Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

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El Pocho
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von El Pocho »

Andersrum ist es wahrscheinlicher. Die großen Betriebe und Konzerne sind in den alten Bundesländern (NRW, BW, Bayern usw.), somit werden vorallem dort Bundesbetriebsprüfer gebraucht. Daher ist es wahrscheinlich, dass viele in den neuen Bundesländern ausgebildete Dipl. Finanzwirte in die alten Bundesländer abgeordnet werden.
Beispielsweise gibt es in Mecklenburg Vorpommern so gut wie keine großen Betriebe/Konzerne, sodass dort sicherlich sehr wenige Prüfer ausreichen. Allerdings werden über das Land MV jährlich ca. 15 Dipl. Fin. ausgebildet.

Ändern könnte sich die Situation, wenn die Bundesbp auch auf "Umsatzschwächere" Unternehmen ausgeweitet wird, denn dann dürften auch im Osten viele Unternehmen im Raster hängenbleiben (soweit ich weiß, war das mal ein Thema)

Ich möchte aber auch klarstellen, dass es sich um logische Schlussfolgerungen handelt und um Sachen, die ich vom BZSt und über das BZSt gehört habe. Wie und wo man am Ende eingesetzt wird, entscheidet die Personalstelle. (zwei negative Beispielfälle könnte ich dir per PN schildern, wenn du Interesse hast, meld dich)
Andi Ommsen
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von Andi Ommsen »

es wird bedingt rücksicht genommen.
die laufenden ausschreibungen benennen die zu besetzenden bundesländer, was aber nicht bedeutet, dass man für eine prüfung nichtmal die landesgrenzen verlassen muss.

aber die enorme aufstockung des prüferbestandes sollte zwangsläufig dazu führen, dass durch eine hohe prüferdichte keine übertrieben weiten wege zurückzulegen sind (stichwort: trennungsgeld, etc), wenngleich man als bundesbeamter uneingeschränkt einsetzbar ist.

wie sind die beförderungsmöglichkeiten denn tatsächlich?
diaan
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von diaan »

Carrington hat geschrieben:
El Pocho hat geschrieben:
Andi Ommsen hat geschrieben: a) Wie die Hirarchie im BZSt ist
b) Wie der Schlachtplan aussieht, den Umbruch der BundesBP mit bisher ausschließlich erfahrenen Konzernprüfern hin zu einer BP mit jungen , unerfahrenen Kollegen hinzukriegen
c) Wie die Chancen des heimatnahen Einsatzes aussehen (der lt. Flyer jedenfalls angestrebt wird)
d) Wie der Umgang untereinander aussieht (Machtkämpfe etc., man liest ja das schlimmste)
i
zu b) Die jungen gerade fertigen Diplom Finanzwirte werden zuerst mit den erfahrenen Prüfern mitlaufen. Wie genau das aussehen soll, kann ich dir leider nicht sagen.
Ich denke das wird sich auch erst zeigen wie es in der Praxis dann aussieht, da der erste Jahrgang schließlich jetzt fertig wird.
zu c) Auf den heimatnahen Einsatz sollte man als junger Prüfer nicht hoffen, da man schließlich nichts hat (verheiratet, Kind, Haus etc.). Bei Älteren sollen wohl auf diese Punkte miteinbezogen werden, aber am Ende kann man trotzdem woanders landen. Man ist halt ein Bundesbeamter und überall einsetzbar.

Zu den anderen Punkten kann ich leider nichts sagen. Was man vielleicht noch wissen muss, dass man als Bundesbp zwischen 30 bis 40 Dienstreisen im Jahr hat, je nach dem wo man wohnt und wo die Betriebe/Konzerne sich befinden.

Wird also überhaupt keine Rücksicht genommen und man landet als Süddeutscher vielleicht in Berlin? Das wurde mir bei der Einstellung aber anders verkauft.
Ich kann dann mal aus persönlicher Erfahrung berichten:
Ich habe 2010 die Ausbildung beim BZSt für die BundesBp gemacht, bin im September letzten Jahres fertig geworden.
Mein heimatnaher Einsatz in der BundesBP sah so aus, dass ich 5/5 Arbeitstagen im Hotel verbracht habe und wöchentlich die Einsatzorte gewechselt werden mussten.
Ich komme aus den Neuen Bundeländern und wurde damals auch mit "heimatnaher Einsatz" geködert. In den ersten 6 Monaten hieß das, dass ich Fälle in Augsburg, Frankfurt und im Ruhrgebiet hatte - also alles total heimatnah.

Mit bekommt Mentoren zugeteilt, die einem ein wenig das Prüfungsgeschäft beibringen. Eigentlich dient die Einführungsphase aber dazu, zu schauen, ob man denn wirklich sein Leben lang ständig in Hotels unterwegs sein möchte.

Nach den ersten 6 Monaten findet dann die Fortbildung zum/zur Groß- und Konzernbetriebsprüfer/in statt - ebenfalls wieder durch Abordnung an eine Landesfinanzverwaltung. In meinem Fall wäre das dann Bayern gewesen - FA rings um München waren wählbar.

Nach Beendigung der Fortbildung ist Stand heute, dass alle neuen BundesBPler in den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, NRW und Rheinland-Pfalz untergebracht werden sollen. Mit etwas Glück eventuell noch Hessen, aber für Hessen stehen viele Landeskollegen noch in der Warteschleife.

Man sollte ich also gut überlegen, was man da tut. Die Durchschnittsübernachtungszahlen gipfeln aus den Erfahrungswerten der alteingesessenen Prüfer.
Heimatnah beim BZSt heißt eigentlich in 8 von 10 Fällen: zieh dahin, wo deine Fälle sind und du hast Heimatfälle.

Beförderungen können momentan noch bis A13g garantiert werden - sieht in 1-2 Jahren aber vll schon wieder ganz anders aus.
El Pocho
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von El Pocho »

Vielen Dank für deine mitgeteilte Erfahrung, die sich mit meinen Vermutungen komplett decken.
freis76
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von freis76 »

Guten Abend, ja da muss man vorher überlegen was "mann" will,

Bundesbediensteter heisst nun mal Bundesweit einsetzten auch wenn es das Gesetzt Vereinbarkeit Familie gibt und bei der ZB Bundeswehr Anwendung meist aber nicht immer findet.

Wenn man natürlich nicht umzugswillig ist kann man ja auch pendeln, oder zu eine Landes- Kommunale Behörde gleich gehen.

Dann hätte andere auch bessere Chancen eine Stelle zu bekommen.

Und Dienstreisen werden immer abgefunden.....+

MFG

PS Ich hab auch das "Glück" zum BZST zu ziehen (ABER das war vorher klar, denn man unterschreibt schliesslich auch dieses Formular dafür)
Wenn über ein Krieg nichts mehr berichtet wird, ist dann automatisch Frieden?
El Pocho
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von El Pocho »

Ist schon richtig, dass Bundesbeamte im gesamten Bundesgebiet eingesetzt werden können.

Aber mal eine kurze Geschichte ...
Im Jahr 2010 wurde zum ersten Mal das Ganze ausgeschrieben für den mittleren Dienst und gehoben Dienst. Die Ausschreibungen lauteten nicht "bundesweiter Einsatz" sondern Berlin/Brandenburg zum Beispiel. Bei der Übergabe der Ernennungsurkunde wurde dann erst klar, worum es überhaupt geht...mittlerer Dienst wird gesucht für Bonn und Saarlouis und gehobener Dienst durch die BundesPB bundesweit. In den Ausschreibungen später wurde das Ganze mit reingeschrieben.
Indigo12
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von Indigo12 »

Wenn ich mir den Beitrag von "diaan" so durchlese, muss ich wirklich zugeben, dass ich blass vor Neid werde, was den Rahmen der Berufstätigkeit bezüglich der Reisetätigkeit betrifft. Leider wurde ich vom BZSt nicht genommen. Hat jemand eventuell Informationen darüber, wie die Chancen bewertet werden, nach abgeschlossener Laufbahnprüfung als Dipl-Finanzwirt doch noch Bundesbetriebsprüferin/prüfer zu werden?

@ diaan
Kannst Du eventuell auch etwas zu dem Arbeitsalltag Auskunft geben, also wie der Arbeitsalltag strukturiert ist und welche Aufgabenstellungen es gibt etc.?

Die Bundesbetriebsprüfung betrifft ja vornehmlich Großbetriebe. Diese sind ja auch eher in wirtschaftlich starken Regionen wie NRW, Hessen etc. angesiedelt. Insofern besteht bei einem Wohnsitz in den neuen Bundesländern eher der Reisebedarf. Doch bin ich der Meinung, gelesen zu haben, dass ein Umzug in die Nähe der Prüfregion angestrebt werden sollte, wohl auch aufgrund der geringeren Reisekosten für das BZSt. Ist dies so richtig? Dann würde sich ja das Nomadendasein doch wieder etwas relativieren.
El Pocho
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von El Pocho »

Das BZSt schreibt immer mal wieder Stellen für fertige Dipl. Fins aus, da die eigene Anwärter bei weitem nicht ausreichen. Soweit ich weiß, sollte man davor aber schon mehrere Jahre in der BP gearbeitet haben.

Es kommt sicherlich auch darauf an in welchem Referat man ist. Manche sind halt räumlich recht festgelegt, andere (z.B. Feuerschutzsteuer) sind halt im gesamten Bundesgebiet.
diaan
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Re: Berufsbild und Arbeitsalltag eines Bundesbetriebsprüfers

Beitrag von diaan »

Indigo12 hat geschrieben:
@ diaan
Kannst Du eventuell auch etwas zu dem Arbeitsalltag Auskunft geben, also wie der Arbeitsalltag strukturiert ist und welche Aufgabenstellungen es gibt etc.?

Die Bundesbetriebsprüfung betrifft ja vornehmlich Großbetriebe. Diese sind ja auch eher in wirtschaftlich starken Regionen wie NRW, Hessen etc. angesiedelt. Insofern besteht bei einem Wohnsitz in den neuen Bundesländern eher der Reisebedarf. Doch bin ich der Meinung, gelesen zu haben, dass ein Umzug in die Nähe der Prüfregion angestrebt werden sollte, wohl auch aufgrund der geringeren Reisekosten für das BZSt. Ist dies so richtig? Dann würde sich ja das Nomadendasein doch wieder etwas relativieren.
Der Arbeitsalltag sieht vor, dass du morgens in der Firma aufschlägst. Regelarbeitszeitbeginn ist in der BP 7.30 Uhr, natürlich muss man sich da nach der Firma richten. Da man als Bundes-BP nur "Anhängsel" der Landesprüfer ist, kommt es auf das Verhältnis zu den Landeskollegen an, was genau man prüft.
Vorgesehen ist, dass die Bundes-BP die schwierigen Sachverhalte prüft, insbesondere die mit Auslandsbezug. Je nach Lust und Laune der Landeskollegen kann es aber auch schon mal die Gewerbesteuerhinzurechnung sein. Das hängt vom Fall und von den Kollegen ab.
Geprüft wird nicht mit irgendwelcher Software, weil die Notebooks der letzte Schrott sind. Meine Aufgabe bestand meist darin, die ganzen Zahlen in eine Exceltabelle zu übertragen und irgendwie in eine vernünftige Form zum arbeiten zu bringen. Sonst ist der Prüfungsalltag der gleiche, man stellt Anfragen, bekommt vll Unterlagen, kann in die Buchführung schauen (oder muss die Landeskollegen schauen lassen), macht seine Feststellungen, legt die gegenüber der Firma dar. Am Ende des Tages (8,5 Stunden Regelarbeitszeit + 30 min Pause) fährt man dann nach Hause (oder ins Hotel). Je nach Falllage ist man dann am nächsten Tag in einer anderen Firma oder eben wieder in der gleichen. Die Organisation obliegt dem Prüfer alleine, die Fälle müssen nur irgendwann abgeschlossen werden.

Ein Umzug muss spätestens nach der Fortbildung erfolgen. Das sagt dir zwar so keiner, aber dem ist so. Bundesbetriebsprüfern wird der Wohnort als Dienstort anerkannt. Sollte der jedoch weit außerhalb des Prüfortes liegen, wird dir dieser wieder aberkannt, mit der Folge, dass sämtliche Fahrtkosten dein Privatvergnügen sind.
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