Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahrung

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Silesia
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Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahrung

Beitrag von Silesia »

Hallo liebe Forum-Mitglieder!

Wie der Betreff schon sagt, würde ich von ehemaligen Beamten des mittleren Dienstes, die in die freie Wirtschaft gewechselt haben, gerne erfahren welchen Beruf sie nun ausüben.

Ich frage aus folgendem Grund: ich selber bin Steueranwärter im mittleren Dienst (als Zweitausbildung. Erstausbildung Großhandelskaufmann und auch etwas Berufserfahrung im Bereich Großhandel und Industrie) und frage mich, welche Möglichkeiten ich später wieder in der freien Wirtschaft hätte. Dass diese Ausbildung draußen so nicht viel bringt, ist mir bekannt. Gerade deshalb möchte ich gerne von anderen erfahren, wohin sie gewechselt sind. Eine völlig neue Tätigkeit oder ein Beruf, bei dem sie ihre Steuerkenntnisse mit einbringen können?

Bisher bin ich nicht unbedingt unzufrieden mit meiner Tätigkeit und ich bin mir sicher, ich werde ihn auch eine ganze Weile ausüben können. Aber wer weiss heute schon, ob er dies auch noch in 20 Jahren tun möchte? Und wenn die Regierung immer mehr bei uns einsparen möchte (Einstieg mittlerer Dienst wieder mit A5, Pensionsanpassung usw.), weiss ich nicht, ab wann ich sage "mir reichts! ich gehe!".
Steinbock
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Steinbock »

Hallo Silesia,

wichtig ist nicht was andere für einen Beruf ausüben, sondern was Du dir vorstellen könntest.
Nach dem Du schon eine Ausbildung als Großhandelskaufmann hast, könnte man doch auch an Beratung und Verkauf von Dienstleistungen denken, oder auch eine weitere Ausbildung zum Steuerberater.
Nur eins vorweg - bei Wechsel in einen anderen Job, darfst Du nicht mehr an "Sicherheit" denken, sondern musst dich in den ersten Jahren durchkämpfen um etwas zu erreichen.

Gruß vom Steinbock, der aus dem ÖD in die freie Wirtschaft gewechselt ist - und es wieder machen würde.
Silesia
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Silesia »

Hallo Steinbock!

Danke für deine Antwort. Du hast natürlich schon recht! Ich muss natürlich wissen was für mich das richtige wäre. Wie gesagt. Bisher liegt mir die Tätigkeit und ich werde sie auch nach der Ausbildung sicher noch lange ausüben. Sollte ich aus irgendeinem Grund dann doch mal wieder weg wollen, könnte ich mir bisher eben vorstellen, in meinen alten Beruf zurückzugehen.

Die Sache ist nur, dass ich später wahrscheinlich keine Stelle im alten Beruf mehr bekommen werde, da ich diesen dann eben zu lange nicht mehr ausgeübt habe. Dann scheitere ich bei Bewerbungen wahrscheinlich an der fehlenden Berufserfahrung im alten Job.

Und Steuerberater: Ist das nicht nur für den gehobenen Dienst möglich?
Steinbock
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Steinbock »

Hallo Silesia,

was hat ein Steuerberater mit dem gehobenen Dienst zu tun ?
Natürlich müsste man dann noch eine weitere Ausbildung machen: **************
Ich hoffe jetzt einmal, dass mein Link nicht wieder als Werbung aufgefasst wird !!!
Wenn man sich etwas zutraut kann man zu jedem Zeitpunkt wieder in eine Verkaufstätigkeit wechseln.

Ein kurzer Überblick über meinen Beruflichen Werdegang, damit Du verstehst was ich meine.

nach der Handelsschule - Ausbildung zum Großhandelskaufmann;
Zusatzausbildung zum Buchhalter (Bilanzbuchhalter)
Wechsel in den öffentlichen Dienst - System und Anwendungsprogrammierung (Schwerpunkt Beihilferecht)
Während dieser Zeit nebenberufliche Tätigkeit für eine Bausparkasse + Versicherung.
nach Angestelltenprüfung II - Wechsel in Beamtenstatus.
Und nach ein paar Jahren Ausstieg aus dem ÖD und Tätigkeit für ein Versicherungsunternehmen.

Gruß vom Steinbock
Kater-Mikesch
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Kater-Mikesch »

Hallo Silesia,

also wenn Du gerne als Steuerberater arbeiten willst, dann brauchst du zwar keine Ausbildung im gehobenen Dienst, aber du musst schon sehr
fit im Steuerrecht sein - und nicht nur in einem Teilgebiet...
Wenn welche aus der Finanzverwaltung dieses Studium auf sich nehmen, dann nur welche die im gehobenen Dienst beheimatet sind und durch
das Studium die ganz Palette des Steuer- und Bilanzrecht kennen...ich kenne viele Dipl. FW und einige Steuerberater, aber ich habe noch niemals
gehört, dass einer aus dem mittleren Dienst die Steuerberaterprüfung gemacht hat...

Was aber möglich ist, dass du vom mittleren Dienst den Laufbahnsprung in den gehobenen wagst, natürlich dann mit Studium beim Finanzamt...
Dann bist du Dipl. FW bzw. hast dann nach neuer Ordnung den Bachelor of Law.

Aber dann nochmals zum Steuerberater mit eigener Kanzlei ist schon was anderes...die Konkurrenz z. B. Anwälte mit angeschlossenen Steuerkanzlei
ist groß. Das Arbeitsaufkommen ist hoch und es ist ein Knochenjob...
Wenn es dir der Dienstherr ermöglicht, dann mach doch einfach den Aufstieg in den gehobenen Dienst - manche Länder wollen den mittleren Dienst
verschlanken und den gehobenen Dienst ausweiten und aufwerten...Fragen bei deinem Dienstherrn kostet nicht.
Silesia
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Silesia »

Danke für eure Infos und Tipps!

Es ist ja nicht so, dass ich mich jetzt auf Steuerberater spezialisieren möchte. Ich frage mich nur allgemein was andere Leute, die den mittleren Dienst gemacht haben und in die freie Wirtschaft raus sind, heute so machen. Dadurch stelle ich ja dann fest, was ich auch so alternativ machen könnte.

Den Laufbahnsprung oder auch Aufstieg gibt es bei uns durchaus. Dafür überhaupt zugelassen zu werden ist allerdings nicht einfach. Ich persönlich finde auch schon die Ausbildung im mittleren Dienst im Vergleich zur Erstausbildung sehr schwer. Bisher halte ich mich gut aber ich weiss nicht ob ich den Druck durchgehend standhalte. Spaß macht es aber bisher!

Für den Aufstieg muss man in der Besoldungsgruppe A7 sein, die Zustimmung vom Dienstherren haben und dann eben einen Test absolvieren. Schafft man diesen, darf man die Ausbildung im gehobenem Dienst nachholen. Da aber die Regierung überlegt, Azubis nach der Ausbildung wieder mit A5 einzustellen, könnte es ziemlich lange dauern, bis ich A7 erreiche (falls es durchgesetzt wird). Eine Kollegin fing damals mit A6 an und musste 18 Jahre warten um mal auf A8 zu kommen. Hat zwar jetzt nichts mit dem Thema zu tun, aber das verdeutlicht, wie lange man auf eine Beförderung warten kann. Aber das kennt ihr sicher genauso gut!
ZS-forever
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von ZS-forever »

Silesia hat geschrieben: Eine Kollegin fing damals mit A6 an und musste 18 Jahre warten um mal auf A8 zu kommen.
Da war sie ja noch richtig schnell - beim Zoll nennt man so was Blitzaufsteiger - und DAS ist keine Ironie
Kater-Mikesch
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Kater-Mikesch »

Wenn einer aus dem mittleren Dienst wechselt, dann vermutlich nicht in den Bereich des Steuerberaters...

GGf. als Steurfachgehilfe/in - aber ob das eine alternative zum Finanzamt ist, wage ich mal zu bezweifeln...
Silesia
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Silesia »

Naja Steuerberater wäre glaub auch nix für mich. Versicherung wäre schon eher was.

Am meisten würde ich aber dann doch eher wieder in den Handel oder zur Industrie, dort als Sachbearbeiter, in der Verwaltung oder im Vertrieb arbeiten. In der Steuerabteilung einer Firma wäre auch nicht schlecht. Aber ich bezweifle stark, dass die Kenntnisse aus dem mittleren Dienst dafür ausreichen.

Zum Thema Steuergehilfe (mal kurz vom Thema abweichen): Ich habe auf dem Amt gehört, dass vor Jahren mal eine Azubine den Übernahmeschnitt nicht geschafft hatte. Sie hatte zwar die Ausbildung bestanden, wurde aber natürlich nicht übernommen. Also bewarb sie sich beim Steuerberater. Dieser stelle sie nur nochmal als Auszubildende zur Steuerfachangestellte ein. Sie willigte ein...mag sein dass Steuerfachangestellte und Finanzbeamter im mittleren Dienst nicht völlig identisch sind. Dennoch halte ich das für doppelt gemoppelt...hat da eine Arbeitskraft die eigentlich doch schon recht fit ist im Steuerwesen und das 3 Jahre lang zum Azubigehalt.
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Bundesfreiwild
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Bundesfreiwild »

Meine Güte.

Wenn man in die freie Wirtschaft geht, ist es zunächst mal völlig irrelevant, in welcher Beamtenlaufbahn man steckte.
Was zählt, sind die Qualifikationen, die man hat.

Wenn man sich umorientieren will, ist es ganz lehrsam, sich mal in der Internet-Jobbörse des Arbeitsamtes zu bewegen und nachzugucken, welche Qualifikationen für bestimmte Berufe als erforderlich angesehen werden. Das kann sehr heilsam sein. Wobei in den Jobangeboten eigentlich immer die Idealvorstellungen stehen und praktisch kein Bewerber restlos alle Anforderungen erfüllt. Berufliche Um- oder Weiter-Qualifikation findet ja im digitalen Zeitalter eigentlich permanent statt.
Wenn man eine bestimmte zukünftige Berufsvorstellung hat, kann man dann dort auch erkennen, was für diese Berufe an Qualifikationen gefordert wird.
Und dann muss man eben überlegen, wie man sich die Qualis besorgt.

Jedenfalls ist völlig unwichtig, welche Laufbahnangehörigkeit man hatte. Wenn einem Qualifikationen fehlen, kann man sich die aneignen. Egal ob das Datev ist oder andere Buchhaltungsprogramme, IHK-Weiterbildungen, Angestelltenakademie, was auch immer, vielleicht auch nochmal einen höheren Schulabschluss machen und studieren.

Ganz klar ist: Wer in der freien Wirtschaft auch nur annähernd ausreichend NETTO-Kohle verdienen will, der muss sich einfach mit den dafür nötigen Qualifikationen versorgen. Und ganz klar: Da kein Hauch von Laufbahnrecht mehr zählt ist auch NUR noch relevant fürs eigene Fortkommen, was man kann und was man leistet (und natürlich der Einsatz, den man dafür zu geben bereit ist).

Wenn man aber bereits BEamtin ist, sollte man sich sehr gut überlegen, was man macht. Wenn überhaupt, dann keine Entlassung aus den Bea-Verhältnis, da einem dann die Nachversicherung in der Rentenversicherung droht und dies bedeutet in der Regel, dass die Rentenansprüche praktisch 50% geringer sind, als die Pension, die man schon bekäme. Das muss man sich vorher unbedingt ausrechnen lassen.

Was man jetzt schon machen könnte, wäre eine genehmigte Nebentätigkeit, um sich zusätzliche oder andere Qualifikationen zu erwerben. Das würde einem u.U. eine spätere Umorientierung und ggfs. einen kompletten Absprung erleichtern.
Silesia
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Silesia »

Das mit der Nebentätigkeit um zusätzliche Qualifikationen zu erwerben bzw. bereits vorhandene zu vertiefen ist eine gute Idee.

Zum Thema Nachversicherung: Da hat es doch eine Änderung gegeben bzw. es wird eine Änderung durchgenommen (eins von beidem, weiss gerade nicht mehr genau). In "Fair" habe ich nachgelesen, dass es nun keine Nachversicherung mehr gibt. Hat ein Beamter z.b. 10 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet und wechselt in die freie Wirtschaft, hat er später, wenn er in Rente geht, für die 10 Jahre als Beamter auch Anspruch auf Pension. Pro Jahr als Beamter sind das doch 1,7 % (auf die genaue Kommastelle genau weiss ich gerade nicht). Zwar nicht sehr viel im Vergleich zur vollen Pension aber immernoch besser, als nachversichert zu werden. Oder irre ich mich?

Ich weiss auf jeden Fall dass ich diese Regelung schwarz auf weiss gelesen habe. Wie dieses Dokument in "Fair" jedoch heisst, fällt mir gerade nicht mehr ein.
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Bundesfreiwild
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Bundesfreiwild »

Da müsste man mal eine Versorgungsstelle befragen. Mir ist diese Regelung noch nicht bekannt.
egyptwoman
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von egyptwoman »

Ich kenne jemanden der sich hat von seinem Dienstherrn Freistellen lassen, d.h. er behält seine Pensionsansprüche (natürlich nur für die Zeit des aktiven Dienstes), arbeitet aber in der freien Wirtschaft und wird wohl auch nicht wieder an seinen Dienstposten zurückkehren. Wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit.

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Mikesch
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Mikesch »

Ich kenne 3 Leute, die den Weg bestritten haben.

Einer machte sich mit ner geilen Geschäftsidee selbstständig, die Anderen über den 2. Bildungsweg mit Studium.

Allen gemein war, dass sie recht pfiffig waren und schon klare Vorstellungen hatten. Nachdem sie dann ihre besten Jahre, ihre Jugend geopfert hatten, hatten sie gut Lachen. Trotzdem hieß es, immer weiter kämpfen...
Wer weiß, was er will und die nötigen charakterlichen Voraussetzungen mitbringt, der schafft das schon. Die Frage muss sich aber jeder selbst beantworten...
SELECT 'dreams' FROM 'erinnerungen' WHERE HARDCORE = 'yes'
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Silesia
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Re: Beamter mittlerer Dienst zur freien Wirtschaft - Erfahru

Beitrag von Silesia »

Naja ich kann ja nochmal darüber nachdenken, wenn ich wirklich mal wechseln will. Erstmal mach ich natürlich die zweite Ausbildung fertig. Danach sehe ich in Ruhe weiter. Bisher passt es ja und ich fühle mich bisher wohl (oh ja, trotz Statistik-Druck und allem :D wobei man den als Anwärter natürlich nicht direkt zu spüren bekommt). ich kenne ja auch die freie Wirtschaft und fühle mich (abgesehen von diesen Sparmaßnahmen, die geplant sind) bisher im öffentlichen Dienst gut aufgehoben.

Sollte ich mal etwas anderes machen wollen, habe ich nun ein paar Vorstellungen. Danke nochmal :)
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