Verbeamtung mit Depressionen?

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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User5712
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Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von User5712 »

Hallo,

ich (23) leide seit meinem 17. Lebensjahr an Depressionen und habe bereits einige Psychotherapien und medikamentöse Therapien hinter mir. Nun fange ich demnächst ein Bachelorstudium im Fach Public Management (nicht dual) an. Nach meinem Studium werde ich wohl ein Angestelltenverhältnis anpeilen.

Dennoch würde ich mich gerne erkundigen, wie ihr die Verbeamtungschancen für jemanden mit chronischen Depressionen sieht, insbesondere da ich ja schon Therapien hinter mir habe und eventuell eine neue anfangen werde.
deerhunter
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von deerhunter »

Ich sehe da sehr geringe Chancen
User5712
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von User5712 »

deerhunter hat geschrieben: 3. Okt 2023, 19:35 Ich sehe da sehr geringe Chancen
Gäbe es denn da irgendwelche Möglichkeiten, seine Chancen zu steigern, z.B. durch eine erfolgreiche Therapie oder heißt es dann "laut Akte litten Sie (so und so viele Jahre) an Depressionen und können deshalb nicht verbeamtet werden"?
Mainstream1
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von Mainstream1 »

Die Chance ist gering.
Allerdings kenne ich einen Fall, da lag eine Autoimmunkrankheit vor, da hieß es, nur mit einer vorab anerkannten Schwerbehinderung von mind. 50% könne man in diesem Fall auf Lebenszeit verbeamten. Und siehe da, so war es auch.Den Rat hat die Dienststelle selbst gegeben.
Ist aber individuell zu sehen und kann auch anders sein. Auch ging es hier nicht um die Einstellung, sondern um die Lebenszeitverbeamtung.. die Erkrankung war erst davor aufgetreten.
MS
Thoth
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von Thoth »

Erfahrungsgemäß kommt es sehr auf den Amtsarzt an und wie erfolgreich die Therapie ist.
Es wurde bei meiner Verbeamtung damals konkret nach Suizidgedanken gefragt.
connigra
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von connigra »

Ich schließe mich der Ansicht von Thoth an.
Wenn die Chemie zwischen Amtsarzt und Klient stimmt, wird manches anders bewertet. Wie es in den Wald hineinhallt....

Früher, zu meiner Zeit in den 80/90 Jahren wären Depressionen ein No Go für die Verbeamtung gewesen. Heutzutage ist mein Eindruck, dass alles nicht mehr so eng gesehen wird.
Als meine Tochter um 2008 Lehramt studierte, standen mir die Haare zu Berge, wieviele Studentinnen sich wegen Depressionen, Essstörungen usw in ambulanter und stationärer Behandlung befanden. Natürlich ist es sinnvoller zeitnah gegen eine Erkrankung anzugehen, als diese zu verschweigen und dabei immer tiefer in den Sumpf zu rutschen.
Die Zeiten hatten sich scheinbar geändert.
Alle sind heute in ihrem Job als verbeamtete Lehrerinnen aktiv. Es hat niemanden großartig tangiert, ob sie mal in Behandlung waren.

Ich glaube heutzutage kommt es auch darauf an, ob du trotz deiner Erkrankung in der Lage bist wenig Fehltage zu haben. ein Schwerbehindertenausweis ist immer ein Vorteil.
Grüße
Da2
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von Da2 »

Hallo,

auch wenn die Rückmeldung etwas spät kommt, so wollte ich Ihnen noch auf Ihre Frage antworten.
Ich denke und habe es selbst schon drei mal erlebt, dass wenn man einem Amtsarzt glaubhaft versichern kann, dass man sein Problem erkannt und auch was dagegen getan hat, dass dann vielleicht die Probezeit erweitert wird, aber mehr auch nicht.
Niemand hat eine Glaskugel und weiß was morgen passiert, auch nicht, wenn man eine Therapie erfolgreich abgeschlossen hat. Und wer sagt Ihnen, dass sie chronisch depressiv sind, hoffentlich keine Therapeut und kein Arzt.... ? Sie tun was, vergessen Sie das nicht.
Wenn sich Lebensumstände ändern, macht das auch was mit uns und dazu gehört auch die richtige Berufswahl... als ein Baustein, neben einem guten Umfeld.

Aber zunächst sollte man immer mal ehrlich zu sich sein und sich fragen, sehe ich mich generell in der Lage zu arbeiten und das auch unter zeitweise Druck und Stress. Wissen Sie, ich bin zwar auch Beamtin, aber das bin ich erst in zweiter Linie.
Ich hatte zuvor auf dem Jugendamt gearbeitet und auch meine Baustellen, da hat keiner gefragt hast du möglicherweise "Probleme", eine Depression o.ä.. . Eine Krankenschwester mit viel Verantwortung wird bei ihrer Einstellung auch nicht gefragt ob sie ein Problem mit Medikamenten hat.
Worauf ich hinaus will ist, dass sie das was Sie später tun werden, "wollen" müssen und den Anspruch haben ihre Arbeit gut zu machen. Die Verbeamtung ist eine formale Richtlinie nach der sie "besoldet" werden, nicht mehr und nicht weniger. Das viele Beamte im Gegensatz zu Quereinsteigern viel dafür haben tun müssen um verbeamtet zu werden bzw. später auch aufzusteigen ist ein anderes Thema.

Wenn Sie nicht versuchen den Beruf zu ergreifen für den Sie sich interessieren, wird Ihnen niemand eine Antwort auf Ihre Frage der Verbeamtung geben können.
User5712
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von User5712 »

Erstmal danke für die ganzen Antworten.

Aktuell studiere ich Public Management (allerdings nicht dual, sondern "extern" sozusagen). Ich hoffe, dass ich dieses Studium bestehen kann.

Meine Alternative wäre ansonsten eine Ausbildung im mittleren Dienst, für die ich auch bereits einige Einstellungszusagen bekommen habe. Allerdings ist da ja die Problematik mit meiner Krankheitslage, also würde diese Option für mich wegfallen?
Mainstream1
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von Mainstream1 »

Die amtsarztliche Untersuchung ist in allen Beamten-rechtlichen Laufbahnen Pflicht.
Es bleibt noch der Tarifbereich, auch als Tarifbeschäftigte/r kann man in vielen Aufgabereichen mit dem Studium arbeiten......die Einstellungsuntersuchung gibt es dort auch oft, aber die Anforderungen sind niedriger und lediglich Arbeitsplatz berzogen.. z. B. Bildschirmtauglichkeit.
MS
stuntmanmike
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Re: Verbeamtung mit Depressionen?

Beitrag von stuntmanmike »

gegenfrage: wieso sollte man denn nicht mit depressionen verbeamtet werden? erstens mal ist der sachverhalt ja viel zu wenig ausführlich um da eine einschaetzung abzugeben und zweitens muessten die depressionen schon so stark ausgepraegt sein, dass das pensionsalter aller wahrscheinlichkeit nach nicht im dienst erreicht wird oder es zu erheblichen fehlzeiten kommt. so ungefaehr geht glaube ich die definition nach der man die sache zu beurteilen hat.

also es ist ja schoen und gut, dass man in einem online forum fragt, aber kuck bitte auch in jedem fall noch bei anderen stellen nach. michael bertling hat eine gute website zu beamtenrechtlichen fragen im internet für jeden frei verfügbar. man kann sich auch anwaltlich beraten lassen und da wird man auch nicht gleich arm von.
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