Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

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StevenJVA
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Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von StevenJVA »

Hallo.

Ich habe jetzt eine ganze weile hier im Forum gelesen und gesucht ohne angemeldet zu sein.
Nun aber habe ich mich selbst überredet, mein Anliegen hier mal unter dem Schutze der Anonymität zu schildern und eure Meinungen einzuholen.
Ich entschuldige mich jetzt schon einmal, falls ich zu weit aushole.

Ich bin erst 34 Jahre jung und seit 10 Jahren im Justizvollzugsdienst (inkl. des Vorbereitungsdienstes) tätig.
Zudem bin ich verheiratet und habe zwei Kinder.

Seit längerer Zeit komme ich eigentlich nur noch unmotiviert und frustriert zum Dienst.
Dafür würde ich anfänglich und hauptsächlich in erster Linie die schlechte Dienstplanung verantwortlich machen.
Durch die Tatsache, dass meine Frau ebenfalls einem Beruf nachgeht, habe ich damals um einen bestimmten Dienstrythmus gebeten. (Welcher natürlich nach Absprache auch mal aus dienstlichen Gründen nicht eingehalten werden kann).
Allerdings wurden mir immer wieder willkürlich, obwohl der Dienst es zugelassen hätte, Steine in den Weg gelegt, wodurch die Betreuung der Kinder und somit das Familienleben schwer regelbar wurden.
Ich spiele mit offenen Karten und gebe zu, dass mir diese Hindernisse auch das ein oder andere mal keine andere Wahl ließen, als mich für einige Tage krank zu melden.
Für einige scheint es sicher nicht nachvollziehbar, dass sich jemand über vorgegebene Dienstzeiten aufregt, aber wenn man im gleichem Atemzug sieht, dass die "Lieblinge" immer ihre Wunschschichten und Freien Tage bekommen, fühlt man sich ein wenig frustriert.

Zudem muss ich sagen, dass ich in meinem Berufsleben (auch vor der Zeit im Justizvollzug) gelernt habe mit Kritik umzugehen, aber auch Kritik sachlich zu äußern. Und dies tue ich auch.
In dieser Hinsicht scheine ich für Vorgesetzte ein "schwieriger Mitarbeiter" zu sein.
Meiner Meinung nach habe ich genau deshalb, weil ich ein schwieriger Mitarbeiter bin, die letzten Jahre auch immer eine der schlechtesten Beurteilung in meiner Behörde erhalten. (im Vergleich mit Kollegen der gleichen Besoldungsgruppe).
Dabei würde ich mich Dienstlich....sicherlich kann man mir hier zu wenig Objektivität vorwerfen......als mit einer der besten sehen.
Denn es kam nicht selten vor, dass ich Fragen oder Situationen "an der Türe" geregelt habe und mir ein junger Kollege (Anwärter, Angestellter,...) dann hinterher sagte, dass er eine solche Souveränität noch nie und von keinem gesehen habe.

Obwohl ich schnell verstanden habe wie das ganze Hierarchiegehabe funktioniert und das akzeptiert und hingenommen habe, hat mich all das und noch sicherlich viele Kleinigkeiten mehr, irgendwann wirklich sehr frustriert und im letzten, sowie in diesem Jahr wurde ich auch schon mal von einem Arzt krankgeschrieben (Burn-Out).
Ich bin allerding jedes Mal nach 14 Tagen wieder zum Dienst gegangen, da ich mir nicht vorstellen konnte wirklich ein Psychisches Problem zu haben und ich mich irgendwie dazu verpflichtet gefühlt habe. Außerdem bin ich von Natur aus eher ein "Eigenbrödler" der seine Probleme gerne mit sich alleine bewältigt.

Inzwischen ist es aber soweit, dass ich diesen Laden einfach nicht mehr sehen kann. Das sind neben den Kollegen die sich wie menschliche Arschlöcher aufführen aber auch die Inhaftierten. Ob nun die ganzen Ausländer, speziell die ganzen Rumänen (nein...ich bin keineswegs Ausländerfeindlich) oder aber das bestimmte Klientel (Missbrauch von Kindern).
Ich bekomme einfach durchweg tierische Aggressionen und bin nur noch auf Zündung. In letzter Zeit bin ich ziemlich leicht Reizbar, was sich leider auch zuhause bei Frau und Kindern bemerkbar macht.
Auch die ganzen Wechselschichten machen mich inzwischen so fertig, dass ich in der Freizeit eigentlich nur noch Müde und Lustlos bin.
Sollte dies auf Dauer so sein, bin ich mir sicher, dass ich mal verheiratet WAR.

Neben schlechten Dienstplänen, vermutlicher Schikane von Vorgesetzten, schlechte Beurteilungen, keine Anerkennung, den Inhaftierten, dem Wechseldienst und die Inzestuöse Strukturen gibt es noch viele andere Dinge die mich einfach verrückt machen. (Die ganzen jungen Kolleginnen, jegliche Geräusche sowohl dienstlich(Schlüssel, Türen, Pieptöne, Computersurren) als auch Privat (Essgeräusche, Tütenrascheln,....).......)

Ich denke jetzt schon sehr lange darüber zu "Kündigen" um endlich wieder meinen Frieden zurück zu erlangen. Allerdings kann ich nicht so ohne weiteres die erlangten Sicherheiten abtreten ohne meine Familie in den Ruin zu reiten.
Ich bin teilweise alleine schon wegen diesen Gedanken ziemlich am Ende.
Natürlich habe ich auch schon über einen vorzeitigen Ruhestand nachgedacht, allerdings denke ich,
a) dass ein so junger Beamter nicht so ohne weiteres so lange Krankgeschrieben wird und erst recht nicht so ohne weiteres in den Ruhestand versetzt wird und
b) ich nicht wirklich wüsste was unterm Strich am Ende von der Mindestversorgung übrigbleiben würde.

Genau deshalb wollte ich einfach mal ein paar eurer Meinungen einholen auch wenn sicherlich wie schon so oft hier gelesen mit Worten wie "Mimosenhaft" um sich geworfen wird.

Danke
Siedler
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Siedler »

Ich kann Dir nur einen Rat geben.
Besprech das mit Deiner Frau.
Vielleicht findet Ihr gemeinsam eine Lösung wie Ih evtl. mit weniger Geld über die Runden kommt.
Ob es Möglichkeiten gibt, einen anderen Arbeitsplatz zu finden, der Dir besser zusagt.

Ich mache seit meinen 17 Lebensjahr Schichtdienst.
Habe im großen und ganzen gute Diensteinteiler gehabt.

Bei uns ist 2014 (warum nicht früher?) der Jahresdienstplan eingeführt worden. Leider klappt der vorne und hinten nicht.
Zusätzlich sollte ein 4-Wochen-Dienstplan kommen, damit man wenigstens für die nächsten 4-Wochen Bescheid weiß.
Da es durch Erkrankung usw. immer Abweichungen vom Jahresdienstplan geben kann.
Inzwischen läuft es wieder so: Beispiel: Im Laufe der Kalenderwoche 10 erfahre ich was ich in Kalenderwoche 11 für einen Dienst habe.

Der Diensteinteiler ist in meinen Augen unfähig und hat auch schon das Handtuch geworfen und wechselt in Kürze auf einen anderen Arbeitsplatz.

Was mich am meisten ärgert ist der Betriebsrat. Der läßt das alles so laufen. Macht in seinen Broschüren, Werbematerial Reklame für sich mit dem erreichten:
Jahresdienstplan, 4-Wochen-Dienstplan

Bei den Betriebsratswahlen wird getrickst. Obwohl es nur eine Gewerkschaft gibt, werden 2 Listen aufgestellt, damit es keine Persönlichkeitswahl gibt.
Betriebsrat auf Missstände ansprechen: Bringt nichts

Das wäre schon einmal ganz wichtig, dass der Betriebsrat sich um die Probleme kümmert und nicht die Mitarbeiter sich mit den Vorgesetzten streiten müssen.

Kann Dich da verstehen. Eine schlechte Diensteinteilung und Schichtdienst macht einen das Leben sehr schwer.
Steinbock
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Steinbock »

Siedler hat geschrieben: Was mich am meisten ärgert ist der Betriebsrat. Der läßt das alles so laufen. Macht in seinen Broschüren, Werbematerial Reklame für sich mit dem erreichten:
Jahresdienstplan, 4-Wochen-Dienstplan

Bei den Betriebsratswahlen wird getrickst. Obwohl es nur eine Gewerkschaft gibt, werden 2 Listen aufgestellt, damit es keine Persönlichkeitswahl gibt.
Betriebsrat auf Missstände ansprechen: Bringt nichts
Dieses Problem verstehe ich nicht. Seit wann muss denn ein Personalrat Gewerkschaftsmitglied sein ?
Macht einfach eine 2. Liste auf mit anderen Kanditaten.

Lies einfach mal was dazu im entsprechenden Landespersonalvertretungsgesetz steht (Wahlberechtigung)

Alternativ - kontaktiert mal den zuständigen Landesverband der Justizvollzugsbediensteten und macht ihn auf diese Unzulänglichkeiten aufmerksam und lasst euch überraschen wie schnell sich dann was ändert.

http://www.bsbd.de/

Gruß vom Steinbock
Anstaltszauber
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Anstaltszauber »

StevenJVA hat geschrieben:Ich bin erst 34 Jahre jung und seit 10 Jahren im Justizvollzugsdienst (inkl. des Vorbereitungsdienstes) tätig.
Zudem bin ich verheiratet und habe zwei Kinder.
Einfache, aber tückische Frage: Warum hast Du Dich für den Justizvollzugsdienst entschieden? Musst Du nicht zwingend hier im Forum beantworten, solltest Du aber für Dich selbst in jedem Fall tun.

Grundsätzlich stelle ich hier (und auch im "real life") fest, dass die Mitarbeiterzufriedenheit im öffentlichen Dienst dramatisch gesunken ist. Ich bin schon einige Jahre dabei und ich kann mich daran erinnern, dass es auch "früher" Frust gab, dass es auch früher Ungerechtigkeiten gab und dass auch früher das Geld oft nicht genug schien. Ich stelle allerdings fest, dass die Unzufriedenheit mittlerweile eklatante Auswirkungen auf die Arbeitsmoral hat. Früher haben sich die Leute ein verbales Ventil gesucht, aber trotzdem ihre Arbeit so gut wie möglich gemacht. Mittlerweile wird die Arbeit nur noch irgendwie "beseitigt".

Gruß aus der Anstalt.
Torquemada
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Torquemada »

StevenJVA hat geschrieben: Ich bekomme einfach durchweg tierische Aggressionen und bin nur noch auf Zündung. In letzter Zeit bin ich ziemlich leicht Reizbar, was sich leider auch zuhause bei Frau und Kindern bemerkbar macht.
Auch die ganzen Wechselschichten machen mich inzwischen so fertig, dass ich in der Freizeit eigentlich nur noch Müde und Lustlos bin.

Neben schlechten Dienstplänen, vermutlicher Schikane von Vorgesetzten, schlechte Beurteilungen, keine Anerkennung, den Inhaftierten, dem Wechseldienst und die Inzestuöse Strukturen gibt es noch viele andere Dinge die mich einfach verrückt machen. (Die ganzen jungen Kolleginnen, jegliche Geräusche sowohl dienstlich(Schlüssel, Türen, Pieptöne, Computersurren) als auch Privat (Essgeräusche, Tütenrascheln,....).......)

Sprich mit deiner Frau und deinem Hausarzt. Mache dringend einen Termin bei einem Psychiater (die haben lange Wartezeiten). Lass dich von deinem Hausarzt erstmal AU schreiben. Du bist es nämlich !!
Michael1990
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Michael1990 »

StevenJVA hat geschrieben:
Neben schlechten Dienstplänen, vermutlicher Schikane von Vorgesetzten, schlechte Beurteilungen, keine Anerkennung, den Inhaftierten, dem Wechseldienst und die Inzestuöse Strukturen gibt es noch viele andere Dinge die mich einfach verrückt machen. (Die ganzen jungen Kolleginnen, jegliche Geräusche sowohl dienstlich(Schlüssel, Türen, Pieptöne, Computersurren) als auch Privat (Essgeräusche, Tütenrascheln,....).......)

Ich denke jetzt schon sehr lange darüber zu "Kündigen" um endlich wieder meinen Frieden zurück zu erlangen. Allerdings kann ich nicht so ohne weiteres die erlangten Sicherheiten abtreten ohne meine Familie in den Ruin zu reiten.
Ich bin teilweise alleine schon wegen diesen Gedanken ziemlich am Ende.
Natürlich habe ich auch schon über einen vorzeitigen Ruhestand nachgedacht, allerdings denke ich,
a) dass ein so junger Beamter nicht so ohne weiteres so lange Krankgeschrieben wird und erst recht nicht so ohne weiteres in den Ruhestand versetzt wird und
b) ich nicht wirklich wüsste was unterm Strich am Ende von der Mindestversorgung übrigbleiben würde.

Genau deshalb wollte ich einfach mal ein paar eurer Meinungen einholen auch wenn sicherlich wie schon so oft hier gelesen mit Worten wie "Mimosenhaft" um sich geworfen wird.

Danke
Hallo Steven,

Du scheinst dich in einer Scheiss- Situation zu befinden, allerdings finde ich es nicht angemessen, dass Du schon über vorzeitigen Ruhestand nachdenkst.
Wie wäre es denn wenn du deine Stundenzahl etwas reduzieren würdest? Probleme im Job hat jeder mal, da heisst es: Augen zu und Durch. Du bist erst 34 und
da an die Mindestpension zu denken ist nicht angebracht. Wenn jeder bei Problemen kündigen würde bzw. Mindestpension/H4 beziehen würde, dann hätten wir
tatsächlich einen Fachkraäftemangel^^.

Sprich nochmal mit dem für die Dienstplanung zuständigen Menschen, eine Aussprache wirkt manchmal Wunder. Falls das nicht hilft, solltest Du eine Stundenreduzierung anpeilen. Aber mit 34 in den Vorruhestand geht doch nicht, bei seiner Erfindung hatte der Dienstherr sicher keine Leute im Auge, die Reibungen mit den Mitarbeiter haben und mit der Dienstplanung nicht einverstanden sind, sondern Leute die einen schweren Dienstunfall etc. hatten.
Torquemada
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Torquemada »

Hier ist erstmal eine ordentliche Behandlung des drohenden völligen Zusammenbruchs ganz wichtig. Mit Reha und korrekter Wiedereingliederung unter Berücksichtigung der schwierigen Betreuungssituation der Kinder. Das monatliche Geld kommt....egal ob du da hingehst und dich abschindest oder ob du als "Eigenbrödler" die Kraft aufbringst, dich von deinen Ärzten zu deinem Wohl aus dem Verkehr ziehen zu lassen.
Eine Widereingliederung kann doch dann in einem Bereich ohne besondere Schichtdienst und ohne dauernden Kontakt mit "den Kunden" erfolgen. Kündigen AUF GAR KEINEN FALL.
Michael1990
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Michael1990 »

Torquemada hat geschrieben:Hier ist erstmal eine ordentliche Behandlung des drohenden völligen Zusammenbruchs ganz wichtig.
jetzt mach mal halblang!!
Der TE hat Probleme mit seinem Vorgesetzten und einigen Kollegen sowie einem ungünstigen Dienstplan. Wer hat so etwas im Laufe seines Berufslebens nicht??
Daraus jetzt einen drohenden Zusammenbruch zu konstruieren ist völlig überzogen.
Eine Widereingliederung kann doch dann in einem Bereich ohne besondere Schichtdienst und ohne dauernden Kontakt mit "den Kunden" erfolgen. Kündigen AUF GAR KEINEN FALL.
Keinen Schichtdienst im Justizvollzugsdienst? Geht das? Und der Kontakt mit "eigenwilligem Klientel" gehört doch zum Justizvollzugsdienst dazu.
Man kann schließlich auch nicht Dachdecker werden und sich dann über die Arbeit in der Höhe und das schlechte Wetter beschweren.
StevenJVA
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von StevenJVA »

Hallo und erst einmal vielen Dank für die ganzen Antworten.
Ich versuche mal die ein oder anderen Fragen und Antworten zu kommentieren.
Einfache, aber tückische Frage: Warum hast Du Dich für den Justizvollzugsdienst entschieden?
Ich habe, man mag es kaum glauben, mal richtig Spaß an dem Job gehabt. Ich war im Vorbereitungsdienst mit einer der besten, weshalb ich auch heute noch behaupte, dass mir dienstlich keiner so leicht das Wasser reichen kann. Aber dies wurde zu keinem Zeitpunkt, neben dem ein oder anderem warmen Lüftchen, wirklich anerkannt.
Ich bin schon einige Jahre dabei und ich kann mich daran erinnern, dass es auch "früher" Frust gab, dass es auch früher Ungerechtigkeiten gab und dass auch früher das Geld oft nicht genug schien........Früher haben sich die Leute ein verbales Ventil gesucht, aber trotzdem ihre Arbeit so gut wie möglich gemacht.
Dazu muss ich sagen, dass ich fast keinen "alten" Kollegen der "im Früher" Dienst gemacht hat, der kein Alkoholproblem hat, der nicht mehrfach oder mindestens einmal geschieden ist, sonst irgendwelche privaten Probleme hat oder frühzeitig das zeitliche gesegnet hat. Und genau so, wie all die anderen Kollegen will und kann ich einfach nicht enden.
Sprich mit deiner Frau und deinem Hausarzt. Mache dringend einen Termin bei einem Psychiater (die haben lange Wartezeiten). Lass dich von deinem Hausarzt erst mal AU schreiben. Du bist es nämlich !!
Bei meinem Hausarzt war ich dieses Jahr ja schon, der mich dann auch 14 Tage krank schrieb, aber im gleichem Atemzug auch meinte, dass "Krank sein" keine Lösung sei. Ich weiß allerdings noch nicht, ob er nach wie vor mein Hausarzt ist.......
Du scheinst dich in einer Scheiss- Situation zu befinden, allerdings finde ich es nicht angemessen, dass Du schon über vorzeitigen Ruhestand nachdenkst.
Wie du sicher gelesen hast, denke ich über ziemlich vieles nach. Und da ist nicht nur der Ruhestand, sondern auch die "Kündigung" in meinem Kopf gewesen.
Wie wäre es denn wenn du deine Stundenzahl etwas reduzieren würdest?
Ganz ehrlich? Das würde an meinem "Hass" dem Beruf gegenüber wenig ändern. Au?er das ich wahrscheinlich finanziell genau so stehen würde wie im Ruhestand. Aber das wäre jetzt nur eine große Schätzung, ohne zu wissen wie es wirklich ist.
Sprich nochmal mit dem für die Dienstplanung zuständigen Menschen, eine Aussprache wirkt manchmal Wunder. Falls das nicht hilft, solltest Du eine Stundenreduzierung anpeilen. Aber mit 34 in den Vorruhestand geht doch nicht, bei seiner Erfindung hatte der Dienstherr sicher keine Leute im Auge, die Reibungen mit den Mitarbeiter haben und mit der Dienstplanung nicht einverstanden sind, sondern Leute die einen schweren Dienstunfall etc. hatten.
Eine Aussprache mit dem Dienstplaner würde definitiv nichts an der in mir brodelnden Wut und dem Hass ändern.
Der Dienstherr hat es sicher auch nicht gewollt, dass seine Mitarbeiter durch unfähige Vorgesetzte die nur alleine wegen Ihrer Geselligkeit oder wegen einer einfach schöneren Nase unmotiviert und frustriert sind. Mal von den ganzen anderen Dingen abgesehen, die mir zusätzlich den Kopf zermartern.
jetzt mach mal halblang!!
Der TE hat Probleme mit seinem Vorgesetzten und einigen Kollegen sowie einem ungünstigen Dienstplan.
Das sind nicht die einzigen Probleme, sondern nur die anfänglichen Probleme die mMn der Auslöser der momentanen vielschitigeren Kopfzerbrecherei sind.
Anstaltszauber
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Anstaltszauber »

StevenJVA hat geschrieben:Ich habe, man mag es kaum glauben, mal richtig Spaß an dem Job gehabt. Ich war im Vorbereitungsdienst mit einer der besten, weshalb ich auch heute noch behaupte, dass mir dienstlich keiner so leicht das Wasser reichen kann. Aber dies wurde zu keinem Zeitpunkt, neben dem ein oder anderem warmen Lüftchen, wirklich anerkannt.
Das ist Fluch und Segen zugleich. Ein Fluch, weil Du denen, für die es nur ein Job ist, immer unterlegen sein wirst. Ein Segen, weil es Potential zeigt. Wer ausgebrannt ist, hat immerhin mal für etwas gebrannt.

Ich rate aus persönlicher Erfahrung zu zwei Strategien:

Erstens mußt Du ausreichend Krankheitszeiten aufweisen. Erst wenn Du überdurchschnittlich krank bist, wird Deine Führungskraft Ihr Augenmerk auf Dich richten. Das klingt härter als es ist: Auch eine Führungskraft ist Zwängen ausgesetzt, auch bei ihr ist die Zeit oft knapp. Gelöscht wird, wo es brennt, nicht wo es nur glimmt. Für vorbeugenden Brandschutz ist noch weniger Zeit (keine). Wer lange genug krank wird, dem wird ggf. mit BEM, BGM und so eher geholfen. Ich rate zu einer Reha, weil in einer solchen Situation der "Ausbruch" aus dem Alltag notwendig ist.

In einem weiteren Schritt mußt Du eine Zukunftsplanung machen. Was Deinen Beruf anbelangt: Love it, change it or leave it. Erarbeite für Dich eine Liste: Was ist Dir im Beruf allgemein wichtig. Was war/ist Dir in Deinem konkreten Beruf wichtig. Wo haben sich Deine ursprünglichen Erwartungen bestätigt, wo haben sie es sich nicht? Hierauf aufbauend kannst Du mit Deiner Familie Deine Zukunft "zeichnen". Wer einen Weg gehen will, muss wissen wohin er will!

Gruß aus der Anstalt.
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Baumschubser
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Baumschubser »

@Threadersteller

Ich kenne deine Probleme bestens, arbeite ebenfalls in einer JVA. Meine Frau arbeitet als Krankenschwester in Schichten. Mit seinerzeit 2 kleinen Kindern war deshalb zwingend notwendig, dass immer wechselseitig geplant wurde. Das hat damals auch halbwegs geklappt, obwohl das von der Dienstleitung argwöhnisch beobachtet wurde. Klar, die hatten allesamt keine Kinder, denen war sowas scheißegal. Nach längeren Hickhack habe ich es dann endlich auf einen Tagdienstposten geschafft. Es gibt aber im ÖD diverse Regelungen bis hin zu Gesetzen, die das Familienleben und die Vereinbarkeit mit dem Dienst betreffen. Hier in Sachsen ist sowas explizit geregelt. Das musste ich der hiesigen Anstaltsleitung unmissverständlich klar machen. Die waren natürlich der Meinung, dass diese Gestze ausgerechnet in der JVA nicht gelten (lächerlich, aber so sind Juristen nunmal). Erst als ich mit zwei Anwaälten des DGB in den Knast einmarschiert bin in einer anderen Angelegenheit, wurde ich für voll genommen. Seitdem habe ich Ruhe.

Lange Rede, kurzer Sinn. Du musst rausfinden, ob es in deinem Bundesland auch solche Regelungen gibt. In Sachsen heißt das Frauenförderungsgesetz, gilt natürlich trotz des Namens auch für Männer. Dort ist explizit geregelt, dass der Dienstherr dir die Kinderbetreuung ermöglichen muss. Bis zum 12. Lebensjahr heißt das Tagdienst, wenn nichts anderes hilft.

Und eins noch, kündigen würde ich niemals. Auch wenn man im mD nicht reich wird, es ist jeden Monat zum ersten sicheres Geld. Ob du mal nen gelben Zettel einreichst oder nicht. Im schlimmsten Fall Frühpension, aber nie kündigen.
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tiefenseer
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von tiefenseer »

Hallo StevenJVA,
hallo @,

meines Erachtens hast Du zwei grundsätzliche Entscheidungen getroffen, die Dir bereits eine Antwort auf Deine Fragen geben.

1. Der Weg zu Deinem Hausarzt
Deine Seele brennt - sie verbrennt jeden Tag ein kleines Stück - die Mediziner bezeichnen es als Bourn out.
Ich selbst bin Bourn out Betroffner und kann Dir nur raten, solche Feststellung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Ursachen hierfür sind so unterschiedlich, wie es Unterschiede in jedem Menschen selbst zu finden sind.
Solch eine Situation ist nicht in 14 Tage AU erledigt. Das ist ein langer Prozeß gewesen, der Dich dazu gebracht hat. Es bedarf auch eines längeren Prozesses wieder aus dieser Spirale heraus zu kommen.

2. Du möchtest mit diesem für Dich schmerzlichen Prozess nicht allein sein und hast Dich hier mit Deinem Kummer an die "Öffentlichkeit" gewandt.
Solch ein Schritt ist nicht einfach - sich über seine Schwächen zu äußern - für mich ist das Stärke.

Du wirst innerhalb Deines Arbeitskreises keine grundsätzlichen Entscheidungen für eine Veränderung bewirken können. Dazu bist Du weder Goliath noch hast Du magische Kräfte.
Jemand hat hier geschrieben, dass es Regelungen gibt, die gesetzlich vorgeschrieben sind. Nutze sie für Dich schamlos aus und mache uneingeschränkt Gebrauch davon. Suche Dir innerhalb der Behörde "Partner", die Dir helfen. Ich selbst habe keine gute Meinung von Personalräten. Nur Du kannst einschätzen, ob ein solcher Personalrat ein guter "Partner" für Dich ist.
Vielleicht gibt es außerhalb Eures Hauses Vorgesetzte, an die Du Dich wenden kannst.

Für Dich sollte es das oberste Ziel sein, Deine Frau in Deinen Kummer, Deine Sorgen, Deine Gedanken (mögen sie noch noch so abgrundtief "häßlich" sein) mit ein zu beziehen. Mache Sie zu einem starken Partner, die Dich auch mal auf den Boden der Tatsachen zurück holt. Akzeptiere (das kann für den einen oder anderen ein schwerer Schritt sein) ohne wenn und aber die Meinung/Kritik/Gefühle Deiner Frau. Dann wirst Du auch Deine Frau als starken Partner auf Dauer neben Dich haben.
Für mich war und ist meine Familie das Bollwerk und die Oase zugleich. Und - sie schafft mir den Halt, um meinen inneren Frieden zu erhalten. Meine Frau hat mir in der Vergangenheit so manches Mal die Flügel gestutzt, um mich auf dem Boden der Tatsachen zurück zu holen - und - ich bin ihr unheimlich dankbar dafür.

Du sprichst offen aus, dass Du Dich mit dem Gedanken der Kündigung, was einerseits ein Hilfeschrei und andererseits eine innere Aufgabe wieder spiegelt, auseinander setzt.
Das ist jedoch eine Option (die hier schon mehrfach verneint wurde), die Du bei Deinen Überlegungen gänzlich aus Deinem Gedächtnis streichen solltest. Du hast (wie jeder andere auch) hart dafür gearbeitet den Beamtenstatus zu erlangen - werfe das nicht achtlos weg!

Wenn Du mich nun fragst -was ich an Deiner Stelle täte.
Auch das ist schon vorgeschlagen worden. Suche Dir eine(n) Therapeuten(in) und mache eine Psychotherapie.
Für mich ist das eine Option, wo ich weiß, wo ich meinen gedanklichen Müll abladen kann, wo ich mein gedankliches Chaos aussprechen kann und Hilfe bekomme, es zu ordnen. Wo Keiner mir Vorwürfe oder Vorbehalte macht, weil mir die Tränen, die letzte Kraft rauben, weil sie wie ein Wasserfall über mich kommen.
Und - eine Therapie ist eine gute Hilfe, um den Weg aus ein Labyrinth zu finden.
Es nicht zu tun - ist die Mißachtung jeglicher Signale, die Dir Dein Körper bereits gegeben hat. Sei egoistisch anderen gegenüber. Es geht hier in allererster Linie um Deine Gesundheit - lass nicht zu, dass Deine Seele mehr und mehr verbrennt....
Ärgere Dich nicht über Deine Fehler und Schwächen, ohne sie bist Du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr.
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Baumschubser
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Baumschubser »

Michael1990 hat geschrieben:
Keinen Schichtdienst im Justizvollzugsdienst? Geht das? Und der Kontakt mit "eigenwilligem Klientel" gehört doch zum Justizvollzugsdienst dazu.
Man kann schließlich auch nicht Dachdecker werden und sich dann über die Arbeit in der Höhe und das schlechte Wetter beschweren.
Klar geht das. In jeder JVA gibt es reichlich Dienstposten mit Normalschicht: Küche, Besuch, Kammer, teilweise Torwache, sämtliche Betriebsdieste uvm. Der Kontakt mit Insassen ist aber fast überall vorhanden, lediglich einige Posten in der Torwache haben keinen Kontakt.
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Anwaerter »

Hi Steffen JVA

StevenJVA hat geschrieben:Ich habe, man mag es kaum glauben, mal richtig Spaß an dem Job gehabt.
Doch, das glaube ich dir gerne. :D
Bei uns in der bayerischen Finanzverwaltung (Finanzamt) habe ich einige kennengelernt, die (genau wie ich) den LPA Testeigentlich nur mitgemacht haben weil sie in den Vollzugsdienst wollten.
Leider hat es bei ihnen dann nur für die Finanzverwaltung gereicht. oO

Von ihnen (inclusive mir) sind die meisten dann aber freiwillig wieder gegangen (oder gegangen worden), bevor sie Beamter auf Lebenszeit waren.
Du bist ja Beamter auf Lebenszeit, wenn du 10 Jahre schon da bist, und hast einen Anspruch auf eine Mindestpension.
Das solltest du ja nicht verschenken, in dem du von dir aus einen Antrag auf Entlassung stellst.

Ich an deiner Stelle würde mich erst einmal längere Zeit krankschreiben lassen, und die Sache mit der Familie bereden.

So schnell wird man nun auch wieder nicht zum Amtsarzt geschickt.
Selbst wenn ist ja das schlimmste, was dir dann passieren kann, das du frühpensioniert wirst.
Du bekommst ja dann auf jeden Fall die Mindestpension.
Es hört sich nicht so schlimm an, wie es ist!
Torquemada
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Re: Was soll ich tun? (Frust, Kündigen, DU, ...)

Beitrag von Torquemada »

Anwaerter hat geschrieben: Du bist ja Beamter auf Lebenszeit, wenn du 10 Jahre schon da bist, und hast einen Anspruch auf eine Mindestpension.
Nee....die Mindestpension gibt es schon ab fünf Jahren.

Nur.......offensichtlich ist die Mindestpension nicht die ideale Lösung aus finanzieller Sicht zumal keine Dienstunfähigkeitsversicherung zu bestehen scheint.
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