Beurlaubung ohne Besoldung

Allgemeine Themen zum Bereich des öffentlichen Dienstes.

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Ivy13
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Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Ivy13 »

Liebe Mit-Beamten,

ich bin Bundesbeamtin auf Lebenszeit und seit meiner Anwärterschaft seit 6 Jahren im Dienst.
Ich habe neben der Arbeit im Fernstudium studiert und möchte nun meine Doktorarbeit angehen.

Hierfür möchte ich mich ohne Besoldung/Bezüge beurlauben lassen, anvisiert sind 2 oder 3 Jahre.

Ich habe den Antrag gestellt (gemäß § 95 BBG), personalverwaltungstechnisch eigentlich kein Problem, aber der Antrag wurde ABGELEHNT.

Die Begründung: da es noch keinen Nachfolger für meine Stelle gibt, kann ich auch nicht gehen. Die nächsten Anwärter werden erst 2016 fertig.

Ob meine Stelle nun, aufgrund meines Beurlaubungs-Antrages neu ausgeschrieben wird, ist unsicher. Und dauert wahrscheinlich bis zu einem Jahr.

Was soll ich denn nun machen? In meinem Studium habe ich eigene Fristen, Recherchereisen, Auslandsaufenthalte. Ich kann nicht auf einen Nachfolger warten. Meine Behörde macht keine großen Anstalten jemanden Neues zu finden. Soll ich einfach jemanden von der Straße holen und ihm meine Stelle schmackhaft machen, oder wie?

Ich weiß, dass ich gemäß § 95 BBG keinen Rechtsanspruch auf eine Beurlaubung habe und dass es eine Kann-Bestimmung ist. Aber meinen Antrag einfach so abzulehnen..... Ohne Aussicht, ohne Zeitrahmen....

Ich habe das Gefühl, ich werde in die Entlassung getrieben. Vor allem durch meine unfähige Personalverwaltung, von der ich mich nicht ausreichend informiert und betreut fühle.

Ich habe natürlich auch schon darüber nachgedacht, ob ich erst einmal mich für 3 Monate beurlauben lasse und dann immer wieder verlängere. Einmal müssen sie dem ja zustimmen, aber die Verlängerung können sie ja wieder ablehnen (so auch mein Chef, wie eine Art Drohung).

Ich weiß, dass eine Beurlaubung ein Entgegenkommen des Arbeitgebers ist, und mein Argument ein anderes ist, als eine Elternzeit und die Pflege von den Eltern.

Aber was soll ich denn tun? Ich muss zu einem bestimmten Datum gehen... Spätestens zum März 2015

Danke für eure Rückmeldungen!

Ivy
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tiefenseer
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von tiefenseer »

Hallo Ivy,

hast Du Dich schon mal mit diesem Thema an den Pers-Rat gewandt?
Wenn ja - wie positionieren die sich dazu?

Welche Vorteile hat Dein Dienstherr von Deiner Doktorarbeit bzw. von dem Erreichen Deines Doktoranten?

Vielleicht solltest Du Dich auch mal über die rechtlichen Möglichkeiten, die Dir in dieser Sache zustehen bei einem Fachanwalt besprechen.

Es geht ja nicht darum auf Konfrontation mit Deiner Pers-Stelle zu gehen.
Aber vielleicht haben die dort noch gar nicht erkannt, was sie in Dir und mit Dir eigentlich haben?

Gruß vom Tiefenseer
Ärgere Dich nicht über Deine Fehler und Schwächen, ohne sie bist Du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr.
Schaaf2012
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Schaaf2012 »

Hallo Ivy13,

mein Dienstherr (Bundesministerium) ist ebenso restriktiv bei dieser Art von Begehren. Mir ist nur bekannt, dass ausnahmsweise mal 2 Tage Sonderurlaub unter Weiterzahlung von Bezügen zur Teilnahme an besonders wichtigen Präsenzprüfungen gewährt wird. Das ist nicht viel. Soweit meine Erfahrung ist, ist man komplett vom good will des Dienstherrn abhängig.

Dass der Dienstherr einen damit in die Kündigung treiben möchte ist meiner Erfahrung nach eine subjektive Wahrnehmung und meistens nicht tatsächlich der Absicht des Dienstherrn gerecht werdend. Der Dienstherr versucht lediglich keine Präzidenzfälle zu schaffen und ist daher konsequent. Elternzeit, Mutterschutz usw. reißen bei manchen Behörden Löcher in die Personalausstattung, die nicht durch weitere Sonderfälle ausgedehnt werden sollen.

Ich konnte Mitte der 90iger mich mal für 2 Jahre halbtags beurlauben (ohnen Begründung, ohne nix, nurn 2 Zeiler) lassen. Das war vereinigungsbedingt möglich, da man im Überschwang zuviel Personal eingestellt hatte. Diese goldenen Zeiten der einfachen Beurlaubung sind seit so 97iger Jahre bei uns vorbei.

Vielleicht kann Du Urlaulb ansammeln order irgendwas mit Arbeitszeitkonto, Zeitguthaben ansammeln?

Gruß
Schaaf2012
Dipl_Finanzwirt
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Dipl_Finanzwirt »

Hallo,

kein Anspruch auf Beurlaubung, aber Anspruch auf eine ermessensfehlerfreie Entscheidung, wobei ich auch überlegen würde, ob du wirklich mit der Personalstelle auf Konfrontation gehen willst.

Wäre denn Teilzeit eine Möglichkeit? Kenne ein paar Leute, die auf dem Weg promoviert hatben.

Wie soll es denn nach der Promotion weitergehen? Willst du Bundesbeamtin bleiben - auf deiner jetzigen Stelle? Oder willst du mit deinem neuen Abschluss etwas "erreichen"? Dann könnte es sich vielleicht lohnen zuerst nach einer neuen Stelle zu suchen - und dort gleich auf dein Promotionsvorhaben hinzuweisen als bei der alten etwas zu erkämpfen...

bYe
Anwaerter
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Anwaerter »

Hi Ivy,

Was sagt deine Uni (Prüfungsamt oder so) zu der Problematik?
Geht auf dem Weg was?
Es hört sich nicht so schlimm an, wie es ist!
Ivy13
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Ivy13 »

Danke für alle Rückmeldungen.

Teilzeit ist auch keine Option, da die Diss mehr und mehr zu einer Vollzeit-Tätigkeit wird. Außerdem muss ich für Recherche- und Forschungsarbeiten in eine andere Stadt und ins Ausland.

Im gehobenen Dienst werde ich nach Ende der Promotion natürlich nicht bleiben. Entweder versuche ich mich in den höheren Dienst zu bewerben oder ich gehe doch zu einer anderen Einrichtungen, hierfür muss ich natürlich die Entlassung beantragen.

Die Beurlaubung ist einfach nur ein netter "Joker", denn mit meinem geisteswissenschaftlichen Studium sehen die Jobchancen nicht sehr rosig aus.

Die Promotion wird vom Arbeitgeber einfach nicht unterstützt, da dieser an Fortbildungen nicht interessiert ist. Ein Aufstiegsverfahren gibt es in unserer Behörde auch nicht.

Die Antwort von der Personalverwaltung auf meine Frage nach höherbewerteten Positionen: "Entweder Sie gehen in eine andere Behörde, oder Sie lassen sich entlassen".

Das motiviert.

Ich wende mich an den Personalrat, an den Behördenleiter - oder letzte Option: Entlassung.

Das Beamtensystem ist zwar sicher und beständig, aber leider unflexibel und untransparent. Das passt nicht mehr zu der heutigen Jobkultur. Und Mitarbeiter, die freiwillig neben Vollzeit-Beruf studieren und sich fortbilden ignoriert man.
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Mikesch
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Mikesch »

Unter dem Strich ist die Beurlaubung doch nur ein Netz, falls es mit dem Dotore nicht klappt.
Wenn es klappt, bist Du dem Arbeitgeber so oder so verloren, aus welchem Grund sollte er dies unterstützen und noch Jahre eine Stelle auf Kosten der Kollegen frei halten?
Manches Anspruchsdenken finde ich schon verwunderlich. Es gibt eh kein Geld in der Zeit, dann kann man auch gleich kündigen...
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Ivy13
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Ivy13 »

Natürlich macht das nicht jede Firma mit. Aber ich kenne genug Unternehmen, die die Fortbildung ihrer Arbeitnehmner zahlen. Und sogar für die Promotion Freistellungsphasen anbieten.

Mein Arbeitgeber profitiert ungemein von meiner zusätzlichen Qualifikation. Am liebsten hätten sie ja einen promovierten Mitarbeiter im gehobenen Dienst, mit einer Besoldung von A 10.

Es ist nicht alles selbstverständlich, aber versuchen möchte ich es trotzdem. Und träumen darf man, oder?

Und ich habe eine gute Ausbildung und Berufserfahrung, da "draußen" wird sich schon etwas ergeben (vielleicht nicht beim ersten Jobangebot).
Dipl_Finanzwirt
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Dipl_Finanzwirt »

Im allgemeinen machen Unternehmen Promotionsprogramme, wenn diese etwas von der Promotion haben. Häufig mit Promotionsthemen aus dem Unternehmen und einer klaren Perspektive für nach der Promotion. Auch ist die Qualität der "Freistellung" recht unterschiedlich.
Torquemada
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Torquemada »

Ivy13 hat geschrieben:
Mein Arbeitgeber profitiert ungemein von meiner zusätzlichen Qualifikation. Am liebsten hätten sie ja einen promovierten Mitarbeiter im gehobenen Dienst, mit einer Besoldung von A 10.
Das bezweifle ich.
Carrington
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Carrington »

Ivy13 hat geschrieben: Mein Arbeitgeber profitiert ungemein von meiner zusätzlichen Qualifikation. Am liebsten hätten sie ja einen promovierten Mitarbeiter im gehobenen Dienst, mit einer Besoldung von A 10.
Nein. Keine Behörde dieser Republik will Leute in einer Laufbahn sitzen haben, die sowieso nur aufsteigen wollen. Mit Abitur in den mD ist bei manchen schon problematisch.
Ivy13
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Ivy13 »

Mein Chef würde mich gerne behalten, auch gerne mit Dr. Und zwar auf meiner jetzigen Stelle.
Dipl_Finanzwirt
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von Dipl_Finanzwirt »

Hallo,

Folgendes vorneweg: die Entscheidung die du dabei bist zu treffen wird auf dein weiteres Leben massive Auswirkungen haben. Hier kommt es auf die Zwischentöne an, und das Medium „Forum“ stößt eindeutig an seine Grenzen. Ich würde dir daher empfehlen zu einem guten Coach zu gehen und mit ihm diese Entscheidung strukturiert aufzubereiten. Im persönlichen Gespräch ist eine ganz andere Ebene des Austausches möglich.

Ich denke dass dir die Bedeutung dieser Entscheidung auch durchaus bewusst ist, deswegen verzichte ich auf irgendwelche Hinweise auf die möglichen Folgen. Auch glaube ich, dass du dich innerlich nicht vom Beamtentum verabschiedet hast. Bei deinem ersten Posting in diesem Forum ging es noch um den Aufstieg in den höheren Dienst und das ist ein erheblicher Unterschied zur im jüngsten Posting aufgeworfenen Frage der Entlassung aus dem Beamtenverhältnis.

Generell gilt: Unsere Wahrnehmung bestimmt unsere Zufriedenheit
vermutlich hatte das Studium neue Perspektiven eröffnet. Deswegen nimmst du deine Beamtenstelle als belastend war. Ich würde jedoch vermuten, dass sich dein Arbeitsumfeld nicht verändert hat sondern lediglich deine Wahrnehmung des selben. Ich selbst habe auch ein berufsbegleitendes Studium hinter mir und durch den Austausch unter den Studenten wurde mir erst klar, was anderswo alles möglich ist. Dadurch verwandelte sich eine latente Unzufriedenheit in einen massiven Fluchtimpuls. Ich gehöre jedoch zu den Studenten, die erst nach dem Studium die Stelle gewechselt haben. Mein alter Job, so "unfähig" die Führungskräfte und so "ungerecht" die Bezahlung in meinen Augen war, hat mir aber dieses Studium erst ermöglicht. Ich hatte eine solide wirtschaftliche Basis, zeitliche Flexibilität in den „heißen“ Phasen des Studiums Plusstunden abbauen zu können, die Möglichkeit auch sehr kurzfristig Urlaubstage einzuschieben und weicht den Shop im Schlaf erledigt habe wenig psychische Belastung. Mit dieser Grundhaltung hatte ich meine eigne „Überwindungsstrategie“. Ich frage mich, ob die auch eine solche überwintern Strategien helfen würde. Ich vermute dass dein Beamtenstatus ich aktuell finanziell trägt. Damit gehörst du nicht zu den Studenten die Weihnachten im Dunkeln verbringen, weil das Geld für die Stromrechnung nicht gereicht hat. Gerade bei den „schöngeistigen“ Studienfächern ist es ja nicht unüblich dass auch nach dem Studienabschluss finanzielle Probleme mehr die Regel denn die Ausnahme sind. Ich weiß nicht, ob du nach dem du zehn Jahre mit die beste soziale und finanzielle Absicherung genossen hast wirklich haben möchtest? Vielleicht solltest du dir einfach mal bewusst machen, welche Leistungen das Beamtenverhältnis die bringt – und im Gegenzug überlegen, welche Verpflichtungen für dich daraus resultieren. Dann hast du eine Basis um abwägen zu können ob es das wert ist.

Du schreibst auch, dass es dir praktisch nicht gelingt (als Teilzeit-Kraft) Stunden aufzubauen. Für mich hört sich das so an, dass du verständlicherweise deinen Pflichten als Forscherin vor deinen Pflichten als Beamtin Vorrang einräumt. Das ist sicherlich verständlich bei der als Forscherin das bekommst was die als Beamtin vorenthalten ist (insbesondere vermutlich Anerkennung und Spaß an der Arbeit). Allerdings solltest du denke ich deine Dienstpflichten ernst nehmen, was dir leichter fällt wenn du dir klar bist was die Gegenleistung dir alles einbringt. Im Gegensatz zu vielen anderen Beamten in dieser Situation hast du mit deinem Studium (vermutlich) ja eine tatsächliche Perspektive die Situation zu verändern.

Wenn wir schon bei den eher unangenehmen Wahrheiten sind. Die eigene Leistung wird in der Regel in selbstwertdienlicher Weise überschätzt. Versetze dich doch mal in die Rolle deiner Dienstvorgesetzten. Die sind verantwortlich dafür, dass die Behörde funktioniert und ihre Aufgaben erfüllt. Dazu wird deine Promotion eher nicht gehören. Frage dich, was bringt an diesem Maßstab gemessen da in der außerdienstlichen Aktivitäten? Wie hat eine Behörde bisher konkret von deinem Studium profitiert?

Schöne Grüße

P.S.: Solltest du das komplett alleine mit Dir ausmachen wollen und etwas Input brauchen würdigte das (hör-) Buch von Jens Corsen: der Selbstentwickler empfehlen.
GVR
Beiträge: 3
Registriert: 9. Nov 2014, 12:47
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von GVR »

Hallo Ivy13,

wie sieht es denn nun bei dir aus?
Ich hatte nach 8 Jahren Staatsdiener es wirklich sehr schwer wieder in der freien Wirtschaft Fuß zu fassen! Viele Personaler legen die Akte gleich beiseite wenn sie lesen das man längere Zeit beim Staat war UND das egal wie gut die Abschlussnoten / die Promotion war!!!
Würde mich mal wirklich interessieren was bei dir nun so geschehen ist!!!

MfG
ignisas4
Beiträge: 41
Registriert: 25. Apr 2015, 14:32
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Re: Beurlaubung ohne Besoldung

Beitrag von ignisas4 »

Würde mich auch interessieren.
Herzliche Grüße von mir!
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