Wirtschaftsrecht als Sprungbrett?!

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

Moderator: Moderatoren

Antworten
Wire
Beiträge: 1
Registriert: 24. Jul 2015, 13:23
Behörde:

Wirtschaftsrecht als Sprungbrett?!

Beitrag von Wire »

Hallo liebe Schreibtischritter, (Spaß :D)

ich habe am 02.07.15 meine Fachhochschulreife erhalten und mich vorher viel mit interessanten Berufen auseinandergesetzt. Da mir mangels allgemeiner Hochschulreife alle favorisierten Studiengänge wie Jura, Psychologie und Kognitionswissenschaften verwährt bleiben, musste ich mich umorientierten und musste auch eine Veränderung in meiner Sichtweise auf die Zukunft feststellen. Vorher war mir der Gedanke wichtig große Karriere zu machen und viel zu verdienen, da eine Familiengründung absolut nicht in meinen Lebensstil passte. Nun wird mir aber immer mehr bewusst, dass mir das "Spießer-Leben" doch eher zusagt und ich später lieber nicht alleine oder unglücklich verheiratet sein möchte. :oops: :D

Deswegen habe ich mich jetzt auf zwei Studiengänge beworben und folgende Pro-Contra-Liste erstellt: (Zusagen sind seit heute da)

Was ich bisher herausgefunden habe ist, dass Wirtschaftsrecht


+ mein Interesse an Recht und Wirtschaft kombiniert
+ mir das zwar interessante, aber viel zu unsichere und zeitintensive Jura-Studium erspart
+ einen derart geringen Anteil an abstrakter Mathematik hat, dass ich damit klarkommen werde
+ einem eine Karriere als Justiziar oder Syndikus-Anwalt nach gewisser Einarbeitung ermöglicht
+ einen sehr gut auf den Beruf des Steuerberaters und Wirtschaftsprüfers vorbereitet (Welche aber für mich zu arbeitszeitintensiv sind)
- mir nicht die Karriere als Volljurist ermöglicht
- am ehesten für Angestellte der Mentalität "Was sind schon 50-Stunden-Wochen" geeignet ist
- noch keinen sicheren Stand in der Wirtschaft hat
- keine sonderlichen Chancen zur Verbeamtung ermöglicht (Hauptsächlich würde ich gerne von euch etwas dazu hören :) )




Was ich bisher herausgefunden habe ist, dass Öffentliche Verwaltung (Vollzeit Osnabrück)

+ nach einer 27-wöchigen Einführungszeit die Befähigung zur Laufbahngruppe 2 (erstes Einstiegsamt - ehemals gehobener Dienst) mit sich führt
+ alle für mich interessanten Module + WPM anbietet
+ weniger stressig ist, als ein duales Studium
- die Übernahmechancen in ein Beamtenverhältnis nicht so gut sind, wie die von dualen Studenten, was einen an Niedersachsen bindet, zumindest für mehrere Jahre zwecks notwendiger Berufserfahrung
- ein Studium ist, das einen nur auf den Staatsdienst vorbereitet. Sollte man anschließend merken, dass es doch nicht das Wahre ist, hat man in der freien Wirtschaft schlechte Karten
- hauptsächlich auf die Arbeit als Landesbeamter vorbereitet (laut Kurzbeschreibung)

Ich bin jetzt schon seit 15 Monaten mit meiner Freundin zusammen (Fernbeziehung: Sie - Hamburg; Ich - Saarland) und wir wollen nach unserem Studium auch zusammenziehen. Klar, dass kann natürlich bis dahin auch zu Ende sein, aber selbst wenn, findet man früher oder später wieder eine Parternin. Mir geht es also daher darum, dass ich keine Angst haben will, dass ich uns sie zusammenziehen wollen und ich plötzlich versetzt werde und dann im Endeffekt wieder eine Fernbeziehung daraus wird. Das würde nämlich definitiv das Ende bedeuten.
Könnt ihr diesbezüglich auch eure Erfahrungen mitteilen?

Ich hoffe, dass sich genügend Meinungen finden lassen, da ich unter Zeitdruck zwecks Immantrikulation stehe.

LG Tobi :)
Silencium
Beiträge: 232
Registriert: 29. Mär 2010, 19:30
Behörde:

Re: Wirtschaftsrecht als Sprungbrett?!

Beitrag von Silencium »

Hallo Tobi,

ich möchte es möglichst kurz halten. Der juristische Bereich ist derzeit völlig überlaufen! Selbst Absolventen des klassischen Jurastudiums mit 2 Staatsexamina haben große Schwierigkeiten adäquate Anstellungen zu finden. Und unter Juristen gilt eh der harte Grundsatz "Der Mensch fängt erst beim Volljuristen an". Für den gehobenen Dienst wird hauptsächlich aus dem eigenen Nachwuchs geschöpft der bedarfsgerecht ausgbildet wird. Warum bewirbst du dich nicht einfach für die Laufbahnausbildung hierfür? Bachelorstudiengänge im juristischen Bereich sind m. E. nicht sehr erfolgversprechend. Dafür gibt es einfach zu viele Volljuristen. Außerdem bleiben mit einem Bachelor oder selbst einem Masterabschluss im juristischen Bereich die klassischen juristischen Berufe wie Staatsanwalt, Richter, Verwaltungsjurist (höherer Dienst), oder die Tätigkeit als Rechtsanwalt für immer verschlossen.

Und auch Justiziare in Rechtsabteilungen die keine Volljuristen sind, haben unter den übrigen Volljuristen meist einen schweren Stand...- zumal ihnen vor vielen Gerichten die Postulationsfähigkeit fehlt. Eine Tätigkeit als Syndikus-Anwalt ist - um dich hier zu berichtigen - ebenso ausgeschlossen, da diesse bei einer Rechtsanwaltskammer zugelassen sein müssen was wiederum die Qualifikation zur Ausübung der Anwaltstätigkeit erfordert (2 jur. Staatsexamina).

Daher mein bescheidener Rat: Wenn Jura - dann richtig (und selbst das ist ein Weg den man sich seeeehr gut überlegen sollte angesichts der Komplexität und Dauer des Studiums und den Berufschancen danach).

Ansosnten würde ich eher zu einem betriebswirtschaftlich ausgerichteten Studiengang raten. Aber für BWL gilt mittlerweile sinngemäß auch das gleiche wie für Jura - völlig überlaufen.
"Ungerechtigkeit ist relativ leicht zu ertragen, Gerechtigkeit tut weh." (Henry Louis Mencken)
Antworten