Ansehen "des" Beamten in der "freien Wirtschaft"

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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Schaaf2012
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Ansehen "des" Beamten in der "freien Wirtschaft"

Beitrag von Schaaf2012 »

Hallo zusammen,

im Thread "Beurlaubung ohne Bezüge" wurde kürzlich von einem Fori folgende Beobachtung mitgeteilt:

"Ich hatte nach 8 Jahren Staatsdiener es wirklich sehr schwer wieder in der freien Wirtschaft Fuß zu fassen! Viele Personaler legen die Akte gleich beiseite wenn sie lesen das man längere Zeit beim Staat war UND das egal wie gut die Abschlussnoten / die Promotion war!!!"

Logisch, pauschalisieren macht keinen Sinn, so einseitig krass wird die "frei Wirtschaft" "den Beamten" vielleicht doch nicht sehen? oder doch?

Nach meiner Anwärterzeit war ich immer wieder mal am Überlegen, ob ich mit meiner recht spezifischen Ausbildung nicht doch Chancen in der "freien Wirtschaft" haben könnte. Ausprobiert habe ich es jedoch nicht und ich bin mit meiner Arbeit derzeit auch kompett im 'Einklang.

Welches Ansichten hegt denn die freie Wirtschaft, wenn Bewerber vornehmlich auch daher abgelehnt werden, da sie vormals als Beamte tätig waren?

Ich bin bei einem Bundesministerium A12 und finde, dass mein DH hohe Belastungsfähigkeit, Flexibilität, Umstellungsvermögen, Überstunden ohne Ausgleich usw usf. erwartet und im überwiegenden 'Fall auch erhält. Ich kenne die "freie Wirtschaft" nicht, frage nun mal in die Runde: sind "wir" so anders und nicht brauchbar? Das würde mich doch stark wundern. Vielleicht liegts an althergebrachten Vorurteilen.

Die Wechselmöglichkeiten freie Wirtschaft ==> Beamte und umgekehrt soll ja erhöht werden, teilweise wurden die 'Einstellungsgrenzen für Beamten erhebliclh ausgeweitet. Der Wechsel in die freie Wirtschaft ist jedoch nach wie vor nicht möglich (Stichwort Nachversicherung), auch nicht mit dem neuen Gesetz von vor einem oder so Jahr (vergessen wie das heißt).

Tschö
Schaaf 2012
satoba
Beiträge: 10
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Re: Ansehen "des" Beamten in der "freien Wirtschaft"

Beitrag von satoba »

Ich denke, in diesem Forum tummeln sich nicht so viele Personaler aus der "freien Wirtschaft", die eine glaubwürdige Antwort geben könnten.

Meine eigene Haltung zum Beamtentum ist sehr ambivalent. Für viele Berufe halte ich einen Beamtenstatus für sehr angebracht und sinnvoll, inklusive der ganzen Vorteile wie Unkündbarkeit, Pension, Familienförderung usw. Für genauso viele Berufe (meinen inklusive) halte ich Verbeamtung für Blödsinn und volkswirtschaftliches Vergehen. Und doch bin ich dabei. Ich habe eine Stelle, die ich als normale Angestelle im öD nach einem ganz normalen Studium angetreten habe. Von Anfang an war aber die Möglichkeit einer Verbeamtung gegeben. Ich habe ungefähr 6 Jahre überlegt, ob ich mir das antun will. Und seit 1 Jahr bin ich nun auch dabei.

Aus dieser Erfahrung kann ich sagen: einmal Beamte - immer Beamte. Und nicht, weil das Beamtentum einen auch menschlich sehr prägt. Es ist einfach sehr schwierig, aus einer mäßig spannenden Tätigkeit mit vielen Vorschriften und wenig Raum für Entfaltung, dafür aber mit SEHR sicheren Rahmenbedingungen und einer generell familienfreundlichen Athmosphäre (Elternzeit kein Problem, Teilzeit auch nicht, gleitende Arbeitszeiten, sogar HomeOffice und natürlich die Familienzulage) freiwillig auszubrechen. Besonders für Frauen sind das sehr gewichtige Gründe, nicht in die "freie" Wirtschaft zu wechseln. Zwar könnte man dort viel spannendere Sachen machen, auch der Sinn eigener Tätigkeit wäre vermutlich besser erfassbar. Dafür wäre man spätestens bei der nächsten Schwangerschaft oder sogar "nur" bei einer längeren Kinderkrankheit garantiert auf der Abschussliste.

Und dazu kommt, dass die Anreizsysteme im Beamtentum und in der freien Wirtschaft sehr unterschiedlich sind. Es gibt sicherlich sehr große Schwankungen, je nach Branche und Beruf. Pauschal bietet die freie Wirtschaft allerdings mehr Möglichkeiten für Selbstbestimmung. Im Beamtentum muss man halt die Gesetze und Vorschriften kennen. Und Beamtendeutsch können. Wenn ich meiner Leitungsebene gegenüber irgendein Vorschlag äußere, wie etwas anders gemacht werden könnte, wird erst einmal se-e-ehr lange überlegt, wieso wie das überhaupt tun sollten... Und ich habe wirklich nicht die schlimmste Stelle, ganz nette Kollegen und die Leitung ist - sagen wir mal - OK. Und in zehn Jahren werde ich vermutlich nicht mal auf die Idee kommen, irgenein Vorschlag bei dem Meeting zu äußern... Verständlich, wenn mich dann kein Personaler mehr will :D

Die größte Schwierigkeit ist - nach meinem eignen Selbstversuch - sich als Beamter/Beamtin seine Freude an der Arbeit zu erhalten. Es gibt so viele frustrierende Nebensächlichkeiten im Alltag der Beamten, dass sie einem irgendwann auch die Tätigkeit an sich versauen. Wenn man das schafft, kommt man bestimmt bei Wunsch auch in der freiem Wirtschaft an..-
jaschatz
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Registriert: 18. Mai 2013, 10:49
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Re: Ansehen "des" Beamten in der "freien Wirtschaft"

Beitrag von jaschatz »

das muß ich nun doch los werden:

Auch die Wirtschaft würde sich ein Saatsunternehmen mit verbeamteten Lokführern wünschen.

ABER. Es muß ja wirtschaftlich gedacht werden. Nun haben wir den Streik den die Wirtschaft nicht braucht.

Es war schon richtig, einige Berufe in den Beamtenstand zu heben. !!!!
dsabwien
Beiträge: 78
Registriert: 19. Mär 2013, 17:00
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Re: Ansehen "des" Beamten in der "freien Wirtschaft"

Beitrag von dsabwien »

Da kann man nur zustimmen.
Alles was mit - Netzen - zu tun hat, von dem die Volkswirtschaft lebt und profitiert, dass hat in
privater Hand nichts zu suchen.
- Bahn
- Deutsche Post
- Deutsche Telekom
- Stromwirtschaft
- Wasserwirtschaft
wären in Staatshand ohne Einflussnahme unserer lobbyistischen Politiker besser aufgehoben
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Ruheständler
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Re: Ansehen "des" Beamten in der "freien Wirtschaft"

Beitrag von Ruheständler »

satoba hat geschrieben: Und dazu kommt, dass die Anreizsysteme im Beamtentum und in der freien Wirtschaft sehr unterschiedlich sind. Es gibt sicherlich sehr große Schwankungen, je nach Branche und Beruf. Pauschal bietet die freie Wirtschaft allerdings mehr Möglichkeiten für Selbstbestimmung. Im Beamtentum muss man halt die Gesetze und Vorschriften kennen. Und Beamtendeutsch können. Wenn ich meiner Leitungsebene gegenüber irgendein Vorschlag äußere, wie etwas anders gemacht werden könnte, wird erst einmal se-e-ehr lange überlegt, wieso wie das überhaupt tun sollten...

Die größte Schwierigkeit ist - nach meinem eignen Selbstversuch - sich als Beamter/Beamtin seine Freude an der Arbeit zu erhalten. Es gibt so viele frustrierende Nebensächlichkeiten im Alltag der Beamten, dass sie einem irgendwann auch die Tätigkeit an sich versauen. Wenn man das schafft, kommt man bestimmt bei Wunsch auch in der freiem Wirtschaft an..-
...um Vergleiche von Arbeitsplätzen in der freien Wirtschaft mit dem Beamtentum anzustellen muss man erst mal erkennen das sich im Arbeitgebertopf des öffentlichen Dienstes Beamte und Angestellte tummeln,bei näherer Ansicht wird man feststellen das sich innerhalb des öffentlichen Dienstes zwischen den Angestellten und den Beamten auch noch weitere sehr gravierende Unterschiede in Bezug auf Gestaltung des Arbeitsumfeldes und Einsetzbarkeit und des Gehaltes eines Mitarbeiters sowie sehr unterschiedliche hirarchische Strukturen zur Obrigkeit auftun und dann sind da noch die Soldaten, zumindest in der Verwaltung mischen diese mit und haben ihre Aufgaben um den Dienst ordnungsgemäß zu verrichten.
Schwierigkeiten im Job sind eh überall vorhanden unabhängig von privaten oder eben öffentlichen Arbeitgebern,ich habe nach 45 Jahren im öffentlichen Dienst festgestellt,wer Problemen und Schwierigkeiten zu schnell aus dem Weg geht,nach dem Motto ist doch eh egal ich kann ja sowieso nichts ändern,der hat bereits gegen sich selbst schon verloren,um es noch mal klar zu formulieren Ars........ gibt es überall,entscheidend ist die eigene Lebenseinstellung sich den Herausforderungen in der Arbeitswelt zu stellen,Beharrlichkeit und Konsequenz im Umgang mit der täglichen Auseinandersetzung in der Arbeitswelt gibt einem selber immer ein gutes zufriedenes Gefühl, egal ob man auch mal einstecken muss und den kürzeren zieht aber der Blick in den Spiegel fällt einem dann leichter.
Mein beruflicher Werdegang im öffentlichen Dienst hat alle Beschäftigungsformen durchlaufen vom Anfang als ,,Soldat auf Zeit,, dann,,Arbeiter,, dann ,,Angestellter,, und sozusagen als krönenden Abschluß als,,Beamter,,
Gruß vom Ruheständler
meine Eltern sagten damals immer wieder:Junge mach aus Deinem Leben was anständiges, Ergebnis : Feinmechaniker, Soldat,Arbeiter,Angestellter,Beamter,Pensionär,was soll ich noch vollbringen ? für kreative Vorschläge bin ich offen ... :mrgreen:
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