit der Leute....ich kann mich da schlecht bis eigentlich gar nicht anpassen....und Einzelzimmer gibts bei uns nicht....so ist es....und ein anderes Amt ist für mich zu weit weg, da hätte ich täglich 45 min bis 1 Stunde Fahrzeit für eine Strecke....und dann weiß ich auch nicht, was mich da erwartet, zurück kommst du da nämlich nicht mehr.....das hat auch noch niemals jemand gemacht, sich freiwillig vom Wohnort weg setzen lassen....schon ganz schön verzwickt die ganze Angelegenheit...
Benutzeravatar
Hartwerkerin
Beiträge: 8
Registriert: 16. Jan 2017, 10:48
Behörde:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Hartwerkerin »

...hm, also ich habe in verschiedenen Jobs schon zwei Mal die Stadt gewechselt und war zudem im Ausland...und "ja", das ist immer schwierig für "das soziale Umfeld", aber sich aufgeben indem man sagt, man will und kann keine Lösung finden ist auch keine Alternative. Der Job und das was man täglich tut, macht einen doch zu dem, was man ist. Stehe drüber, wenn sich andere "das Maul zerreißen". Wenn man sich in ein Einzelzimmer absondert, können das andere falsch verstehen. Vielleicht brauchst Du ne neue Inspiration - ein neues Hobby oder Urlaub, um einfach auch mal zu sehen, wie es anderen geht. Ich reise und bin immer wieder erstaunt, wie Menschen auf anderen Kontinenten ihr Schicksal unter viel schwierigeren Umständen meistern und trotzdem freundlicher sind als Leute hierzulande. Das hilft manchmal. Das mit einer Umsetzung ist eine gute Idee, probier`das mal!

Gruß ;)
Meta
Beiträge: 4
Registriert: 2. Feb 2017, 09:34
Behörde:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Meta »

...ich geb mich nicht auf! ...es ist eben schwer, die gesamte Situation hier darzustellen und diese dann auch richtig zu beurteilen....
aber trotzdem danke @Hartwerkerin für deine gewollte Aufmunterung ;)
Zollkodex-Ritter
Beiträge: 830
Registriert: 30. Nov 2006, 18:40
Behörde:

Re: Verrückt im Amt

Beitrag von Zollkodex-Ritter »

Meta, würde es dir besser gehen, wenn der Job weg wäre? Ich kann mir kaum vorstellen, dass man aus diesem Tief herauskommt, wenn nur der Job weg ist. Ich vermute, dass das zwar der Hauptgrund sein wird, aber denke auch, dass du es alleine auch ohne Job nicht schaffen wirst.

Du hattest 5 probatorische Sitzungen also. Es ist schon seltsam, dass die dann ein Gutachten geschrieben hat, und der Gutachter der Beihilfe/GKV dann zu einem anderen Ergebnis gekommen ist, dass eine Gesprächstherapie nicht zielführend sei. Auf jeden Fall müsste man da Rechtsmittel dagegen haben.

Lass mich raten, bist bei irgend einem Nachfolgeunternehmen? Da musst du weg von-.-

Und 45 Min bis 1 h Fahrzeit zu einer anderen Stelle, das ist eigentlich im grünen Bereich heutzutage.
Antworten