Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Hier kann man Fragen stellen die nichts mit Beamten & Co. zu tun haben.

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Würdet Ihr euch wieder für den öffentlichen Dienst entscheiden?

Ja
42
57%
Nein
32
43%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 74

Sirtuos
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Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Sirtuos »

Würdet Ihr euch wieder in den Dienst des Staates stellen, wenn Ihr die Wahl hättet? Warum habt ihr euch gegen den freien Markt entschieden? Was ist für euch das schöne daran und wo gab es die "schattigen" Momente? Ich hoffe mit der Frage als Neuling nicht in ein Messer zu laufen....
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Mikesch
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Mikesch »

Ich habe mit "ja" gestimmt...

Begründung:
Ich bewerte das mal nur für die Beamten, hier muss man IMHO unterscheiden, Angestellte oder Beamte. Bei Angestellten sieht es oft anders aus, Stichworte z.B. Krankenhaus und Pflege...

- Sicherer Arbeitsplatz, insbesondere bei Beamten
Auch wenn es oft als Argument von nicht Beamten angebracht wird und Beamte das nicht so gern hören, aber für mich stimmt es. Ich habe genug Leute im Bekanntenkreis die um ihre Existenz kämpfen müssen oder gar mit Mitte bis Ende Fünfzig auf der Strasse stehen. Eine solide Finanzplanung, wie z.B. auch der Erwerb einer Immobilie ist in der freien Wirtschaft kaum möglich.

- vernünftiges Entgelt
Selbst mit den riesigen Einkommenseinbußen der letzten Jahre geht es dem Beamten eher besser als den Leuten in der freien Wirtschaft. Es findet eine "Amerikanisierung" mit Drücken der Löhne durch "Outsourcing" und unsicheren Billigjobs statt wo manch einer gerade mal über Hartz IV liegt. Im Vergleich dazu geht es den Beamten noch richtig gut.
Wer heute soviel wie ein 40 jähriger MDler in der "Freien" verdienen will, hat dann schon einen Top-Job mit viel Stress.
Im gehobenen Dienst sieht es noch besser aus. Gerade mal ein Abi gebaut, sind im Alter von um 45 als Rat gut 3.000 netto zu erwarten, DAS muss erst mal jemand in der freien Wirtschaft verdienen! Teilweise sind in der freien Wirtschaft höhere Löhne drin, aber dann muss man WIRKLICH was drauf haben, ist Stress ausgesetzt und die Arbeitszeiten sind dann auch seeehr flexibel...
Bei den Beamten "verdienen" selbst Nulpen gutes Geld die man in der Freien vor die Tür setzen würde.

- Arbeitszeiten
Im ÖD herrschen klare Vorgaben, Feierabend, Griffel fallen lassen. Mehrarbeit wird abgegolten, in der Freien wird oft erwartet, dass man mehr arbeitet, ohne dass das gleich abgegolten wird, erst recht dann, verdient man etwas besser.
Von Ausnahmen und einigen Bereichen ist der Dienst -von Arbeit rede ich nicht- stressfrei und man hat viel Freizeit. Auf der Basis des geregelten Einkommens haben für mich geschätzt gut 40% noch Nebeneinkommen aus Gewerbe oder anderer selbständiger Tätigkeit. Selbst wenn nicht, so verbleibt viel Zeit für außergewöhnliche Hobbies oder anderer Tätigkeiten. Ist so in der Freien schon zeitlich oder stressbedingt nicht möglich. Mir ist aus meinem Bekanntenkreis niemand bekannt, wobei mehr als die Hälfte der mir bekannten Beamten noch nebenbei selbständig sind.

Mein Fazit:
Wer als Ottonormalmensch insgesamt stressfrei ein sicheres geregeltes Einkommen erhalten möchte, für den ist das Beamtentum immer noch 1. Wahl, insbesondere für Leute die ein Abi gebaut haben. Manchmal soll es vorkommen, dass findige Köpfe sogar Karriere machen können. Zumindest können die auch nebenher auf gesicherter Basis was aufbauen...

Wer richtig gut ist und was auf dem Kasten hat, klar, für den bietet sich ne Karriere in der "Freien" an, für solche Leute ist richtig Geld zu verdienen. Zu bedenken ist hier allerdings, dass von nix auch nix kommt. Sprich, dass dicke Kohle verdienen hat auch so seine Nachteile wie Stress, kaum Freizeit und Überlebenskampf.

So ist die Entscheidung für oder gegen ÖD bzw. das Beamtentum eine sehr Persönliche, die von Zielen, Können und Lebenseinstellung abhängig ist.

Für mich:
Die beste Entscheidung die ich je getroffen habe...
No stress, a lot of time...
Ich hätte mich in meinem Leben nie nich so entfalten können, wäre ich kein Beamter geworden...
Ich lebe, viel Freizeit, kein Druck...
Ich hab so was wie eBay, neu.de, eine der gößten Spartenseiten und vllt das erste CMS erfunden, bin aber kein Millionär geworden, weil mir der Stress auf den Keks ging. Mir reichte es, meine Einkommensverluste als Beamter durch rechtzeitigen Verkauf meiner Ideen aufzufangen, weil ZEIT und GESUNDHEIT die höchsten Güter für mich sind.

Also alles ne Sache der Philosophie...
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afo1
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von afo1 »

Dem schließe ich mich zu 100 % an. Hinzufügen möchte ich noch, dass ich eine Arbeit gefunden habe, die mir sehr viel Spaß macht und bei der ich viele (inhaltliche und gestalterische) Freiheiten habe. Und dafür werde ich noch gut bezahlt.
Gruß
afo :D
Ein guter Tropfen maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht!
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Ossikind
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Ossikind »

Kurz und bündig: Ja !!!
Früher konnten Frauen kochen wie meine Mutter, heute können sie saufen wie mein Vater!
Zollkodex-Ritter
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Zollkodex-Ritter »

Mikesch hat geschrieben: - Arbeitszeiten
Im ÖD herrschen klare Vorgaben, Feierabend, Griffel fallen lassen. Mehrarbeit wird abgegolten, in der Freien wird oft erwartet, dass man mehr arbeitet, ohne dass das gleich abgegolten wird, erst recht dann, verdient man etwas besser.
Von Ausnahmen und einigen Bereichen ist der Dienst -von Arbeit rede ich nicht- stressfrei und man hat viel Freizeit.
Echt? Wo denn? Bei der Zollverwaltung? Auf nem Zollamt? Wohl kaum. Hier drehen die Kollegen einer nach dem anderen derzeit durch. Und das sind die, die man dann noch zusätzlich irgendwie angeschissen hat... Ich schiebe seit fast 1,5 Jahren 30 Überstunden vor mir hier.
Klausi66
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Klausi66 »

Klares Nein!

Wer erst einmal lange genug dabei ist wird für sich feststellen, dass man als Beamter im öffentlichen Dienst immer der Buhmann ist.
Man schaue nur auf die beginnenden Tarifverhandlungen. Da wird schon im Vorfeld von "Nullrunden" gesprochen.
Wenn man die Erhöhungen z.B. über die letzten 10 Jahre mit der freien Wirtschaft vergleicht liegt man weit hinter deren Entwicklung.
Man muß real sogar ein Nettolohnverlust in Kauf nehmen. Was nützt einem der "sichere Arbeitsplatz" wenn man langsam Richtung Hartz wandert (es sind nicht alle Beschäftigten im gehobenen/höheren Dienst).

Wer leistungsfähig und gewillt ist kann in der freien Wirtschaft sicherlich ein wesentlich höheres Einkommen erziehlen und auch in gewisser Weise sich selbst verwirklichen. Ist man erst einmal in die Mühle (öffentlicher Dienst) geraten, ist man dem starren System, den so geliebten Vorgesetzten ausgeliefert. Ein Austieg ist nach einer gewissen Zeit kaum möglich um die Altersvorsorge nicht in den Wind zu schreiben.


Mitmenschen, denen der Spatz in der Hand lieber ist wie die Taube auf dem Dach, sich gerne unterordnen und sonst nicht viel von der Arbeit erwarten sollten natürlich mit wehenden Fahnen in den öffentlichen Dienst drängen! :lol:
egyptwoman
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von egyptwoman »

auch von mir klares nein.

Ich schließe mich den Worten von Klausi66 an. Als Beamter hast du zwar nach dem Gesetz Rechte aber diese stehen auf dem Papier und Papier ist wie man weiß geduldig.
Sicherer Arbeitsplatz ja - aber man sollte davon auch leben können. Leider ist die Mehrheit der Bürger immer noch der Meinung das die Beamten zuviel Geld bekommen. Die meisten sind aber wie Klausi schon geschrieben hat nicht im gehobenen oder höheren Dienst angesiedelt sondern im mittleren und einige sogar im einfachen Dienst und wenn man sich da die Gehaltstabellen anschaut ....
In gewissen Bereichen des öffentlichen Dienstes in denen Schichtdienst, Wochenenden und Feiertags gearbeitet wird, ist es kaum möglich langfristig im privaten Bereich etwas zu planen, wie oft kommt es vor das man sich auf ein freies Wochenende freut, dann kommt der Anruf von der Dienststelle, da ist ein Kollege ausgefallen und müsste ersetzt werden, kannst du nicht ...? Es ist nicht selten vorgekommen das man 2 oder 3 Wochen durchgearbeitet hat. Überstunden sind an der Tagesordnung und das nicht zu wenig. Ne also wenn ich nochmal die Wahl hätte und dies alles im Vorfeld weiß, dann würd ich mich auch dagegen entscheiden.
Ach ja und wenn du dann so krank wirst das du in den Ruhestand versetzt wirst oder nen Antrag auf Versetzung in Ruhestand geschrieben hast, dann geht der Streß erst richtig los.
Beamter = Staatssklave
Ich war am Anfang sehr euphorisch und habe meinen Job auch gern gemacht, aber irgendwann resigniert man einfach vor allem wenn man sieht was in den letzten Jahren bei den Beamten auch so eingespart wurde Thema: Urlaubs- und Weihnachtsgeld und dann noch die jahrelangen Nullrunden.
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von egyptwoman »

.. Ich schiebe seit fast 1,5 Jahren 30 Überstunden vor mir hier.[/quote]

Das ist noch gar nichts in meiner letzten Dienststelle gibt es kaum einen Beamten der nicht mind. 50 Überstunden hat, viele sogar noch mehr, und Überstundenabbau - so gut wie nicht möglich wegen Personalmangel und hohem Krankenstand.
Vor 7 - 8 Jahren war das mit den Überstunden noch schlimmer da hatte jeder Kollege im Schnitt 150 -200 Überstunden.

egyptwoman
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Mikesch
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Mikesch »

Klar gibt es Bereiche, wo gearbeitet werden muss oder etwas schief läuft, einige Kollegen beneide ich nicht wirklich.
Aber das ist dann für mich nicht "der öffentliche Dienst" oder die Beamten. Für eine Einschätzung sollte man das IMHO allgemeiner sehen.

Und richtig, wir haben finanziell richtig Federn lassen müssen, aber bevor man behauptet, ach in der freien Wirtschaft ist es sovie besser, sollte man sich zunächst erkundigen, was wirklich gezahlt wird und nicht was Heinz Müller von nebenan erzählt. Die sind zum Teil deutlich beschissener dran.
Was mich mal interessiert wenn von den guten Verdienstmöglichkeiten gesprochen wird, von welchen Jobs ist hier eigentlich die Rede?
Weil eben auch der Begriff MD fiel: Auch hier würde es mich mal interessieren, wo man in der freien Wirtschaftschaft mit vllt mittlerer Reife mehr verdienen kann.
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von egyptwoman »

Ich denke es geht nicht nur um die Verdienstmöglichkeiten, sondern wie man bei einigen auch lesen kann generell auch um die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima. Ich habe schon mit einigen Leuten die in der freien Wirtschaft arbeiten über das Arbeitsklima gesprochen und nach dem was ich da erfahren habe ist das Mobbing unter den Bediensteten im öffentlichen Dienst weiter verbreitet als in der freien Wirtschaft.
Als Berufsanfänger oder besser gesagt grad so nach der Schulzeit ist es natürlich schwerer einen gut bezahlten Job zu finden, aber viele Arbeitgeber haben mittlerweile festgestellt das ältere Arbeitnehmer 1. durchaus noch belastbar sind und 2. durch jahrelange Arbeit in manchmal sehr unterschiedlichen Berufen mehr Erfahrungen und können damit auch wenn sie den Beruf nicht gelernt haben der Firma dann mehr nutzen als einer der grad frisch von der Schulbank kommt.
Im mom findet da in der freien Wirtschaft ein Umdenken statt, bisher hat man Leute mit 40 schon als zu alt zum arbeiten abgestempelt. Und das man mit geringverdienen nicht unbedingt Gewinn macht ist vielen Chefs in den Firmen mittlerweile auch schon klar geworden.
Soweit ich weiß oder mitbekommen habe kriegt man in der Computerbranche nicht unbedingt wenig Geld. Aber sonst weiß ich es halt auch nicht, weil man ja durch den Job den man hat sich nicht unbedingt darum kümmert was man in welcher Branche verdient. Aber gibt ja genug Websites mit Stellenausschreibungen wo auch der Verdienst drin steht.

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Bundesfreiwild
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Bundesfreiwild »

Ich würde es nicht wieder tun.

1978 bin ich bei der Deutschen Bundespost in den mittleren Dienst, weil im gehobenen grad noch auf mehrere Jahre im gehobenen nicht eingestellt wurde und ich meiner alleinverdienenden Mutter (auch bei der Post - deshalb auch vorgewarnt) nicht mehr auf der Tasche liegen wollte.
Nach 3 Jahren hatte ich DERmaßen die Schnauze voll von diesem Affentheater von Hierarchie und Laufbahnquatsch, dass ich ernsthaft dran dachte und mich schon am Umhören war - zu kündigen und doch noch zu studieren. Doch dann erwischten mich meine Familiengene und ich reagierte auf den schweinisch dreckigen Teppichboden, den Stress wegen geistig minderbemittelter Vorgesetzter (weibliche Aufsichten - bescheuerter, chauvinistischer Chef der alten Schule "Frauen hören auf zu arbeiten, wenn sie heiraten") und ich bekam Asthma, dass sich damals mit den üblichen Medkamenten kaum so in Schach halten liess, dass man es hätte "Leben" nennen können.
Damit musste ich ein Studium in mindestens Frankfurt oder Köln begraben; das wäre gesundheitlich und damit auch finanziell (ein Nebenjob wäre nötig gewesen) einfach nicht machbar, wenn man jeden Tag ums gesundheitliche Überleben kämpfen muss.

Damals fiel dann die Entscheidung, im öffentlichen Dienst zu bleiben. Ja, das hat mir bislang ein gesichertes Einkommen beschwert. Sonst aber auch wirklich NICHTS.
Zwischendrin hatte ich mal 10 Jahre mit einem fachlich und menschlich qualifizierten Chef, der mich auch mit Arbeit auf Niveau des gehobenen Dienstes beauftragte, aber das Geld für die höherwertigere Leistung habe ich niemals gesehen und eine Beförderung war auch nicht möglich. Nach der Umstrukturierung gings dann mit der Tätigkeit wieder auf Sparniveau runter. Und befördert worden bin ich seit 23 Jahren nicht mehr - und da die Telekom Beamte Ü55 ja eh loswerden will, wird sich da auch nichts mehr machen lassen.

Verwendungsaufstieg ist auch nur was für Vitamin-B-Beamte (zu denen gehörte ich ob meiner zu ehrlichen Kommunikation gegenüber den Chefs eigentlich nie) und der Ausstieg wäre mit Grunderkrankung einkommensmäßiger Selbstmord gewesen.

Ich denke aber - hätte ich damals noch die Kurve gekriegt, bevor ich krank geworden war, würde mein Leben GANZ anders aussehen.

Man muss eigentlich immer unterscheiden, wer was will:
Entweder ein relativ gemütliches Leben mit relativ gesichertem Einkommen, biedermannmässig Familie gründen und Häusle bauen möchte, aber mit wenig beruflichen Höhen und evtl. vielen Tiefen, dauerhaft unbefriedigender Tätigkeit und wenig Entwicklungschancen
Oder wer eher der dynamische Anpacker und kreativer Machertyp ist, der sollte den öffentlichen Dienst meiden wie die Pest.
egyptwoman
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von egyptwoman »

Stimme dir zu "Freiwild" wenn ich nicht schon so lange dabei wäre, hätt ich mir das auch nochmal überlegt woanders anzufangen, aber wie auch jemand anders hier schon geschrieben hat, dafür die Pensionsgelder zu riskieren nach so langer Zeit, ne das bringt es nicht.
Mich regt es auch jedesmal auf, wenn ich in den Medien höre wie gut es Beamten geht und vor allem wenn die sich mal wieder das Maul über die ihrer Meinung nach viel zu hohen Pensionen aufregen und das wir ja nichts einzahlen etc., aber das Thema gibt es ja schon in nem anderen Thread.
Leider wird da in der Öffentlichkeit kein Unterschied gemacht, weder das es verschiedene Laufbahnen gibt noch das es Berufe wie zb. Polizei, Justiz, Bundesgrenzschutz (weiß im mom gar nicht ob die noch so heißen) oder Zoll gibt, wo man täglich seinen Kopf hinhält und auch täglich der Gefahr von Gewalttätigkeiten ausgesetzt ist und das für in dem Sinne doch recht geringen Einkommen. Eine Gefahrenzulage für solche Berufe gibt es halt nicht (ich rede in dem Sinne jetzt nicht von denen die in diesen Dienststellen in der Verwaltung sitzen, sondern die im aktiven Dienst sind).
Naja also wenn mich jemand fragt und ich weiß das derjenige nen guten Schulabschluß hat und dann meint als Beamter im öffentlichen Dienst arbeiten zu wollen, sag ich immer, dann kannst du dein selbstbestimmtes Leben und dein Privatleben gleich in die Tonne schmeißen, denn nach meiner Erfahrung hast du das dann nicht mehr.
Du darfst arbeiten bis du nicht mehr kannst und danach wird dir das Leben auch noch zur Hölle gemacht wenn du dich krankgearbeitet hast.

egyptwoman
Gerda
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Gerda »

Öffentlicher Dienst ja, aber nicht als Beamter/-in! Somit erhält man sich doch irgendwo eine Option, einfacher zu wechseln.
Klar, geht auch als Beamter, auch kann man ausscheiden, es geht alles, aber zu welchen Lasten.... Beamtentum alles schön und gut, aber die Dienerei und das Nickemännchen, grauselig. Man hat Rechte, aber die werden weggedrückt, man hat nur zu dienen, nur ein gehorsamer Beamter ist ein guter Beamter..... Hat man mal ein Problem oder man versucht sein Recht zu erkämpfen, hat man einfach nur verloren und wird für den Dienstherrn, der gerade mal so tut, als wenn er aus der eigenen Tasche zahlt, unbequem.

Gruss G.
egyptwoman
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von egyptwoman »

@ Gerda, du schreibst genau das was ich auch denke. Meine Erfahrung ist, das man als Beamter mit der Zeit ein willenloses Individuum wird, wenn man keinen Ärger mit den Vorgesetzten haben will oder als unverbesserlicher Sturkopf gelten will. Wenn man denn seinen Mund aufmacht und Misstände anprangert wird man abgestempelt was sich immer wieder auch auf die Beurteilungen auswirkt. Ne Beamter nie wieder wenn ich nochmal die Wahl hätte, wie auch andere schon geschrieben haben je länger du dabei bist um so weniger kannst du noch aussteigen es sei denn du verzichtest dann freiwillig auf die spätere Pension und nimmst enorme Geldbußen bei der späteren Rente in Kauf da man ja nur auf der geringsten Stufe nachversichert wird.

egyptwoman
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Mikesch
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Re: Öffentlicher Dienst: Würdet ihr es wieder tun?

Beitrag von Mikesch »

Hui, nun auch die Gerda... ;-)

Das bewegt mich doch allmählich zu der Frage, ob ich in einem Wolkenkuckucksheim lebe :?:

Gewiss, mal abgesehen von der Schröpferei der letzten Jahre, auch ich habe so einigen Mist erlebt:
- Unrechtmäßiges Diszi, wo sogar der Personalrat mit dran gedreht hat
- Mobbing, wo ich nur raus kam, in dem ich meinem Chef ernsthaft Prügel angedroht hatte
- Zwangsversetzung durch Schengen, was mich Haus, Hof und Frau gekostet hat
- Mein ganzes Leben voll die Beurteilungsverarsche
- Und noch so Kleinigkeiten...

...aber, mache ich nach nun > 40 Jahren eine Bilanz auf, bereue ich meine damalige Entscheidung in keiner Weise. Das Positive überwiegt bei mir.
Die damaligen Unbillen habe ich gemeistert und das Leben, welches ich so führe wäre ohne mein Dasein in meinem Job so kaum möglich gewesen.

Heute komme ich Jobbedingt in zig Firmen rein und sehe, was in der oft gepriesenen "freien Wirtschaft" so los ist. Das macht mich noch froher, mich damals für das Beamtentum entschieden zu haben.
Läuft bei uns teilweise viel Schei.. ab, habe ich den Eindruck, dass die da "draußen" öfters noch viel beschissener dran sind. Wird bei uns gespart, erleben sie immer öfter einen Kahlschlag mit gleichzeitiger Existensnot. Wenn man von guten Verdienst- und Arbeitssituationen z.B. bei VW, in der Chemie, wat weiß ich liest, ist das noch lange nicht die freie Wirtschaft, es ist nur ein Teil dessen. Wenn Beamte über Mobbing, Bossing oder beknackte Chefs jammern, glaubt denn jemand wirklich, dies gibt es in der Freien nicht? Die Führung von Unternehmen geht meines Eindruckes hier noch viel drastischer gegen Arbeitnehmer vor.

Wir stehen IMHO vor einem großen Haufen Scheiße, der betrifft aber alle, egal ob ÖD oder freie Wirtschaft!

Aussagen wie das nächste Mal gehe ich in die freie Wirtschaft sind für mich völlig weltfremd und zeugen von Unkenntnis der Lage, zumindest für die Masse.

Eine Ausnahme sehe ich in den von Bundesfreiwild beschrieben Typen Mensch: dynamischer Anpacker und kreativer Machertyp
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