Die Schweine sind los

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B...

Die Schweine sind los

Beitrag von B... »

Vor einiger Zeit hatte ich in dem anderen Thread bereits auf die sich aufbauende neue Blase Staatsverschuldung hingewiesen. Wie es aussieht, ist es in einigen Ländern bald soweit. In den Boomjahren ließen sich die Probleme noch verdecken, in der Weltwirtschaftskrise nun treten sie an die Oberfläche und zeigen ihr hässliches Gesicht.

Das Rudel der PIGS wütet in Europa und hinterlässt Verwüstungen. Mit PIGS werden inzwischen despektierlich die Eurowackelländer Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien bezeichnet

Der Euro steht vor der Zerreißprobe, Griechenland am Abgrund. Die Lage für den Euroverbund ist schier aussichtslos. Hilft man den Griechen finanziell, verletzt man die No-bail-out Regel. Das wäre ein Dammbruch und ein Signal für die anderen Defizitsünder, so weiterzumachen. Too big to fail. Egal uns wird ja im Ernstfall geholfen. Insgeheim hoffen sie darauf und möchten ihre Schulden gern über eine höhere Inflation bekämpfen. Nicht etwa zurückzahlen. Eine höhere Inflation hätten wir dann im gesamten Euroraum. Schlechte Aussichten für Deutschlands Sparer, Arbeitnehmer und Rentner.

Lässt man Griechenland in den Schulden ertrinken, droht ein Desaster für den Euroverbund und neue Schockwellen im Finanzmarkt. Die Griechenlandkrise hat von der Dimension her zumindest den Zündstoff der Lehman-Pleite. Der Fall der anderen EU-Schuldenkandidaten wäre vorprogrammiert.

Spekulanten wetten bereits gegen den Euro und ein Zerbrechen des Währungsverbundes. Die Ratingagenturen stuften die ersten Euroländer bereits ab – Aussicht negativ. Somit steigen die Kapitalkosten für diese ohnehin schon angeschlagenen Länder.

Während vor allem in Deutschland in letzter Zeit Lohnzurückhaltung angesagt war, schöpfte man in den Eurorändern im Süden jahrelang aus dem Vollem. Ist es einzusehen, das wir obwohl jahrelangen Verzicht hierzulande jetzt trotzdem zahlen müssen. Für andere? Trotz eigener Wirtschaftskrise und Steuerausfällen?

Maastricht wird dann für Deutschland wie der Vertrag von Versailles, nur ohne Krieg.

Was meint ihr, wird mit dem Euroverbund passieren?

1. Er hält – irgendwie - und wird in Zukunft ggf. auf weitere Länder ausgeweitet.
2. Es kommt zum Gau. Die überschuldeten Länder treten aus. Der Euro bleibt nur in Kerneuropa.
3. Es kommt zum Supergau und der Euro ist Geschichte.

Ich selbst glaube inzwischen nicht mehr an einer Möglichkeit eins. Wahrscheinlich erscheint mir die Nummer zwei.

Die Frage ist wie kann ein Zerbrechen des Euro verhindert werden? Was passiert wenn er doch zerbricht? Entlässt man einzelne Länder aus dem Euroverbund ist es ein Eingeständnis des Scheiterns und der Euro ist ebenso erledigt. Außerdem was passiert mit den Euros im Land welches austritt? Steigt Italien bspw. aus und führt wieder eine eigene Währung ein würde diese automatisch abstürzen. Jeder Italiener würde seine Euros noch schnell ausgeben wollen, bevor sie im eigenen Land nicht mehr gelten oder seine Euros im Euro-Ausland anlegen.
Die unterschiedlichen Risikoaufschläge für Anleihen im Eurosystem sind ein Zeichen der unterschiedlichen Entwicklungen und der daraus resultierenden Spannungen. Was käme nach einem Euro? Der Dollar als Weltleitwährung hat ebenso fertig. Die Amis sind derart überschuldet. Dollar unsicher, Euro weg und was dann?

Es schein es fliegt uns unser Wirtschaftssystem um die Ohren. Subprimekrise, Kreditkrise, Kreditkartenkrise, Hedgefondkrise, Heuschreckenkrise, Weltwirtschaftskrise, Bankenkrise, Krise der Staatsschulden und dann auch noch Währungskrisen, da bleibt ja nicht mehr viel, was nicht von einer Krise betroffen ist.

Was freie Wechselkurse bewirken

Alle Länder handeln miteinander und tauschen Waren- und Dienstleistungen aus. Ein Land wie Deutschland, welches jetzt dauerhaft wertmäßig mehr an Waren exportiert als importiert, erwirtschaftete einen Handelsbilanzüberschuss. Wohingegen ein Land, welches wertmäßig mehr importiert als exportiert, ein Handelsbilanzdefizit bekommt. Das klassische Beispiel wären hier die USA. Ein Land mit Handelsbilanzdefizit kauft auf dem Weltmarkt volkswirtschaftlich gesehen mehr als es verkauft und gibt demzufolge mehr aus als es einnimmt. Kapital fließt ab. Dauerhaft gesehen verschuldet sich ein Land mit Handelsbilanzdefizit im Ausland, wohingegen ein Land mit Handelsbilanzüberschuss Kapitalzufluss hat, der innerhalb der Volkswirtschaft dieses Landes auf die eigene Schuldenproblematik mildernd wirkt. Ein Land mit Außenhandelsdefizit muss zusätzlich zur eigenen Schuldenpolitik auch noch mit der Auslandsverschuldung zurechtkommen.

Sobald ein Land ein Handelsbilanzüberschuss hat, muss zwangsläufig ein anderes ein Exportdefizit und damit ein Kapitaldefizit haben.

Hier greifen freie Wechselkurse ein. Die Währung des Landes mit Handelsbilanzdefizit wird mit Abwertung darauf reagieren. Damit werden für dieses Land Importe teurer, aber die Exporte billiger. Durch Währungsabwertung werden die Exporte erleichtert, andere Länder können für das gleiche Geld mehr Waren und Dienstleistungen aus diesem Land erwerben, bis sich wieder ein Gleichgewicht im Außenhandel einstellt. Freie Wechselkurse der Währungen wirken also als Puffer zwischen den Ländern und gleichen durch Auf- oder Abwertung von Währungen ungleiche wirtschaftliche Entwicklungen aus. Freie Wechselkurse wirken also selbstregulierend.

Ganz anders sieht es aus, wenn wie in den USA Währungen künstlich gestützt werden. Viele Rohstoffe (bspw. Rohöl) werden weltweit ausschließlich in Dollar gehandelt. Alle Länder die solche Rohstoffe kaufen möchten, brauchen zuerst einmal Dollar. Das Privileg Öl nur in Dollar zu handeln, sicherten sich die USA nach dem Ende des Bretton-Wood-Systems. Den arabischen Monarchien sicherten die USA als Gegenleistung, dass sie sich daran halten ihren Schutz zu. Es wird angenommen, dass ein Grund für den Krieg der USA gegen den Irak die Ankündigung des Irak war, künftig Öl auch gegen Euro zu handeln. Diese Dollarnachfrage wirkt stützend auf den Dollarkurs. Das bedeutet, der Dollarkurs ist höher als er nach der wirtschaftlichen Situation in den USA eigentlich sein dürfte. Die amerikanische Notenbank tut ein übriges dazu den Dollarkurs zu stützten.

Die Pufferwirkung der Wechselkurse fällt weg, wenn Währungen über feste Kurse aneinander gekoppelt werden. Viele Entwicklungsländer haben ihre Währung über feste Kurse an andere Währungen wie den Dollar gekoppelt. Durch feste Wechselkurse erhoffen sich die Regierenden ein inflationsfreies Wachstum. Dadurch aber können sich die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen nicht mehr in Wechselkursänderungen ausdrücken. Ein Land mit schwächerer wirtschaftlicher Entwicklung und festem Kurs zum Dollar ist somit für Investoren uninteressanter als die USA. Da mit dem gleichen Kapitaleinsatz im wirtschaftliche stärkeren Land mehr Rendite zu erwirtschaften ist als im wirtschaftlich schwächeren Land, wird das Kapital aus dem schwächeren Land hin zum Land mit der besseren Wirtschaft abfließen. Da bei festen Wechselkursen die Währung nicht mehr mit Abwertung darauf reagieren kann, kommt es zu wirtschaftlichen Spannungen und Ungleichgewichten. Arbeitslosigkeit ist die Folge. Der Umtauschkurs der Währung des Landes mit Kursbindung zur starken Währung kommt so zwangsläufig unter Druck und muss von der Notenbank dieses Landes künstlich gestützt werden. Dazu werden Kredite beim Land an dem die Landeswährung gekoppelt ist aufgenommen. Mit diesen Krediten wird die eigene Währung aufgekauft, um so den Kurs zu halten. Das geht natürlich nur so lange, wie das Land die hohen Stützungslasten tragen kann. Außerdem macht dies die Währung anfällig für spekulative Attacken gegen die schwache Währung. Spekulanten machen im wirtschaftlich schwächeren Land Schulden und tauschen dann die Landeswährung in hartes Geld. Wenn die getauschten Summen groß genug sind, dann kann die Notenbank im Land den Kurs nicht mehr halten und muss ihn freigeben. Dadurch stürzt der Kurs massiv ab, meist sogar stärker als wenn er bei freien Wechselkursen regulär abgewertet worden wäre. Die Spekulanten können ihre Schulden dann billiger wieder zurückzahlen und streichen große Wechselkursgewinne ein.

Zitat: Wenn Leute wie ich ein Währungssystem stürzen können, stimmt das System nicht. George Soros - Spekulant

Freie Wechselkurse bewirken den Ausgleich unterschiedlicher Produktivitätsraten und Handelsbilanzen und verhindern durch schnelle Anpassung des Kurses eine Kapitalflucht.

Noch einen Schritt weiter geht man, wenn verschiedene Länder eine gemeinsame Währung wie bspw. den Euro einführen. In einer Währungsunion bleiben wirtschaftlich schwächere Länder immer weiter zurück. Hier können jetzt selbst beim besten Willen keine Kursänderungen mehr vorgenommen werden, da die Länder ihre Währungshoheit aufgegeben haben. Es gibt keine eigene nationale Währung mehr. Die Zentralbank kann währungspolitisch nicht auf einzelne Länder eingehen, sondern kann nur noch den gesamten Wirtschaftsraum im Blick haben. Durch die ungleiche wirtschaftliche Entwicklung bauen sich die Spannungen auf und können nicht mehr durch Wechselkursänderungen abgebaut werden. In den schwächeren Ländern kommt es zur Zunahme der Arbeitslosigkeit. Von den wirtschaftlich stärkeren Ländern müssen Transferleistungen hin zu den schwächeren Ländern erfolgen. Beispiele in der EU dazu sind Portugal, Italien, Spanien und Griechenland. Langfristig besteht die Gefahr, dass ein solches Währungssystem an den inneren Spannungen zerbricht. Der Anpassungsdruck, der sich sonst in Wechselkursänderungen ausdrückt, bleibt den Unternehmern und Arbeitnehmern auch in einer Währungsunion nicht erspart. Schließlich sind mit der Einheitswährung nicht die Ursachen für den Anpassungsdruck verschwunden. Da er sich nicht mehr in Wechselkursänderungen niederschlagen kann, muss die Anpassung über das Lohn- und Preisgefüge und über die Beschäftigung erfolgen. Migrationströme von Arbeitssuchenden hin zu den stärkeren Ländern bringen dann dort den Arbeitsmarkt unter Druck.

Stellen euch folgende Situation vor:
Wir haben zwei Teams, die Monopoly spielen. Das eine Team heißt z.B. Deutschland/Frankreich“, das andere Team heißt sagen wir mal „Südeuropa“. Beide spielen nach völlig unterschiedlichen Regeln. Die einen bekommen immer 4000 Euro, wenn sie über Los gehen, die anderen 10 000 Euro. Die einen müssen ins Gefängnis, wenn sie auf das Feld „Lohnnebenkosten“ kommen, die anderen bekommen Geld ausbezahlt, wenn sie das Feld betreten. Unter solchen Umständen kann ich diese beiden Mannschaften doch nicht am selben Brett spielen lassen! Dann muss ich doch sagen: Jeder spielt auf seinem eigenen Monopoly-Brett nach seinen eigenen Regeln. Wenn sich beide Mannschaften eines Tages auf die gleichen Regeln verständigt haben, können sie ja immer noch zusammen spielen.

Man kann eben nicht unterschiedliche Länder, mit völlig unterschiedlichen Steuersystemen (die Steuerharmonisierung innerhalb der EU kommt nicht voran), Rechtsystemen, wo auch noch jedes Land zuerst auf seinen Vorteil bedacht ist, zu einem Verbund mit einer von oben verordneten Währung zusammenschmeißen. Ein global denkender Finanzmarkt trifft hier auf national denkende und untereinander zerstrittene Regierungen. Das muss irgendwann schief gehen.

Für das Funktionieren einer Währungsunion wäre es unerlässlich, dass zuerst einmal feste Wechselkurse zwischen diesen Ländern funktionieren. Schon das Vorgängersystem der europäischen Währungsunion, das europäische Währungssystem EWS mit dem ECU funktionierte nicht stabil. Seit Bestehen des EWS mussten von 1979 bis 1997 22 mal die Kurse angepasst werden.

Bei unterschiedlichen Währungen mit freien Wechselkursen ist eine derartige Kapitalverschiebung nicht möglich. Der Wert der Währung im Land mit der schwächeren Wirtschaft würde gegenüber den Ländern mit stärkerer Wirtschaft abnehmen. Durch die Änderung des Wechselkurses bis hin zur Grenze ab der die Kapitalverschiebung nicht mehr rentabel ist, stellt sich wieder ein Gleichgewicht ein. Im Euro Land wird aber das Kapital von den weniger verzinsten zu den wirtschaftlich rentableren Ländern umgeschichtet.

Ähnliches ist auch innerhalb Deutschlands zu beobachten. Durch die schwächere Wirtschaftsleistung der fünf östlichen Bundesländer gegenüber den westlichen Ländern oder auch der nördlichen Bundesländer gegenüber den wirtschaftlich stärkeren Süden bauen sich auch hier Ungleichgewichte auf, die Transferleistungen im Rahmen des Länderfinanzausgleichs erfordern. Auch hier sind die Ströme der Arbeitssuchenden zu beobachten.

Das Paradebeispiel für die fatale Wirkung von Einheitswährungen in unterschiedlich wirtschaftlich entwickelten Ländern, ist die überstürzte Einführung der D-Mark in Ostdeutschland 1990. Durch die Übernahme der für die DDR viel zu harten D-Mark zum unrealistischen Kurs von 1:1 bis 1:2 brach die Wirtschaft im Osten augenblicklich zusammen. Die D-Mark floss sofort wieder in den Westen zurück. Weiterhin brach der gesamte Außenhandel mit der damaligen Sowjetunion weg. Die anderen Ostblockstaaten konnten durch ihre eigenständigen Währungen, obwohl deren Wirtschaft im Vergleich zur DDR längst nicht so gut war, einen viel größeren Teil ihrer Industriearbeitsplätze erhalten. In Tschechien bspw. knapp 70%, in Ungarn über 75% und in Polen sogar 85%, dagegen in Ostdeutschland nur knapp 20%. Dabei lehnten die Notenbankchefs beider Teile Deutschlands aus gutem Grund eine vorschnelle Einführung der D-Mark in der DDR ab. Trotzdem wurde die Währungsunion politisch durchgeboxt. Milliarden Transferleistungen waren und sind die Folge.

Die Folgen der Übernahme einer starken Währung in einem wirtschaftlich schwachen Land zeigten sich auch auf dem Balkan. Im Kosovo, nach Einführung der D-Mark als offizielles Zahlungsmittel gab es praktisch kein Bargeld, weil die D-Mark entweder sofort nach Deutschland zurückfloss oder gehortet wurde.

Aber auch bei flexiblen Kursen sind Länder und Regierungen nicht davor gefeit, vom Spekulanten heimgesucht zu werden. Ein Beispiel ist die Spekulation gegen Island im Jahr 2008 zur Zeit der Finanzkrise.

Island hat ein steiles Wachstum zu verzeichnen gehabt. In den 90ern wurden Islands Banken privatisiert. Ausländisches Kapital überschwemmte das Land. Alles war wunderbar. Die Banken gingen groß auf Einkaufstour. Dafür zapften die Banken den Kapitalmarkt an, besorgten sich hohe Kredite in Fremdwährung und griffen nicht auf Einlagen zurück. Die Banken wurden groß, zuletzt betrug der Wert der drei großen isländischen Banken Landsbanki, Kaupthing und Glitnir ein Mehrfaches des BIP Islands. Mit den Banken ging es auch mit Islands Volkswirtschaft und dem Wohlstand der Bürger aufwärts.

Um ein Überhitzen der Wirtschaft zu verhindern, zog die Notenbank die Zinszügel straff. Die Art und Weise, wie die Banken ihr Wachstum fremdfinanzierten, schuf Zweifel an der Stabilität des isländischen Finanzsystems. Die saftigen Zeiten waren vorbei. Die Auslandsverschuldung wuchs bedrohlich. Die Inflationsrate im Land war zweistellig. Gegen die hohe Inflation ging die Notenbank mit Leitzinserhöhungen in über 20 Zinsschritten seit 2004 vor. Er lag im Herbst 2008 bei 15,5.

Hedgefonds zogen dem Land Geld ab. Jahrelang hatten sie satte Gewinne damit gemacht, dass sie sich billig Geld in Japan liehen und es im hohen Norden zu einem hohen Zinssatz auf ein Sparkonto packten. Die Rechnung ging in dem Moment nicht mehr auf, wo der Wechselkurs baden ging. Denn eine schwächere Krone macht die Gewinne bei diesem Zinsgeschäft zunichte. Dadurch, dass die Hedgefonds jetzt Kronen in Euro tauschten, fiel der Wechselkurs weiter ins Bodenlose.

Hedgefonds wetteten auf einen Zusammenbruch von isländischen Unternehmen. Die Börsenaufsicht hegte den Verdacht, Spekulanten spekulieren gegen die isländische Krone und streuten dazu bewusst falsche Gerüchte. Die US-Bank Bear Stearns soll dazu Hedgefond-Manager zu gemeinsamen Spekulationen animiert haben und es soll Absprachen gegeben haben, wie man mit Wetten gegen Islands Währung, das heißt Short-Positionen, Gewinne macht. Es heißt, Raubtiere haben es immer auf die schwächsten Tiere der Herde abgesehen. Dadurch, dass Islands Banken sich so dermaßen verschuldet haben, wurden sie angreifbar.

Durch den Rückzug der Hedgefons und den Abzug von deren Kapital verfügten die Banken über weniger Kapital mit dem sie arbeiten konnten. Die Geldgeber von Islands Banken konnten es sich deshalb erlauben, hohe Risikoprämien zu verlangen. Damit kamen Islands Banken in die Bredouille. Islands Banken liefen Gefahr zahlungsunfähig zu werden. In der heißen Phase der Finanzkrise wurden die drei großen Banken dann verstaatlicht, da sie vor dem Bankrott standen. Islands Krone hat seit Jan. bis Herbst 2008 30% ihres Wertes verloren. Der Aktienindex OMX, das isländische Dax-Pendant, krachte ein. Auch viele Normalbürger haben in den Boomjahren bei schnell steigendem Lebensstandard und explodierenden Immobilienpreisen kräftig konsumiert und Kredite aufgenommen und sind verschuldet. Vielen Isländer wurde deutlich, dass sie für den Boom der Vorjahre einen hohen Preis bezahlen müssen.
B...

Der Euro zerfällt (vom Knirps zum Sonnenschirm)

Beitrag von B... »

Was wir jetzt erleben ist der Anfang vom Ende des Euros wie wir ihn bisher kannten. Das Stadium der sich selbst erfüllenden Prophezeiung hat begonnen. Der Euro wird vom Markt und in den Medien zerschossen und zerredet. Irland ist bereits gefallen, Portugal steht als nächster Kandidat (auf dem Finanzmarkt) fest. Über Spanien, Italien und sogar Belgien, Frankreich und Holland wird bereits spekuliert. Der Markt hat sich auf Europa eingeschossen und wird jetzt nicht mehr aufhören. Griechenland war der Test. Jetzt kommt die Kür. Es ist egal was die Politik jetzt macht oder beschließt, es zeigt sich der Markt ist (wieder mal) stärker. Die Regierenden wollen es nur noch nicht wahrhaben. Der Markt muss ihnen diese Einsicht noch aufzwingen. Auch eine Aufstockung des Rettungsschirms auf unbegrenzte Größe wird jetzt nicht mehr helfen.

Die Euroländer können sich überlegen,
ob sie zusammen mit dem Euro währungstechnisch untergehen,
die Stärksten sich retten und den Euro verlassen oder eine Eurokernzone bilden,
die Schwachen den Euro verlassen und sich ihrer Schulden durch Abwertung entledigen, bzw. eine eigene Eurorandzone bilden.

Von den europahörigen Deutschen ist ein Ausscheren nicht zu erwarten. In den Medien hieß es letztens dazu:
Zitat: „Auch die Deutschen würden einer europäischen Fiskalgemeinschaft letztlich wohl zustimmen. Die Alternative sei ein Auseinanderbrechen der Eurozone, und das sei in der deutschen Regierung vor historischem Kontext nicht mehrheitsfähig.“ Zitat Ende

Häh? Ein Auseinanderbrechen ist nicht mehrheitsfähig?
Ist so, wie zu sagen ein Sonnenuntergang ist nicht mehrheitsfähig.

Zitat: „Inzwischen hat auch Bundeskanzlerin Angela Merkel die gemeinsame Währung zu einer Frage von Krieg und Frieden erklärt. “Es geht um etwa Großes”, um die “Friedensidee Europas”, sagte Merkel zu Wochenbeginn. Das werde leicht vergessen, “wenn nur von Krisenmechanismus, Stimmrechten, Verträgen, Stabilitätskultur, Rettungsschirme, IWF, Währung, EZB und vielem mehr die Rede ist”. Zitat Ende

Hääh? Treten also abstrakte Begriffe von „etwas Großem“ und der „Friedensidee“ vor bestehende Verträge und Stimmrechte, vor Stabilität und Währung? Wissen die noch was sie tun und sagen? Nein, wissen sie nicht. Derartiges Gerede kommt immer dann, wenn der Krieg zwar schon verloren ist, aber die Truppen noch weiter kämpfen sollen.

Wer wird als erstes Ausscheren? Wer traut sich?

Was die Euroländer jetzt noch abziehen bedeutet nichts anderes, als wir den Ertrinkenden zwar nicht aus dem Wasser ziehen, aber ihnen eine Hölzchen als Schwimmhilfe zuwerfen, bzw. selbst ins Wasser springen, damit sie sich an uns festhalten. Die Folgen sind klar. Mit dem Hölzchen halten die noch etwas länger durch, bzw. ziehen uns mit runter, wenn die starken Schwimmer auch nicht mehr können.

Dabei halte ich den Euro an sich für eine gute Sache. Immer noch. Nur wurde das von vornhinein falsch angegangen. Keine einheitliche Wirtschafts-, Haushalts- und Steuerpolitik in der EU, das kann unter einer Währung nicht gut gehen. Aber statt wenigstens nach Euroeinführung diese Mankos zu beseitigen, sind der Reihe nach die Kriterien weiter nach unten verändert worden. Erst die Maastichtkriterien dann Bail-Out, Haftungsunion und Tabubrüche bei der EZB. Jetzt soll es noch eine Transferunion werden. Ich denke vor einigen Jahren hätte der Euromechanismus noch verbessert werden können. Jetzt ist es zu spät. Schuld sind die in Europa selbst. Schade. Schade um den Euro.

Der Euroverbund wird systematisch bombardiert. Die Länder werden der Reihe nach einzeln zerlegt. Ich frage mich seit einiger Zeit wie viel Zufall da wirklich bei ist. Ich meine den USA kann zurzeit nichts Besseres passieren, wenn der Euro zerfällt. Allein deswegen fände ich es schade. Die Welt braucht Alternativen zum Dollar.

Es wäre an der Zeit, den Menschen zu sagen, wie es nach dem Euro weitergeht. Nächste Adventszeit werden wir mit anderen bunten Scheinchen bezahlen, so meine Meinung.
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